Naturwissenschaftliche Konkretisierung unbestimmter Rechtsbegriffe im Umweltvölkerrecht
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Naturwissenschaftliche Konkretisierung unbestimmter Rechtsbegriffe im Umweltvölkerrecht
Schriften zum Umweltrecht, Vol. 157
(2007)
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Abstract
Umweltvölkerrechtliche Regime enthalten in zentralen allgemeinen Normen unbestimmte Rechtsbegriffe mit naturwissenschaftlichem Charakter. Zwischen diesen Vorschriften und den konkreten Handlungsverpflichtungen muss ein naturwissenschaftlich vernünftiger Zusammenhang bestehen. Eva Kracht untersucht exemplarisch anhand des Washingtoner Artenschutzübereinkommens, des ECE-Luftverschmutzungs- und des Klimaregimes Elemente, die eine solche Verbindung gewährleisten können. Als zentrale Bindeglieder identifiziert sie "Zwischenstufen der Konkretisierung", regelmäßig in Form von Entscheidungen der Vertragsstaatenkonferenzen: im Luftverschmutzungsbereich das Critical Loads-Konzept und bei der Artenschutzkonvention Kriterienkataloge für die Ermittlung einer Ausrottungsbedrohung. Im Klimaregime stellt sie einen Mangel an solchen Zwischenstufen und insgesamt an einer hinreichenden Konkretisierung des Vertragsziels fest.
Table of Contents
Section Title | Page | Action | Price |
---|---|---|---|
Inhaltsverzeichnis | 7 | ||
Abkürzungsverzeichnis | 13 | ||
A. Einleitung | 15 | ||
I. Wissenschaftliche Erkenntnis als Grundlage des internationalen Umweltrechts | 16 | ||
1. Keine allgemeine Rechtspflicht zur Gründung des Umweltvölkerrechts auf wissenschaftliche Erkenntnisse | 17 | ||
2. Berücksichtigung wissenschaftlicher Erkenntnisse als Voraussetzung für ein effektives Umweltvölkerrecht | 21 | ||
II. Wissenschaft und Politik: ein weites Problemfeld | 23 | ||
1. Überblick über Probleme der wissenschaftlichen Politikberatung | 23 | ||
2. Umweltschutzmaßnahmen bei wissenschaftlicher Unsicherheit: das Vorsorgeprinzip | 27 | ||
III. Fragestellungen und Untersuchungsgegenstände | 30 | ||
1. Fragestellungen | 30 | ||
a) Naturwissenschaftliche unbestimmte Tatbestandsmerkmale | 30 | ||
b) Zwischenstufen der Konkretisierung | 31 | ||
aa) Fragestellung | 31 | ||
bb) Rechtsnatur der Zwischenstufen der Konkretisierung | 31 | ||
c) Wissenschaftliche Fundiertheit der konkreten Handlungsverpflichtungen | 33 | ||
d) Anpassung an neue wissenschaftliche Erkenntnisse | 33 | ||
e) Untersuchungsumfang | 33 | ||
2. Untersuchungsgegenstände | 34 | ||
a) Identifizierung wesentlicher Strukturelemente und Einordnung der zu untersuchenden Regime | 35 | ||
aa) Naturwissenschaftliche Tatbestandsmerkmale in grundlegenden Vertragsnormen | 35 | ||
(1) Beispiele aus umweltvölkerrechtlichen Verträgen | 35 | ||
(2) Entsprechende Elemente in den exemplarisch untersuchten Regimen | 37 | ||
bb) "Listungsmodell" und "Grenzwertmodell" | 37 | ||
(1) Beispiele für das "Listungsmodell" | 38 | ||
(a) Das Ozonregime | 38 | ||
(b) Das Übereinkommen über persistente organische Stoffe (POPs) | 38 | ||
(c) Das Übereinkommen über wandernde wildlebende Tierarten (CMS) | 40 | ||
(d) Basler Konvention, Rotterdamer Konvention und Cartagena-Protokoll | 40 | ||
(e) Exemplarischer Untersuchungsgegenstand: Das Washingtoner Artenschutzübereinkommen | 41 | ||
(2) Beispiele für das "Grenzwertmodell" | 41 | ||
(a) Das Ozonregime | 41 | ||
(b) Fischerei-Übereinkommen | 42 | ||
(c) Die Walkonvention | 44 | ||
(d) Exemplarische Untersuchungsgegenstände: Das Luftverschmutzungs- und das Klimaregime | 46 | ||
cc) Institutionen und Verfahren zur Einspeisung wissenschaftlicher Erkenntnisse | 46 | ||
(1) Beispiele aus umweltvölkerrechtlichen Regimen | 46 | ||
(2) Entsprechende Elemente in den exemplarisch untersuchten Regimen | 49 | ||
dd) Exemplarische Untersuchungsgegenstände als Grundlage für generelle Aussagen | 50 | ||
b) Abgrenzung von grundsätzlich anderen Regimestrukturen | 50 | ||
aa) Entscheidung über konkrete Maßnahmen durch die einzelnen Parteien | 51 | ||
(1) Das Übereinkommen über die biologische Vielfalt | 51 | ||
(2) Ramsar-Konvention und Übereinkommen zum Schutz des Weltkulturerbes | 52 | ||
(3) Wüstenkonvention und UN-Übereinkommen über internationale Wasserläufe | 52 | ||
(4) PIC-Instrumente | 52 | ||
bb) Die Welthandelsorganisation: ein Handelsregime mit großer Umweltrelevanz | 53 | ||
IV. Gang der Untersuchung | 57 | ||
B. Das Luftverschmutzungsregime | 59 | ||
I. Einführung | 59 | ||
1. Wissenschaftliche Grundlagen | 59 | ||
2. Überblick über das Regime | 62 | ||
3. Wissenschaftliche Institutionen und Verfahren | 65 | ||
II. Naturwissenschaftliche Elemente grundlegender Vertragsnormen | 69 | ||
III. Zwischenstufen der Konkretisierung: das Critical Loads/Levels-Konzept | 73 | ||
1. Das Konzept | 73 | ||
2. Critical Loads/Levels im Luftverschmutzungsregime | 76 | ||
a) Critical Loads/Levels in den Vertragstexten | 76 | ||
aa) Frühe Entwicklungen | 77 | ||
bb) NOx- und VOCs-Protokolle: Bestimmung kritischer Werte als Ziel | 77 | ||
cc) Zweites Schwefelprotokoll: kritische Einträge im Anhang enthalten | 78 | ||
dd) Schwermetall- und POPs-Protokolle: wenig Bezug zu kritischen Werten | 79 | ||
ee) Das Multikomponenten-Protokoll: weiterentwickelter Critical Loads/Levels-Ansatz | 80 | ||
b) Bestimmung von Critical Loads/Levels und ihrer Überschreitung und methodische Vorgaben des Kartierungshandbuchs | 82 | ||
3. Analyse und Bewertung | 87 | ||
a) Quantifizierung der unbestimmten zentralen Vertragsnormen | 88 | ||
b) Critical Loads/Levels: "reine Wissenschaft"? | 89 | ||
c) Regelungstechniken zur Einbindung kritischer Werte in die Verträge | 93 | ||
IV. Umsetzung der konkretisierten wissenschaftlichen Vorgaben in Handlungsverpflichtungen | 94 | ||
1. Das RAINS-Modell | 94 | ||
2. Critical Loads/Levels als Grundlage vertraglicher Reduktionsverpflichtungen | 96 | ||
a) Das Erste Schwefelprotokoll: kein Bezug zu kritischen Werten | 96 | ||
b) NOx- und VOCs-Protokolle: kritische Werte als Verhandlungsgrundlage für die Zukunft | 97 | ||
c) Zweites Schwefel- und Multikomponenten-Protokoll: von kritischen Werten abgeleitete Reduktionsverpflichtungen | 99 | ||
aa) Das Zweite Schwefelprotokoll | 99 | ||
bb) Das Multikomponenten-Protokoll | 102 | ||
V. Anpassung des Regimes an neue wissenschaftliche Erkenntnisse | 103 | ||
1. Anpassung der Critical Loads/Levels an neue Erkenntnisse | 104 | ||
2. Anpassung der Reduktionsverpflichtungen an geänderte Critical Loads/Levels | 105 | ||
VI. Zusammenfassende Bewertung des Luftverschmutzungsregimes | 106 | ||
1. Critical Loads/Levels-Konzept als wissenschaftliche Konkretisierung der unbestimmten Zentralnormen | 106 | ||
2. Wissenschaftlich fundierte Reduktionsverpflichtungen | 107 | ||
3. Flexible Strukturelemente | 109 | ||
C. Das Washingtoner Artenschutzübereinkommen | 110 | ||
I. Einführung | 110 | ||
1. Wissenschaftliche Grundlagen | 110 | ||
2. Überblick über das Regime | 111 | ||
3. Wissenschaftliche Institutionen und Verfahren | 115 | ||
II. Naturwissenschaftliche Elemente grundlegender Vertragsnormen: Artikel II CITES | 117 | ||
III. Zwischenstufen der Konkretisierung: Kriterien für die Listung von Arten | 121 | ||
1. Die Berner Kriterien | 123 | ||
a) Inhaltliche Konkretisierung des Merkmals "von der Ausrottung bedroht" | 124 | ||
b) Regelung der Informationsquellen | 125 | ||
c) Ausformung des Vorsorgeprinzips | 126 | ||
d) Ergänzung der Berner Kriterien: Formatvorgaben für Änderungsanträge | 127 | ||
2. Die Kyoto-Kriterien – ein gescheiterter Revisionsvorschlag | 128 | ||
3. Die Fort Lauderdale-Kriterien | 130 | ||
a) Inhaltliche Konkretisierung des Merkmals "von der Ausrottung bedroht" | 130 | ||
aa) Regelungen in den Fort Lauderdale-Kriterien | 130 | ||
bb) Bewertung | 132 | ||
b) Formatvorgaben für Änderungsanträge | 135 | ||
c) Regelung der Informationsquellen | 136 | ||
d) Ausformung des Vorsorgeprinzips | 136 | ||
4. Die jüngste Reform: die Bangkok-Kriterien | 137 | ||
a) Inhaltliche Entwicklung | 138 | ||
b) Verfahrensmäßige Vorgehensweise | 141 | ||
5. Analyse und Bewertung | 142 | ||
a) Biologisch fundierte Kriterien für die Listungsentscheidungen | 142 | ||
b) Kein Verfahren zur Sicherstellung der Anwendung der Kriterien | 143 | ||
IV. Umsetzung der konkretisierten wissenschaftlichen Vorgaben in Handlungsverpflichtungen | 147 | ||
V. Beispiel: Der afrikanische Elefant | 149 | ||
VI. Anpassung des Regimes an neue wissenschaftliche Erkenntnisse | 155 | ||
1. Anpassung der Kriterien an neue Erkenntnisse | 155 | ||
2. Anpassung der Anhänge | 156 | ||
VII. Zusammenfassende Bewertung des Artenschutzregimes | 157 | ||
1. Konkretisierung der zentralen Vertragsnorm durch Kriterien | 157 | ||
2. Schaffung konkreter Handlungsverpflichtungen per politischer Abstimmung | 159 | ||
3. Flexible Strukturelemente | 160 | ||
D. Das Klimaregime | 162 | ||
I. Einführung | 162 | ||
1. Wissenschaftliche Grundlagen | 162 | ||
2. Überblick über das Regime | 165 | ||
3. Wissenschaftliche Institutionen und Verfahren | 168 | ||
a) Der IPCC | 169 | ||
b) Der SBSTA | 173 | ||
II. Naturwissenschaftliche Elemente grundlegender Vertragsnormen: Artikel 2 FCCC | 174 | ||
1. Satz 1 des Artikels 2 | 175 | ||
2. Satz 2 des Artikels 2 | 176 | ||
III. Zwischenstufen der Konkretisierung? | 179 | ||
1. Konkretisierung im Rahmen des IPCC | 181 | ||
a) Der Dritte Sachstandsbericht | 181 | ||
aa) Kapitel 19 des Working Group II-Berichts | 181 | ||
bb) Der Synthesebericht | 186 | ||
cc) Bewertung | 187 | ||
b) Vorschlag für ein Technical Paper | 188 | ||
c) Vorarbeiten für den Vierten Sachstandsbericht | 192 | ||
aa) Methodischer Ansatz des Konzeptpapiers der Moderatoren | 192 | ||
bb) Bewertung | 194 | ||
2. Keine Konkretisierung im Rahmen der FCCC | 195 | ||
a) Unzureichende Verwertung der IPCC-Erkenntnisse | 195 | ||
aa) Zur Umsetzung der IPCC-Erkenntnisse erforderliche Schritte | 195 | ||
bb) Konkretisierungsbemühungen vor der Veröffentlichung des TAR | 196 | ||
cc) Konkretisierungsbemühungen auf Grundlage des TAR | 198 | ||
b) Sonstige Konkretisierungsbemühungen | 203 | ||
3. Ansätze außerhalb des Regimes | 204 | ||
a) Das 2C-Ziel der EU | 204 | ||
b) Der WBGU: Leitplanken für den Klimaschutz | 205 | ||
c) CAN: Temperaturgrenzwerte auf Grundlage des TAR | 207 | ||
d) HOT: Weltweiter Dialog über Artikel 2 | 208 | ||
4. Bewertung: Eckpunkte für eine Konkretisierung von Artikel 2 FCCC | 210 | ||
a) Ausreichende wissenschaftliche Basis: der TAR | 210 | ||
b) Ansätze für die inhaltliche Konkretisierung | 211 | ||
c) Institutioneller Rahmen und Entscheidungsform | 214 | ||
IV. Wissenschaftliche Fundiertheit der konkreten Handlungsverpflichtungen | 215 | ||
1. Reduktionsverpflichtungen in der Klimarahmenkonvention | 215 | ||
2. Reduktionsverpflichtungen im Kyoto-Protokoll | 216 | ||
3. Vertragsentwicklungsinstrumente | 217 | ||
a) Die Überprüfung der Angemessenheit | 217 | ||
b) Verpflichtungszeiträume | 219 | ||
V. Anpassung des Regimes an neue wissenschaftliche Erkenntnisse | 220 | ||
1. Anpassung des Verständnisses von Artikel 2 FCCC | 220 | ||
2. Anpassung der Reduktionsverpflichtungen | 220 | ||
VI. Zusammenfassende Bewertung des Klimaregimes | 222 | ||
1. Keine hinreichende Konkretisierung der unbestimmten Zentralnorm | 222 | ||
a) Grenzwertmodell mit erschwerten Bedingungen | 222 | ||
b) Konkretisierungsbemühungen nur außerhalb der FCCC | 223 | ||
2. Keine wissenschaftlich fundierten Reduktionsverpflichtungen | 226 | ||
3. Flexible Strukturelemente und faktische Schwierigkeiten bei der Anpassung an neue Erkenntnisse | 227 | ||
E. Ergebnisse | 229 | ||
I. Verallgemeinerungsfähigkeit der Ergebnisse | 229 | ||
II. Naturwissenschaftliche unbestimmte Tatbestandsmerkmale | 230 | ||
III. Fortlaufende Informationsbeschaffung und Konsensherstellung | 230 | ||
IV. Bedeutung und Ausgestaltung von Zwischenstufen der Konkretisierung | 233 | ||
V. Wissenschaftliche Evaluation durch Expertengremium | 235 | ||
VI. Kein Automatismus zwischen Wissenschaft und Recht | 236 | ||
VII. Transparente Trennung zwischen Wissenschaft und Politik | 237 | ||
VIII. Vertragsentwicklungsklauseln | 238 | ||
IX. Anpassung an neue Erkenntnisse durch flexible Strukturelemente | 239 | ||
X. Verschiedene Lösungen für unterschiedliche Probleme | 241 | ||
F. Ausblick | 243 | ||
Literaturverzeichnis | 245 | ||
Stichwortverzeichnis | 259 |