Vom Wesen der Souveränität
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Vom Wesen der Souveränität
Ein deutsches und ein europäisches Problem
Beiträge zur Politischen Wissenschaft, Vol. 145
(2007)
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Abstract
Auf der Traditionslinie des klassischen Souveränitätsbegriffs Bodins (1576) liegt die Staatssouveränität, die Auffassung, dass die Souveränität das Wesen des Staates ist. Ohne Souveränität kein Staat. Trotz Globalisierung ist Bodins moderner Staatsbegriff ungebrochen wirkmächtig. In dessen Ideengeschichte findet sich ein erstaunlich hohes Maß an Übereinstimmung mit den großen abendländischen Denkern Hobbes (1651), Hegel (1800), Carl Schmitt (1922) und Heller (1934). Sie haben ein konsistentes Erbe hinterlassen, das es zu pflegen und zu bewahren gilt. Souveränität ist, so Hobbes, die "Seele des Gemeinwesens".Demgegenüber weist die Bestandsaufnahme der Gegenwart auf, dass dieses Erbe ausgeschlagen wird. In der politischen Klasse der Bundesrepublik herrscht, so Mäder, eine Mentalität der Problemverdrängung mit seltsamer Richtungslosigkeit. Nationale Selbstbestimmung und -behauptung, Wahrung eigener Interessen im Wettbewerb mit anderen Völkern sind Universalismen und Worthülsen wie grenzenlose Demokratie, Menschenrechte und offene EU gewichen.Dieser kritisierten Zwischenlage stellt Mäder die Position der Staatsphilosophen gegenüber, die die Entwicklung der Staaten Europas geprägt haben und die sie zu kulturellen, wirtschaftlichen und souveränen Mächten werden ließen. Wesensmerkmal ist stets die unteilbare Souveränität - Militärmacht, Finanzhoheit, Territorialgewalt und ausschließliche Kontrolle des Rechtssystems. Diese Pfeiler scheinen den EU-Mitgliedsländern abhanden zu kommen. Die heutige EU läuft dem geistigen Erbe europäischer Nationalstaatlichkeit im Sinne Adenauers und de Gaulles zuwider. Die EU, weder Souverän noch Staat, eher eine amorphe Masse für Wirtschaft und Kapital, gerät durch Amerikanisierung, Globalisierung und Zuwanderung in den Strudel einer Abwärtsbewegung. Solange noch ein oder mehrere mächtige außereuropäische Staaten existieren, ist Bodins "Souveränität" nicht aus der Welt.
Table of Contents
Section Title | Page | Action | Price |
---|---|---|---|
Inhaltsverzeichnis | 9 | ||
Abkürzungsverzeichnis | 11 | ||
Einleitung. Zur Geistesgeschichte | 15 | ||
A. Deutschland | 21 | ||
I. Schiff ohne Steuermann | 21 | ||
II. Stimmen zur deutschen Befindlichkeit | 23 | ||
III. Betroffenheits-, Erinnerungskultur und Vergangenheitsbewältigung als Politikersatz | 26 | ||
IV. Erinnerung und Geschichte | 27 | ||
V. Staat ohne Volkr– Volk ohne Staat | 29 | ||
B. "Souveränität" und "Staat" als geschichtliche Grundbegriffe | 32 | ||
I. Souveränität | 35 | ||
II. Staat | 37 | ||
III. Staat und Souveränität | 39 | ||
IV. Geschichtliche Züge des modernen Staates | 44 | ||
C. Positionen und Begriffe | 46 | ||
D. "Souveränität" und "Staat" als Rechtsbegriffe | 49 | ||
I. Keine wechselseitige Bedingtheit | 49 | ||
II. "Hinkende" Souveränität des Staates? | 52 | ||
III. Vom Wesen der Souveränität | 54 | ||
1. Jean Bodin (1530–1596): Souveränität: absolute Macht | 54 | ||
2. Thomas Hobbes (1588–1679): Souveränität: Seele eines Gemeinwesens | 60 | ||
a) Unteilbarkeit | 60 | ||
b) Militärmacht | 63 | ||
c) Finanzmacht | 70 | ||
(1) Staatsverschuldung und Vermögenslosigkeit | 73 | ||
(2) Wirtschafts- und Währungsunion | 76 | ||
(3) Goldreserven | 78 | ||
(4) Offene Marktwirtschaft mit freiem Wettbewerb | 80 | ||
d) Territorialgewalt | 86 | ||
e) Rechtsgewalt | 86 | ||
(1) Von Herren zu Dienern der Verträge | 87 | ||
(2) Gesetzgebungshoheit (Legislative) | 88 | ||
(3) Richterliche Gewalt (Judikative) | 89 | ||
(4) Grundrechte – Schutz | 96 | ||
(5) Bundesverfassungsgericht: Ein Stern sinkt | 97 | ||
Exkurs: Abschied vom Grundrechtsschutz des Grundgesetzes | 100 | ||
f) Grundgesetz: Verfassung ohne Souverän | 109 | ||
g) Grenzen der Souveränität | 109 | ||
h) Auflösung des Gemeinwesens | 110 | ||
3. Georg Wilhelm Friedrich Hegel (1770–1831) Kein Prätor über den Staaten | 110 | ||
a) "Staat" als unableitbares Handlungssubjekt | 111 | ||
b) "Verfassung" als unableitbares Handlungsobjekt | 112 | ||
c) "Staat" in geschichtsphilosophischer Perspektive | 113 | ||
d) Hegels Kriterien des konkreten Staates | 114 | ||
(1) Hegels Jugendschrift | 114 | ||
(2) Elemente der Staatssouveränität | 115 | ||
(a) Macht | 117 | ||
(b) Kriegsmacht | 118 | ||
(c) Finanzgewalt | 122 | ||
(d) Territorialgewalt | 123 | ||
Staatsbürgerschaft | 126 | ||
Vergemeinschaftung von Asyl, Flüchtlings- und Vertriebenenwesen, Einwanderung etc. | 130 | ||
(e) Rechtsgewalt | 132 | ||
e) Kein Prätor über den Staaten | 132 | ||
4. Hermann Heller (1891–1934): Universale Gebietsentscheidungs- und Wirkungseinheit | 135 | ||
5. Carl Schmitt (1888–1985): Souverän ist, wer über den Ausnahmezustand entscheidet | 138 | ||
E. Staatssouveränität im Völkerrecht | 141 | ||
F. Deutschlands Zukunft | 143 | ||
G. Europäische Union –r Europäische Gemeinschaft | 154 | ||
I. Status quo | 154 | ||
1. Europäische Union | 154 | ||
2. Europäische Gemeinschaften | 155 | ||
3. Pendenz der Souveränität | 155 | ||
II. Status futurus | 156 | ||
1. Endziel Europastaat? | 156 | ||
2. Gemeinschaft ohne Staatsidee und Staatsräson | 156 | ||
3. Gehobene Freihandelszone | 157 | ||
4. Auflösung und Zerfall | 158 | ||
5. Was folgt? | 159 | ||
H. Zusammenfassung | 160 | ||
Literaturverzeichnis | 164 | ||
Sachwortverzeichnis | 178 |