Konsumentenschutz im Hochschulbereich
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Konsumentenschutz im Hochschulbereich
Unvollständige Nachfragerinformation, Marktversagen und markt-basierte Schutzmechanismen
Abhandlungen zu Bildungsforschung und Bildungsrecht, Vol. 15
(2007)
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Abstract
In der seit einigen Jahren in Deutschland und in anderen Ländern geführten Diskussion über geeignete Mittel zur Qualitätssicherung im Bereich der Lehre an Hochschulen geht es aus ökonomischer Sicht im Grunde um die Lösung eines Informationsproblems: Studentische Nachfrager nach Lehrdienstleistungen sind (vor Studienbeginn) in der Regel schlechter über die spezifischen Qualitätseigenschaften der angebotenen Studienprogramme informiert als die Anbieter dieser Programme. Aus informationsökonomischer Sicht sind Märkte für akademische Lehrdienstleistungen als Märkte mit unvollständiger Nachfragerinformation zu bezeichnen, wobei zusätzlich der Spezialfall der asymmetrisch zwischen den Marktparteien verteilten Qualitätsinformation vorliegt. Existieren keine qualitätsoffenbarenden Institutionen, dann führt die Informationsasymmetrie zu Lasten der Studienplatz-Nachfrager zum "Versagen" des Marktes für akademische Lehrdienstleistungen.Vor diesem Hintergrund untersucht Karsten Mause, welche Mittel aus ökonomischer Sicht geeignet erscheinen, die zwischen den Anbietern und Nachfragern von Studienplätzen bestehende Informationsasymmetrie abzubauen, und das drohende Marktversagen infolge von Informationsmängeln abzuwenden. Der Autor widmet sich, anders gewendet, dem in der bildungsökonomischen Literatur bislang lediglich ansatzweise behandelten Thema des "Konsumentenschutzes" im Hochschulsektor: Wie können sich (potentielle) Studenten vor schlechter Angebotsqualität schützen? Mit Hilfe von Theoriebausteinen aus der Informationsökonomik, der Law & Economics sowie der Neuen Institutionenökonomik wird gezeigt, daß sich auf Lehrdienstleistungsmärkten unter bestimmten Bedingungen Mechanismen des "Marktschutzes" (Anbieterreputation, Anbieterwerbung, Einschaltung von Zertifizierern und Informationsintermediären) und des "Selbstschutzes" (studentische Nachfrage nach Qualitätsinformationen) herausbilden. Funktionieren diese markt-basierten Mechanismen, dann können die Marktteilnehmer das vorliegende Informationsproblem selbst lösen. Empirische Befunde aus dem größtenteils wettbewerblich organisierten Hochschulsystem der USA stützen die Argumentation. Studentenschutz im Hochschulsektor ist demnach nicht per se eine Staatsaufgabe.
Table of Contents
Section Title | Page | Action | Price |
---|---|---|---|
Vorwort | 7 | ||
Inhaltsverzeichnis | 9 | ||
Tabellen- und Abbildungsverzeichnis | 14 | ||
1. Einführung in die Problemstellung | 15 | ||
1.1 Zur Theorie des allokativen Marktversagens | 16 | ||
1.2 Marktversagensargumente in der Diskussion zur Studien- und Hochschulfinanzierung | 18 | ||
1.3 Das Problem des Marktversagens infolge von Informationsmängeln | 21 | ||
1.4 Informationelles Marktversagen als Konsumentenschutzproblem | 26 | ||
1.4.1 Staatlicher Konsumentenschutz | 29 | ||
1.4.2 Markt- und Selbstschutz der Konsumenten | 32 | ||
1.4.3 Rechtsschutzstaat und Studienverträge | 36 | ||
1.5 Kriterien zur Beurteilung der angemessenen Problembehandlung | 38 | ||
1.5.1 Subsidiaritätsprinzip: Können die Marktparteien das Informationsproblem selbst lösen? | 40 | ||
1.5.2 Staatlicher Konsumentenschutz bei versagenden Marktlösungen: Erst Informieren, dann Regulieren | 41 | ||
Teil 1: Märkte und Marktversagen im Hochschulbereich | 45 | ||
2. Der Markt für akademische Lehrdienstleistungen | 47 | ||
2.1 Hochschulen als Anbieter von Studienplätzen und Zertifikaten | 48 | ||
2.2 Studenten als Dienstleistungsnachfrager | 52 | ||
2.3 Bildung ist keine Ware | 54 | ||
2.4 Zwischenbemerkung: Der Homo Oeconomicus im Hochschulsektor | 59 | ||
3. Unvollständige Nachfragerinformation und Marktversagen | 61 | ||
3.1 Informationsbedingungen auf Lehrdienstleistungsmärkten | 62 | ||
3.1.1 Ungewißheit und Unkenntnis | 63 | ||
3.1.2 Exkurs: Das Konsumentenleitbild des rationalen Studenten | 65 | ||
3.1.3 Such- und Erfahrungseigenschaften von Studiengängen | 74 | ||
3.1.4 Vertrauen ist gut, Informieren ist besser | 75 | ||
3.1.5 Fazit: Informationsasymmetrie zu Lasten der Nachfrager | 78 | ||
3.2 Marktversagen infolge von Ex-ante-Qualitätsunkenntnis | 80 | ||
3.2.1 Akerlofs Gebrauchtwagenmarkt-Modell und Hochschulalltag | 80 | ||
3.2.2 Subventionierte Studiengang-Anbieter | 81 | ||
3.2.3 Möglichkeit der Qualitätsvariation bei Dienstleistungen | 83 | ||
3.2.4 Shirking der Hochschulmitarbeiter | 84 | ||
3.2.5 Nachvertraglicher Opportunismus der Studiengang-Anbieter | 86 | ||
3.3 Mittel gegen informationelles Marktversagen | 90 | ||
4. Marktliche Mechanismen der Problemlösung im Überblick | 94 | ||
4.1 Signaling der Studiengang-Anbieter | 94 | ||
4.1.1 Reputation und Werbung | 95 | ||
4.1.2 Not-for-Profit-Orientierung als Signal? | 96 | ||
4.1.3 Der Preis als Qualitätssignal? | 97 | ||
4.1.4 Zur Glaubwürdigkeit von Qualitätssignalen | 99 | ||
4.1.4.1 Kostspielige Signale | 99 | ||
4.1.4.2 Nicht zu imitierende Signale | 101 | ||
4.2 Screening: Studentische Informationssuche | 103 | ||
4.3 Einschaltung privater dritter Parteien | 107 | ||
4.4 Zur Imperfektheit marktlicher und staatlicher Problemlösungen | 108 | ||
4.5 Zur Qualität realer Studiengang-Produkte | 109 | ||
4.5.1 Interne und externe Evaluationen als Qualitätsmaßstäbe | 110 | ||
4.5.2 Hochschul-Rankings und Akkreditierungsverfahren | 113 | ||
4.5.3 Studiengang-Qualität als mehrdimensionales Konstrukt | 115 | ||
4.5.4 Normativer Individualismus oder: Qualität als „Fitness for purpose“ | 117 | ||
Teil 2: Qualitätssignale der Studiengang-Anbieter | 121 | ||
5. Reputation als Qualitätssignal I: Reputationsaufbau | 123 | ||
5.1 Vorbemerkungen | 124 | ||
5.2 Reputation als qualitätssichernde Institution | 126 | ||
5.3 Ein einfaches Lemons-Modell als Ausgangspunkt | 128 | ||
5.4 Markterschließung: Irreversible Investitionen zum Reputationsaufbau | 132 | ||
5.4.1 Reputationsaufbau im Modell | 132 | ||
5.4.2 Einige empirische Befunde | 134 | ||
5.4.2.1 Infrastrukturausgaben | 135 | ||
5.4.2.2 Werbung | 137 | ||
5.4.2.3 Rekrutierung akademischer Stars | 139 | ||
5.4.2.4 Studiengebührenrabatt | 143 | ||
5.5 Schlußfolgerungen | 147 | ||
6. Reputation als Qualitätssignal II: Reputationspflege | 155 | ||
6.1 Reputationspflege im Modell | 156 | ||
6.2 Zur Wirkung des Reputationsmechanismus in der Realität | 159 | ||
6.2.1 Abwanderung als Reaktion auf ‚schlechte‘ Konsumerfahrungen | 159 | ||
6.2.2 Unzufriedene Studenten vor Gericht | 164 | ||
6.2.3 Diffusion von Studienerfahrungen im Lehrdienstleistungsmarkt | 169 | ||
6.2.3.1 Einige Vorüberlegungen | 171 | ||
6.2.3.2 Grenzen der interpersonalen Kommunikation | 173 | ||
6.2.3.3 Medien als Kommunikationskanal mit größerer Reichweite | 176 | ||
6.2.3.4 Reputation als mehrdimensionales Konstrukt | 178 | ||
6.2.3.5 Empirischer Befund: Reputationswettbewerb in den U.S.A. | 180 | ||
6.3 Schlußfolgerungen | 188 | ||
7. Informationsbereitstellung durch Anbieterwerbung | 191 | ||
7.1 Werbung als koordinierende Institution | 192 | ||
7.2 Wettbewerb als Anreiz zur Informationsbereitstellung | 195 | ||
7.3 Werbungskontrolle durch konkurrierende Studiengang-Anbieter | 199 | ||
7.4 Werbeaufwand als Signal der Angebotsqualität | 203 | ||
7.4.1 Ein einfaches Werbemodell | 204 | ||
7.4.2 Qualitätsseparierung durch Anbieterwerbung in der Realität | 208 | ||
7.4.2.1 Beobachtbarkeit des Werbeaufwands durch Konsumenten | 209 | ||
7.4.2.2 Unglaubwürdigkeit nicht-verifizierbarer Werbeinhalte | 211 | ||
7.4.2.3 Cheap-talk-Marketing und Glaubwürdigkeitsspender | 213 | ||
7.5 Schlußfolgerungen | 219 | ||
Teil 3: Marktinformation durch private dritte Parteien | 223 | ||
8. Einschaltung privater Informationsintermediäre | 225 | ||
8.1 Vorbemerkungen | 226 | ||
8.2 Delegiertes Monitoring – Zum Auftreten dritter Parteien | 227 | ||
8.3 Vorteile der Einschaltung von Informationshändlern aus Nachfragersicht | 230 | ||
8.3.1 Reduzierung der Suchkosten | 230 | ||
8.3.1.1 Steigende Skalenerträge | 230 | ||
8.3.1.2 Spezialisierungsvorteile | 232 | ||
8.3.1.3 Komparative Suchkostenvorteile | 235 | ||
8.3.2 Offenbarung verborgener Eigenschaften | 237 | ||
8.3.2.1 Das U.S. News & World Report Ranking als Beispiel | 238 | ||
8.3.2.2 Studiengang-Informationen und „akademische Qualität“ | 245 | ||
8.3.3 Bessere Orientierung, besseres Matching | 247 | ||
8.4 Entstehen private Märkte für Studiengang-Informationen? | 252 | ||
8.4.1 Studieninteressenten als Informationsnachfrager | 253 | ||
8.4.2 Ranglistenproduzenten und Broschürenhersteller als Anbieter | 254 | ||
8.4.3 Die Unterversorgungsthese | 257 | ||
8.4.4 Das nachfrageseitige Finanzierungsproblem | 260 | ||
8.4.5 Empirischer Befund: Existenz privater Informationsmärkte | 261 | ||
8.5 Zur Funktionsfähigkeit privater Informationsmärkte | 264 | ||
8.5.1 Das Glaubwürdigkeitsproblem höherer Ordnung | 264 | ||
8.5.2 Mittel gegen Qualitätsunkenntnis auf dem Informationsmarkt | 266 | ||
8.5.2.1 Wettbewerb der Informationsintermediäre | 267 | ||
8.5.2.2 Qualitätskontrolle durch Studiengang-Anbieter | 268 | ||
8.5.2.3 Ranking-Methoden und Ergebnisse als testbare Hypothesen | 271 | ||
8.6 Schlußfolgerungen | 273 | ||
9. Zertifizierung durch private Agenturen | 276 | ||
9.1 Zertifizierung als qualitätssichernde Institution | 277 | ||
9.2 Der U.S.-amerikanische Akkreditierungsmarkt | 280 | ||
9.2.1 Mindeststandards und Verfahren am Beispiel AACSB | 281 | ||
9.2.1.1 Eignungsfeststellung | 282 | ||
9.2.1.2 Selbstevaluation | 283 | ||
9.2.1.3 Peer Review | 286 | ||
9.2.1.4 Zertifizierungsergebnis | 287 | ||
9.2.2 Das CHEA als nicht-staatliches Kontrollorgan | 288 | ||
9.2.3 Marktlösung mit staatlicher Anerkennung | 292 | ||
9.2.3.1 Zum Einfluß des U.S. Department of Education | 293 | ||
9.2.3.2 Staatliche Einflußnahme auf Ebene der Bundesstaaten | 296 | ||
9.2.3.3 Druck zur ‚freiwilligen‘ Akkreditierung | 299 | ||
9.3 Mögliche Probleme der Akkreditierung | 303 | ||
9.3.1 Pooling-Gleichgewicht trotz Zertifizierung | 303 | ||
9.3.2 Expertenmacht, Interessenkonflikte & Gutachterauswahl | 305 | ||
9.3.3 ‚Race to the bottom‘ auf dem Akkreditierungsmarkt? | 309 | ||
9.4 Schlußfolgerungen | 311 | ||
Teil 4: Der Staat als dritte Partei | 313 | ||
10. Studentenschutz als Staatsaufgabe? | 315 | ||
10.1 Vorbemerkungen | 315 | ||
10.2 Staatliches Engagement auf dem Informationsmarkt | 318 | ||
10.3 Private Zertifizierung und staatliche Marktzutrittskontrolle | 322 | ||
10.4 Das Argument der staatlichen Rechenschaftspflicht | 326 | ||
10.5 Staatliche Informationspflicht als Reaktion auf mangelnden Wettbewerb | 328 | ||
10.6 Ist Marktsignalisierung „sozial verschwenderisch“? | 331 | ||
10.7 Staatlicher Studentenschutz als überlegene Problemlösung? | 334 | ||
10.8 Studentischer Selbstschutz: Erst Informieren, dann Studieren | 338 | ||
Literaturverzeichnis | 340 | ||
Sachwortverzeichnis | 374 |