Schuldverhältnisse mit Schutzwirkung zu Gunsten Dritter
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Schuldverhältnisse mit Schutzwirkung zu Gunsten Dritter
Ein Erklärungsmodell für die Entstehung von Schutzpflichten gegenüber Dritten
Papadimitropoulos, Antonios V.
Schriften zum Bürgerlichen Recht, Vol. 354
(2007)
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Abstract
Bei dem Schuldverhältnis mit Schutzwirkung zugunsten Dritter handelt es sich um eine Rechtsfigur, die zwar seit langem zu den anerkannten Instituten des deutschen Rechts gehört, deren Grundlagen jedoch weitgehend ungeklärt bleiben.Antonios Papadimitropoulos verfolgt das Ziel, ein Modell zu entwickeln, das die Entstehung von Schutzpflichten zugunsten von Personen dogmatisch konsequent erklärt, die in keinem Vertragsverhältnis mit dem Schutzpflichtschuldner stehen (sollen). Zu diesem Zweck werden zunächst die Schutzpflichten in rein zweipoligen Beziehungen erforscht. Auf den gewonnenen Erkenntnissen baut die anschließende Herausarbeitung von Regeln für die Entstehung von Schutzpflichten in dreipoligen Verhältnissen auf. Dabei kommt es vor allem darauf an, ob der jeweils in Frage kommende Dritte im Hinblick auf die Vorbereitung oder Durchführung eines Schuldverhältnisses seinen Rechtskreis gegenüber dem Schutzpflichtschuldner öffnet. Da es sich nicht um einen abgeleiteten, sondern um einen originären Drittschutz handelt, kann weder ein Haftungsausschluss im Vertrag zwischen Gläubiger und Schuldner noch ein Mitverschulden des Gläubigers die Rechte des geschützten Dritten einschränken. Das entwickelte Schema der Drittschutzwirkung wird nicht nur abstrakt näher erörtert, sondern auch auf konkrete Fälle, insbesondere aus der Rechtsprechung, angewendet.
Table of Contents
Section Title | Page | Action | Price |
---|---|---|---|
Vorwort | 7 | ||
Inhaltsverzeichnis | 9 | ||
1. Kapitel: Einleitung | 17 | ||
2. Kapitel: Das Schuldverhältnis mit Schutzwirkung zu Gunsten Dritter in der Rechtsprechung | 23 | ||
A. Das Anwendungsfeld des Rechtsinstituts in der Rechtsprechung | 24 | ||
I. Die geeignete Fallgruppenbildung | 24 | ||
II. Fallkonstellationen (vornehmlich) mit Personen- oder Sachschäden | 28 | ||
1. Schutzwirkung rund um das Miet-, Pacht- bzw. Leihverhältnis | 28 | ||
2. Verwahrungsverhältnis | 34 | ||
3. Schuldverhältnisse über Dienstleistung bzw. Werkherstellung | 34 | ||
4. Kauf | 44 | ||
5. Pflichten außerhalb der eigentlichen Vertragsdurchführung | 46 | ||
III. Fälle mit primären Vermögensschäden | 48 | ||
1. Schädigende Auskunftserteilung | 48 | ||
2. Schutzwirkung in Zusammenhang mit der Führung einer Gesellschaft | 55 | ||
3. Mehrgliedriger bargeldloser Zahlungsverkehr | 55 | ||
4. Geschäftsbesorgung | 59 | ||
5. Eingestellte Leistungen | 61 | ||
B. Die abstrakte Rechtsfigur | 62 | ||
I. Rechtsgrundlage | 62 | ||
1. Zugrundelegung des rechtsgeschäftlichen Modells ohne grundsätzliche Ablehnung des gesetzlichen Modells | 62 | ||
2. Verwendung erläuternder und ergänzender Vertragsauslegung | 71 | ||
II. Drittschutzvoraussetzungen | 74 | ||
1. Begründende Gesichtspunkte | 75 | ||
a) Klassische Bezugspunkte | 77 | ||
b) Neuere Betrachtungsweise | 83 | ||
aa) Auflockerung des verlangten Gläubigerinteresses | 84 | ||
bb) Verlagerung des Argumentationsschwerpunkts auf die Leistungsnähe | 86 | ||
2. Negative Voraussetzungen: Erkennbarkeit des Drittschutzes und Schutzbedürftigkeit des Dritten | 92 | ||
3. Gesamtbetrachtung | 97 | ||
III. Rechtsfolgen | 100 | ||
IV. Einwendungsdurchgriff | 103 | ||
C. Funktionelle Betrachtung | 106 | ||
3. Kapitel: Kritische Überlegungen zu bisherigen Erklärungsmodellen | 110 | ||
A. Die Notwendigkeit einer dogmatischen Erklärung | 110 | ||
B. Die Grenzen der Vertragsauslegung | 112 | ||
I. Grundsätzliche Orientierung der Vertragsauslegung an den Parteiinteressen | 113 | ||
II. Allgemeine Zulässigkeit einer Drittschutzabrede | 117 | ||
III. Vertragsauslegung in den Drittschutzfällen | 117 | ||
1. Vertragsauslegung bei fehlenden Drittschutzerklärungen – Maßgeblichkeit der objektiven Interessenlage | 118 | ||
2. Grundsätzliche Maßgeblichkeit des Haftungsmodells | 120 | ||
3. Konkrete Beurteilung der Interessenlage in den Drittschutzfällen | 121 | ||
a) Erste Prüfebene: Das Vorliegen hinreichender Parteiinteressen für den Drittschutz | 122 | ||
aa) Allgemeine Gesichtspunkte | 122 | ||
bb) Konstellationen mit einem Interessengegensatz | 126 | ||
b) Zweite Prüfebene: Vertragsauslegung bei vorliegenden Parteiinteressen für den Drittschutz | 129 | ||
aa) Erläuternde Auslegung | 130 | ||
bb) Ergänzende Vertragsauslegung | 132 | ||
(1) Allgemeine Vorgehensweise – die Voraussetzung einer Vertragslücke | 133 | ||
(2) Der vertragliche Regelungsplan in den Drittschutzfällen – Unzulässigkeit der ergänzenden Auslegung mangels Vertragslücke | 137 | ||
IV. Zusammenfassung – Gesamtwertung des rechtsgeschäftlichen Modells | 143 | ||
C. Richterliche Rechtsfortbildung: Inhaltsbedürftige Rahmensetzung | 145 | ||
I. Die Bedeutung der Rechtsprechung in normativer Hinsicht | 146 | ||
II. Legitimationsvoraussetzungen einer Rechtsfortbildung | 147 | ||
1. Rechtsfortbildung als über den möglichen Gesetzeswortsinn hinausgehende Rechtsfindung | 147 | ||
2. Vorliegen einer „Gesetzeslücke“ als Rechtsfortbildungsvoraussetzung? | 149 | ||
3. Rechtliches Gebot einer Normhinzufügung | 152 | ||
a) Rechtliche Notwendigkeit der Regelungsergänzung | 153 | ||
b) Rechtliche Möglichkeit der Regelungsergänzung | 155 | ||
c) Das Verhältnis zum herkömmlichen Lückenschema | 156 | ||
III. Rechtsfortbildung zur Rechtfertigung des SSD; die Berufung auf allgemeine Prinzipien | 157 | ||
1. Der Grundsatz von Treu und Glauben (§ 242 BGB) | 159 | ||
a) Treu und Glauben im Verhältnis zwischen Schädiger (S) und Drittem (D) | 161 | ||
b) Treu und Glauben im Schuldverhältnis, das Schutzwirkungen entfalten soll | 162 | ||
2. Die Gerechtigkeit | 164 | ||
3. Das Gleichheitsgebot | 165 | ||
4. Der Vertrauensschutz | 167 | ||
5. Das Sozialstaatsprinzip | 168 | ||
D. Schlussfolgerung zu bisherigen Erklärungsmodellen | 169 | ||
4. Kapitel: Prämissen der weiteren Untersuchung | 172 | ||
A. Das SSD und der Relativitätsgrundsatz | 172 | ||
B. Die bestätigende Funktion von § 311 III S. 1 BGB | 178 | ||
I. Die Offenheit von § 311 III S. 1 BGB in Bezug auf Drittschutzwirkungen | 178 | ||
II. Zum Normierungsgehalt von § 311 III S. 1 BGB | 181 | ||
III. Die begrenzte Bedeutung von § 311 III S. 1 BGB für die Drittschutzproblematik | 183 | ||
C. Der Gang der Untersuchung | 184 | ||
I. Die Notwendigkeit einer Rechtsfortbildung | 184 | ||
II. Die Hypothese einer parteigleichen Drittstellung als Rechtsfortbildungsbasis | 185 | ||
III. Notwendigkeit zur Erforschung des einfachen Schuldverhältnisses | 190 | ||
IV. Grundsätzliche Anerkennung der Drittschutzwirkungen als Ausgangspunkt | 191 | ||
5. Kapitel: Pflichten in zweipoligen Schuldbeziehungen | 193 | ||
A. Terminologische Vorbemerkungen | 193 | ||
B. Allgemein anerkannte Ausgangspunkte | 195 | ||
I. Das Schuldverhältnis als Organismus | 195 | ||
II. Der Pflichteninhalt des Schuldverhältnisses | 197 | ||
1. Hauptpflichten | 197 | ||
2. Nebenpflichten | 198 | ||
a) Unselbständige Nebenpflichten | 199 | ||
b) Selbständige Nebenpflichten | 200 | ||
3. Ergänzende Bemerkungen | 203 | ||
C. Notwendigkeit einer erneuten Analyse | 205 | ||
I. Die Zentralrolle von Treu und Glauben – Konkretisierungsbedürfnis | 205 | ||
II. Treu und Glauben bei den Schutzpflichten – Konkurrenz mit dem Deliktsrecht | 206 | ||
III. Die entscheidende Systematisierung | 210 | ||
D. Erneute Analyse des primären Inhalts zweipoliger Schuldverhältnisse | 212 | ||
I. Unterscheidung zwischen Zentral- und Rahmenpflichten | 212 | ||
1. Kriterien und Inhalt der Unterscheidung | 212 | ||
2. Die materielle Rechtfertigung der Unterscheidung | 216 | ||
II. Zentralpflichten; Schuldverhältnisse ohne Zentralpflichten | 218 | ||
III. Rahmenpflichten | 221 | ||
1. Zum Inhalt der Rahmenpflichten | 222 | ||
2. Begründung von Rahmenpflichten: Aufstellung der maßgeblichen Grundfrage | 224 | ||
3. Stellungnahme zur Begründung von Rahmenpflichten | 227 | ||
a) Die zutreffende Betrachtungsweise | 227 | ||
b) Zur materiellen Rechtfertigung von Rahmenpflichten | 230 | ||
aa) Zweckförderungsfunktion als allgemeiner Orientierungspunkt | 230 | ||
bb) Maßgeblichkeit abstrakter Rechtfertigungsgründe | 234 | ||
cc) Bezug zu einem besonderen Schuldverhältniszweck | 235 | ||
dd) Institutionelle Optimierung der gesamten Schuldverhältnisordnung | 237 | ||
ee) Erklärung der Rahmenpflichten bei der Vertragsanbahnung und bei nichtigem Vertragsschluss | 239 | ||
ff) Ergänzende Bemerkungen | 242 | ||
c) Konkretisierung in Bezug auf die Schutzpflichten | 245 | ||
aa) Materielle Rechtfertigung der Schutzpflichten | 247 | ||
bb) Entstehungsvoraussetzungen von Schutzpflichten | 251 | ||
(1) Vorliegende Einwirkungsmöglichkeiten | 252 | ||
(2) Einwirkungsmöglichkeiten aufgrund des Willens der Beteiligten bzw. des Inhalts des Schuldverhältnisses | 252 | ||
(3) Bezugnahme auf einen besonderen Schuldverhältniszweck | 255 | ||
cc) Das willentliche Moment | 257 | ||
(1) Rechtsnatur, Inhalt und Ermittlung des Parteiwillens | 258 | ||
(2) Erfordernis ausreichender subjektiver Zurechnungsgründe | 265 | ||
(3) Insbesondere: Entstehung von Schutzpflichten im Verhältnis zu nicht voll geschäftsfähigen Personen | 267 | ||
dd) Der Einfluss Dritter auf die maßgebliche Willensbildung | 272 | ||
(1) Verdeckte und offenkundige Dritteinmischung | 272 | ||
(2) Zurechnung im Innen- und Außenverhältnis | 273 | ||
(3) Handeln des Dritten für fremde Rechnung mit dem Willen des Betroffenen | 275 | ||
(4) Gesetzliche Vertreter und Organe juristischer Personen | 279 | ||
(5) Fehlende Zurechnung im Innen- oder im Außenverhältnis | 281 | ||
IV. Überschneidungsfragen in Bezug auf Zentral- und Rahmenpflichten | 283 | ||
1. Zusammentreffen von Zentral- und Rahmenpflichten | 283 | ||
2. Zur Abgrenzung von Zentral- und Schutzpflichten | 287 | ||
a) Abgrenzung anhand der geschützten Gläubigerpositionen – die Erwartung auf Erfüllung von Zentralpflichten als Schutzgegenstand | 289 | ||
b) Weitere Abgrenzungsgesichtspunkte | 297 | ||
V. Zusammenfassung wichtiger Erkenntnisse zum primären Pflichteninhalt von Schuldverhältnissen | 302 | ||
6. Kapitel: Pflichtenbegründung gegenüber Dritten | 311 | ||
A. Grundschema einer Rechtsfortbildung | 311 | ||
B. Ausdehnung von Rahmen- und insbesondere von Schutzpflichten auf Dritte (Rahmen- bzw. Schutzpflichtmodell) | 313 | ||
I. Überlegungen zur Begründung drittgerichteter Rahmenpflichten (Rahmenpflichtmodell) | 314 | ||
II. Begründung drittgerichteter Schutzpflichten (Schutzpflichtmodell) | 318 | ||
1. Allgemeine Ausgangspunkte | 318 | ||
2. Inhaltliche Erläuterungen | 326 | ||
a) Die erforderliche Interpretation der Lage: Gegenstand, Kriterien, Vorgehensweise | 326 | ||
b) Zum maßgeblichen Willensinhalt – Die entscheidende Grundfrage | 331 | ||
c) Rechtskreisöffnung des Dritten (D) | 337 | ||
aa) Die Positive Entscheidung des Dritten (D) zur Rechtskreisöffnung | 337 | ||
bb) Gerichtetheit der Rechtskreisöffnung des Dritten | 339 | ||
cc) Insbesondere: Rechtskreisöffnung im Verhältnis zum Erfüllungsgehilfen des Gläubigers | 342 | ||
dd) Insbesondere: Die Rechtskreisöffnung bei Stellvertretung | 349 | ||
ee) Anderweitige Verhältnisse zwischen Gläubiger (G) und Drittem (D) | 351 | ||
ff) Hervorhebung allgemeiner Anhaltspunkte zur Beurteilung der Lage | 353 | ||
d) Bezugnahme auf das Schuldverhältnis, das Schutzwirkungen entfalten soll | 355 | ||
aa) Das entscheidende Kriterium: Die Mitwirkung des Dritten an der fremden Schuldbeziehung | 355 | ||
bb) Gesichtspunkte zur Behandlung der Grundfrage bei drittgerichteten Schutzpflichten | 362 | ||
cc) Insbesondere: Die maßgebliche Grundfrage beim Einsatz von Erfüllungsgehilfen | 369 | ||
e) Nachträgliche Berührung mit der Leistung als Anknüpfungspunkt | 373 | ||
aa) Die interessierende Problematik | 373 | ||
bb) Bezugnahme auf die Schuldnerleistung | 375 | ||
cc) Leistungsnutzung als Teil des Vorgangs zur Schuldverhältnisabwicklung | 377 | ||
dd) Schutz vor künftigen Gefahren zur Förderung der gegenwärtigen Schuldverhältnisabwicklung | 379 | ||
ee) Schutzpflichten allein im Hinblick auf die nachträgliche Leistungsnutzung – Dritte mit einer Zentralstellung | 383 | ||
ff) Betonung der abstrakt-institutionellen Betrachtungsweise | 394 | ||
f) Klarstellende Bemerkungen | 395 | ||
3. Vergleich mit den Drittschutzvoraussetzungen der Rechtsprechung | 398 | ||
4. Anwendung auf Beispielsfälle aus der Rechtsprechung | 402 | ||
a) Schutzwirkung von Mietverhältnissen | 403 | ||
b) Schutzwirkung in Zusammenhang mit Dienst- und Werkverträgen | 405 | ||
c) Schutzwirkung bei Kauf-, Auskunfts- und Geschäftsbesorgungsverträgen | 412 | ||
d) Schutzpflichten beim mehrgliedrigen Zahlungsverkehr | 416 | ||
e) Weitere Fälle mit Vermögensschäden | 419 | ||
III. Rechtsfolgen – Kein Einwendungsdurchgriff auf das Verhältnis zum Dritten | 420 | ||
IV. Zusammenfassung wichtiger Erkenntnisse zum Drittschutz beim Rahmen- bzw. Schutzpflichtmodell | 428 | ||
C. Das Verhältnis des SSD beim Schutzpflichtmodell zu anderen Rechtsinstituten | 435 | ||
7. Kapitel: Zusammenfassung der wichtigsten Ergebnisse | 439 | ||
Literaturverzeichnis | 451 | ||
Sachregister | 482 |