§ 284 BGB - zur Vorgeschichte und Auslegung einer neuen Norm
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§ 284 BGB - zur Vorgeschichte und Auslegung einer neuen Norm
Schriften zum Bürgerlichen Recht, Vol. 356
(2007)
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Abstract
§ 284 BGB ist eine Neuschöpfung im Recht der Leistungsstörungen, das durch die Schuldrechtsreform tiefgreifende Veränderungen erfahren hat. Die Vorschrift gewährt dem Gläubiger unter bestimmten Voraussetzungen einen Anspruch auf Ersatz frustrierter Aufwendungen. Die genaue Betrachtung der alten Rechtslage lehrt, dass der Reformgesetzgeber gut daran tat, sich dieser schwierigen Problematik anzunehmen. Geschaffen hat er allerdings ein weit reichendes Gläubigerrecht, das bei unbedachter Handhabung über das legitime Ziel hinauszuschießen droht. Um eine ausgewogene Risikoverteilung zu gewährleisten, die auch den berechtigten Interessen des Schuldners gerecht wird, bedarf es eines Korrektivs: Der Aufwendungsersatzanspruch ist einer Billigkeitskontrolle zu unterziehen. Unter diesen Voraussetzungen gewährt die neue Norm - um mit Bernhard Windscheid, einem der Väter des ursprünglichen BGB, zu sprechen - "dem Richter die Möglichkeit, die Anforderungen des Rechtsgefühls mit den Mitteln des Rechts selbst zu befriedigen. Dieses Princip enthält auch keine Gefährdung für den Rechtsverkehr; es ist gefährlich nur in der Hand der ungeschickten und leichtfertigen Richter, aber für den Richter dieser Art werden die Gesetze nicht geschrieben.".
Table of Contents
Section Title | Page | Action | Price |
---|---|---|---|
Vorwort | 9 | ||
Inhaltsverzeichnis | 11 | ||
Einleitung | 19 | ||
Teil 1: Der Reformbedarf – rDie Rechtslage bis zur Schuldrechtsmodernisierung | 23 | ||
A. Die Stadthallen-Entscheidung | 23 | ||
I. Kernaussagen der Entscheidungsgründe | 23 | ||
II. Die Prämissen | 24 | ||
1. Der Begriff des Schadens | 26 | ||
2. Restitution und Kompensation | 26 | ||
3. Die Differenzhypothese | 28 | ||
4. Das schädigende Ereignis | 29 | ||
a) Unterscheidung nach der Wirksamkeit des Schuldverhältnisses | 29 | ||
b) Mangelnde Kausalität der frustrierten Aufwendungen | 33 | ||
III. Die Rentabilitätsvermutung | 34 | ||
1. Die Aufwendungen als Berechnungsfaktor | 34 | ||
2. Entwicklung der Rentabilitätsvermutung | 35 | ||
a) Die bereits erbrachte Leistung als Mindestschaden | 35 | ||
b) Ausdehnung auf rentable Aufwendungen | 37 | ||
3. Nachweis des Verlustgeschäfts | 37 | ||
4. Die Begrenzung auf den kommerziellen Zweck | 39 | ||
a) Die Stadthallen-Entscheidung | 39 | ||
b) Der Architektenwettbewerb | 40 | ||
c) Die Eigentumswohnung | 41 | ||
d) Restriktiver Ersatz immaterieller Schäden | 42 | ||
B. Erste Kritik | 44 | ||
I. Behauptung statt Vermutung | 44 | ||
II. Die Beschränkung auf den Geschäftsverkehr | 47 | ||
III. Fehlende Begrenzung des Aufwendungsersatzes | 48 | ||
C. Reaktion: Die Diskotheken-Entscheidung | 49 | ||
D. Erneute Kritik | 52 | ||
I. Abgrenzungsprobleme | 52 | ||
II. Die Rentabilitätsvermutung als Deckmantel | 53 | ||
E. Auswirkungen der geänderten Rechtsprechung | 55 | ||
I. Folgen für die Stadthallen-Entscheidung | 55 | ||
II. Nachtrag: Der politische Hintergrund der Stadthallen-Entscheidung | 55 | ||
III. Ausweg für nicht kommerzielle Vertragszwecke? | 58 | ||
F. Ausblick | 59 | ||
G. Lösungsansätze in der Literatur | 61 | ||
I. Umgehung von § 253 BGB | 61 | ||
1. Begründungsvarianten | 61 | ||
2. Die Oskarverleihungs-Entscheidung | 63 | ||
3. Kritik | 64 | ||
II. Frustrationslehre | 65 | ||
1. Begriff und Herkunft | 65 | ||
2. Entgangene Nutzungen und Genüsse | 66 | ||
3. Kritik | 69 | ||
4. Bedeutungsverlust | 70 | ||
III. Negatives Vertragsinteresse | 70 | ||
1. Vertrauensschutz als Haftungsgrund | 70 | ||
2. Dogmatische Haltbarkeit dieses Ansatzes | 71 | ||
3. Die Haltung der Rechtsprechung | 74 | ||
4. Berücksichtigung des Schuldnerinteresses | 76 | ||
5. Kritik | 77 | ||
H. Schlussfolgerung | 78 | ||
Teil 2: Die Reform – rDie Geschichte einer Norm | 80 | ||
A. Die Stadthallen-Entscheidung nach neuem Recht | 80 | ||
I. Überblick über die Tatbestandsmerkmale | 80 | ||
II. Fazit | 82 | ||
B. Das Gesetzgebungsverfahren | 83 | ||
I. Frühe Reformvorschläge | 83 | ||
1. Allgemeiner Vertragskostenersatz | 84 | ||
2. Billige Entschädigung des Frustrationsschadens | 84 | ||
3. Wahl zwischen positivem und negativem Interesse | 85 | ||
II. Die Schuldrechtsreform | 86 | ||
1. Der Ablauf im Allgemeinen | 86 | ||
2. Die Geschichte des § 284 BGB im Besonderen | 89 | ||
a) Der Diskussionsentwurf | 89 | ||
b) Die konsolidierte Fassung | 89 | ||
c) Die Arbeit der Kommission | 90 | ||
d) Die Beratung im Plenum | 92 | ||
e) Die Auseinandersetzung im Rechtsausschuss | 93 | ||
C. Die Gesetzesbegründung zu § 284 BGB | 96 | ||
I. Motiv des Gesetzgebers | 96 | ||
II. Angaben zur Anwendung und Einordnung | 97 | ||
III. Vergleich mit der Reform als Ganzes | 97 | ||
D. Der Wille des Gesetzgebers | 100 | ||
I. Bedeutung für die Auslegung | 100 | ||
II. Bindungswirkung des Gesetzgeberwillens | 101 | ||
Teil 3: Risiken und Chancen – rProblemanalyse und Lösungsansatz | 104 | ||
A. Die Gefahr der Uferlosigkeit | 104 | ||
I. Der offene Tatbestand | 104 | ||
II. Subsumierbarer Alltagsfall: Der Fahrzeugkauf | 106 | ||
III. Szenarien einer uferlosen Haftung | 108 | ||
1. Der Hausumbau | 108 | ||
2. Der rechtswidrige Streik | 109 | ||
3. Der Taxifahrer | 111 | ||
4. Klassische Austauschverträge | 112 | ||
IV. Notwendigkeit eines Korrektivs | 113 | ||
1. Die interessengerechte Entscheidung des Einzelfalls | 113 | ||
2. Gesamtwirtschaftliche Erwägungen | 114 | ||
a) Folgenberücksichtigung bei der Auslegung | 114 | ||
b) Ein Blick auf die ökonomische Analyse des Rechts | 115 | ||
c) Lenkungsfunktion des § 284 BGB | 116 | ||
3. Keine ausreichende Möglichkeit der Selbstregulierung | 117 | ||
V. Ergebnis | 119 | ||
B. Abgrenzungsprobleme | 119 | ||
I. Kommerzielle und andere Zwecke | 120 | ||
II. Das Problem der Zweckbündel | 122 | ||
III. Die Frage nach einer alternativen Zweckverfehlung | 124 | ||
IV. Ergebnis | 124 | ||
C. Lösungsansätze | 125 | ||
I. Überblick | 125 | ||
II. § 284 BGB als Stadthallen-Paragraph | 126 | ||
1. Einengung des Anwendungsbereichs | 126 | ||
2. Gegenargumente | 126 | ||
III. Ausschluss einzelner Schuldverhältnisse | 129 | ||
1. Gesetzliche Schuldverhältnisse | 129 | ||
2. Das Arbeitsverhältnis | 131 | ||
IV. Beschränkung auf die Vertragskosten | 132 | ||
1. Aufwendungen zum Erhalt und zur Verwendung | 132 | ||
2. Die Ansicht im Gesetzgebungsverfahren | 133 | ||
3. Grundsätzliche Bedeutsamkeit der Unterscheidung | 136 | ||
4. Abgrenzungsschwierigkeiten | 137 | ||
V. Beschränkung auf das Erfüllungsinteresse | 138 | ||
1. Das schadensrechtliche Bereicherungsverbot | 138 | ||
2. Einwand des rechtmäßigen Alternativverhaltens | 140 | ||
VI. Restriktive Auslegung am Beispiel des enttäuschten Vertrauens | 141 | ||
1. Schutzwürdiges Vertrauen | 141 | ||
2. Aufwendungen vor Vertragsschluss | 142 | ||
a) Im Grundsatz kein schutzwürdiges Vertrauen | 142 | ||
b) Das Vertrauen in die Verfügbarkeit am Markt | 143 | ||
c) Verzicht auf eine Rückgabemöglichkeit | 144 | ||
d) Bindendes Vertragsangebot | 145 | ||
3. Darlegungs- und Beweislastverteilung | 146 | ||
D. Lösung über den Begriff der Billigkeit | 147 | ||
I. Eigene Bedeutung des Billigkeitselements | 147 | ||
1. Die Dispositionsfreiheit des Gläubigers | 148 | ||
2. Das Gesetzgebungsverfahren | 149 | ||
3. Gerechte Risikoverteilung | 150 | ||
II. Rechtsunsicherheit versus Einzelfallgerechtigkeit | 154 | ||
III. Fallgruppenbildung | 155 | ||
1. Vorhersehbarkeit | 156 | ||
a) Begriff | 156 | ||
b) Subjektiv-objektive Sicht | 157 | ||
c) Kritik und Gegenargumente | 159 | ||
2. Unverhältnismäßigkeit | 161 | ||
a) Die Unbestimmtheit des Kriteriums | 161 | ||
b) Die Zumutbarkeit der Ersatzpflicht | 162 | ||
c) Wertvergleich als ein Kriterium | 163 | ||
d) Förderung des subjektiven Zwecks | 165 | ||
e) Der Grundsatz der Verhältnismäßigkeit im Zivilrecht | 166 | ||
3. Blick auf die ökonomische Analyse des Rechts | 171 | ||
4. Arbeitnehmerprivilegierung | 173 | ||
5. Rechts-, sittenwidrige und schikanöse Zwecke | 175 | ||
IV. Beweislast | 175 | ||
V. Verletzung der Schadensminderungspflicht | 177 | ||
1. Fallgruppe der Billigkeit oder § 254 II 1 BGB? | 177 | ||
2. Inhalt der Obliegenheiten | 178 | ||
3. Anspruchskürzung und -ausschluss | 180 | ||
4. Darlegungs- und Beweislast | 180 | ||
VI. Zusammenfassung | 181 | ||
Teil 4: Das dogmatische Fundament – rVerbesserung der dogmatischen Stimmigkeit und Ablösung der Rentabilitätsvermutung | 182 | ||
A. Dogmatische Einordnung | 182 | ||
I. Schadensersatz versus Aufwendungsersatz | 183 | ||
1. Keine Vorteile eines Rechtsbehelfs eigener Art | 183 | ||
2. Argumente für eine schadensrechtliche Einordnung | 184 | ||
II. Ausschnitt aus dem negativen Interesse | 186 | ||
1. Der Meinungsstreit | 186 | ||
2. Entscheidung für den Vertrauensschutz | 188 | ||
3. § 284 BGB als selbständige Anspruchsgrundlage | 190 | ||
B. Die Alternativitätsfrage | 192 | ||
I. Exklusivität von positivem und negativem Interesse | 192 | ||
II. Schwierigkeiten der gegenteiligen Auffassung | 192 | ||
III. Teilbare Leistung | 194 | ||
IV. Begleit- und Folgeschäden | 195 | ||
1. Schadensersatz neben der Leistung | 195 | ||
2. Die Entscheidung des Landgerichts Bonn | 196 | ||
3. Handhabung in der Praxis | 198 | ||
V. Fazit | 200 | ||
C. Entbehrlichkeit der Rentabilitätsvermutung | 200 | ||
I. Die Angst vor einer neuen Lücke | 200 | ||
II. Gefahr der divergierenden Weiterentwicklung | 203 | ||
Teil 5: Einzelfragen – rDie Tatbestandsmerkmale und ihre Anwendung | 205 | ||
A. Prämissen | 205 | ||
B. Schadensersatzanspruch statt der Leistung | 205 | ||
I. Entbehrlichkeit eines materiellen Erfüllungsschadens | 206 | ||
II. Die verschiedenen Leistungsstörungen | 206 | ||
1. Der Grundfall: Nichtleistung des Schuldners | 207 | ||
2. Beschränkte Störungen | 207 | ||
a) Teilleistung | 207 | ||
b) Mangelhafte Leistung im Kauf- und Werkvertrag | 208 | ||
c) Bedenken und Gegenargumente | 210 | ||
3. Fixaufwendungen | 211 | ||
a) Die Leistungsverzögerung | 211 | ||
b) Schlechtleistung | 212 | ||
c) Argumente für und gegen eine Analogie | 212 | ||
4. Schutzpflichtverletzungen | 215 | ||
III. Besonderheiten einzelner Vertragstypen | 216 | ||
1. Mietvertrag | 216 | ||
2. Schenkungs- und Reisevertrag | 218 | ||
3. Leihvertrag | 218 | ||
C. Konkurrenzverhältnis zum Rücktrittsrecht | 219 | ||
I. Die bereits erbrachte Leistung des Gläubigers | 219 | ||
II. Die Vertragskosten | 222 | ||
D. Beschränkung auf tatsächliche Verluste | 224 | ||
I. Entgangener Gewinn | 224 | ||
1. Keine Ersatzfähigkeit | 224 | ||
2. Die Gegenansicht | 225 | ||
3. Konsequenz für die Fälle des § 307 BGB a.F. | 225 | ||
II. Darlehensverbindlichkeiten | 226 | ||
III. Eigene Arbeitsleistungen | 228 | ||
1. Problemstellung | 228 | ||
2. Heranziehung anderer Ersatznormen | 229 | ||
a) Werk- und Mietvertragsrecht | 230 | ||
b) Eigentümer-Besitzer-Verhältnis | 230 | ||
c) Auftrag und Geschäftsführung ohne Auftrag | 231 | ||
3. Schlussfolgerung | 232 | ||
E. Schutzwürdiges Vertrauen | 232 | ||
I. Beginn des Vertrauensschutzes | 232 | ||
1. Vertragsabschlusskosten | 233 | ||
2. Maklergebühren | 233 | ||
a) Der Rücktrittsvorbehalt | 234 | ||
b) Anfängliche objektive Unmöglichkeit | 234 | ||
3. Rückwirkender Vertrauensschutz | 236 | ||
II. Ende des Vertrauensschutzes | 237 | ||
III. Aufwendungen im Zusammenhang des Vertrags | 238 | ||
F. Zweckverfehlung | 239 | ||
I. Zweckerreichung durch anderweitige Nutzung | 239 | ||
II. Zweckerreichung durch zeitweilige Nutzung | 241 | ||
1. Kein Fall der Vorteilsausgleichung | 241 | ||
2. Berechnung der abzugsfähigen Nutzungszeit | 243 | ||
III. Kausalzusammenhang | 244 | ||
G. Die Einschränkung des letzten Halbsatzes | 245 | ||
I. Einwand rechtmäßigen Alternativverhaltens | 245 | ||
II. Unterscheidung von Primär- und Sekundärzwecken | 247 | ||
1. Kosten des Vertragsschlusses | 247 | ||
2. Aufwendungen zur Leistungsverwendung | 248 | ||
III. Kommerzielle Zwecke | 249 | ||
1. Erwerbswirtschaftlich tätige Gläubiger | 249 | ||
2. Privatpersonen | 250 | ||
3. Das Beispiel in der Entwurfsbegründung | 250 | ||
4. Beweisschwierigkeiten | 251 | ||
IV. Nichtkommerzielle Zwecke | 252 | ||
H. Abwicklung des Aufwendungsersatzanspruchs | 253 | ||
I. Herausgabe der erlangten Gegenleistung | 253 | ||
II. Schwierigkeiten bei einer Anspruchskürzung | 254 | ||
I. § 284 BGB und allgemeine Geschäftsbedingungen | 256 | ||
Schlussbetrachtung | 258 | ||
A. Ergebnisse | 258 | ||
I. Ratio legis | 258 | ||
II. Lückenschließung | 259 | ||
III. Dogmatische Anknüpfung | 260 | ||
IV. Gefahren und Lösungsvorschlag | 261 | ||
V. Weitere Tatbestandsmerkmale | 263 | ||
VI. Darlegungs- und Beweislast | 264 | ||
B. Kritik am Gesetzgebungsverfahren | 264 | ||
C. Ausblick | 265 | ||
Entscheidungsverzeichnis | 268 | ||
Entscheidungen des Bundesverfassungsgerichts | 268 | ||
Entscheidungen des Bundesgerichtshofs | 268 | ||
Entscheidungen des Bundesarbeitsgerichts | 271 | ||
Entscheidungen des Reichsgerichts | 271 | ||
Entscheidung des Reichsoberhandelsgerichts | 272 | ||
Entscheidungen anderer Gerichte | 272 | ||
Literaturverzeichnis | 273 | ||
Personen- und Sachwortverzeichnis | 290 |