Die Verkehrspflichten
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Die Verkehrspflichten
Eine dogmatisch-historische Legitimierung
Schriften zum Bürgerlichen Recht, Vol. 363
(2007)
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Abstract
Die Rechtsprechung hat sich zur Bewältigung von Fällen mittelbar verursachter Schädigungen das Instrument der Verkehrspflichten geschaffen. Die tatsächliche Bedeutung derartiger Schädigungen und damit das praktische Bedürfnis nach einem solchen Instrument sind nicht zu bestreiten. Dennoch spricht die Wissenschaft ganz überwiegend der Verkehrspflichtenjudikatur nach wie vor die Legitimität ab: Diese Rechtsprechung sei weder mit der Dogmatik des § 823 BGB noch mit den historischen Wurzeln unserer Rechtsordnung zu vereinbaren.Laurenz Voss verteidigt die Rechtsprechung gegen diese beiden Argumente. Im ersten Teil widmet er sich der dogmatischen Legitimierung der Verkehrspflichten. Auf der Grundlage einer systematisch-teleologischen Auslegung des § 823 BGB entwickelt er einen Ansatz, nach dem die Verkehrspflichtenjudikatur mit der gesetzgeberischen Konzeption des § 823 BGB im Einklang stehen. Im zweiten Teil setzt er sich mit dem historischen Argument auseinander. Voss weist nach, dass sich bereits die römischen Juristen der Zurechnungskonzepte bedienten, mit Hilfe derer auch heute mittelbare Schädigungsfälle bewältigt werden.
Table of Contents
Section Title | Page | Action | Price |
---|---|---|---|
Vorwort | 7 | ||
Inhaltsübersicht | 9 | ||
Inhaltsverzeichnis | 11 | ||
A. Einleitung | 15 | ||
B. Die Haftung aus der Verletzung von Verkehrspflichten unter dem BGB | 20 | ||
I. Grundlagen: Widerrechtlichkeit und Verschulden im außervertraglichen Haftungssystem des BGB | 20 | ||
1. Erster Ausgangspunkt: zwei Arten unerlaubten Verhaltens | 20 | ||
a) Das Gesetzgebungsverfahren | 20 | ||
b) Konsequenzen für das Tatbestandsmerkmal der Widerrechtlichkeit in § 823 Abs. 1 und 2 | 23 | ||
2. Zweiter Ausgangspunkt: Verschuldensgrundsatz | 27 | ||
a) Gesetzgebungsverfahren | 28 | ||
b) Gründe für die axiomatische Stellung des Verschuldensprinzips | 32 | ||
aa) Geistes- und wirtschaftsgeschichtliche Strömungen im 19. Jhd. | 32 | ||
bb) Die axiomatische Stellung des Verschuldensgrundsatzes als Ergebnis der Bearbeitung der römisch-rechtlichen culpa nach der „naturhistorischen Methode“ | 34 | ||
(1) v. Savigny: Verbindung der historischen mit der systematischen Methode | 35 | ||
(2) Puchta: Begründung der Begriffsjurisprudenz | 37 | ||
(3) v. Jhering: „Der Name tritt an die Stelle der Sache und wird selbst zur Sache“ | 39 | ||
(4) Gesetzgebung | 43 | ||
c) Objektiv-typisierte Fahrlässigkeit: ein vom Gesetzgeber im Fahrlässigkeitsbegriff angelegtes Gefährdungshaftungsmoment | 44 | ||
3. Zusammenfassung | 46 | ||
II. Etablierung der Verkehrspflichten in § 823 Abs. 1 durch die Rechtsprechung | 48 | ||
1. Die Begründung der Verkehrssicherungspflichten durch das Reichsgericht | 48 | ||
a) RGZ 52, 373 | 48 | ||
b) RGZ 54, 53 | 50 | ||
2. Fortentwicklung: Von der Verkehrssicherungspflicht zur Verkehrspflicht | 51 | ||
3. Verkehrspflichten zur Abgrenzung von Verantwortungsbereichen | 54 | ||
4. Der Rechtfertigungsgrund des verkehrsrichtigen Verhaltens | 56 | ||
III. Die angebliche Illegitimität der Verkehrspflichtenjudikatur | 58 | ||
1. Einleitung | 58 | ||
2. Die Verkehrspflichten und die Rechtswidrigkeit | 59 | ||
a) Die Diskussion um den Rechtswidrigkeitsbegriff | 61 | ||
aa) Konsequenzen des Beschlusses des Großen Zivilsenats zum „verkehrsrichtigen Verhalten“ für den Widerrechtlichkeitsbegriff | 61 | ||
bb) Kritik der Literatur | 62 | ||
cc) Übernahme des Gedankens der Sozialadäquanz und der finalen Handlungslehre in das Zivilrecht: Verhaltensorientierung der Widerrechtlichkeit auch in § 823 Abs. 1? | 62 | ||
dd) Bedenken gegen die Etablierung des verhaltensorientierten Verständnisses der Widerrechtlichkeit auch in § 823 Abs. 1 | 63 | ||
ee) Das Desiderat einer zivilrechtlichen Handlungslehre | 64 | ||
ff) Die Lehre von der Erheblichkeit der Eingriffsqualität | 67 | ||
b) Eigener Ansatz | 70 | ||
aa) Die Handlungsbezogenheit jedes Rechtswidrigkeitsurteils | 71 | ||
bb) Das Verhältnis der Widerrechtlichkeitsbegriffe des § 823 Abs. 1 und Abs. 2 | 73 | ||
(1) Die Seite des § 823 Abs. 2 | 73 | ||
(a) Der Ansatz von Canaris | 73 | ||
(b) Die Heterogenität des Rechtswidrigkeitskonzeptes des § 823 Abs. 2 | 74 | ||
(2) Die Seite des § 823 Abs. 1 | 76 | ||
cc) Kriterien zur Bestimmung der Rechtswidrigkeit | 78 | ||
dd) Anforderungen an die vom Schädiger zu ergreifenden Sicherungsmaßnahmen | 79 | ||
ee) Die Grenze zulässiger Statuierung von Verkehrspflichten durch die Rechtsprechung | 80 | ||
ff) Stellungnahme zur These Fraenkels, Mertens’ u. a. | 81 | ||
c) Zusammenfassung | 82 | ||
3. Die Diskussion um den Verschuldensgrundsatz | 84 | ||
a) Zur angeblichen Aushöhlung des Verschuldensgrundsatzes | 85 | ||
aa) Die ex-post-Perspektive der Verkehrspflichten | 86 | ||
bb) Die Abstraktheit der Verkehrspflichten | 87 | ||
cc) Erfolgsbezogener Sorgfaltsbegriff | 89 | ||
dd) Überspannung der Verkehrspflichten | 91 | ||
b) Eigener Ansatz | 94 | ||
aa) Einleitung | 94 | ||
bb) Die Verkehrspflichtenrechtsprechung als Problem der Rechtswidrigkeit | 97 | ||
(1) Zur sog. ex-post-Perspektive der Verkehrspflichten | 97 | ||
(2) Zur sog. Abstraktheit der Verkehrspflichten | 99 | ||
(3) Zum erfolgsbezogenen Sorgfaltsbegriff | 103 | ||
(4) Die praktische Bedeutung der Einordnung als Rechtswidrigkeitsproblem | 106 | ||
cc) Zur angeblichen Überspannung der Verkehrspflichten | 108 | ||
(1) Einleitung | 108 | ||
(2) Zu der Straßenbaumentscheidung | 110 | ||
(3) Zu den Spül- und Waschmaschinenfällen | 112 | ||
(4) Zu den Streupflichtfällen | 114 | ||
(5) Zu den Gebäude- und Baustellensicherungspflichten | 116 | ||
c) Zusammenfassung | 123 | ||
C. Römisches Recht | 126 | ||
I. Einleitung | 126 | ||
II. Wirtschaftsgeschichtlicher Hintergrund der zunehmenden Bedeutung mittelbarer Schädigungshandlungen | 131 | ||
III. Das Unmittelbarkeitsprinzip der actio directa | 136 | ||
1. Keine Kausalitätstheorie im römischen Haftungsrecht | 137 | ||
2. Behandlung kausaltheoretischer Fragen in der Philosophie | 139 | ||
3. Verortung des Unmittelbarkeitserfordernis | 140 | ||
a) Das ursprüngliche Verständnis des Wortes occidere: gewaltsame und direkte Tötung | 140 | ||
b) Das ursprüngliche Verständnis der Schädigungshandlungen des 3. Kapitels | 142 | ||
4. Gründe für die Beschränkung auf unmittelbare Schädigungshandlungen | 143 | ||
a) Das Erfordernis des damnum corpore datum zur Umschreibung typischer Schädigungshandlungen | 144 | ||
b) Die Handlungen des ersten und des dritten Kapitels im einzelnen | 145 | ||
aa) Occidere | 145 | ||
bb) Die Schädigungshandlungen des dritten Kapitels | 148 | ||
5. Ergebnis | 149 | ||
IV. Erweiterungen durch Auslegung | 149 | ||
1. 1. Kapitel: Erweiterung auf gewaltlose, aber direkte Tötungen – Verzicht auf „adhibita vi“? | 150 | ||
2. 3. Kapitel: von rumpere zu corrumpere | 152 | ||
3. Grenzfälle zwischen der actio directa und einer actio in factum | 155 | ||
a) Grenzfälle zum ersten Kapitel | 156 | ||
b) Grenzfälle zum dritten Kapitel | 159 | ||
aa) Der Normalfall | 160 | ||
bb) Römisch-rechtlicher „Handlungsbegriff“ | 160 | ||
cc) „Pathologische“ Fälle | 162 | ||
4. Ergebnis | 164 | ||
V. Actiones utiles oder in factum für mittelbare Schädigungen | 166 | ||
1. Actiones in factum und actiones utiles | 166 | ||
2. Die erste actio in factum im Umkreis der lex Aquilia | 170 | ||
3. Vom Legisaktionenverfahren zum Formularprozeß | 171 | ||
4. Rechtsschutzlücke bis zur Einführung der actiones in factum? | 173 | ||
5. Ergebnis | 178 | ||
VI. Iniuria und culpa in der lex Aquilia | 178 | ||
1. Iniuria | 178 | ||
a) Ursprung des Begriffs iniuria | 179 | ||
b) Die Funktionen der iniuria in der lex Aquilia – ein Überblick | 183 | ||
c) Iniuria und Rechtfertigungsgründe | 184 | ||
d) Der Übergang von iniuria zu culpa | 188 | ||
2. Culpa | 198 | ||
a) Die culpa-Forschung im Wandel der Zeit | 198 | ||
b) Die Funktionen der culpa im Überblick: Von der Formulierung typischer Schädigungshandlungen zur Statuierung von Sorgfaltspflichten | 200 | ||
c) Culpa als Instrument zur Durchsetzung von Verhaltenserwartungen | 203 | ||
d) Die zeitliche Einordnung des Abstraktionsvorgangs der culpa | 207 | ||
e) Aquilische culpa, mittelbare Schädigungen und Unterlassungshaftung: römisch-rechtliche Verkehrspflichten | 211 | ||
aa) Die Gleichstellung mittelbarer und durch Unterlassenverursachter Schädigungen | 211 | ||
bb) Pflichten zur Sicherung des Verkehrs im römischen Recht | 215 | ||
cc) Verhaltenspflichten zur Abgrenzung von Verantwortungsbereichen | 218 | ||
f) Die Ausgestaltung des culpa-Begriffes durch die römischen Juristen | 222 | ||
aa) Objektivierter culpa-Begriff | 223 | ||
bb) Imperitia, infirmitas | 224 | ||
cc) Culpa levissima | 226 | ||
3. Ergebnis | 228 | ||
D. Gesamtergebnis | 231 | ||
Literaturverzeichnis | 234 | ||
Sachwortregister | 248 |