Beweisverwertungsverbote
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Beweisverwertungsverbote
Grundlagen und Kasuistik – internationale Bezüge – ausgewählte Probleme
Schriften zum Prozessrecht, Vol. 220
(2010)
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Studium der Rechts- und Politikwissenschaften in Freiburg, Oxford (Großbritannien) und München 1984–1990. Erstes juristisches Staatsexamen Bayern 1990; zweites juristisches Staatsexamen Baden-Württemberg 1994. Promotion 1992 und Habilitation 2001 Ludwig-Maximilians-Universität München (venia legendi in Strafrecht, Strafprozessrecht, Kriminologie, Rechtsvergleichung und Völkerrecht). Wiss. Referent Max-Planck-Institut für ausländisches und internationales Strafrecht und wiss. Assistent Universität Freiburg 1991–2003. Lehrstuhlvertretung in Freiburg SS 2002 und WS 2002/03. Anfang 2003 Rufe auf Lehrstühle der Universitäten Göttingen und Graz. Seit 7.5.2003 Lehrstuhlinhaber für Strafrecht, Strafprozessrecht, Rechtsvergleichung und internationales Strafrecht an der Georg-August-Universität Göttingen, Leiter der Abteilung ausländisches und internationales Strafrecht. Seit 15.3.2006 Magisterbeauftragter der juristischen Fakultät. Richter am Landgericht Göttingen. Zwischen April 2008 und 2010 Studiendekan der juristischen Fakultät.Abstract
Im Lichte der aktuellen Diskussion um die Beweisverwertungsverbote beschäftigt sich der Autor nach einer Grundlegung und Systematisierung des geltenden Rechts mit drei großen aktuellen Problemkreisen mit internationalem Bezug. Zunächst wird die völkerrechtliche Einwirkung auf das nationale Prozessrecht am Beispiel des Rechts auf konsularischen Beistand und der grenzüberschreitenden Beweisrechtshilfe (Fall Schreiber) untersucht. In beiden Fällen stellt sich die - nur in Ausnahmen zu bejahende - Frage, ob und inwieweit Völkerrechtsverletzungen zu Beweisverboten führen können. Sodann wird die Beweisbeschaffung Privater anhand der aktuellen Fälle Liechtenstein (Kauf Steuerdaten) und Siemens analysiert. In jenem Fall führt die Strafrechtswidrigkeit des staatlichen Vorgehens - im Einklang mit den allgemeinen Grundsätzen - nicht automatisch zu einem Verwertungsverbot; vielmehr hängt die Verwertbarkeit von einer Abwägung ab, die in casu eher für eine Verwertung spricht. Zuletzt wird die Fernwirkungslehre und vor allem ihre Ausnahmen im US-amerikanischen Recht untersucht, um auf dieser Grundlage eine moderate Anwendung im deutschen Recht vorzuschlagen.
Table of Contents
Section Title | Page | Action | Price |
---|---|---|---|
Vorwort | 5 | ||
Inhaltsverzeichnis | 7 | ||
Abkürzungsverzeichnis | 10 | ||
Erstes Kapitel: Grundlagen und Kasuistik | 17 | ||
I. Einführung: Theoretischer und historischer Hintergrund | 17 | ||
II. Begriffsklärung und Systematik | 21 | ||
III. Geschriebene Beweisverwertungsverbote | 25 | ||
1. § 136a | 25 | ||
a) Allgemeines | 25 | ||
b) Absprachen | 27 | ||
c) Adressaten | 30 | ||
d) List oder Täuschung | 31 | ||
2. Telekommunikationsüberwachung und „Lauschangriff“ | 33 | ||
3. Weitere geschriebene Beweisverwertungsverbote | 36 | ||
IV. Ungeschriebene Beweisverwertungsverbote | 40 | ||
1. Begründungsversuche | 40 | ||
2. Beispiele unselbständiger Beweisverwertungsverbote | 51 | ||
a) Fehlende Belehrung des Beschuldigten | 51 | ||
b) Fehlerhafte Belehrung von Zeugnis- und Auskunftsverweigerungsberechtigten (§§ 52 –55) | 55 | ||
c) Rechtswidrige Durchführung von Zwangsmaßnahmen | 58 | ||
aa) Verstoß gegen Beschlagnahmeverbot (§ 97 Abs. 1) | 58 | ||
bb) Rechtswidrige körperliche Untersuchung (§ 81a) | 58 | ||
cc) Rechtswidrige Überwachung der Telekommunikation (§§ 100a, b, g, h) | 61 | ||
dd) Rechtswidrige Wohnungsdurchsuchung (§§ 102 ff.) | 62 | ||
ee) Heimliche Ermittlungen | 64 | ||
(1) Nemo-tenetur-Grundsatz | 65 | ||
(2) Umgehung von Belehrungspflichten (§§ 136, 163a)? | 68 | ||
3. Beispiele selbständiger Beweisverwertungsverbote | 70 | ||
Zweites Kapitel: Aktuelle Probleme mit internationalem Bezug | 73 | ||
I. Die völkerrechtliche Einwirkung auf das nationale Prozessrecht | 73 | ||
1. Art. 36 Abs. 1 Wiener Übereinkommen über konsularische Beziehungen (WÜK) | 74 | ||
a) Allgemeines | 74 | ||
b) Kompensation eines Verstoßes gegen Art. 36 Abs. 1 WÜK | 76 | ||
2. Beweisverwertungsverbote in der grenzüberschreitenden Beweisrechtshilfe | 81 | ||
a) Ordnungsgemäße Beweisrechtshilfe | 81 | ||
b) Völkerrechtliche Verstöße im Rahmen nicht ordnungsgemäßer Beweisrechtshilfe | 85 | ||
aa) Der Fall Schreiber als Beispiel eines Dissens über einen Spezialitätsvorbehalt | 85 | ||
(1) Der Spezialitätsvorbehalt im Rechtshilfeverfahren | 86 | ||
(2) Nachträgliches Verwertungsverbot bei Leistungsstörungen im Rechtshilfeverfahren | 89 | ||
(a) Art. 48, 49 Wiener Übereinkommen über das Recht der Verträge (WVÜ) | 91 | ||
(b) Individualinteressen | 92 | ||
(c) Abwägung der jeweiligen Interessen im Einzelfall | 93 | ||
bb) Weitere völkerrechtlich begründete Verwertungsverbote | 96 | ||
(1) Explizite oder implizite Regelungen | 96 | ||
(2) Umgehung des Rechtshilfewegs | 98 | ||
(3) Gemeinschaftsrechtliches Beweisverwertungsverbot | 99 | ||
(4) Verletzung von Individualinteressen | 99 | ||
(a) Folter | 100 | ||
(b) Verletzung des allgemeinen Fairnessgebots (Art. 6 EMRK) | 102 | ||
II. Die Beweisbeschaffung durch eigeninitiativ handelnde Private unter besonderer Berücksichtigung der Fälle Liechtenstein und Siemens | 106 | ||
1. Einführung | 106 | ||
2. Der Fall Liechtenstein | 111 | ||
a) (Straf-)Rechtswidrigkeit der Beschaffung der Daten durch eine Privatperson | 112 | ||
b) (Straf-)Rechtswidrigkeit des staatlichen Vorgehens bei der Beschaffung und Weitergabe der Daten | 114 | ||
aa) (Straf-)Rechtswidrigkeit des Ankaufes durch den BND und/oder die Finanzbehörden | 114 | ||
bb) Rechtswidrigkeit der innerstaatlichen Weitergabe der Daten | 118 | ||
c) Verwertbarkeit der Daten | 120 | ||
aa) Folgen der (Straf-)Rechtswidrigkeit der privaten Beschaffung | 121 | ||
bb) Folgen der (Straf-)Rechtswidrigkeit des staatlichen Ankaufs und der Weitergabe | 121 | ||
(1) Zwingendes Verwertungsverbot aufgrund Völkerrechtsverstoßes? | 122 | ||
(2) Abwägung | 123 | ||
3. Der Fall Siemens | 125 | ||
III. Die Fernwirkungslehre im US-Recht und ihre Übertragung auf das deutsche Strafverfahren | 128 | ||
1. Vorbemerkung | 128 | ||
2. Fernwirkung im US-amerikanischen Recht | 129 | ||
a) Grundlagen und Anwendungsbereich | 129 | ||
b) Einschränkungen der Fernwirkung | 131 | ||
aa) Unabhängig vom Verstoß erlangte Beweise – Die Independent-source-Ausnahme | 131 | ||
bb) Berücksichtigung hypothetischer Erfolgsursachen – „inevitable discovery exception“ | 134 | ||
cc) Abgeschwächte Kausalität zwischen Beweismittel und Verstoß – „purged taint“ oder „attenuated connection“ | 139 | ||
dd) Weitere Einschränkungen | 144 | ||
(1) Nach Art des Verstoßes | 144 | ||
(2) Standing rule | 144 | ||
(3) Zeuge als Frucht | 145 | ||
c) Zwischenergebnis | 146 | ||
3. Fernwirkung im deutschen Recht | 146 | ||
4. Ergebnis | 150 | ||
Literaturverzeichnis | 153 | ||
Sachverzeichnis | 170 |