Familiendiskriminierungen bei Beendigung des Arbeitsverhältnisses
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Familiendiskriminierungen bei Beendigung des Arbeitsverhältnisses
Gesetzesreformvorschläge zur Familienförderung im deutschen Arbeitsrecht
Schriften zum Sozial- und Arbeitsrecht, Vol. 290
(2010)
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Abstract
Die wissenschaftliche Diskussion übersieht bislang das Problem der Diskriminierung von Arbeitnehmern wegen ihrer familiären Bindungen, obwohl die Familie angesichts der demografischen Entwicklung in der gesellschaftspolitischen Diskussion gegenwärtig eine besondere Rolle spielt und ein Zusammenhang zwischen der Arbeitsplatzsicherheit und der Geburtenrate besteht: Nach Angabe des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung verzichten mehr als die Hälfte der in Partnerschaft lebenden 20- bis 49-Jährigen auf ein (weiteres) Kind, weil sie Angst um ihren Arbeitsplatz oder den des Partners haben.Daher untersucht Katharina Dahm den momentanen gesetzlichen Arbeitnehmerschutz bei Beendigung des Arbeitsverhältnisses auf Familiendiskriminierungen: durch die praktische Interpretation des § 1 III KSchG, durch § 622 II BGB und durch §§ 1a, 9, 10 KSchG (i.V.m. § 113 BetrVG a. E.). Die Autorin stellt dafür in Anlehnung an die Zwei-Stufen-Prüfung des Art.3 I, III GG in einem ersten Schritt die Benachteiligung auf Grund familiärer Bindungen dar und prüft jeweils anschließend deren Rechtfertigung. Sie kommt zu dem Ergebnis, dass Familiendiskriminierungen sowohl im gesetzlichen Kündigungsschutz als auch im Abfindungsrecht zu finden sind und diese vor allem zugunsten von ungerechtfertigten Altersprivilegien vorkommen. Wie diese Situation im Sinne der Familienförderung de lege ferenda verbessert werden kann, beantwortet Katharina Dahm durch den wortgenauen Vorschlag von Gesetzesreformen. Diese Gesetzesreformvorschläge untermauert sie mit Argumenten und befragt zum Nachweis deren Praktikabilität und gesellschaftlicher Akzeptanz die Preisträger des Arbeitgeberwettbewerbs "Erfolgsfaktor Familie".Das Werk ist eine geglückte Synthese zwischen einer ideenreichen, systematischen Untersuchung des gesetzlichen Kündigungsschutzes und des Abfindungsrechts sowie einer überzeugenden Umsetzung fundierter Reformüberlegungen.
Table of Contents
Section Title | Page | Action | Price |
---|---|---|---|
Vorwort | 7 | ||
Inhaltsverzeichnis | 9 | ||
Abbildungsverzeichnis | 15 | ||
A. Einleitung | 17 | ||
I. Problematik | 17 | ||
1. Die demografische Entwicklung | 19 | ||
2. Steuerungsmöglichkeit des Arbeitsrechts | 22 | ||
3. Effektivität einer Arbeitsrechtsreform | 25 | ||
II. Begriffsbestimmungen | 28 | ||
1. Der Begriff der "Familie" | 28 | ||
a) Historische Bedeutung | 28 | ||
b) Juristische Bedeutung | 30 | ||
c) Soziologische Bedeutung | 32 | ||
d) Eigener Definitionsansatz: Kindesunterhaltspflichten | 33 | ||
aa) Gesetzliche Kindesunterhaltspflichten | 34 | ||
(1) Tatsächliche Erfüllung der gesetzlichen Kindesunterhaltspflichten | 35 | ||
(2) Gesetzliche Unterhaltspflicht für volljährige Kinder | 36 | ||
bb) Vertragliche Unterhaltsverpflichtungen | 39 | ||
cc) Zwischenergebnis | 41 | ||
dd) Eltern mit beendeten Kindesunterhaltspflichten | 41 | ||
ee) Großeltern | 42 | ||
ff) Patchwork- und Stiefeltern | 42 | ||
gg) Adoptiveltern | 44 | ||
hh) Pflegeeltern | 44 | ||
e) Zwischenergebnis | 46 | ||
2. "Ältere" | 47 | ||
3. "Benachteiligung" und "Diskriminierung" | 51 | ||
III. Zwischenergebnis/Vorgehensweise | 51 | ||
B. Arbeitsrechtliche Familiendiskriminierungen | 53 | ||
I. Gesetzliche Diskriminierung durch § 1 III KSchG | 53 | ||
1. Überblick: Sozialauswahl | 54 | ||
2. Punkteschemata in der Sozialauswahl | 55 | ||
a) Auswertung der Rechtsprechung der letzten 25 Jahre | 55 | ||
b) Verschwindend geringe Berücksichtigung der Unterhaltspflichten | 65 | ||
3. Benachteiligung | 66 | ||
4. Rechtfertigung | 68 | ||
a) Normzweck | 68 | ||
aa) Die Schutzbedürftigkeit älterer Arbeitnehmer | 70 | ||
(1) Der jüngere Arbeitnehmer als besserer Beschäftigter? | 70 | ||
(2) Aktuelle Arbeitsmarktlage | 73 | ||
bb) Zwischenergebnis | 79 | ||
b) Gesetzesbegründung | 80 | ||
c) § 10 und § 5 AGG | 81 | ||
aa) Anwendbarkeit des AGG auf Kündigungen | 82 | ||
bb) Rechtfertigung der Ungleichbehandlung durch § 10 AGG | 84 | ||
cc) Rechtfertigung durch § 5 AGG | 87 | ||
d) Anderweitige gesetzgeberische Wertungen | 89 | ||
aa) Schutzzweck | 91 | ||
(1) Schutzzweck Sozialauswahl (§ 1 III KSchG) | 91 | ||
(2) Schutzzweck Wartefrist (§ 1 I KSchG) | 92 | ||
(3) Schutzzweck § 1a II und § 10 I, II KSchG | 95 | ||
(4) Schutzzweck § 622 II S. 1 BGB | 95 | ||
(5) Schutzzweck § 622 II S. 2 BGB | 96 | ||
(6) Zwischenergebnis | 97 | ||
bb) Unklare Rechtfertigungslage der vergleichbaren Normen | 97 | ||
cc) Möglichkeit der Wertungsübertragung | 97 | ||
dd) Zirkelschluss | 98 | ||
ee) Zwischenergebnis | 99 | ||
e) Nachrücken der jüngeren Generation/Generationengerechtigkeit | 99 | ||
f) Betriebszugehörigkeit als Rechtsgut i.S. des § 823 I BGB | 100 | ||
g) Kein Ursprung im Arbeitsverhältnis | 102 | ||
aa) Zusammenhang der Unterhaltspflichten mit dem Arbeitsverhältnis | 103 | ||
bb) Zusammenhang des Lebensalters mit dem Arbeitsverhältnis | 106 | ||
cc) Berücksichtigung sonstiger persönlicher Daten | 107 | ||
dd) Zwischenergebnis | 107 | ||
h) Praktikabilität | 108 | ||
aa) Gesetzliche (Kindes-)Unterhaltspflichten | 108 | ||
bb) Irrelevanz der tatsächlichen Unterhaltszahlungen | 109 | ||
cc) Umfang oder Anzahl der gesetzlichen Unterhaltspflichten ("Doppelverdienst") | 110 | ||
dd) Zeitpunkt der Feststellung der Unterhaltspflichten | 114 | ||
ee) Feststellung der Unterhaltspflichten | 115 | ||
(1) Die Angaben auf der Lohnsteuerkarte | 115 | ||
(2) Informationsobliegenheit des Arbeitgebers über die Lohnsteuerkarte hinaus | 118 | ||
(3) Informationserlangung des Arbeitgebers | 119 | ||
ff) Fehlerhafte Informationserlangung und Nachweismöglichkeiten | 121 | ||
gg) Zwischenergebnis | 122 | ||
i) Das Arbeitsverhältnis als Austauschverhältnis | 123 | ||
j) Fürsorgepflicht des Arbeitgebers | 124 | ||
k) Kollektivrechtliche Wertungen | 126 | ||
aa) Legitimation staatlicher Gesetze durch Tarifrecht? | 127 | ||
bb) Rechtmäßigkeit vergleichbarer tariflicher Wertungen | 130 | ||
cc) Zirkelschluss | 132 | ||
dd) Zwischenergebnis | 132 | ||
5. Zwischenergebnis | 133 | ||
II. Gesetzliche Diskriminierung durch § 622 II BGB | 134 | ||
1. Benachteiligung | 134 | ||
2. Rechtfertigung § 622 II S. 1 BGB | 135 | ||
a) Normzweck des § 622 II S. 1 BGB | 136 | ||
b) Gesetzesbegründung | 138 | ||
c) Anderweitige gesetzgeberische Wertungen | 139 | ||
aa) Unklare Rechtfertigungslage der vergleichbaren Normen | 140 | ||
bb) Zirkelschluss | 140 | ||
cc) Zwischenergebnis | 141 | ||
d) Das Arbeitsverhältnis als Austauschverhältnis | 141 | ||
aa) Arbeitnehmernachteile aus langer Betriebszugehörigkeit | 142 | ||
(1) Flexibilitätsverlust | 142 | ||
(2) Ausgleichsbedarf des Flexibilitätsverlustes | 145 | ||
(3) Ausgleich per Gesetz? | 146 | ||
(4) Zwischenergebnis | 147 | ||
bb) Belohnung des Beitrags zum Unternehmensgewinn | 147 | ||
cc) Entschädigung für die Enttäuschung des Bestandsvertrauens | 148 | ||
(1) Objektiv zu bewertender Vertrauenstatbestand | 149 | ||
(2) Verantwortung des Arbeitgebers | 150 | ||
(3) Schutzbedürftigkeit des Arbeitnehmers | 151 | ||
(4) Zu berücksichtigendes Bestandsvertrauen des Arbeitgebers | 151 | ||
(5) Zwischenergebnis | 152 | ||
dd) Ausgleich für den Verlust des erarbeiteten Besitzstandes | 152 | ||
ee) Zwischenergebnis | 153 | ||
e) §§ 10, 5 AGG | 153 | ||
f) Kollektivrechtliche Wertungen | 155 | ||
3. Zwischenergebnis | 156 | ||
4. Rechtfertigung § 622 II S. 2 BGB | 157 | ||
a) Gesetzesbegründung | 157 | ||
aa) Schutzbedürftigkeit älterer Arbeitnehmer | 157 | ||
bb) Bessere Vermittelbarkeit junger Beschäftigter | 158 | ||
cc) Gewünschte Wanderschaft | 159 | ||
b) Anderweitige gesetzgeberische Wertungen | 161 | ||
c) Rechtfertigung durch § 10 oder § 5 AGG | 162 | ||
d) Kollektivrechtliche Wertungen | 164 | ||
e) Nachrücken der jüngeren Generation/Generationengerechtigkeit | 166 | ||
5. Zwischenergebnis | 166 | ||
III. Gesetzliche Diskriminierung nach §§ 1a II und 10 KSchG | 167 | ||
1. Benachteiligung | 167 | ||
2. Rechtfertigung | 171 | ||
a) Abfindungszweck | 171 | ||
aa) §§ 9, 10 KSchG | 171 | ||
(1) Zukunftsbezogene Überbrückungsfunktion | 172 | ||
(2) Rechtfertigung mittels Überbrückungsfunktion | 176 | ||
(3) Befriedungsfunktion | 178 | ||
bb) § 1a KSchG | 179 | ||
cc) Nachteilsausgleich, § 113 BetrVG | 180 | ||
dd) Zwischenergebnis | 181 | ||
b) Die Abfindung im Austauschverhältnis | 182 | ||
aa) Sozialer Besitzstand | 183 | ||
bb) Enttäuschtes Bestandsvertrauen | 184 | ||
c) Betriebszugehörigkeit als Rechtsgut i.S. des § 823 I BGB | 184 | ||
d) Rechtfertigung durch §§ 10 oder 5 AGG | 184 | ||
e) Anderweitige gesetzgeberische Wertungen | 187 | ||
f) Kollektivrechtliche Wertungen | 188 | ||
g) Nachrücken der jüngeren Generation/Generationengerechtigkeit | 192 | ||
3. Zwischenergebnis | 193 | ||
IV. Zwischenergebnis | 193 | ||
C. Lösungsmöglichkeiten | 195 | ||
I. § 1 III KSchG | 195 | ||
1. Vorschlag einer Gesetzesänderung | 195 | ||
2. Unterstützende Argumente | 196 | ||
a) Wortlaut | 197 | ||
b) Systematik | 200 | ||
c) Funktion des Arbeitsrechts | 200 | ||
d) Art. 6 I GG | 204 | ||
e) Kein Verstoß gegen Art. 2 I GG und das BDSG | 205 | ||
f) Abbau von Schutzvorschriften als effektivster Schutz älterer Arbeitnehmer | 207 | ||
g) Vorbildfunktion des Gesetzgebers | 208 | ||
aa) Tarifpolitik | 208 | ||
bb) Betriebspolitik | 210 | ||
cc) Zwischenergebnis | 211 | ||
h) AGG-Konformität | 211 | ||
aa) Beendigung der AGG-Widrigkeit | 211 | ||
bb) Keine mittelbaren Diskriminierungen | 212 | ||
(1) Mittelbare Diskriminierung auf Grund des Geschlechts | 212 | ||
(2) Auf Grund des Alters | 213 | ||
(3) Auf Grund der sexuellen Identität | 214 | ||
i) Wertungen der Unterhaltsrechtsreform | 215 | ||
j) Arbeitsrechtliche Wertungen/ArbVG | 216 | ||
k) Arbeitgeberinteressen | 217 | ||
aa) Keine Berücksichtigung der Personalstruktur bei der Sozialdatengewichtung | 218 | ||
bb) Das Sicherungsmittel § 1 III S. 2 KSchG | 219 | ||
cc) Zwischenergebnis und Arbeitgeberbefragung | 220 | ||
3. Zwischenergebnis | 220 | ||
II. § 622 II S. 1 BGB | 221 | ||
1. Vorschlag einer Gesetzesänderung | 221 | ||
2. Unterstützende Argumente | 223 | ||
a) Rechtsprechung des BVerfG zu § 622 BGB a.F. | 225 | ||
b) Arbeitsrechtliche Wertungen (§ 1 III KSchG)/ArbVG | 226 | ||
c) Arbeitgeberinteressen | 227 | ||
aa) Verletzung der Unternehmerfreiheit aus Art. 12 I GG | 227 | ||
(1) Verfassungsmäßigkeit des § 14 MuSchG | 228 | ||
(2) Vergleich mit anderen gesetzlichen Arbeitgeberbelastungen | 230 | ||
bb) Betriebswirtschaftliche Betrachtung | 231 | ||
(1) Leichtere Rekrutierung in Deutschland | 232 | ||
(2) Effizienzsteigerung/Kosten-Nutzen-Analyse | 233 | ||
(3) Deutung des tatsächlichen Marktverhaltens? | 233 | ||
cc) Zwischenergebnis und Arbeitgeberbefragung | 234 | ||
d) AGG-Konformität | 234 | ||
3. Zwischenergebnis | 235 | ||
III. § 622 II S. 2 BGB | 235 | ||
1. Vorschlag einer Gesetzesänderung | 235 | ||
2. Unterstützende Argumente | 236 | ||
a) Arbeitgeberinteressen | 237 | ||
b) Wertungen des Arbeitsrechts/ArbVG | 237 | ||
3. Zwischenergebnis | 238 | ||
IV. §§ 1a II und 10 KSchG | 239 | ||
1. Vorschlag einer Gesetzesänderung | 239 | ||
2. Unterstützende Argumente | 241 | ||
a) Ungerechtfertigte dreifache Berücksichtigung des Lebensalters | 242 | ||
b) Arbeitgeberinteressen | 243 | ||
c) AGG-Konformität | 243 | ||
d) Wertungen des Arbeitsrechts/ArbVG | 244 | ||
3. Zwischenergebnis | 245 | ||
D. Endergebnis | 247 | ||
I. § 1 III KSchG | 248 | ||
II. § 622 II S. 1 und S. 2 BGB | 250 | ||
III. §§ 1a II, 10 KSchG | 252 | ||
Anhang | 255 | ||
I. Befragung der Preisträger "Erfolgsfaktor Familie" 2008 | 255 | ||
1. Fraport AG | 255 | ||
2. Bau-Fritz GmbHCo.KG | 259 | ||
3. Promeos GmbH | 261 | ||
II. E-Mail Korrespondenzen | 261 | ||
1. Eigene Anfrage | 261 | ||
2. Antwort des DGB-Bundesvorstands v. 7.10.2008 | 262 | ||
3. Antwort der ver.di Bundesverwaltung v. 8.10.2008 | 262 | ||
Literaturverzeichnis | 263 | ||
Sachregister | 279 |