Die Absicherung teleologischer Argumente in der Zivilrechtsprechung des Bundesgerichtshofes
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Die Absicherung teleologischer Argumente in der Zivilrechtsprechung des Bundesgerichtshofes
Eine empirisch-deskriptive Analyse
Schriftenreihe zur Rechtssoziologie und Rechtstatsachenforschung, Vol. 90
(2011)
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Frau Dr. Muna Reichelt wurde 1978 in Berlin geboren. Nach dem Jurastudium an der Freien Universität Berlin von 1998 bis 2002 erwarb sie den Master-Titel an der University of Connecticut, USA. Seit 2005 ist sie in New York als Attorney-at-Law zugelassen. Nach Abschluss des Rechtsreferendariats in Berlin arbeitete Frau Dr. Reichelt ab 2007 als Rechtsanwältin und Justiziarin mit Schwerpunkt im Recht der erneuerbaren Energien in Hamburg. Seit 2010 ist sie Partnerin der Berliner Rechtsanwaltskanzlei Manke Haase Reichelt.Abstract
Im Rahmen der juristischen Methodenlehre wird die Auslegung des Gesetzes anhand seines Zweckes gelehrt und bei der Fallbearbeitung genutzt, obgleich es keine verbindlichen Regeln zur Bestimmung des Gesetzeszweckes gibt. Die Arbeit geht mittels einer empirisch-deskriptiven Analyse der Frage nach, ob es in der Rechtsprechungspraxis ein erkennbares System zur Zweckermittlung gibt. Dazu wurden 151 Entscheidungsbegründungen des BGH in Zivilsachen, in denen sich der BGH ausdrücklich mit dem Gesetzeszweck befasst, inhaltsanalytisch ausgewertet, um herauszufinden, was der BGH als Grundlage seiner Ermittlung des Gesetzeszwecks angibt. Die auszuwertenden Entscheidungen wurden anhand benannter Kriterien ausgewählt und unter Nutzung der BGHZ-CD-ROM des Carl Heymans Verlages als Retrieval-Instrument gefunden. Die Ergebnisse werden anhand von Kreuztabellen und Diagrammen dargestellt und teilweise weiter besprochen. Das Ergebnis ist, dass die Gesetzeszwecke nicht anhand eines erkennbaren Systems ermittelt werden. Vielmehr werden alle erdenklichen Quellen für die Findung des Gesetzeszweckes konsultiert und genutzt, nicht stets zunächst die eine und sodann - bei deren Unergiebigkeit - die andere. Erkennbar ist jedoch eine gewisse Häufigkeit der Nutzung der Quellen: Vorrangig nimmt der BGH Bezug auf Gesetzesmaterialien und Rechtsprechung, selten auf die Literatur. Kaum Bezug genommen wird auf die Geschichte der auszulegenden Norm oder ihre Systematik. In knapp einem Viertel der Entscheidungsbegründungen wird überhaupt nicht mitgeteilt, wie der Zweck ermittelt wurde. Eine argumentative Auseinandersetzung mit verschiedenen in Betracht kommenden Zwecken nimmt der BGH grundsätzlich nicht vor.
Table of Contents
Section Title | Page | Action | Price |
---|---|---|---|
Vorwort | 7 | ||
Inhaltsverzeichnis | 9 | ||
Abkürzungsverzeichnis | 13 | ||
A. Einleitung | 19 | ||
B. Zielsetzung der Arbeit | 23 | ||
C. Die These und der Befund | 30 | ||
D. Die teleologische Interpretation | 31 | ||
I. Sinn und Zweck des Gesetzes | 31 | ||
II. Die objektive und subjektive Auslegung von Gesetzen | 37 | ||
1. Die subjektive Auslegung | 38 | ||
2. Die objektive Auslegung | 39 | ||
3. Kritik an beiden Theorien | 40 | ||
4. Objektive und subjektive Theorie in der Praxis | 43 | ||
III. Der Wandel der Normsituation und seine Auswirkung auf die teleologische Auslegung | 44 | ||
IV. Die Funktionen des Rechts als Gesetzeszweck | 45 | ||
V. Erkenntnisquellen des Zwecks | 46 | ||
1. Erkenntnisquellen nach der Literatur | 46 | ||
a) Larenz | 47 | ||
b) Schmalz | 48 | ||
c) Zippelius | 49 | ||
d) Bartholomeyczik | 50 | ||
e) Kramer | 51 | ||
f) Horn | 52 | ||
2. Erkenntnisquellen in der Rechtsprechung | 54 | ||
a) Genetische Quelle | 54 | ||
b) Historische Quelle | 55 | ||
c) Einleitender Paragraf als Quelle | 55 | ||
d) Systematik als Quelle | 56 | ||
e) Vorhergehende Rechtsprechung als Quelle | 56 | ||
f) Wortlaut als Quelle | 56 | ||
3. Verbindlichkeit der Rechtsprechung als Rechtsquelle | 57 | ||
VI. Die Funktionen der Urteilsbegründung | 59 | ||
VII. Die revisionsbegründende Rechtsverletzung | 66 | ||
1. "Falscher" Zweck: ein Revisionsgrund nach § 545 Abs. 1 i.V.m. § 546 ZPO? | 66 | ||
2. "Revisionssicherer" Gesetzeszweck | 69 | ||
VIII. Die richterliche Gewalt | 70 | ||
IX. Die Natur der Entscheidungsbegründung und die Möglichkeit der Untersuchung der Entscheidung | 80 | ||
E. Die Analyse der Entscheidungsbegründungen | 83 | ||
I. Darstellung des Untersuchungsganges | 83 | ||
1. Die Auswahl der Untersuchungsobjekte | 83 | ||
2. Die Analyse der Untersuchungsobjekte | 91 | ||
II. Der Verweis auf die Erkenntnisquellen | 96 | ||
III. Frequenzanalytisches Ergebnis | 98 | ||
1. Statistische Ergebnisse der Teilerhebungen | 98 | ||
2. Die Verweisungskette und ihre Verzweigungen | 107 | ||
3. Entscheidungen ohne Angabe einer Quelle für den Gesetzeszweck | 109 | ||
a) BGHZ 133, 155 | 111 | ||
b) BGHZ 148, 270 | 114 | ||
c) BGHZ 167, 374 | 117 | ||
4. Verweis auf den Wortlaut | 118 | ||
5. Verweis auf Rechtsprechung | 119 | ||
a) Ausschließlicher Verweis auf Rechtsprechung | 120 | ||
aa) BGHZ 102, 209: Verweis auf Rechtsprechung, die keine Begründung für die Zweckfindung gibt | 120 | ||
bb) BGHZ 72, 371, 377: Verweis auf Rechtsprechung, die ihrerseits auf Rechtsprechung verweist, welche keine Begründung für die Zweckfindung gibt | 123 | ||
cc) BGHZ 66, 159: Verweis auf zwei Entscheidungen, von der die zweite auf drei Entscheidungen verweist, welche keine Begründungen für die Zweckfindung geben | 127 | ||
dd) BGHZ 46, 7: Verweis auf Rechtsprechung und Untermauerung des Ergebnisses mit rechtspolitischen Erwägungen ("policy considerations") | 132 | ||
ee) BGHZ 51, 209: Verweis auf Rechtsprechung, die den Zweck anhand der Gesetzesmaterialien ermittelt hat | 134 | ||
ff) BGHZ 13, 244 | 136 | ||
gg) BGHZ 130, 76: Verweis auf Rechtsprechung, die auf Literatur verweist, die auf geschichtliche Quellen verweisen | 139 | ||
b) Verweis auf die Rechtsprechung neben weiteren Verweisen | 140 | ||
aa) BGHZ 79, 390: Verweis auf Rechtsprechung und auf Gesetzesmaterialien. Die ältere Rechtsprechung nimmt selbst keinen Verweis vor | 141 | ||
bb) BGHZ 15, 87: Verweis auf Rechtsprechung und auf einen Artikel. Beides gibt selbst keine weitere Begründung für den gefundenen Gesetzeszweck | 144 | ||
6. Verweis auf Gesetzesmaterialien | 147 | ||
a) Ausschließlicher Verweis auf Gesetzesmaterialien | 148 | ||
aa) BGHZ 45, 322 | 148 | ||
bb) BGHZ 117, 217 | 149 | ||
cc) BGHZ 105, 89 | 151 | ||
dd) BGHZ 166, 48 | 154 | ||
b) Verbraucherkreditgesetz Spezial | 156 | ||
aa) BGHZ 129, 371: Verweis auf Gesetzesmaterialien | 157 | ||
bb) BGHZ 145, 203: Verweis auf Gesetzesmaterialien | 159 | ||
cc) BGHZ 131, 66: Verweis auf Gesetzesmaterialien, die selbst auf Literatur verweisen, die die herrschende Rechtsprechung wiedergibt | 161 | ||
c) Verweis auf unter anderem Gesetzesmaterialien | 163 | ||
aa) BGHZ 152, 10: Verweis auf Gesetzesmaterialien und auf eine Monographie, in der eine abweichende Meinung vertreten wird | 163 | ||
bb) BGHZ 70, 365: Verweis auf Gesetzesmaterialien und Systematik | 166 | ||
cc) BGHZ 149, 213: Verweis auf Gesetzesmaterialien und Rechtsprechung. Die Rechtsprechung bestimmt den Zweck unter Hinweis auf die Systematik | 169 | ||
7. Verweis auf Literatur | 172 | ||
a) BGHZ 140, 156: Verweis auf einen Aufsatz, der den Gesetzeszweck im Ergebnis aus dem "Gesamtzusammenhang" bestimmt | 172 | ||
b) BGHZ 151, 71: Verweis auf Literatur, die den Gesetzeszweck unter Hinweis auf die Gesetzesmaterialien bestimmt | 175 | ||
8. Verweis auf die Systematik | 178 | ||
a) BGHZ 131, 107: Verweis auf die Systematik unter Heranziehung des Zwecks eines anderen Paragrafen | 178 | ||
b) BGHZ 61, 304: Verweis auf die Systematik der Norm. Die Sanktionsnorm soll sanktionieren | 180 | ||
F. Folgerungen aus dem gefundenen Ergebnis | 183 | ||
I. Folgerungen für die teleologische Interpretation als Auslegungsmethode | 185 | ||
II. Folgerungen für das behauptete "Primat" der teleologischen Interpretation | 191 | ||
G. Zusammenfassung | 196 | ||
Statistisch erfasste Entscheidungen der Teilerhebung I | 197 | ||
Anhang | 203 | ||
Anhang I: Auswertungstabelle der Teilerhebung I | 204 | ||
Anhang II: Fundstellen der Teilerhebung I im Wortlaut | 238 | ||
Anhang III: Auswertungstabelle zur Rechtsprechung als Quelle der Teilerhebung I | 294 | ||
Anhang IV: Auswahltabelle der Teilerhebung II | 302 | ||
Anhang V: Auswertungstabelle der Teilerhebung II | 304 | ||
Literaturverzeichnis | 309 | ||
Sachwortverzeichnis | 322 |