Technische Standards, Patente und Wettbewerb
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Technische Standards, Patente und Wettbewerb
Schriften zum Technikrecht, Vol. 10
(2011)
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Heribert Burghartz wurde 1979 in Düsseldorf geboren. Nach dem Studium der Rechtswissenschaften in Trier und Nizza sowie einem LL.M.-Studiengang in Norwich (UK) absolvierte er den juristischen Vorbereitungsdienst in Koblenz und Houston (Texas). Anschließend arbeitete er als Rechtsanwalt bei zwei führenden deutschen Wirtschaftskanzleien in Düsseldorf und Frankfurt und ist seit 2010 Notarassessor im Bezirk der Notarkammer Koblenz.Abstract
Heribert Burghartz behandelt ausgewählte rechtliche Fragestellungen, die sich an der Schnittstelle zwischen der privatwirtschaftlichen und kollektiven Festlegung technischer Standards einerseits und dem Patent- sowie dem Wettbewerbsrecht andererseits ergeben.Kollektive Bemühungen um die Aufstellung einheitlicher Standards können im Zusammenspiel mit der Einbeziehung von unter Patentschutz stehenden technischen Lehren im Einzelfall nicht unerhebliche Risiken für die Aufrechterhaltung eines Systems wirksamen Wettbewerbs bergen. Um Verstöße gegen die Vorschriften des Wettbewerbsrechts zu vermeiden und um die eigenen Arbeitsergebnisse gegen Manipulationen durch "hinterhältige" Patentinhaber zu schützen, verfügen die meisten Standardisierungsorganisationen über interne Regelwerke zum Umgang mit Patenten im Rahmen der Standardisierungsarbeit. Die rechtliche Behandlung, einschließlich der inhaltlichen Auslegung der wesentlichen Bestandteile dieser Regelwerke bildet einen der beiden Schwerpunkte der Arbeit.Im Rahmen des zweiten Schwerpunkts wird über die Grenzen dieser sog. IPR-Policies hinaus untersucht, ob das Wettbewerbs- und das Patentrecht gesetzliche Vorschriften bereithalten, den Inhaber eines Patents, von dem nachträglich bekannt wird, dass es zur Anwendung eines bestimmten Standards unerlässlich ist, gegen dessen Willen zur Erteilung von Lizenzen zu zwingen. Diese Fragestellung hat nicht zuletzt durch das im Dezember 2009 durch eine Entscheidung der Europäischen Kommission beendete kartellrechtliche Missbrauchsverfahren gegen den Computerchiphersteller Rambus besondere Aktualität erlangt.
Table of Contents
Section Title | Page | Action | Price |
---|---|---|---|
Vorwort | 7 | ||
Inhaltsverzeichnis | 9 | ||
Teil 1: Einleitung | 23 | ||
A. Einführung in die Thematik | 23 | ||
B. Ziel der Arbeit und Gang der Darstellung | 29 | ||
Teil 2: Grundlagen | 32 | ||
A. Technische Standards | 32 | ||
I. Begriffsbestimmung | 32 | ||
II. Abgrenzung zu anderen Formen der Standardsetzung | 35 | ||
1. Staatliche Rechtsnormen | 35 | ||
2. Werksnormen | 36 | ||
3. De facto Standards | 36 | ||
III. Wirtschaftliche Anreize kollektiver Standardisierungsbestrebungen | 39 | ||
IV. Bindungswirkung technischer Standards | 41 | ||
1. Rechtliche Verbindlichkeit | 41 | ||
a) Verbindlicherklärung durch gesetzliche Inbezugnahme | 42 | ||
aa) Unmittelbare gesetzliche Verbindlicherklärung | 42 | ||
bb) Mittelbare gesetzliche Inbezugnahme | 44 | ||
b) Verbindlicherklärung durch privatrechtlichen Vertrag | 46 | ||
2. Faktische Verbindlichkeit | 47 | ||
3. Zusammenfassung | 48 | ||
V. Vorstellung einiger Standardisierungsorganisationen | 48 | ||
1. Offizielle Standardisierungsorganisationen | 50 | ||
a) Deutsche Organisation | 50 | ||
b) Europäische Organisationen | 51 | ||
c) Internationale Organisationen | 52 | ||
2. Inoffizielle Standardisierungsorganisationen | 54 | ||
a) Deutsche Organisationen | 55 | ||
b) Europäische Organisationen | 55 | ||
c) Internationale Organisationen | 55 | ||
B. Patente | 57 | ||
I. Begriffsbestimmung | 57 | ||
II. Die herkömmlichen Patentrechtstheorien | 60 | ||
III. Förderung des technischen Fortschritts | 63 | ||
IV. Berücksichtigung verschiedener Interessenlagen | 66 | ||
1. Interessen des Patentinhabers | 66 | ||
2. Interessen der Wettbewerber | 66 | ||
2. Interessen der Allgemeinheit | 67 | ||
C. Wettbewerb | 67 | ||
I. Begriffsbestimmung | 67 | ||
II. Geschichtliche Entwicklung der wirtschaftswissenschaftlichen Wettbewerbstheorie | 69 | ||
1. Wettbewerbstheoretische Ursprünge | 69 | ||
2. Harvard-Schule | 72 | ||
3. Chicago-Schule | 73 | ||
4. Zusammenfassung zu Harvard- und Chicago-Schule | 75 | ||
5. Ausläufer von Harvard- und Chicago-Schule im europäischen und deutschen Wettbewerbsrecht | 75 | ||
a) Vorab: Begriffsbestimmung | 75 | ||
b) Europa | 76 | ||
c) Deutschland | 78 | ||
III. Bedeutung des Wettbewerbs und Sinn und Zweck des Wettbewerbsrechts | 79 | ||
D. Berührungspunkte und Konfliktpotential | 81 | ||
I. Patentschutz und Wettbewerbsfreiheit | 81 | ||
II. Kollektive Standardsetzung und Wettbewerbsrecht | 85 | ||
III. Standardsetzung und Patentschutz | 88 | ||
IV. Zusammenschau: Technische Standards, Patente und Wettbewerb – patent- und wettbewerbsrechtliche Implikationen kollektiver Standardisierungsbestrebungen mit immaterialgüterrechtlichem Bezug | 90 | ||
1. IP-Regeln der Standardisierungsorganisationen | 91 | ||
2. Zwangslizenzen im Wettbewerbs- und Patentrecht | 94 | ||
Teil 3: Die IP-Regeln der Standardisierungsorganisationen | 96 | ||
A. Interessenlage | 97 | ||
B. Kernbestandteile regelmäßig wiederkehrender IP-Regeln | 99 | ||
I. Pflicht zur Patentoffenlegung | 100 | ||
II. Pflicht zur Lizenzvergabe unter FRAND-Bedingungen | 102 | ||
C. FRAND – Auslegung und kritische Würdigung | 105 | ||
I. Rechtsnatur und Verbindlichkeit des FRAND-Versprechens | 107 | ||
1. Abgabe der FRAND-Erklärung | 107 | ||
2. Rechtsnatur des FRAND-Versprechens | 109 | ||
a) Exkurs: Aspekte des Internationalen Privatrechts | 109 | ||
b) Vertragsprinzip | 110 | ||
c) Mögliche „Ausnahmen“ | 111 | ||
aa) Lizenzbereitschaftserklärung nach § 23 Abs. 1 S. 1 PatG | 111 | ||
bb) Zustimmung zur Erfindungsnutzung nach § 9 Abs. 1 S. 2 PatG | 112 | ||
d) Bindendes Angebot auf Abschluss eines Lizenzvertrages | 113 | ||
e) Unverbindliche Absichtserklärung | 115 | ||
f) Vorvertrag zugunsten Dritter | 117 | ||
3. Zusammenfassung | 122 | ||
II. Unmittelbare Bedeutung von fair, angemessen und nicht-diskriminierend | 123 | ||
1. Nicht-diskriminierend | 123 | ||
a) Das kartellrechtliche Diskriminierungsverbot | 125 | ||
aa) Tatbestandliche Anwendungsvoraussetzungen | 125 | ||
bb) Materiell-rechtlicher Norminhalt | 126 | ||
b) Übertragbarkeit dieser Grundsätze auf die FRAND-Verpflichtung | 129 | ||
aa) Vergleichbarkeit der zugrundeliegenden Sachverhaltskonstellationen | 130 | ||
(1) (Norm-)Adressat | 130 | ||
(2) Gleichartige Unternehmen und üblicherweise zugänglicher Geschäftsverkehr | 131 | ||
(3) Zusammenfassung | 131 | ||
bb) Vergleichbarkeit der Schutzzwecke | 132 | ||
(1) § 20 Abs. 1 GWB, Art. 82 S. 2 lit. c) EGV | 132 | ||
(2) FRAND | 132 | ||
(3) Gegenüberstellung | 133 | ||
cc) Übertragbarkeit des materiell-rechtlichen Norminhalts | 133 | ||
(1) Grundsätzliches | 133 | ||
(2) Im Standardisierungskontext zu beachtende Besonderheiten | 134 | ||
dd) Zusammenfassung | 137 | ||
2. Fair und angemessen | 137 | ||
a) Das kartellrechtliche Verbot des Ausbeutungsmissbrauchs | 139 | ||
aa) Deutsches Kartellrecht | 139 | ||
bb) Europäisches Kartellrecht | 142 | ||
cc) Kritische Würdigung | 143 | ||
b) Die patentrechtlichen Bestimmungen über die Lizenzbereitschaftserklärung, die Zwangslizenz und den Schadensersatz wegen Patentrechtsverletzung | 146 | ||
aa) Die einzelnen gesetzlichen Vorschriften | 146 | ||
bb) Angewandte Bewertungsmethode | 147 | ||
cc) Kritische Würdigung | 148 | ||
c) Eigener Ansatz | 149 | ||
aa) Sinn und Zweck des Patentschutzes | 149 | ||
bb) Abgrenzung Patentlohn – Standardisierungslohn | 150 | ||
(1) Kostenorientierte Patentbewertung | 151 | ||
(2) Zwischenergebnis | 153 | ||
(3) Ex-ante Betrachtung | 153 | ||
(4) Ex-ante Bieterverfahren | 154 | ||
(5) „Angemessen“ als Ergebnis bilateraler Lizenzverhandlungen | 156 | ||
3. Zusammenfassung | 160 | ||
III. „Verzicht“ auf patentrechtlichen Unterlassungsanspruch durch Eingehung einer FRAND-Verpflichtung? | 161 | ||
1. Rechtsgeschäftlicher „Verzicht“ | 163 | ||
a) Grundsatz: Vertragsprinzip | 163 | ||
b) Mögliche Ausnahme: § 20 Abs. 1 Nr. 1 PatG | 164 | ||
c) Erlassvertrag, § 397 Abs. 1 BGB | 164 | ||
aa) Der patentrechtliche Unterlassungsanspruch als tauglicher Gegenstand eines Erlassvertrages | 164 | ||
bb) Vorliegen eines wirksamen Vertragsschlusses | 166 | ||
(1) Angebot und Annahme | 166 | ||
(2) Unmissverständliche Äußerung des Verzichtswillens | 167 | ||
cc) Zusammenfassung | 168 | ||
d) Stillhalteabkommen (pactum de non petendo), § 311 Abs. 1 BGB | 168 | ||
e) Zusammenfassung | 170 | ||
2. Ausschluss des Unterlassungsanspruchs aufgrund widersprüchlichen Verhaltens | 170 | ||
a) Venire contra factum proprium | 171 | ||
aa) Widersprüchliches Verhalten des Patentinhabers | 172 | ||
bb) Schutzwürdiges Vertrauen auf Seiten der (potentiellen) Patentverletzer | 172 | ||
b) Dolo agit, qui petit, quod statim redditurus est | 173 | ||
c) Abschließende Beurteilung | 176 | ||
3. Zusammenfassung | 177 | ||
D. Wesentliche Ergebnisse des 3. Teils | 177 | ||
Teil 4: Zwangslizenzen im Wettbewerbs- und Patentrecht | 179 | ||
A. Problemstellung | 179 | ||
B. Fallbeispiele | 181 | ||
I. Dell | 181 | ||
II. Rambus | 182 | ||
III. Qualcomm | 185 | ||
C. Die Zwangslizenz im Wettbewerbsrecht | 186 | ||
I. Einführung | 186 | ||
1. Normative Einordnung | 186 | ||
2. Zwangslizenz als Folge der Anwendung des kartellrechtlichen Missbrauchsverbots | 187 | ||
II. Grundlagen | 189 | ||
1. Zugrundeliegende Rechtsvorschriften | 189 | ||
2. Sinn und Zweck des kartellrechtlichen Missbrauchsverbots | 190 | ||
3. Anwendungsbereich des europäischen und deutschen Missbrauchsverbots und Verhältnis der Vorschriften zueinander | 191 | ||
4. Anwendbarkeit des kartellrechtlichen Missbrauchsverbots auf geistige Eigentumsrechte | 192 | ||
5. Die Lizenzverweigerung im Spannungsfeld zwischen Patent- und Wettbewerbsschutz | 195 | ||
III. Die einzelnen Voraussetzungen der kartellrechtlichen Zwangslizenz | 197 | ||
1. Marktbeherrschende Stellung | 197 | ||
a) Allgemeine Grundsätze zur Marktabgrenzung und Marktbeherrschung | 198 | ||
b) Besonderheiten bei Vorliegen eines Patents | 199 | ||
aa) Unterscheidung zwischen Technologie- und Produkt-/Verfahrensmarkt | 200 | ||
bb) Marktbeherrschung auf dem Technologiemarkt | 201 | ||
c) Übertragung auf den Fall standard-essentieller Patente im Standardisierungskontext | 203 | ||
2. Missbrauch | 206 | ||
a) Allgemeine Grundsätze zum Marktmachtmissbrauch | 206 | ||
b) Missbrauch durch Patentlizenzverweigerung | 209 | ||
aa) Die Zwangslizenz im europäischen Kartellrecht | 209 | ||
(1) Volvo/Veng | 210 | ||
(2) Magill | 211 | ||
(3) IMS Health | 212 | ||
(4) Microsoft | 214 | ||
(5) Zusammenfassung | 215 | ||
bb) Die Zwangslizenz im deutschen Kartellrecht | 218 | ||
c) Die echte Lizenzverweigerung im Standardisierungskontext | 220 | ||
aa) Anwendung der von EuGH und EuG entwickelten Kriterien | 220 | ||
(1) Unerlässlichkeit | 221 | ||
(2) Ausschluss jeglichen Wettbewerbs | 221 | ||
(3) Verhinderung eines neuen Produkts | 222 | ||
(4) Fehlen von Rechtfertigungsgründen | 223 | ||
(5) Zusammenfassung | 224 | ||
bb) Anderweitige Begründung außergewöhnlicher Umstände | 224 | ||
(1) Literaturmeinung: vorwerfbare Ausnutzung des Standardisierungsverfahrens | 224 | ||
(a) Darstellung der Literaturmeinung | 224 | ||
(b) Kritik | 225 | ||
(2) Eigener Ansatz: Ausschluss des Substitutionswettbewerbs | 229 | ||
(3) Fehlen sachlicher Rechtfertigungsgründe | 235 | ||
cc) Zusammenfassung und abschließende Beurteilung | 239 | ||
IV. Verfahrensrechtliche Durchsetzung der kartellrechtlichen Zwangslizenz | 240 | ||
1. Anordnung der Zwangslizenz durch die Wettbewerbsbehörden | 241 | ||
2. Gerichtliche Anordnung der Zwangslizenz | 242 | ||
3. Einwand des kartellrechtlichen Anspruchs auf Lizenzerteilung im Patentverletzungsprozess? | 243 | ||
V. Zusammenfassung zur kartellrechtlichen Zwangslizenz | 249 | ||
D. Die Zwangslizenz im Patentrecht | 250 | ||
I. Allgemeine Anwendungsgrundsätze des § 24 PatG | 251 | ||
1. Normzweck | 251 | ||
2. Historische Entwicklung | 252 | ||
3. Bedeutung in der Praxis | 254 | ||
4. Tatbestandsvoraussetzungen der Grundnorm des § 24 Abs. 1 PatG | 255 | ||
5. Öffentliches Interesse an der Zwangslizenz | 256 | ||
a) Rückgriff auf wettbewerbsrechtliche Wertungen | 256 | ||
b) Umfassende Interessenabwägung | 260 | ||
aa) Öffentliches Interesse | 260 | ||
bb) Individualinteresse des Patentinhabers | 262 | ||
cc) Abwägung der Interessen | 263 | ||
II. § 24 PatG im besonderen Zusammenhang privatwirtschaftlicher Standardisierungsbestrebungen | 265 | ||
1. Gebotensein der Zwangslizenz im öffentlichen Interesse nach § 24 Abs. 1 PatG | 265 | ||
a) Öffentliches Interesse | 265 | ||
aa) Öffentliches Interesse an der Verfügbarkeit standard-essentieller Patente im Allgemeinen | 265 | ||
bb) Öffentliches Interesse an der Verfügbarkeit der für einen konkreten Standard erforderlichen Patente | 269 | ||
b) Individualinteresse des Patentinhabers | 271 | ||
c) Abwägung der sich gegenüberstehenden Interessen | 273 | ||
2. Rückgriff auf den Prüfungsmaßstab des § 24 Abs. 2 PatG | 274 | ||
III. Verfahrensrechtliche Durchsetzung der patentrechtlichen Zwangslizenz | 275 | ||
IV. Einwand des patentrechtlichen Lizenzierungsanspruchs im Patentverletzungsprozess? | 276 | ||
V. Zusammenfassung zur patentrechtlichen Zwangslizenz | 277 | ||
E. Abschließende Bemerkungen zum 4. Teil | 277 | ||
Teil 5: Zusammenfassung der wesentlichen Ergebnisse | 280 | ||
Nachtrag | 286 | ||
Literaturverzeichnis | 288 | ||
IPR-Policies | 307 | ||
Sachwortregister | 308 |