Grund und Grenzen einer strafrechtlichen Regulierung der Marktmanipulation
BOOK
Cite BOOK
Style
Format
Grund und Grenzen einer strafrechtlichen Regulierung der Marktmanipulation
Analyse unter besonderer Würdigung der Börsen- oder Marktpreiseinwirkung
Strafrechtliche Abhandlungen. Neue Folge, Vol. 227
(2011)
Additional Information
Book Details
Pricing
About The Author
Nach dem Studium in München, dem Referendariat am OLG München und dem Zweiten Staatsexamen 2005 war der 1979 geborene Autor als Akademischer Rat am Institut für die Gesamten Strafrechtswissenschaften der Ludwig-Maximilians-Universität München tätig. Zunächst neben und ab Anfang 2009 nach seiner Tätigkeit in Forschung und Lehre sammelte er erst selbständig, dann angestellt bei Hengeler Mueller als Rechtsanwalt praktische Erfahrungen. Seit 2010 arbeitet er als Referent im Bayerischen Staatsministerium der Finanzen.Abstract
Yannick Schönwälder untersucht mit der Marktmanipulation (§§ 20a, 39, 38 WpHG) einen Zentraltatbestand des Kapitalmarktstrafrechts, der oftmals als Vorbote eines neuen Wirtschaftsstrafrechts gesehen wird. Ausgehend von den dogmatischen Grundlagen der Strafbarkeit und dem spezifischen Kernbereich des Strafbaren erörtert der Autor zunächst Lösungen für Zweifelsfragen auf Ebene der Tathandlung.Die Auseinandersetzung mit dem ambivalent interpretierbaren Einwirkungskriterium des § 38 II WpHG bildet nachfolgend den Schwerpunkt der Arbeit. Der Autor analysiert die sich aus der erfolgsbezogenen Auslegung des Einwirkungskriteriums ergebenden materiellen wie prozessualen Zurechnungsprobleme und deren (Nicht-)Adaption in Literatur und Rechtsprechung. Hierbei identifiziert er die psychische Kausalität als Kernproblem. De lege lata sieht er im Ergebnis eine prozessbezogene als die rechtsgutadäquatere Auslegung an. De lege ferenda wird für die Streichung des Einwirkungskriteriums plädiert.Der Band bietet auch mittels Einbezug multidisziplinärer Erkenntnisse eine tiefgehende und kritische Analyse des geltenden Marktmanipulationsrechts.Die Arbeit wurde 2010 mit dem Fakultätspreis der Juristischen Fakultät der LMU München und 2011 mit dem Dissertationspreis der Münchener Juristischen Gesellschaft ausgezeichnet.
Table of Contents
Section Title | Page | Action | Price |
---|---|---|---|
Vorwort | 9 | ||
Inhaltsverzeichnis | 11 | ||
Abkürzungsverzeichnis | 17 | ||
Einleitung und Gang der Untersuchung | 23 | ||
§ 1 Einleitung | 23 | ||
§ 2 Gang der Untersuchung | 32 | ||
Strafrecht und Kapitalmarktverhalten | 36 | ||
§ 1 Der Kapitalmarkt, seine Funktionen und Risiken | 36 | ||
§ 2 Legitimation strafrechtlicher Sanktionierung | 41 | ||
A. Strafwürdigkeit | 43 | ||
I. Das Rechtsgutsprinzip und die Verfassungsmäßigkeit strafrechtlicher Sanktionierungen | 43 | ||
II. Das geschützte Rechtsgut des Delikts der Marktmanipulation | 51 | ||
1. Individualrechtsgut | 52 | ||
2. Bedenken gegen individualschützenden Ansatz | 55 | ||
3. Kollektivrechtsgut | 60 | ||
4. Zwischenergebnis der systemimmanenten Rechtsgutsidentifikation: Schutz eines Kollektivrechtsguts | 65 | ||
III. Strafwürdigkeit marktmanipulativen Verhaltens | 65 | ||
B. Strafbedürftigkeit | 73 | ||
Die Regelung der Börsen- und Marktpreismanipulation im deutschen Strafrecht | 81 | ||
§ 1 Überblick über die Regelung | 81 | ||
A. Struktur, Aufbau und Anwendungsbereich | 81 | ||
B. §§ 20a, 38, 39 WpHG und der Kernbereich des Strafbaren | 83 | ||
I. Ausgangspunkt: Marktmanipulation als Kommunikationsdelikt | 84 | ||
II. Makroebenenirrtum als Kern der strafbaren Marktmanipulation | 86 | ||
III. Parallelen zur Betrugsdogmatik in den Randbereichen des Strafbaren | 87 | ||
1. Konkludentes Verhalten beim Betrug | 89 | ||
a) Erklärungsansatz und Rückgriff auf die Verkehrsauffassung (h.M.) | 89 | ||
b) Normative Theorien | 90 | ||
c) Stellungnahme | 93 | ||
2. Konkludentes Verhalten im Kontext der Marktmanipulation | 94 | ||
a) Markterwartung und Marktvertrauen als Manipulationsnährboden | 94 | ||
b) Der Einbezug des Subjektiven bei der Täuschung über die Handlungsmotivation | 97 | ||
IV. Zusammenfassung | 102 | ||
§ 2 Objektiver Tatbestand | 105 | ||
A. Tathandlung | 105 | ||
I. Marktmanipulation gemäß § 20a Abs. 1 Satz 1 Nr. 1 WpHG | 105 | ||
1. Begehungsalternative § 20a Abs. 1 Satz 1 Nr. 1 Alt. 1 WpHG | 106 | ||
a) Unrichtige oder irreführende Angaben über Umstände | 106 | ||
b) Bewertungserhebliche Umstände | 115 | ||
aa) Verfassungsmäßigkeit der Norm | 115 | ||
bb) Erheblichkeit | 119 | ||
2. Unterlassensalternative § 20a Abs. 1 Satz 1 Nr. 1 Alt. 2 WpHG | 124 | ||
3. Eignung zur Einwirkung auf den Börsen- oder Marktpreis | 129 | ||
II. Marktmanipulation gemäß § 20a Abs. 1 Satz 1 Nr. 2 WpHG | 132 | ||
1. Tatbestandsmerkmale des § 20a Abs. 1 Satz 1 Nr. 2 WpHG | 132 | ||
2. Diskutierte Fallgruppen | 142 | ||
a) " Fiktive" Geschäfte | 143 | ||
b) Effektive Geschäfte | 145 | ||
aa) "pumping and dumping"r, "painting the tape" und "marking the close" | 146 | ||
bb) Leerverkäufe | 147 | ||
(1) Leerverkäufe und Marktmanipulation | 150 | ||
(2) Einwände gegen den Einbezug von Leerverkäufen in § 20a WpHG | 154 | ||
(3) Stellungnahme | 155 | ||
(4) Zwischenergebnis | 157 | ||
cc) Kurspflegemaßnahmen | 158 | ||
dd) Zwischenergebnis | 159 | ||
3. Zulässige Handlungen nach § 20a II WpHG - Das Problem der Verwaltungsakzessorietät | 159 | ||
4. Safe Harbour des § 20a III WpHG | 167 | ||
III. Marktmanipulation gemäß § 20a Abs. 1 Satz 1 Nr. 3 WpHG | 174 | ||
1. Verfassungsmäßigkeit der Norm | 174 | ||
2. Sonstige Täuschungshandlung i.S.d. § 20a Abs. 1 Satz 1 Nr. 3 WpHG | 177 | ||
a) Tatbestandsmerkmale | 177 | ||
b) Fallgruppen | 179 | ||
aa) Corners, squeezes und die Sicherung einer marktbeherrschenden Stellung | 180 | ||
bb) Scalping | 184 | ||
cc) Handlungsgestützte Manipulationen | 185 | ||
dd) Weitere "Sonstige Täuschungshandlungen" | 190 | ||
c) Bewertung der (praktischen) Bedeutung des § 20a I 1 Nr. 3 WpHG | 191 | ||
B. Börsen- oder Marktpreiseinwirkung | 192 | ||
I. Börsen- oder Marktpreiseinwirkung i.S.d. § 38 II WpHG | 193 | ||
1. Begriff des "Börsen- oder Marktpreis als Preis"r i.S.d. § 38 II WpHG | 195 | ||
a) Börsenpreis | 196 | ||
b) Marktpreis | 198 | ||
2. Einwirkung | 198 | ||
3. Legitimation der Strafbarkeitsschwelle | 205 | ||
a) Verhältnis Ordnungswidrigkeit/Straftatbestand | 205 | ||
b) Legitimität eines "ergebnisbezogenen Einwirkungserfordernisses" | 207 | ||
c) Legitimität eines "prozessbezogenen Einwirkungserfordernisses" | 211 | ||
4. Dogmatische Einordnung des Einwirkungserfordernisses und der strafrechtlichen Marktmanipulation | 211 | ||
a) Die strafrechtliche Marktmanipulation als Erfolgsdelikt? | 211 | ||
b) Die strafrechtliche Marktmanipulation als Unternehmensdelikt? | 212 | ||
c) Die strafrechtliche Marktmanipulation als Eignungsdelikt? | 214 | ||
II. Materiell-rechtliche Zurechnung | 216 | ||
1. Börsen- oder Marktpreiseinwirkung als Erfolg i.S.d. § 38 II WpHG | 216 | ||
2. Theorien der Kausalität | 218 | ||
a) Äquivalenzformel (condicio sine qua non/ Theorie der notwendigen Bedingung) | 219 | ||
b) Adäquanzformel und Relevanztheorie | 222 | ||
c) Formel von der gesetzmäßigen Bedingung | 223 | ||
d) Inus-Theorie | 225 | ||
e) Zwischenfazit und Operationalisierung im kapitalmarktlichen Kontext | 226 | ||
3. Ökonomische Theorien der Börsen- und Marktpreisbildung | 229 | ||
a) Neoklassische Ansätze | 231 | ||
b) Behavioral Finance | 240 | ||
c) Vorläufiger Übertrag auf die Kausalität i.S.d. § 38 II WpHG und Stellungnahme | 246 | ||
4. Problem der psychischen Interaktionen | 252 | ||
a) Grundsätzliches | 254 | ||
b) Die Ansicht der Rechtsprechung | 255 | ||
aa) Zivilrecht | 255 | ||
bb) Strafrecht | 258 | ||
c) Literatur | 262 | ||
aa) Universelle Geltung der Lehre von der gesetzmäßigen Bedingung | 264 | ||
(1) Engisch | 264 | ||
(2) Samson | 265 | ||
(3) Dencker | 266 | ||
(4) Würdigung | 267 | ||
bb) Verknüpfung mittels non-deterministischer Zurechnung | 268 | ||
(1) Bernsmann | 268 | ||
(2) Kahrs | 270 | ||
(3) Puppe und Hoyer | 271 | ||
(4) Koriath | 274 | ||
cc) Einheitliche Zurechnung bei psychisch und physisch vermittelten Kausalverläufen | 276 | ||
(1) Schulz | 276 | ||
(2) Pérez-Barbera | 278 | ||
(3) Probabilistische Zurechnung und Risikoerhöhung | 279 | ||
(a) Substituierung der notwendigen Bedingung durch eine wahrscheinliche | 279 | ||
(b) Kombinationslösungen | 288 | ||
(c) Kritische Würdigung | 289 | ||
dd) Eigene Ansicht und Übertragung auf die Kausalitätsfragen im Kapitalmarkt | 294 | ||
(1) Handelsgestützte Manipulationen | 295 | ||
(2) Informationsgestützte (und handlungsgestützte) Manipulationen | 297 | ||
III. Objektive Zurechnung | 304 | ||
1. Grundsätzliches | 304 | ||
2. Einzelne Probleme der objektiven Zurechnung | 305 | ||
a) Zurechnung beim Unterlassen –r Quasikausalität | 305 | ||
b) Effektive Geschäfte als erlaubtes Risiko? | 310 | ||
c) Eigenverantwortliche Selbstgefährdung oder geschädigter Anleger als Werkzeug gegen sich selbst? | 311 | ||
d) Dazwischentreten Dritter/Zurechnung und mittelbare Täterschaft | 312 | ||
e) Atypischer Kausalverlauf | 314 | ||
f) Rechtmäßiges Alternativverhalten | 316 | ||
IV. Prozessualer Nachweis der Zurechnung | 317 | ||
1. Grundlagen des Beweisrechtes | 318 | ||
2. Praxisprobleme einer Zurechnung auf der Grundlage der klassischen Zurechnungsfiguren | 323 | ||
3. Lösungsansätze | 324 | ||
a) Rechtsprechung | 325 | ||
aa) Zivilrechtliche Judikatur | 325 | ||
(1) Fraud-on-the-market theory des US-amerikanischen Kapitalmarktrechtes | 326 | ||
(2) Konkrete haftungsbegründende Kausalität zwischen informationsgestützter Manipulation und Anlageentscheidung | 329 | ||
(3) Stellungnahme | 334 | ||
bb) Strafrechtliche Judikatur | 336 | ||
(1) Instanzgerichte | 336 | ||
(2) Bundesgerichtshof | 337 | ||
(a) Ledersprayentscheidung | 337 | ||
(b) Holzschutzmittel | 339 | ||
(c) Analyst Sascha Opel | 344 | ||
cc) Antworten und Lösungswege von Verwaltung und Literatur | 353 | ||
(1) Kausalnachweis überhaupt nicht möglich | 353 | ||
(2) Ereignisstudien und Indizienbeweis | 354 | ||
(3) Übernahme der fraud-on-the-market-theory | 361 | ||
(4) Konkrete Untersuchung (exakte Orderdatenermittlung; Zeugenbefragung etc.) der Einwirkung erforderlich | 362 | ||
(5) Eigene Ansicht | 364 | ||
V. Zwischenergebnis und eigene Ansicht | 369 | ||
1. De lege lata: Propagierung einer Konvergenz von materiellen wie prozessualen Anforderungen | 369 | ||
2. Vorschläge de lege ferenda | 372 | ||
§ 3 Subjektiver Tatbestand | 379 | ||
Zusammenfassung und Reformvorschläge | 383 | ||
§ 1 Das Tatbestands- und Bestimmtheitsproblem | 383 | ||
§ 2 Das Problem der Marktpreiseinwirkung und die Deliktsstruktur | 384 | ||
Literaturverzeichnis | 388 | ||
Sachwortverzeichnis | 431 |