Ohne Schuld und Sühne
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Ohne Schuld und Sühne
Versuch einer Synthese der Lehren der défense sociale und der kriminalpolitischen Vorschläge der modernen deutschen Hirnforschung
Schriften zum Strafrecht, Vol. 219
(2011)
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Die vorliegende Arbeit entstand im Rahmen des Graduiertenkollegs "Europäisierung des Strafrechts und deren ethische Grundlagen" der Europa-Universität Viadrina in Frankfurt (Oder) und wurde von Prof. Dr. Jan C. Joerden betreut.Der Autor studierte Rechtswissenschaften mit Schwerpunkt Wirtschaftsstrafrecht an der Universität Potsdam. Danach absolvierte er am Kammergericht in Berlin sein Referendariat. Seit 2010 ist er als Rechtsanwalt bei der Kanzlei Streck Mack Schwedhelm in Berlin tätig.Abstract
Alexander Ruske unternimmt den Versuch, Verbindungen zwischen der Lehre der défense sociale, die nach dem zweiten Weltkrieg vornehmlich in Frankreich und Italien begründet wurde und schnell internationale Verbreitung fand, und den kriminalpolitischen Vorschlägen der modernen deutschen Hirnforschungen zu beschreiben. Beide Ansätze gehen von der Entfernung metaphysischer Freiheits- und Schuldbegriffe aus dem Strafrecht aus und stellen auf dieser Grundlage die Dogmen der klassischen Strafrechtslehre in Frage. Das retributivistische Vergeltungsprinzip soll übereinstimmend einer streng präventiven Ausrichtung des Rechts weichen.Trotz dieser fundamentalen Übereinstimmungen kann eine Zusammenführung im Ergebnis nur in Teilen gelingen. Denn während die Vertreter der défense sociale eine kriminalpolitische Lehre beschrieben, hat die Hirnforschung aus ihren seinswissenschaftlichen Erkenntnissen bisher lediglich einige kriminalpolitische Vorschläge entwickelt.
Table of Contents
Section Title | Page | Action | Price |
---|---|---|---|
Inhaltsverzeichnis | 5 | ||
Einleitung | 9 | ||
1. Teil: Die Lehren der Sozialverteidigung | 13 | ||
A. Einführung | 13 | ||
B. Die geistesgeschichtlichen Wurzeln der Lehren der Sozialverteidigung | 15 | ||
I. Antike Wurzeln - Platon | 16 | ||
II. Die italienische scuola positiva | 21 | ||
1. Die Lehre der italienischen scuola positiva | 21 | ||
a) Das Verbrechen | 22 | ||
b) Ursachen des Verbrechens | 24 | ||
c) Der freie Wille in der scuola positiva | 27 | ||
d) Bekämpfung des Verbrechens | 29 | ||
aa) Maßnahmen und Strafen bei Lombroso | 31 | ||
bb) Die Todesstrafe | 33 | ||
cc) Maßregeln und Reformen bei Ferri | 34 | ||
2. Zusammenfassung und Einflüsse der scuola positiva auf die Lehre der Sozialverteidigung | 38 | ||
III. Die Internationale Kriminalistische Vereinigung | 40 | ||
1. Die Arbeit der IKV | 42 | ||
2. Franz von Liszt | 47 | ||
a) Die Lehren von Liszts | 48 | ||
b) von Liszt und die Lehren der Sozialverteidigung | 56 | ||
3. Adolphe Prins | 58 | ||
C. Société internationale de défense sociale | 63 | ||
I. Die Arbeit der SiDS | 65 | ||
1. Mindestprogramm | 74 | ||
2. Das Kriterium der Würde des Menschen und die Menschenrechte | 78 | ||
a) Der Rechtsbegriff der Menschenwürde | 78 | ||
b) Geistesgeschichtliche Gesichtspunkte | 84 | ||
aa) Religiöse Aspekte | 84 | ||
bb) Philosophische Aspekte | 87 | ||
cc) Der Menschenwürdebegriff bei Immanuel Kant | 91 | ||
c) Menschenwürde und Menschenrechte | 96 | ||
3. Die Genueser Modifikation | 99 | ||
a) Grundlagen der Genueser Modifikation | 101 | ||
b) Das Rechtssystem der Genueser Modifikation | 108 | ||
aa) Die Antisozialität | 112 | ||
bb) Maßnahmen der Sozialverteidigung | 119 | ||
cc) Verfahren und Vollzug der Sozialverteidigungsmaßnahmen | 126 | ||
4. Die Neue Sozialverteidigung | 133 | ||
a) Philosophische Grundlagen der Neuen Sozialverteidigung | 133 | ||
b) Die Strafrechtstheorie der Neuen Sozialverteidigung | 136 | ||
c) Das Strafrechtssystem der Neuen Sozialverteidigung | 144 | ||
aa) Praktische Aspekte des Strafrechtssystems | 146 | ||
bb) Das Verfahren der Neuen Sozialverteidigung | 148 | ||
cc) Einzelne Maßnahmen und Strafen | 152 | ||
d) Positionierung der Neuen Sozialverteidigung | 157 | ||
5. Konservative Mitglieder | 160 | ||
2. Teil: Kriminalpolitische Vorschläge der modernen, deutschen Hirnforschung | 162 | ||
A. Neurowissenschaftliche Erkenntnisse | 162 | ||
I. Ausgangspunkt | 164 | ||
II. Ansätze zu einzelnen Hirnfunktionen | 166 | ||
1. Das Bewusstsein | 168 | ||
a) Entstehung des Bewusstseins | 169 | ||
b) Funktionen des Bewusstseins | 172 | ||
2. Das "Ich" | 174 | ||
3. Emotionen und Gefühle | 176 | ||
III. Die Handlung | 178 | ||
1. Ansätze von Wolfgang Prinz und Thomas Goschke | 179 | ||
2. Das Konzept von Gerhard Roth | 181 | ||
a) Handlungssteuerung | 181 | ||
b) Parkinsonsche Krankheit und Bereitschaftspotential | 182 | ||
3. Vetotheorie | 185 | ||
IV. Die Willensentscheidung | 186 | ||
1. Freiheit des Willens | 187 | ||
2. Empfindung der Freiheit des Willens | 190 | ||
3. Neuronale Grundlagen der Willensentscheidung | 192 | ||
4. Die Konstruktion der Freiheitsempfindung | 195 | ||
V. Zusammenfassung | 200 | ||
B. Kriminalpolitische Vorschläge der deutschen Neurowissenschaftler | 205 | ||
I. Stellungnahmen der Neurowissenschaftler zum Schuldprinzip | 205 | ||
II. Exkurs: Reaktionen der Strafrechtswissenschaft | 210 | ||
1. Reformansätze | 211 | ||
2. Konservative Reaktionen | 213 | ||
III. Aktuelle Kriminalpolitische Konzepte der Hirnforscher | 218 | ||
1. Das Wahlmodell von Gerhard Roth und Grischa Merkel | 218 | ||
2. Das vertragstheoretische Modell von Michael Pauen und Gerhard Roth | 231 | ||
C. Fazit und Aussicht | 237 | ||
3. Teil: Synthesis | 241 | ||
A. Vorüberlegungen | 241 | ||
I. Menschenwürde und Willensfreiheit | 241 | ||
II. Menschenwürde, Schuld, Vergeltung und Strafe | 253 | ||
1. Die Schuldstrafe bei Immanuel Kant und Friedrich Nietzsche | 255 | ||
2. Die Begrenzungsfunktion des Schuldprinzips | 261 | ||
B. Synthesis des Menschenbildes | 264 | ||
I. Die Freiheit des Willens | 264 | ||
II. Das Menschenbild und die Würde des Menschen | 269 | ||
C. Synthesis der rechtspolitischen Vorschläge | 274 | ||
I. Strafrechtsphilosophische Aspekte | 274 | ||
1. Vertragstheoretischer Ansatz | 274 | ||
2. Moralische Wertungen | 277 | ||
II. Strafrechtstheorie | 282 | ||
1. Der Begriff der Strafe | 282 | ||
2. Prävention und Vergeltung | 287 | ||
3. Schuld und Verantwortlichkeit | 292 | ||
4. Begrenzungsfunktion des Menschenwürdebegriffs und der Verhältnismäßigkeit | 299 | ||
III. Empirische Kriminologie | 302 | ||
IV. Elemente des Strafrechts und Strafvollzugsrechts | 310 | ||
1. Maßnahmen und Strafen | 310 | ||
2. Individualisierung und unbestimmte Verurteilung | 316 | ||
3. Zurechnungsfähigkeit | 321 | ||
4. Gefährlichkeit und prädeliktisches Vorgehen | 324 | ||
5. Besserung und Erziehung | 328 | ||
6. Verfahren | 332 | ||
Schlussbetrachtung | 338 | ||
Anhang 1: Mindestprogramm der Société Internationale de Défense Sociale | 341 | ||
Anhang 2: Die Satzung der Internationalen Kriminalistischen Vereinigung vom 01.01.1889 | 343 | ||
Anhang 3: Die geänderte Satzung der IKV von 1897 | 345 | ||
Anhang 4: Gesetzentwurf der Republik Cuba: Gegen die Antisozialität | 346 | ||
Literaturverzeichnis | 350 | ||
Sachwortregister | 363 |