Der Raum der Produktion
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Der Raum der Produktion
Wirtschaftliche Cluster in der Volkswirtschaftslehre des 19. Jahrhunderts
Schriften zur Wirtschafts- und Sozialgeschichte, Vol. 81
(2006)
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Abstract
Der Erfolg aller Industrienationen im 19. Jahrhundert war mit dem Erfolg regional konzentrierter Branchen verbunden. Diese Clusterung von Wirtschaftsaktivitäten wurde von den zeitgenössischen Ökonomen registriert und interpretiert. Während die Darstellung systemischer Zusammenhänge von Unternehmen und Institutionen auf volkswirtschaftlicher Ebene, wie sie z. B. von Friedrich List vorgenommen wurde, ein bekannter Topos der heutigen dogmengeschichtlichen Literatur ist, wurde dieser Ansatz auf der regionalen Ebene noch nicht untersucht.Christoph Scheuplein verfolgt die Beschreibung und Konzeptualisierung von lokalisierten Branchen im britischen und im deutschen Kontext innerhalb des Zeitraums von 1815 bis 1890. Die räumliche Konzentration der Produktion konnte vor allem dort theoretisch formuliert werden, wo man auf die räumliche Ungleichmäßigkeit der wirtschaftlichen Entwicklung achtete bzw. wo man von steigenden Erträgen als dem üblichen Ertragsverlauf der industriellen Produktion ausging. Scheuplein behandelt die klassische Politische Ökonomie, die Deutsche Historische Schule, Karl Marx, die sozial-evolutionäre Theorie sowie die neoklassische Theorie. Das von Alfred Marshall popularisierte Konzept des "Industriellen Distrikts" beruhte auf einer detaillierten Rezeption dieser ideengeschichtlichen Linien. Im letzten Viertel des Jahrhunderts wurde diese raumstrukturelle Perspektive in einer Reihe von empirischen Studien angewandt.Im Unterschied zu der weit verbreiteten Annahme, die Wirtschaftswissenschaft des 19. Jahrhunderts habe die Raumdimension weitgehend ausgeblendet, weist der Autor nach, daß die meisten Theorierichtungen die räumliche Struktur der Produktion als Erklärungsfaktor berücksichtigten. Diese korrespondierten häufig mit den jeweiligen Vorstellungen zur globalen Ausdehnung bzw. nationalen Begrenzung von Wirtschaftsräumen.
Table of Contents
Section Title | Page | Action | Price |
---|---|---|---|
Danksagung | 5 | ||
Inhaltsverzeichnis | 7 | ||
Abkürzungen | 12 | ||
Kapitel 1: Einleitung: Auf der Suche nach dem verlorenen Raum | 13 | ||
1. Gegenstand | 13 | ||
2. Forschungsstand | 17 | ||
3. Vorläufige Thesen und Zielstellung | 22 | ||
4. Eingrenzung des Themas, Methoden und Aufbau der Untersuchung | 24 | ||
Kapitel 2: Freiheit der Standortwahl und Raumbindung | 29 | ||
1. Die offene Gesellschaft | 29 | ||
2. Die Geographie der Industriellen Revolution | 30 | ||
3. Raumdifferenzierung wahrnehmen: Reisen, Vergleichen, Zählen | 33 | ||
a) Wirtschaftswachstum und Arbeitsteilung | 35 | ||
b) Stadt und Land | 38 | ||
c) Nationale Wettbewerbsvorteile | 40 | ||
4. Schlußfolgerungen | 42 | ||
Kapitel 3: Stagnation und räumliche Homogenität | 43 | ||
1. Ricardo und die Wollindustrie | 43 | ||
2. Das räumliche Gleichgewicht | 46 | ||
a) Globale Einheit und Differenzierung: von David Hume zu Robert Torrens | 47 | ||
b) Nationale Homogenität vs. globale Heterogenität: David Ricardo | 50 | ||
c) Testfall London-Spitalsfield | 52 | ||
3. Schlußfolgerungen | 56 | ||
Kapitel 4: Disproportionen und Disparitäten | 58 | ||
1. „A Home Tour through the Manufacturing Districts“ | 58 | ||
2. Die Perspektive der Technik: Charles Babbage und Andrew Ure | 60 | ||
3. Die Perspektive der Peripherie: die US-amerikanische Erfahrung | 64 | ||
4. Die vielfache Relativierung des räumlichen Gleichgewichts | 67 | ||
a) Die unternehmerische Standortwahl: Jean-Baptiste Say | 68 | ||
b) Statistik und Geographie: J. Ramsay McCulloch | 72 | ||
c) Gesellschaftlicher Fortschritt in Zeit und Raum: John S. Mill | 74 | ||
5. Schlußfolgerungen | 77 | ||
Kapitel 5: Territorialisierung als Strategie: die Deutsche Historische Schule | 79 | ||
1. „Der alles monopolisierende Insulaner“ | 79 | ||
2. Nationenbildung und Wirtschaftstheorie | 81 | ||
Exkurs: Der disziplinäre Einfluß der Geographie | 85 | ||
3. Raumwirtschaft als Forschungsfeld | 87 | ||
a) Nationales Produktionssystem und Standortmuster | 88 | ||
b) Wilhelm Roscher und das regionale Produktionssystem | 90 | ||
4. Schlußfolgerungen | 94 | ||
Kapitel 6: Die Geographie der Arbeit | 96 | ||
1. „Cottonopolis“ und die „europäische Arbeiterkarte“ | 96 | ||
2. Die Orte der Wissensträger: Thomas Hodgskin und Thomas Edmonds | 97 | ||
3. Der variable Raum: Karl Marx und Friedrich Engels | 99 | ||
a) Kapitalismus als soziales System | 99 | ||
b) Das Regime der Differenz | 102 | ||
c) Die gesellschaftliche Kombination der Arbeit | 106 | ||
4. Schlußfolgerungen | 112 | ||
Kapitel 7: Differenzierung und Integration | 113 | ||
1. Die Evolution des Evolutionsdenkens | 113 | ||
2. Raumorientierungen in der Menschheitsgeschichte: Herbert Spencer | 116 | ||
3. Der Faktor Organisation: William E. Hearn | 121 | ||
4. Vom Historismus zum Sozial-Evolutionismus: Albert E. F. Schäffle | 125 | ||
5. Spezialisierung als Effizienzmaßstab? | 128 | ||
6. Schlußfolgerungen | 133 | ||
Kapitel 8: Spätklassik – Phänomenologie der Ungleichmäßigkeit | 135 | ||
1. „Waves, Pulses, and Cycles“ | 135 | ||
2. Die Kontinuität des räumlichen Wandels | 136 | ||
3. Die regionale Lohndifferenzierung: William Thornton | 138 | ||
4. Wachstum und Raum | 141 | ||
a) Das Gesetz des Fortschritts: Henry George | 141 | ||
b) Die Ertragsgesetze: Henry Sidgwick | 143 | ||
5. Schlußfolgerungen | 146 | ||
Kapitel 9: Soziale Evolution, räumliche Dynamik: Alfred Marshall | 148 | ||
1. Auf der Suche nach „Industrial Leadership“ | 148 | ||
2. Die Entwicklung der Marshallschen Clustertheorie | 150 | ||
3. Cluster als Kategorie der Preistheorie | 157 | ||
a) Steigende Erträge innerhalb einer Wettbewerbsökonomie | 158 | ||
b) Strukturwandel: Vom „factory system“ zum Frühfordismus | 161 | ||
4. Die soziale Dimension | 165 | ||
a) Die (Dys-)Funktionalität sozialer Bindungen | 165 | ||
b) Orte der Innovation: Kreativität und Routine | 168 | ||
5. Quellen | 172 | ||
6. Zeitgenössische Rezeption | 176 | ||
7. Schlußfolgerungen | 177 | ||
Kapitel 10: Märkte und Transport | 179 | ||
1. Raumüberwindung als Produktion | 179 | ||
2. Standortvorteile versus Transportkosten | 181 | ||
3. Marktgebiete | 189 | ||
Kapitel 11: Empirische Studien und Wirtschaftsgeschichte | 192 | ||
1. Empirie | 192 | ||
a) Großbritannien: Ingenieurswissenschaften und Sozialforschung | 192 | ||
b) Deutschland: Wettbewerb der Betriebssysteme | 196 | ||
2. Wirtschaftsgeschichte | 201 | ||
a) Historismus, Raum und die Entstehung der britischen Wirtschaftsgeschichte | 201 | ||
b) Historisches und Systematisches bei Alfred Marshall | 203 | ||
3. Schlußfolgerungen | 205 | ||
Kapitel 12: Zusammenfassung und Schlußfolgerungen | 207 | ||
1. Einleitung | 207 | ||
2. Steigende Erträge als Schlüsselkategorie | 208 | ||
3. Der systemische Charakter: Interaktion und Innovation | 212 | ||
4. Selbstregulierung vs. Interventionismus | 214 | ||
5. Raumvorstellungen | 216 | ||
6. Der wiedergefundene Raum | 218 | ||
Quellen | 221 | ||
Literaturverzeichnis | 222 | ||
Namenverzeichnis | 269 | ||
Sachverzeichnis | 273 |