Politische Auftragsvergabe und Welthandelsrecht
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Politische Auftragsvergabe und Welthandelsrecht
Tübinger Schriften zum internationalen und europäischen Recht, Vol. 81
(2006)
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Abstract
Nationale Vergabestellen machen die Vergabe öffentlicher Aufträge an Unternehmen neben der rein fachlichen Eignung häufig von der Erfüllung zusätzlicher "politischer" Kriterien abhängig. Verlangt wird beispielsweise die Beachtung grundlegender Sozialvorschriften sowie Umwelt- oder Menschenrechtsstandards bei der Produktion. Da sich aus dieser Praxis Barrieren für ausländische Unternehmen im Vergabeverfahren ergeben können, stellt sich die Frage ihrer Vereinbarkeit mit dem WTO-Recht, insbesondere mit dem WTO-Übereinkommen über das öffentliche Beschaffungswesen.Der Autor zeigt die welthandelsrechtlichen Möglichkeiten und Grenzen "politischer Auftragsvergabe" auf. Er begreift die Problematik als vergaberechtliche Variante des Zielkonflikts zwischen handelsbezogenen und "handelsfremden" Belangen, der das gesamte WTO-Recht durchzieht. Im ersten Teil gewinnt der Verfasser aus Überlegungen u. a. zu Struktur, Funktion und Legitimität der WTO Argumente für die Lösung derartiger Zielkonflikte. Mit dem zweiten Teil schließt sich eine ausführliche Untersuchung der Vorschriften des Übereinkommens über das öffentliche Beschaffungswesen an. Im dritten Teil befasst sich Jens-Christian Gaedtke mit den gegenwärtigen vergaberechtlichen WTO-Reforminitiativen. Er kommt zu dem Schluss, dass das geltende WTO-Recht den Mitgliedstaaten bei handelsfreundlicher Ausgestaltung ihrer Vorschriften durchaus einen gewissen Spielraum zur Verfolgung politischer Ziele bei der Auftragsvergabe einräumt.
Table of Contents
Section Title | Page | Action | Price |
---|---|---|---|
Vorwort | 5 | ||
Inhaltsverzeichnis | 7 | ||
Abkürzungsverzeichnis | 14 | ||
Einführung | 17 | ||
1. Teil: Teleologische und rechtspolitische Überlegungen zur Lösung von Zielkonflikten im WTO-Recht | 21 | ||
§ 1 Zielkonflikte und andere „Linkage Problems“ | 21 | ||
§ 2 Funktionen der WTO | 24 | ||
A. Freihandel, Liberalisierung und Marktintegration | 24 | ||
I. Freihandel und Deregulierung nationaler Märkte | 25 | ||
II. Liberalisierung | 27 | ||
III. Marktintegration | 29 | ||
B. Koordinierung des internationalen Handels | 32 | ||
C. Aufbau eines normgeleiteten multilateralen Handelssystems | 34 | ||
I. Juristische Qualität der Entscheidungen | 35 | ||
II. Politische Sensibilität | 36 | ||
III. Grenzen der Fortentwicklung des WTO-Rechts | 38 | ||
§ 3 Deregulative Tendenzen des WTO-Rechts | 41 | ||
A. Das „Race to the Bottom“ | 41 | ||
B. Die Struktur der WTO | 45 | ||
I. Das strukturelle Ungleichgewicht innerhalb der WTO | 46 | ||
II. Folgen der asymmetrischen Struktur | 48 | ||
§ 4 Legitimität von WTO-Streitbeilegungsentscheidungen | 52 | ||
A. Legitimität als „demokratische“ Legitimation | 52 | ||
I. Eine demokratische Legitimationskette | 54 | ||
II. Partizipation von Interessengruppen und Betroffenen | 56 | ||
III. Transparenz des Verfahrens | 57 | ||
B. Weitere Elemente des Begriffs der Legitimität | 58 | ||
§ 5 Die WTO im internationalen System | 59 | ||
A. Völkerrechtliche Verpflichtungen der WTO-Mitglieder | 62 | ||
B. Völkerrechtliche Verpflichtungen der WTO | 64 | ||
C. Unverbindliche internationale Sätze | 66 | ||
D. Berücksichtigung internationalisierter Wertvorstellungen | 67 | ||
§ 6 Zusammenfassung und Folgerungen für die Lösung von Zielkonflikten | 68 | ||
2. Teil: Politische Auftragsvergabe in ausgewählten GPA-Mitgliedstaaten und ihre rechtliche Zulässigkeit | 73 | ||
§ 1 Öffentliche Auftragsvergabe als Instrument der Politik | 74 | ||
A. Begriff und Formen politischer Auftragsvergabe | 74 | ||
I. Begriff | 74 | ||
II. Formen politischer Auftragsvergabe | 76 | ||
B. Rechtliche Grundlinien politischer Auftragsvergabe in Deutschland und den USA | 77 | ||
I. Bundesrepublik Deutschland | 77 | ||
1. Regelungen im deutschen Vergaberecht | 78 | ||
2. Einfluss des europäischen Vergaberechts | 79 | ||
a) Die europäischen Vergaberichtlinien | 79 | ||
b) Rechtsprechung des EuGH | 80 | ||
c) Reform der Vergaberichtlinien | 82 | ||
II. USA | 83 | ||
C. Häufige oder wichtige politische Belange bei der Auftragsvergabe in Deutschland und den USA | 84 | ||
I. Wirtschafts- und strukturpolitische Ziele | 85 | ||
1. Mittelstandsförderung | 85 | ||
2. Regionalförderung | 86 | ||
3. „Anti-Outsourcing“ | 88 | ||
II. Sozial- und arbeitspolitische Ziele | 89 | ||
1. Frauenförderung | 89 | ||
2. Förderung sonstiger Personengruppen | 91 | ||
3. Arbeitsbedingungen | 92 | ||
a) Nationale Standards | 92 | ||
b) Internationale Standards | 94 | ||
III. Ökologische Ziele | 96 | ||
IV. Schutz der innerstaatlichen Ordnung | 98 | ||
V. Sanktionierung von Menschenrechtsverletzungen | 99 | ||
VI. Außenpolitische Ziele | 101 | ||
§ 2 Der Anwendungsbereich des GPA | 103 | ||
A. Persönlicher Anwendungsbereich des GPA | 105 | ||
I. Geltungsbereich des Abkommens | 105 | ||
II. Erfasste Vergabestellen der Mitglieder | 106 | ||
B. Sachlicher Anwendungsbereich des GPA | 108 | ||
I. Auftragsgegenstände | 108 | ||
II. Schwellenwerte | 109 | ||
C. Politische Zwecke und der Anwendungsbereich des GPA | 109 | ||
I. Ausschluss politischer Zwecke vom Anwendungsbereich des GPA | 110 | ||
1. Rechtliche Bewertung der Ausschlussklauseln | 110 | ||
2. Ausschlussklauseln als Modell für politische Auftragsvergabe? | 113 | ||
II. Politische Zwecke im Anwendungsbereich des GPA | 114 | ||
1. Stadt München gegen ausbeuterische Kinderarbeit | 114 | ||
2. Keine US-Aufträge an die „Antikriegskoalition“ im Irak | 115 | ||
§ 3 Verbotstatbestände für politische Auftragsvergabe im GPA | 118 | ||
A. Gemeinsame Verfahrensvorschriften der Art. VII – XVI GPA | 119 | ||
I. Offenes und nicht-offenes Verfahren | 120 | ||
1. Bieterbezogene Kriterien: Wortlaut und Systematik | 121 | ||
2. Angebotsbezogene Kriterien: Wortlaut und Systematik | 123 | ||
3. Bieter- und angebotsbezogene politische Kriterien – sonstige Argumente | 124 | ||
a) Transparenz als Zweck der Art. VII-XVI GPA | 124 | ||
b) Ein „Purity Principle“ im GPA? | 126 | ||
c) Vergleich mit den Vorschriften des GATT und GATS | 127 | ||
d) Vergleich mit anderen internationalen vergaberechtlichen Instrumenten | 129 | ||
4. Andere Formen politischer Auftragsvergabe als in Vertragsbedingungen | 130 | ||
II. Eingeschränkte Vergabe | 131 | ||
III. Kompensationsgeschäfte | 132 | ||
1. Verhältnis zu den Art. VII-XV GPA | 133 | ||
2. Reichweite des Art. XVI GPA | 134 | ||
a) Verbesserung der Zahlungsbilanz | 134 | ||
b) Förderung der inländischen Entwicklung | 135 | ||
B. Das Diskriminierungsverbot | 137 | ||
I. Inländerbehandlung | 138 | ||
1. Anwendungsbereich | 139 | ||
2. Vergleichspaar | 140 | ||
a) Bildung von Vergleichspaaren | 140 | ||
b) Das Problem der „Gleichartigkeit“ | 142 | ||
3. Ungleichbehandlung | 145 | ||
a) Unmittelbare Ungleichbehandlungen | 145 | ||
b) Mittelbare Ungleichbehandlungen | 147 | ||
II. Das Gebot der Meistbegünstigung | 153 | ||
1. Inhalt und Bedeutung des Gebots der Meistbegünstigung | 153 | ||
2. Anwendung auf die Sekundärzweckproblematik | 154 | ||
C. Technische Spezifikationen | 155 | ||
I. Inhalt und Reichweite des Verbots aus Art. VI Abs. 1 GPA | 157 | ||
II. „Notwendigkeit“ von Handelshemmnissen und Rechtfertigung | 158 | ||
§ 4 Rechtfertigung rechtswidriger Maßnahmen | 160 | ||
A. Ausnahmen im Bereich der nationalen Sicherheit: Art. XXIII Abs. 1 GPA | 162 | ||
I. Auslegung des Tatbestands | 162 | ||
II. Rechtfertigung politischer Auftragsvergabe nach Art. XXIII Abs. 1 GPA | 165 | ||
B. Die allgemeinen Ausnahmevorschriften: Art. XXIII Abs. 2 GPA | 168 | ||
I. Ansätze für eine enge Auslegung der Ausnahmetatbestände in Literatur und Rechtsprechung | 169 | ||
1. Ausschluss „extraterritorialer“ Maßnahmen | 169 | ||
2. Ausschluss produktionsbezogener Maßnahmen | 171 | ||
3. Ausschluss wirtschaftspolitischer Motive | 173 | ||
II. Auslegung der speziellen Ausnahmetatbestände | 174 | ||
1. Von Behinderten, Wohltätigkeitseinrichtungen oder Strafgefangenen hergestellte Waren und erbrachte Dienstleistungen | 174 | ||
2. Maßnahmen zum Schutz des geistigen Eigentums | 176 | ||
3. Maßnahmen zum Schutz des Lebens und der Gesundheit von Menschen, Tieren und Pflanzen | 176 | ||
a) Ökologische Maßnahmen | 177 | ||
b) Menschenrechtsbezogene und arbeitnehmerschützende Maßnahmen | 179 | ||
III. Auslegung der Generalklauseln: Schutz der öffentlichen Sicherheit, Ordnung und Sittlichkeit | 180 | ||
1. Ein Ordre Public-Vorbehalt im GPA? | 181 | ||
2. Öffentliche Sittlichkeit, Ordnung und Sicherheit | 182 | ||
3. Internationalisiertes Verständnis: Eine internationale öffentliche Ordnung | 183 | ||
4. Die Generalklauseln als Rechtfertigungsgrund für politische Zwecke | 186 | ||
IV. Notwendigkeit der Maßnahmen | 189 | ||
1. Die Notwendigkeitsprüfung – Symbol für einen „trade-bias“? | 189 | ||
2. Die Notwendigkeitsprüfung im Spiegel der Streitbeilegung | 190 | ||
3. Differenzierender Prüfungsansatz | 191 | ||
a) Prüfung nicht-privilegierter Maßnahmen | 193 | ||
b) Prüfung privilegierter Maßnahmen | 197 | ||
V. Die Voraussetzungen des „chapeau“ | 197 | ||
1. Verbot der willkürlichen oder ungerechtfertigten Diskriminierung | 198 | ||
a) Flexibilität nationaler Maßnahmen | 199 | ||
b) Verfahrensbezogene Aspekte | 201 | ||
c) Asymmetrischer Unilateralismus | 202 | ||
2. Verbot der verschleierten Beschränkung des internationalen Handels | 202 | ||
§ 5 Schmälerung oder Zunichtemachung von Vorteilen durch politische Auftragsvergabe | 207 | ||
3. Teil: Initiativen zur Reform des öffentlichen Beschaffungswesens | 210 | ||
§ 1 Die Revision des GPA | 211 | ||
A. Änderung der gemeinsamen Verfahrensvorschriften | 212 | ||
B. Änderung des Art. XXIII Abs. 2 GPA | 213 | ||
§ 2 Ein multilaterales Abkommen über Transparenz | 214 | ||
§ 3 Politische Realisierbarkeit der Vorschläge | 216 | ||
Zusammenfassung der Ergebnisse | 218 | ||
Literaturverzeichnis | 224 | ||
Sachwortverzeichnis | 239 |