Rücktritt im Vorbereitungsstadium
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Rücktritt im Vorbereitungsstadium
Strafrechtliche Abhandlungen. Neue Folge, Vol. 154
(2004)
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Abstract
Ist eine Ehefrau wegen Tötungsdelikts strafbar, die in Abwesenheit ihres Mannes mit Tötungsabsicht zunächst Gift in eine seiner Whiskyflaschen gefüllt hat, später jedoch, als sie in Reue den Flascheninhalt wieder beseitigen will, versehentlich eine andere, unvergiftete Whiskyflasche entleert, wenn ihr Ehemann nach seiner Rückkehr von dem vergifteten Whisky trinkt und stirbt? Ist die Mutter eines Kindes wegen Anstiftung zu einem Tötungsdelikt strafbar, wenn sie ihre Schwester bittet, ihr Kind zu töten, sie aber anschließend auffordert, die Tat nicht auszuführen, die Schwester jedoch nur zum Schein von der Tat Abstand nimmt und das Kind trotzdem tötet? Dies sind nur zwei Beispiele für einen Rücktritt im Vorbereitungsstadium, eine Nische im Bereich des klassischen Allgemeinen Teils des Strafrechts, der dogmatisch noch wenig durchleuchtet ist. Vergleichbare Rücktritts-Fälle gibt es bei allen Täterschafts- und Teilnahmeformen, eine einheitliche, zufriedenstellende Lösungslinie dazu findet sich aber weder in der Literatur noch in der Rechtsprechung.Die Autorin entwickelt anhand dogmatischer Grundprinzipien des Strafrechts einen einheitlichen Ansatz, mit dem sämtliche Fallkonstellationen sachgerecht gelöst werden können. Vor allem auf zwei Ebenen lassen sich die denkbaren Fallgestaltungen prüfen und lösen: Bereits auf der Ebene der objektiven Zurechnung können gewisse Sachverhalte von der Strafbarkeit ausgeschieden werden. Ausgangspunkt für den Lösungsansatz auf der Vorsatzebene ist die Beantwortung der Frage, bis zu welchem Zeitpunkt Täter oder Teilnehmer Vorsatz in Bezug auf die Vollendung der Haupttat haben müssen; diese Frage wurde bislang unterschiedlich beantwortet. Die Verfasserin zeigt, dass der Vorsatz bei Tätern wie bei Teilnehmern einheitlich fortdauern muss, nämlich bis zum Zeitpunkt des unmittelbaren Ansetzens durch den Haupttäter. Auf dieser Grundlage wird ein Kriterium entwickelt, nach dem es strafrechtsdogmatisch gerechtfertigt ist, dass der Täter bzw. Teilnehmer straffrei ausgehen kann, wenn sein Vorsatz durch ein signifikantes Rücktrittsverhalten spätestens im Zeitpunkt des unmittelbaren Ansetzens wieder entfallen ist. Entscheidend ist, dass der jeweilige Täter oder Teilnehmer subjektiv eine optimale Rettungshandlung erbracht hat.
Table of Contents
Section Title | Page | Action | Price |
---|---|---|---|
Vorwort | 5 | ||
Inhaltsverzeichnis | 7 | ||
Abkürzungsverzeichnis | 12 | ||
Einleitung | 17 | ||
1. Kapitel: Abgrenzung Vorbereitung/Versuch | 21 | ||
A. Alleintäter | 21 | ||
I. Grundsätze | 21 | ||
II. Sonderfälle: Spreng- und Giftfallen und ähnliche Distanzdelikte | 23 | ||
B. Mittelbarer Täter | 27 | ||
C. Mittäter | 29 | ||
D. Anstifter und Gehilfen | 30 | ||
2. Kapitel: Rücktritt im Vorbereitungsstadium und Begehung der Straftat unterbleibt – es kommt weder zum Versuch noch zur Vollendung | 31 | ||
A. Alleintäter | 31 | ||
B. Mittelbarer Täter | 32 | ||
C. Mittäter | 33 | ||
D. Anstifter und Gehilfen | 34 | ||
3. Kapitel: Rücktritt im Vorbereitungsstadium und Straftat wird vollendet | 36 | ||
A. Alleintäter | 36 | ||
I. Keine Zurechnung des vorzeitigen Erfolgseintritts? | 40 | ||
II. Scheidet im Vorbereitungsstadium jegliche Vorsatzverantwortung aus? | 44 | ||
III. Lösung über § 24 I 1 Alt. 1 StGB? – Rücktritt von der Vollendung? | 48 | ||
IV. Konkurrenzlösung? | 50 | ||
1. Darstellung | 50 | ||
2. Kritik | 51 | ||
V. Objektive Zurechnung | 53 | ||
1. Eigenverantwortlich handelndes Opfer und dazwischentretende Dritte | 53 | ||
a) Die Ansicht von Otto | 53 | ||
b) Die herrschende Meinung | 54 | ||
c) Stellungnahme und eigene Ansicht | 55 | ||
2. Sonstige atypische Kausalverläufe? | 59 | ||
3. Ergebnis | 60 | ||
VI. Irrtum über den Kausalverlauf? | 61 | ||
VII. Lösung über das Kriterium der Gefahrherrschaft? | 63 | ||
1. Darstellung | 63 | ||
2. Kritik | 65 | ||
VIII. Zwischenergebnis | 67 | ||
IX. Keine Vollendung ohne Versuch | 68 | ||
1. Unabhängigkeit von der gesetzlichen Strafbarkeit des bloßen Versuchs | 68 | ||
2. Die Konkurrenzlehre | 69 | ||
3. Unwertabstufung von Versuch und Vollendung | 70 | ||
4. Der Handlungsunwert | 71 | ||
5. Originäre Begriffe des Vollendungstatbestandes | 76 | ||
6. Schaffung eines unerlaubten Risikos auch als Tatbestand des fahrlässigen Delikts | 77 | ||
7. Zufallsargument | 79 | ||
8. Kriminalpolitische Überlegungen | 81 | ||
9. Rücktritt vor und nach Versuchsbeginn | 83 | ||
10. Vergleich mit der actio libera in causa | 86 | ||
11. Untragbare Konsequenz der gegenteiligen Ansicht: „gespaltener Versuchsbegriff“ | 87 | ||
12. Ergebnis | 87 | ||
X. Vorsatz im Zeitpunkt des unmittelbaren Ansetzens | 87 | ||
1. Vorsatzloses Ansetzen | 88 | ||
a) Darstellung | 88 | ||
b) Kritik | 89 | ||
2. „Unbewusstes Ansetzen“ | 91 | ||
a) Darstellung | 91 | ||
b) Kritik | 92 | ||
3. Vorsätzliches Ansetzen | 94 | ||
XI. Hat der im Vorbereitungsstadium Zurücktretende Vorsatz im Zeitpunkt des unmittelbaren Ansetzens? | 96 | ||
1. Fallgruppe 1: Objektiv und subjektiv optimale Rettungshandlung | 98 | ||
2. Fallgruppe 2: Nur subjektiv optimale Rettungshandlung | 98 | ||
3. Fallgruppe 3: Halbherzige Rettungshandlung | 99 | ||
a) Hat der Zurücktretende überhaupt Rettungsabsicht? | 100 | ||
b) Rettungsabsicht und Vorsatz hinsichtlich des Deliktserfolges? | 100 | ||
c) Gefahrverneinung und (irrationale) Zuversicht | 105 | ||
d) Besondere Hemmschwelle? | 106 | ||
e) Vergleich mit halbherzigen Verhinderungsbemühungen vor oder während der Tathandlung | 107 | ||
f) Vergleich mit den Handlungsanforderungen beim Unterlassen | 109 | ||
g) Vergleich mit dem Gehilfen | 110 | ||
h) Der umgekehrte Fall | 111 | ||
i) Das kriminalpolitische Argument | 111 | ||
j) Ergebnis | 112 | ||
k) Mögliche Einwände | 112 | ||
4. Fallgruppe 4: Äußere Umstände hindern den Täter an der optimalen Rettungshandlung | 115 | ||
XII. Ergebnis | 117 | ||
B. Mittelbarer Täter | 119 | ||
I. Grundsätze | 119 | ||
II. Einwirken auf den irrenden Tatmittler | 122 | ||
C. Mittäter | 125 | ||
I. Kausaler Tatbeitrag und Strafbarkeit wegen vollendeter Tat? | 131 | ||
1. Darstellung | 131 | ||
2. Kritik | 133 | ||
II. Lösung de lege ferenda bzw. Rechtsfolgenlösung? | 135 | ||
1. Darstellung | 135 | ||
2. Kritik | 136 | ||
III. Konkurrenzlösung? | 137 | ||
1. Darstellung | 137 | ||
2. Kritik | 138 | ||
IV. Notwendigkeit einer Plangemeinschaft bei der Tatausführung? | 139 | ||
1. Bedeutung des gemeinsamen Tatentschlusses für die mittäterschaftliche Zurechnung | 139 | ||
2. Genügt die Plangemeinschaft im Vorbereitungsstadium? | 141 | ||
a) Plangemeinschaft bei der Tatausführung | 142 | ||
aa) Darstellung | 142 | ||
bb) Kritik | 144 | ||
b) Ausdrückliche Abstandnahme von der Mittäterschaft | 145 | ||
c) Differenzierende Ansicht | 149 | ||
aa) Darstellung | 149 | ||
bb) Kritik | 151 | ||
(1) Der Vergleich mit der Alleintäterschaft | 151 | ||
(2) Die vier Fallgruppen | 152 | ||
d) Tatplan im Vorbereitungsstadium genügt | 155 | ||
e) Sonderfall sukzessive Mittäterschaft? | 161 | ||
f) Erneute Entschlussfassung | 165 | ||
V. Tatherrschaft und Täterwille | 165 | ||
VI. Objektive Zurechnung | 171 | ||
VII. Tatvorsatz | 173 | ||
1. Irrtum über den Kausalverlauf? | 174 | ||
2. Lösung über das Kriterium der Gefahrherrschaft? | 176 | ||
a) Darstellung | 176 | ||
b) Kritik | 178 | ||
3. Vergleich mit dem agent provocateur? | 179 | ||
a) Darstellung | 179 | ||
b) Kritik | 182 | ||
4. Die subjektive Bereitschaft jedes Einzelnen der Beteiligten | 184 | ||
a) Darstellung | 184 | ||
b) Kritik | 186 | ||
VIII. Vorsatzproblematik und eigene Ansicht | 188 | ||
1. Zeitpunkt des Vorsatzes | 188 | ||
2. Wann hat der im Vorbereitungsstadium Zurücktretende Vorsatz? | 190 | ||
3. Vergleich mit subjektiven Merkmalen | 192 | ||
4. Unterschied zum Tatplan im Ausführungsstadium | 195 | ||
5. Sonderfall: Vermeintliches Umstimmen? | 196 | ||
6. Sonderfall: Sukzessive Mittäterschaft? | 199 | ||
7. Mögliche Einwände gegen die hier vorgeschlagene Lösung | 200 | ||
IX. Ergebnis | 201 | ||
D. Anstifter und Gehilfen | 205 | ||
I. Besondere Lösungen für die Anstiftung? | 206 | ||
1. Die Ansicht von Puppe und Jakobs | 206 | ||
2. Abstiftung/Umstiftung | 207 | ||
3. Ergebnis | 208 | ||
II. Kausalität | 209 | ||
1. Kausalitätserfordernis auch bei der Beihilfe | 209 | ||
2. Straflosigkeit bei fehlender Kausalität | 210 | ||
3. Rückgängigmachung des Tatbeitrags, vor allem bei psychischer Mitwirkung | 211 | ||
a) Anstiftung | 212 | ||
b) Beihilfe | 214 | ||
III. Strafbarkeit bei fortwirkendem Tatbeitrag? | 216 | ||
IV. Objektive Zurechnung | 219 | ||
V. Irrtum über den Kausalverlauf? | 222 | ||
VI. Lösung über das Kriterium der Gefahrherrschaft? | 223 | ||
VII. Agent provocateur | 223 | ||
VIII. Eigene Lösung | 225 | ||
1. Zeitpunkt des Vorsatzes | 225 | ||
2. Wann hat der im Vorbereitungsstadium Zurücktretende Vorsatz? | 230 | ||
3. Sonderfall: Vorübergehendes Umstimmen des Täters zur Tataufgabe? | 232 | ||
4. Sonderfall: Vermeintliches Umstimmen des Täters zur Tataufgabe? | 235 | ||
IX. Ergebnis | 237 | ||
4. Kapitel: Rücktritt im Vorbereitungsstadium und Straftat wird versucht | 240 | ||
A. Alleintäter | 240 | ||
B. Mittelbarer Täter | 243 | ||
C. Mittäter | 244 | ||
D. Anstifter und Gehilfen | 247 | ||
5. Kapitel: Schlussbemerkung | 250 | ||
Literaturverzeichnis | 254 | ||
Sachverzeichnis | 266 |