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Das grundgesetzliche Zensurverbot

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Nessel, T. (2004). Das grundgesetzliche Zensurverbot. Duncker & Humblot. https://doi.org/10.3790/978-3-428-51499-1
Nessel, Thomas. Das grundgesetzliche Zensurverbot. Duncker & Humblot, 2004. Book. https://doi.org/10.3790/978-3-428-51499-1
Nessel, T (2004): Das grundgesetzliche Zensurverbot, Duncker & Humblot, [online] https://doi.org/10.3790/978-3-428-51499-1

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Das grundgesetzliche Zensurverbot

Nessel, Thomas

Schriften zum Öffentlichen Recht, Vol. 973

(2004)

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Abstract

Das Zensurverbot des Grundgesetzes scheint auf den ersten Blick eine ausreichende Direktionskraft zu besitzen, um Kommunikation vor jeglicher Zensur schützen zu können. Und doch weisen das Bundesverfassungsgericht und der überwiegende Teil der Fachliteratur der Vorschrift nur einen begrenzten Geltungsbereich zu. Angesichts gegenwärtiger informationstechnologischer Kontrollmöglichkeiten stellt sich immer drängender die Frage nach der Plausibilität dieser über fünfzigjährigen Deutungsgeschichte. Vor diesem Hintergrund hat sich der Autor die Aufgabe gestellt, einen gefährdungsadäquaten Zensurbegriff zu entwickeln, der die zwingenden Anforderungen des Art. 5 Abs. 1 S. 3 GG erfüllen kann, ohne zugleich verfassungsrechtlich gewollte Regulationsmechanismen zu suspendieren.

Im ersten Teil der Untersuchung werden die seit Bestehen des Art. 5 Abs. 1 S. 3 GG vorgeschlagenen Verbotsvorstellungen zusammenhängend dargestellt. Sodann folgt eine Erörterung der jahrhundertealten Zensurerfahrungen und die daraus entstandenen historischen Zensurverbote. Im zweiten Teil widmet sich der Verfasser zunächst der Entwicklungsgeschichte und dem Regelungskontext des Art. 5 Abs. 1 S. 3 GG. Anschließend entwickelt er Kriterien zur Abgrenzung der Zensur von sonstigen Grundrechtseingriffen. Im Ergebnis weist Thomas Nessel dem Zensurverbot die Funktion zu, eine Etablierung lähmungsgeeigneter Inhaltskontrollverfahren zum Schutz des dynamischen Kommunikationsprozesses zu verhindern. Verfassungswidrige Zensur ist danach ein formal beschreibbarer Grundrechtseingriff in Form der Vor- als auch der Nachzensur und meint jede generelle Kommunikationsüberwachung, der ein zurechenbares Sanktionspotential zur Verfügung steht.

Table of Contents

Section Title Page Action Price
Vorwort 5
Inhaltsverzeichnis 7
Abkürzungsverzeichnis 11
Einleitung 13
Erster Teil: Grundelemente der Zensurdebatte 23
Erstes Kapitel: Zensur im Spiegel der Rechtsprechung 23
I. Die 1950er Jahre 23
II. Die 1960er Jahre 26
III. Die 1970er Jahre 29
1. Grundsatzentscheidung I – „Der lachende Mann“ 30
2. Modifizierte Kontinuitätsthese 32
3. Weitere Entscheidungen 34
4. Ergebnis 35
IV. Die 1980er Jahre 36
V. Die 1990er Jahre 40
1. Ausweitung der Verbotsreichweite 40
a) Indizierungsverfahren – „Josefine Mutzenbacher“ 40
b) Grundsatzentscheidung II – „Tanz der Teufel“ 42
c) Strategiewechsel 43
2. Weitere Entscheidungen 47
VI. Aktuelle Entscheidungen 48
VII. Ergebnis 49
Zweites Kapitel: Meinungsspektrum in der Fachliteratur 50
I. Verbotsarchitektur 50
II. Verbotene Vorzensur 51
1. Begrenztes Verbotsverständnis 52
a) Zensurverbotswidrige Minimalanforderung 52
aa) Lähmung des Geisteslebens 53
bb) Intensitätsgefälle 54
cc) Effektivitätsgedanke 55
b) Ausdehnungsversuche 56
aa) Verbot zensurgleicher Maßnahmen 57
bb) Vorfeldgefahrenabwehr im Kommunikationsbereich 58
cc) Verbot lückenloser Gesamtverbreitungskontrolle 59
dd) Maßnahmen ohne Strafverfolgungscharakter 63
2. Konsequentes Verbotsverständnis 63
III. Zeitpunktunabhängiges Zensurverbot 64
1. Zweckbezogene Differenzierung 64
a) Rechtmäßige Mißbrauchskontrolle 64
b) Beeinflussung der öffentlichen Meinung 65
c) Konformistische Kontrolle 68
d) Bloße Gefährdungseignung 69
e) Anlaßunabhängige Kontrolle 69
f) Machtgerichtetheit 71
2. Formbezogene Differenzierung 71
a) Planmäßige Überwachung 72
b) Gesetzlicher Kontrollauftrag 73
Drittes Kapitel: Historisches Zensurverständnis 74
I. Bestimmung des Betrachtungsobjekts 74
1. Konventionelle Wortbedeutung 75
2. Interpretatorischer Nutzen 77
3. Ergebnis 79
II. Aufbau staatlicher Zensurstrukturen 79
1. Mittelalterliche Kontrollinstrumentarien 80
2. Steigerung der Kontrolleffektivität 82
III. Das liberale Gegenmodell 86
IV. Zensurbegriffliche Umsetzung 92
1. Zensur als Negation der Freiheit 93
a) Relationale Bedingungen 93
b) Klassischer Zensurbegriff 96
2. Zensur als Instrument der Freiheitssicherung 97
a) Justiz- versus Polizeisystem 98
b) Restaurative Kommunikationsregulation 99
3. Zensur als Instrument der Freiheitsbehinderung 102
a) Formalisierungsprozeß 102
b) Ansätze einer Neuorientierung 105
Zweiter Teil: Bedeutung des Art. 5 Abs. 1 S. 3 GG 109
Viertes Kapitel: Entstehungsgeschichte der Verbotsnorm 109
I. Verfassungskonvent 110
II. Parlamentarischer Rat 110
III. Bewertung 113
Fünftes Kapitel: Einfluß des Regelungskontextes 115
I. Normsystematische Funktionsbestimmung 116
1. Grundrechte des Art. 5 Abs. 1 S. 1 und 2 GG 116
a) Kommunikative Grundfreiheit 117
b) Medienfreiheit 120
2. Eingriffsbefugnisse nach Art. 5 Abs. 2 GG 121
3. Aufgabe des Art. 5 Abs. 1 S. 3 GG 123
II. Rechtsqualität der Zensurabwehr 126
1. Subjektiv-rechtlicher Abwehranspruch 127
2. Objektiv-rechtliche Abwesenheitsgarantie 130
a) Eingriffsbezogenheit 131
b) Aussonderungsverfahren 133
c) Rechtmäßigkeitszusammenhang 134
III. Zensurbegriff und Verbotsumfang 135
1. Zensuranteilsverbot 135
a) Begriffsduplizität 136
b) Gegenstandslosigkeitsthese 137
c) Kritische Würdigung 138
2. Zensuräquivalenzen 141
IV. Ergebnis 141
Sechstes Kapitel: Maßgeblicher Definitionsansatz 142
I. Herkömmliche Ordnungsmodelle 143
1. Grundmodell 143
2. Asymmetrisches Modell 143
3. Bedeutung des Faktischen 144
4. Äußerungsinhaltliche Relevanz 145
5. Voluntatives Element 149
II. Eingriffszweck und Eingriffsmittel 150
III. Entscheidungsprozeß 152
1. Materieller Zensurbegriff 152
2. Materiell-formeller Zensurbegriff 156
3. Formeller Zensurbegriff 157
4. Formeller und materieller Zensurbegriff 158
IV. Ergebnis 160
Siebtes Kapitel: Zensierender Grundrechtseingriff 160
I. Allgemeine Anforderungen 160
1. Regulationstypische Effekte 161
2. Sicherung kommunikativer Dynamik 162
3. Lähmungsgeeignete Kommunikationsregulation 166
a) Inhaltskontrollverfahren 166
b) Gesamtkommunikation als Kontrollgegenstand 168
aa) Prüfungsebene 168
(1) Relativität jeder Kontrolle 170
(2) Kontrolladressat 172
(3) Sachlicher Kontrollrahmen 173
(a) „Partielle“ Zensur 173
(b) Gesamtes Äußerungsspektrum 176
(c) Räumlich-zeitliches Interesse 176
bb) Sanktionsebene 177
(1) Verhinderung des Meinungsgehalts 177
(2) Verhinderung der geistigen Wirkungsentfaltung 178
4. Ergebnis 180
II. Einzelne Verfahrenselemente 180
1. Klassischer Lösungsweg 181
2. Gefährdungsadäquate Lösung 185
a) Inhaltsbezogenheit 185
b) Verfahrenseinleitung 188
c) Beurteilungsvorgang 192
d) Prüfungsfolge 192
e) Kausalität 195
3. Ergebnis 197
III. Schutzgüter 197
1. Meinungs-, Presse-, Rundfunk- und Filmfreiheit 197
2. Informationsfreiheit 199
3. Sonstige Grundrechte 202
a) Beispiel: Versammlungsfreiheit 203
b) Beispiel: Kunstfreiheit 205
IV. Bindungsadressat 206
1. Privatrechtliche Kontrolle 207
2. Staatliche Kontrolle 208
3. Eigenkontrolle 210
V. Ergebnis und Schlußbetrachtung 214
Literaturverzeichnis 217
Sachregister 234