Parlamentarische Kontrolle der internationalen Streitkräfteintegration
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Parlamentarische Kontrolle der internationalen Streitkräfteintegration
Schriften zum Völkerrecht, Vol. 156
(2005)
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Abstract
Die vom Bundesverfassungsgericht als "Parlamentsarmee" titulierte Bundeswehr ist mittlerweile zu einer "Armee im Einsatz" mit weltweitem Aktionsradius geworden. Im Zuge der immer tieferen internationalen und europäischen Integration der Streitkräfte - so die Hauptthese des Autors - geraten die vergleichsweise stark ausgestalteten parlamentarischen Kontrollmechanismen der deutschen Wehrverfassung zunehmend unter Druck. Die demokratische Legitimation integrierter Streitkräfte durch den Deutschen Bundestag lässt sich damit nicht mehr vollauf gewährleisten.Im Spannungsfeld zwischen Demokratieprinzip und internationaler Integration untersucht Roman Schmidt-Radefeldt im ersten Teil seiner Leipziger Habilitationsschrift die Befehls- und Kommandogewalt des deutschen Verteidigungsministers in integrierten Führungsstrukturen der multinationalen Korps; weiterhin analysiert er die Defizite parlamentarischer Vertragsgewalt bei entwicklungsoffenen Bündnisverträgen und beleuchtet die Steuerungsmöglichkeiten des Parlamentsvorbehalts bei Einsätzen integrierter Streitkräfteformationen.Historisch und komparativ angereichert, skizziert der Autor die Entwicklungstendenzen transatlantischer Sicherheit und Verteidigung, zeigt die integrationsbedingten Kontrolldefizite des Deutschen Bundestages auf und liefert einen Beitrag zur aktuellen Diskussion um die gesetzliche Ausgestaltung der parlamentarischen Beteiligung beim Streitkräfteeinsatz. Vor dem Hintergrund der parlamentarischen Legitimationsdefizite auf nationaler Ebene erörtert Schmidt-Radefeldt im zweiten Teil Ansätze einer demokratischen Kontrolle der ESVP durch interparlamentarische Versammlungen und das Europäische Parlament. Mit Blick auf den EU-Verfassungsvertrag plädiert er abschließend für eine parlamentarische Dimension der Europäischen Sicherheits- und Verteidigungsarchitektur, bei der Legitimationsbausteine und Kontrollmechanismen verschiedener Rechtsebenen ergänzend zusammenwirken.
Table of Contents
Section Title | Page | Action | Price |
---|---|---|---|
Vorwort | 7 | ||
Inhaltsverzeichnis | 9 | ||
Abkürzungsverzeichnis | 16 | ||
Zeitschriftenverzeichnis | 19 | ||
Einleitung: Staatliche Streitkräfte zwischen Demokratisierung und Internationalisierung | 21 | ||
I. Staat und Streitkräfte | 21 | ||
II. Entwicklung der internationalen militärischen Integration | 25 | ||
III. Streitkräftekontrolle im Spannungsfeld zwischen Internationalisierung und Parlamentarisierung | 32 | ||
IV. Gang der Erörterung | 35 | ||
1. Teil: Parlamentarische Legitimationsvermittlung im internationalen militärischen Integrationsprozess | 38 | ||
1. Kapitel: Parlamentarische Kontrolle als Grundlage demokratischer Legitimation | 38 | ||
2. Kapitel: Demokratische Legitimation von militärischer Befehlsgewalt in multinationalen Führungsstrukturen | 42 | ||
I. Der Oberbefehl zwischen Demokratisierung und Internationalisierung | 42 | ||
II. Rechtfertigung von Substanzminderungen nationaler Befehlsgewalt im Rahmen internationaler Organisationen | 47 | ||
1. Rechtliche Ausdifferenzierungen der internationalen Befehlsgewalt in der Praxis | 47 | ||
a) Befugnisse von NATO-Kommandeuren | 49 | ||
b) Befugnisse von UN-Kommandeuren | 51 | ||
c) Kommandogewalt in multinationalen Verbänden | 53 | ||
2. Übertragung von nationaler Befehlsgewalt auf Kommandeure internationaler Verbände | 54 | ||
a) Faktische Integrationsautomatismen | 55 | ||
b) Pershing-Entscheidung des BVerfG | 56 | ||
c) Relativierende Einschätzung der NATO-Integrationsmechanismen | 57 | ||
d) Rechtscharakter des transfer of authority | 58 | ||
e) Fehlende parlamentarische Zustimmung zur Hoheitsrechtsübertragung | 61 | ||
f) Neue Aufgaben der NATO im Spiegel der AWACS-Rechtsprechung des BVerfG | 63 | ||
3. Beschränkungen nationaler Befehlsgewalt im Rahmen kollektiver Sicherheitssysteme | 64 | ||
a) Verteidigungsbündnisse als kollektive Sicherheitssysteme | 64 | ||
b) Rechtsformen multinationaler Verbände | 66 | ||
ΙII. Wahrung der nationalen Befehls- und Legitimationskette in integrierten Führungsstrukturen | 70 | ||
1. Anweisung auf Zusammenarbeit | 72 | ||
a) Befehlsgewalt und Anordnungsgewalt | 73 | ||
b) Gesetzliche Grundlage | 74 | ||
c) Rechtliche Bewertung | 75 | ||
2. Eingliederung ausländischer Hoheitsträger in den deutschen Befehlsweg | 79 | ||
a) Einbeziehung ausländischer Hoheitsträger auf gesetzlicher Grundlage | 81 | ||
aa) Unterstellungsverhältnisse | 82 | ||
bb) Ausübung von Hoheitsgewalt | 83 | ||
b) Einbeziehung ausländischer Hoheitsträger auf der Grundlage einer institutionalisierten Bündelung nationaler Befehlsgewalt | 85 | ||
aa) Entscheidungsstrukturen in multinationalen Kollegialorganen | 86 | ||
bb) Demokratische Legitimation von Kollegialentscheidungen | 87 | ||
c) Loyalitätsdilemma | 89 | ||
3. Multinationale Befehlsinstitute | 92 | ||
a) Substanzminderung nationaler Befehlsgewalt durch die „integrierte Weisungs- und Kontrollbefugnis" | 92 | ||
b) Befehlsdurchgriff | 95 | ||
c) Ansätze einer verfassungsrechtlichen Rechtfertigung | 96 | ||
aa) Hoheitsrechtsübertragung auf andere Staaten | 98 | ||
bb) Kondominiale Hoheitsgewalt | 100 | ||
cc) Zwischenstaatliche Hoheitsgewalt | 101 | ||
IV. Zusammenfassende Betrachtungen | 103 | ||
3. Kapitel: Demokratische Legitimation der auswärtigen Vertragsgewalt und militärischen Einsatzgewalt | 105 | ||
I. Kompetenzverteilung im Bereich der auswärtigen Gewalt | 105 | ||
II. Parlamentarische Vertragsgewalt im internationalen militärischen Integrationsprozess | 109 | ||
1. Zustimmung zu militärischen Bündnisverträgen | 112 | ||
a) Streitkräfteintegration | 113 | ||
b) Streitkräftestationierung | 115 | ||
2. Steuerung von Vertragsentwicklungen | 116 | ||
a) Vertragserweiterung | 116 | ||
b) Vertragskündigung | 118 | ||
c) UN-Friedenssicherung | 119 | ||
d) NATO Streitkräfteintegration | 121 | ||
e) NATO-Nachrüstung | 123 | ||
f) Strategisches NATO-Konzept | 125 | ||
g) Neue Sicherheitsstrategie | 128 | ||
h) Stellungnahme | 130 | ||
3. Kompensation von integrationsbedingten parlamentarischen Steuerungsdefiziten | 134 | ||
a) Allgemeine parlamentarische Kontrolle | 135 | ||
b) Informationelle Kontrolle | 136 | ||
c) Schlichte Parlamentsbeschlüsse | 138 | ||
IIΙ. Parlamentarische Einsatzgewalt in internationalen Bündnisstrukturen | 140 | ||
1. Kompetenzverteilung beim Streitkräfteeinsatz: Ein europäischer Verfassungsvergleich | 142 | ||
a) Skandinavien | 145 | ||
b) Österreich | 146 | ||
c) Türkei | 147 | ||
d) Benelux | 147 | ||
e) Polen | 148 | ||
f) Frankreich | 148 | ||
g) Großbritannien | 149 | ||
h) Spanien | 150 | ||
i) Italien | 150 | ||
2. Der konstitutive Parlamentsvorbehalt im System der funktionalen Gewaltenteilung | 151 | ||
a) Funktionale Kompetenzverteilung | 154 | ||
b) Ausnahmetatbestände | 156 | ||
c) Problemfälle | 160 | ||
aa) Einsätze von geringer Bedeutung | 160 | ||
bb) Geheimhaltungsbedürftige Operationen | 162 | ||
cc) Unterstützende Einsätze | 163 | ||
d) Schlussfolgerungen | 166 | ||
3. Parlamentarische Steuerung von entwicklungsoffenen Streitkräfteeinsätzen | 167 | ||
a) Befristung des Einsatzmandats | 169 | ||
b) Informationelle Kontrolle | 171 | ||
c) Rückruf der Streitkräfte | 174 | ||
d) Ergebnis | 178 | ||
4. Parlamentarische Mitwirkung an Einsatzentscheidungen in internationalen Bündnisstrukturen | 179 | ||
a) Bündnisfall und Verteidigungsfall | 179 | ||
b) Bündnisverteidigung und Parlamentsvorbehalt | 182 | ||
aa) NATO-Vertrag | 182 | ||
bb) Brüsseler Vertrag | 184 | ||
cc) EU-Verfassungsvertrag | 186 | ||
c) UN-Friedenssicherung | 186 | ||
d) Krisenmanagement | 188 | ||
e) Schnelle Eingreiftruppen | 189 | ||
f) Ausblick | 192 | ||
IV. Zusammenfassende Betrachtungen | 193 | ||
4. Kapitel: Parlamentarische Streitkräftekontrolle durch spezifische Instrumente der Wehrverfassung | 196 | ||
I. Parlamentarische Ausschüsse | 197 | ||
1. Verteidigungsausschuss | 197 | ||
2. Delegation parlamentarischer Befugnisse des Plenums auf Bundestagsausschüsse | 199 | ||
a) Staatspraxis | 201 | ||
b) Prozedurale Anforderungen | 201 | ||
c) Materielle Grenzen | 203 | ||
3. Entsendeausschuss und konstitutiver Parlamentsvorbehalt | 204 | ||
II. Budgetäre Streitkräftekontrolle | 205 | ||
1. Der Haushaltsvorbehalt als parlamentarisches Steuerungsmittel der Streitkräfteorganisation | 207 | ||
2. Wahrung der budgetären Streitkräftekontrolle im internationalen militärischen Integrationsprozess | 210 | ||
a) Rechtsgrundlage multinationaler Haushalte | 211 | ||
b) Parlamentarische Kontrolle multinationaler Haushalte | 212 | ||
III. Wehrbeauftragter des Deutschen Bundestages | 213 | ||
1. Wahrung der Rechtsschutzfunktion für deutsche Soldaten in integrierten Streitkräften | 215 | ||
2. Beschränkung der Kontrollfunktion in integrierten Streitkräfteformationen | 218 | ||
3. Rechtfertigung von Einschränkungen der Kontrollgewalt des Wehrbeauftragten | 222 | ||
IV. Zusammenfassende Betrachtungen | 223 | ||
Resümee | 226 | ||
2. Teil: Ansätze einer Internationalisierung der parlamentarischen Streitkräftekontrolle | 229 | ||
5. Kapitel: Demokratisierung der internationalen militärischen Integration | 229 | ||
I. Demokratische Struktursicherung auf nationaler und internationaler Ebene | 230 | ||
II. Die demokratische Dimension internationaler Organisationen | 231 | ||
III. Notwendigkeit einer demokratischen Legitimation und Kontrolle der ESVP auf europäischer Ebene | 233 | ||
6. Kapitel: Möglichkeiten und Grenzen einer interparlamentarischen Legitimation des militärischen Integrationsprozesses | 238 | ||
I. Die Parlamentarische Versammlung der NATO | 240 | ||
1. Rechtliche Grundlagen | 240 | ||
2. Kontrolltätigkeit | 242 | ||
3. Rückbindung an die nationalen Parlamente | 244 | ||
4. Demokratische Abstützung des Transformationsprozesses der NATO | 244 | ||
II. Die Parlamentarische Versammlung der WEU | 246 | ||
1. Grundlagen der parlamentarischen Tätigkeit | 246 | ||
2. Kontrollkompetenzen | 249 | ||
3. Rückbindung an die nationalen Parlamente | 251 | ||
4. Demokratische Abstützung des militärischen Integrationsprozesses in Europa | 253 | ||
III. Resümee - Der Legitimationsbeitrag interparlamentarischer Versammlungen | 257 | ||
7. Kapitel: Die parlamentarische Kontrolle der Europäischen Sicherheits- und Verteidigungspolitik durch das Europäische Parlament | 259 | ||
I. Parlamentarische Mitverantwortung im Bereich der auswärtigen Gewalt der Europäischen Union | 260 | ||
1. Zustimmung zum EU-Beitritt | 260 | ||
2. Zustimmung zu internationalen verteidigungspolitischen Verträgen der EU | 261 | ||
3. Zustimmung zum Streitkräfteeinsatz bei EU-Militäroperationen | 264 | ||
II. Informationelle parlamentarische Kontrolle | 266 | ||
1. Rechtsgrundlagen | 266 | ||
2. Praxis | 269 | ||
a) Auffächerung der parlamentarischen Informationsrechte | 269 | ||
b) Zugang zu sensiblen Informationen | 271 | ||
3. Vorschläge zur Verstärkung der informationellen Kontrollinstrumente | 273 | ||
IIΙ. Budgetäre parlamentarische Kontrolle | 274 | ||
1. Die budgetäre Kontrolle im Bereich der GASP | 275 | ||
2. Finanzierung von EU-Militäreinsätzen | 278 | ||
3. Parlamentarische Legitimation des EU-Militärhaushalts | 279 | ||
IV. Resümee - Defizite und Perspektiven der demokratischen Legitimation durch das Europäische Parlament | 280 | ||
1. Legitimationsdefizite | 280 | ||
2. Legitimationsperspektiven | 283 | ||
8. Kapitel: Die parlamentarische Dimension der europäischen Sicherheits- und Verteidigungsarchitektur | 286 | ||
I. Nationale und europäische Streitkräftekontrolle | 286 | ||
II. Interparlamentarische und europaparlamentarische Legitimation der ESVP | 289 | ||
1. Institutionelle Optionen | 290 | ||
2. Übernahme des demokratischen acquis der WEU-Versammlung durch das Europäische Parlament | 292 | ||
3. Ausblick | 294 | ||
Literaturverzeichnis | 295 | ||
Stichwortregister | 319 |