Bestimmtheit und Klarheit im Steuerrecht
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Bestimmtheit und Klarheit im Steuerrecht
Münsterische Beiträge zur Rechtswissenschaft, Vol. 159
(2005)
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Abstract
In der Diskussion um eine grundlegende Neuordnung des deutschen Steuerrechts durch Steuervereinfachung stellt sich insbesondere die Frage, welche Vorgaben das Grundgesetz hinsichtlich der erforderlichen Regelungsdichte von Steuergesetzen macht. Zu diesem Zweck untersucht der Verfasser die Anforderungen, die die Grundsätze der Bestimmtheit und Klarheit von Rechtsnormen als insoweit einschlägige verfassungsrechtliche Maßstäbe an die Ausgestaltung von Normen des Steuerrechts stellen.Zunächst wird nach einer kurzen Analyse der speziellen Bestimmtheitsgebote der Art. 101 Abs. 1 S. 2 und 103 Abs. 2 GG und der Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts zu Bestimmtheitsanforderungen im Steuerrecht der ungeschriebene Bestimmtheitsgrundsatz näher betrachtet, der im Rechtsstaats-, im Demokratieprinzip und in den Grundrechten wurzelt. Als Hauptfunktionen dieses Rechtsinstituts werden dabei zum einen die Eigenschaft als Regulativ der Kompetenzabgrenzung zwischen Gesetzgebung und Verwaltung und zum anderen die Aufgabe, individuelle Freiheit durch Vorhersehbarkeit staatlicher Machtausübung zu sichern, herausgestellt. Im Anschluss daran wird nachgewiesen, dass der Bestimmtheitsgrundsatz im Steuerrecht keine im Vergleich zu anderen Rechtsgebieten spezielle Ausprägung erhält und deshalb an das Steuerrecht keine verschärften Bestimmtheitsanforderungen zu stellen sind. Der zurückhaltenden Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts, das bisher keine Norm des Steuerrechts wegen mangelnder Bestimmtheit für verfassungswidrig erklärt hat, wird zugestimmt.Im zweiten Teil der Arbeit entwirft der Verfasser die Grundzüge einer Dogmatik eines eigenständigen, vom Bestimmtheitsgrundsatz zu unterscheidenden verfassungsrechtlichen Klarheitsgrundsatzes, der als Maßstab zur Beurteilung gesetzlicher Widerspruchsfreiheit und Übersichtlichkeit verstanden wird. Dabei wird festgestellt, dass das gegenwärtige Steuerrecht weniger an Unter- als an Überregulierung leidet und deshalb vor allem unter Klarheitsgesichtspunkten als problematisch empfunden werden muss. Abschließend wird die Verfassungsmäßigkeit des § 2b EStG im Hinblick auf Bestimmtheit und Klarheit untersucht und bejaht.
Table of Contents
Section Title | Page | Action | Price |
---|---|---|---|
Vorwort | 7 | ||
Inhaltsverzeichnis | 9 | ||
Abkürzungsverzeichnis | 15 | ||
A. Einleitung | 19 | ||
I. Problemstellung | 19 | ||
II. Untersuchungsgegenstände | 21 | ||
1. Die Verwirklichung der Grundsätze der Bestimmtheit und Klarheit im gegenwärtigen Steuerrecht | 21 | ||
2. Bestimmtheit und Klarheit in der Verfassungsdogmatik | 22 | ||
3. Die Verfassungsrechtsprechung zu Bestimmtheit und Klarheit im Steuerrecht | 23 | ||
B. Bestimmtheit | 25 | ||
I. Allgemeines | 25 | ||
1. Bestimmtheit und Sprache | 25 | ||
2. Begrifflichkeiten | 28 | ||
3. Quantitative und qualitative Unbestimmtheit | 30 | ||
4. Abgrenzungen | 32 | ||
II. Arten von Unbestimmtheit | 33 | ||
1. Überblick | 33 | ||
2. Unbestimmte Rechtsbegriffe | 36 | ||
a) Charakteristika | 36 | ||
b) Spezialformen | 37 | ||
aa) Generalklauseln | 37 | ||
bb) Unbestimmte Wertbegriffe | 38 | ||
cc) Typusbegriffe | 39 | ||
3. Unbestimmte Rechtsbegriffe im Steuerrecht | 41 | ||
III. Spezielle Bestimmtheitsgebote | 43 | ||
1. Allgemeines | 43 | ||
2. Art. 101 Abs. 1 S. 2 GG | 43 | ||
3. Art. 103 Abs. 2 GG | 45 | ||
IV. Der ungeschriebene Bestimmtheitsgrundsatz | 49 | ||
1. Der Bestimmtheitsgrundsatz in der Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts | 49 | ||
a) Generelle Anmerkungen | 49 | ||
b) Die Leitentscheidungen zum Steuerrecht | 50 | ||
aa) BVerfG vom 10.10.1961 (BVerfGE 13, 153) | 50 | ||
bb) BVerfG vom 14.12.1965 (BVerfGE 19, 253) | 52 | ||
cc) BVerfG vom 14.3.1967 (BVerfGE 21, 209) | 53 | ||
dd) BVerfG vom 19.4.1978 (BVerfGE 48, 210) | 53 | ||
ee) BVerfG vom 11.5.1988 (BVerfGE 78, 214) | 55 | ||
2. Analyse | 56 | ||
a) Rechtsstaatsprinzip | 57 | ||
aa) Rechtssicherheitsprinzip | 58 | ||
(1) Recht und Rechtssicherheit | 58 | ||
(2) Rechtssicherheit und Grundgesetz | 60 | ||
(3) Rechtssicherheit und Einzelfallgerechtigkeit | 62 | ||
bb) Rechtsweggarantie des Art. 19 Abs. 4 GG | 64 | ||
cc) Gewaltenteilungsgrundsatz | 67 | ||
(1) Der klassische Gewaltenteilungsbegriff | 68 | ||
(2) Gewaltenteilung als Funktionentrennung | 70 | ||
dd) Gesetzlichkeitsprinzip | 72 | ||
(1) Vorbehalt des Gesetzes | 73 | ||
(2) Vorrang des Gesetzes | 74 | ||
b) Demokratieprinzip | 76 | ||
aa) Demokratieprinzip und Vorbehalt des Gesetzes | 76 | ||
(1) Vorrang der Legislative – Das legitimatorische Argument | 77 | ||
(2) Vorrang der Legislative – Das funktionale Argument | 78 | ||
bb) Demokratieprinzip und Gewaltenteilung | 80 | ||
c) Grundrechte | 82 | ||
aa) Objektiv-rechtliche Dimension | 83 | ||
bb) Subjektiv-rechtliche Dimension | 85 | ||
cc) Gleichheitsgrundrechte | 86 | ||
dd) Grundrechte als ausschließlicher Ansatzpunkt für Bestimmtheitserfordernisse | 87 | ||
d) Ergebnis | 89 | ||
aa) Allgemeines | 89 | ||
bb) Der Bestimmtheitsgrundsatz als Regulativ und Prinzipiennorm | 90 | ||
cc) Das Verhältnis zwischen vorbehaltsrechtlichen und „allgemeinen“ Bestimmtheitsanforderungen | 92 | ||
dd) Vorbehaltsrechtlicher Bestimmtheitsgrundsatz und Parlamentsvorbehalt | 94 | ||
V. Der Bestimmtheitsgrundsatz im Steuerrecht | 95 | ||
1. Geltung eines Parlamentsvorbehalts als Kriterium für steuergesetzliche Regelungsdichte | 96 | ||
a) Allgemeines | 96 | ||
b) Vorbehalt des Gesetzes im Steuerrecht | 98 | ||
c) Begründungsansätze für die Geltung eines Parlamentsvorbehalts im Steuerrecht | 99 | ||
aa) Steuerrecht als „intensiver“ Grundrechtseingriff | 101 | ||
(1) Art. 14 Abs. 1 GG | 102 | ||
(2) Art. 12 Abs. 1 GG | 104 | ||
(3) Art. 2 Abs. 1 GG | 106 | ||
bb) Der „positivistische“ Charakter des Steuerrechts | 107 | ||
(1) Mangelnde „Sachgesetzlichkeit“ | 108 | ||
(a) Steuerrecht als „Diktum des Gesetzgebers“ | 108 | ||
(b) Steuerrecht als „Offenes System“ | 111 | ||
(c) Bewertung | 112 | ||
(2) Das Versagen grundrechtlicher Schutzsysteme | 115 | ||
cc) Analogie zu Art. 110 Abs. 2 S. 1 GG | 117 | ||
dd) Gewohnheitsrecht | 121 | ||
(1) Vorkonstitutioneller gewohnheitsrechtlicher Parlamentsvorbehalt | 122 | ||
(a) Die Möglichkeit der Berücksichtigung von vorkonstitutionellem Verfassungsgewohnheitsrecht | 122 | ||
(b) Begründungsansätze für vorkonstitutionelles Verfassungsgewohnheitsrecht | 123 | ||
(2) Nachkonstitutioneller gewohnheitsrechtlicher Parlamentsvorbehalt | 125 | ||
d) Ergebnis | 126 | ||
2. Orientierungssicherheit als Kriterium für steuergesetzliche Regelungsdichte | 126 | ||
a) Allgemeines | 126 | ||
b) Das Erfordernis der „Vorausberechenbarkeit“ der Steuerlast für den Bürger | 128 | ||
aa) Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts und Rezeption in der Literatur | 128 | ||
bb) Bewertung | 131 | ||
c) Das Auslegungskriterium | 133 | ||
aa) Auslegungsbedürftigkeit – Begrenzung gesetzlicher Bestimmtheit | 134 | ||
bb) Auslegungsfähigkeit – Begrenzung gesetzlicher Unbestimmtheit | 135 | ||
d) Das Verhältnis zwischen Auslegungskriterium und Voraussehbarkeit der Rechtsanwendung – Die Adressatenproblematik | 137 | ||
3. Gerechtigkeit als Kriterium für steuergesetzliche Regelungsdichte | 141 | ||
a) Materielle Einzelfallgerechtigkeit | 141 | ||
b) Vollzugsgerechtigkeit | 143 | ||
4. Weitere Kriterien zur Bestimmung der steuergesetzlichen Regelungsdichte | 146 | ||
a) „Inhalt, Zweck und Ausmaß“-Formel | 146 | ||
b) Regelungsfähigkeit des Sachbereichs | 148 | ||
c) Auslandsberührung | 152 | ||
d) Gefestigte Rechtsprechung | 153 | ||
e) Begrenzung der Steuerpflicht | 154 | ||
VI. Schlussbetrachtungen | 156 | ||
1. Die Zulässigkeit der Verwendung unbestimmter Rechtsbegriffe im Steuerrecht | 157 | ||
a) Verallgemeinerbare Aussagen | 157 | ||
b) Besonderheiten in Teilgebieten des Steuerrechts | 159 | ||
aa) Steuerverfahrensrecht und allgemeines Steuerschuldrecht | 159 | ||
bb) Körperschaftsteuerrecht | 161 | ||
cc) Lenkungsnormen | 162 | ||
2. Prüfungsmodell | 166 | ||
a) Vorbemerkung | 166 | ||
b) Auslegungsstadium | 167 | ||
c) Rechtfertigungsstadium | 169 | ||
d) Abwägungsvorgang | 170 | ||
3. Bewertung der bisherigen Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts | 172 | ||
4. Zum Begriff der „Tatbestandsmäßigkeit der Besteuerung“ | 175 | ||
C. Klarheit | 178 | ||
I. Bestimmtheit und Klarheit | 180 | ||
1. Gemeinsamkeiten | 181 | ||
2. Unterschiede | 182 | ||
3. Das Verhältnis zwischen Bestimmtheit und Klarheit | 185 | ||
II. Elemente eines Klarheitsgrundsatzes | 189 | ||
1. Widerspruchsfreiheit | 190 | ||
2. Systemgerechtigkeit/Widerspruchsfreiheit der Rechtsordnung | 193 | ||
3. Übersichtlichkeit | 196 | ||
4. Normenwahrheit | 198 | ||
5. Weitere Aspekte | 200 | ||
III. Der Klarheitsgrundsatz in der Rechtsprechung des BVerfG | 201 | ||
1. Allgemeines | 201 | ||
2. BVerfG vom 10.11.1998 (BVerfGE 99, 216) | 203 | ||
3. BVerfG vom 9.4.2003 (BVerfGE 108, 52) | 204 | ||
IV. Klarheitsgrundsatz und Verfassungsrecht | 205 | ||
1. Verfassungsrechtliche Determinanten | 206 | ||
2. Rechtfertigung gesetzlicher Unklarheiten | 210 | ||
3. Adressatenproblematik | 213 | ||
4. Ergebnis | 217 | ||
V. Schlussbetrachtungen | 220 | ||
1. Allgemeines | 220 | ||
2. Anmerkungen zur Verwirklichung des Klarheitsgrundsatzes im Steuerrecht | 222 | ||
a) Gegenwärtiger Rechtszustand | 222 | ||
b) Reform des Einkommensteuerrechts als Reaktionsmöglichkeit | 224 | ||
D. Die Verfassungsmäßigkeit des § 2b EStG | 227 | ||
I. Allgemeines | 227 | ||
II. Die hinreichende Bestimmtheit des § 2b EStG | 230 | ||
1. „Ähnliche Modelle“ | 230 | ||
a) Auslegungsstadium | 231 | ||
aa) Wortlaut | 232 | ||
bb) Systematik | 234 | ||
cc) Historie | 236 | ||
dd) Teleologie | 237 | ||
ee) Gesamtschau | 238 | ||
b) Rechtfertigungsstadium | 240 | ||
c) Ergebnis | 242 | ||
2. „Rendite nach dem Betriebskonzept“ | 242 | ||
a) „Rendite“ | 242 | ||
aa) Auslegungsstadium | 243 | ||
bb) Rechtfertigungsstadium | 246 | ||
b) „Betriebskonzept“ | 247 | ||
aa) Auslegungsstadium | 249 | ||
bb) Rechtfertigungsstadium | 251 | ||
c) Ergebnis | 252 | ||
3. Sonstiges | 252 | ||
III. Die hinreichende Klarheit des § 2b EStG | 253 | ||
1. Widerspruchsfreiheit | 253 | ||
2. Übersichtlichkeit | 256 | ||
IV. Abschließende Bewertung | 257 | ||
E. Zusammenfassung der Ergebnisse in Thesen | 260 | ||
Literaturverzeichnis | 267 | ||
Sachwortregister | 292 |