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Vom Gefühl am Grund der Rechtsfindung

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Hänni, J. (2011). Vom Gefühl am Grund der Rechtsfindung. Rechtsmethodik, Objektivität und Emotionalität in der Rechtsanwendung. Duncker & Humblot. https://doi.org/10.3790/978-3-428-53548-4
Hänni, Julia Franziska. Vom Gefühl am Grund der Rechtsfindung: Rechtsmethodik, Objektivität und Emotionalität in der Rechtsanwendung. Duncker & Humblot, 2011. Book. https://doi.org/10.3790/978-3-428-53548-4
Hänni, J (2011): Vom Gefühl am Grund der Rechtsfindung: Rechtsmethodik, Objektivität und Emotionalität in der Rechtsanwendung, Duncker & Humblot, [online] https://doi.org/10.3790/978-3-428-53548-4

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Vom Gefühl am Grund der Rechtsfindung

Rechtsmethodik, Objektivität und Emotionalität in der Rechtsanwendung

Hänni, Julia Franziska

Schriften zur Rechtstheorie, Vol. 257

(2011)

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About The Author

Julia Hänni studierte Rechtswissenschaften an der Universität Zürich und promovierte an der Universität St. Gallen (HSG). Seit 2010 ist sie als Oberassistentin und Lehrbeauftragte am Europainstitut der Universitäten Bern, Neuenburg und Fribourg tätig. Zuvor war sie wissenschaftliche Mitarbeiterin an den Universitäten Zürich und St. Gallen. Seit 2009 ist Julia Hänni Gastdozentin für westliche Rechtsphilosophie am National Hindu Dharma Institute, Indonesien. 2009 absolvierte sie einen Forschungsaufenthalt am Max Planck Institut für Ausländisches Öffentliches Recht und Völkerrecht, Heidelberg. Ihre Dissertation wurde ausgezeichnet mit dem Walther Hug Preis der Universität St. Gallen (HSG) für die beste juristische Dissertation des akademischen Jahres 2010.

Abstract

Auf der Grundlage der phänomenologischen Betrachtung und Methodik stellt Julia Hänni in der vorliegenden Publikation die Werteaffinität des Rechts und gleichermaßen die Notwendigkeit spezifischer intuitiver Wertungskompetenzen des Rechtsanwenders dar.

Die Besonderheit der phänomenologischen Betrachtungsweise liegt in der Analyse der Wahrnehmung: Die Wahrnehmung enthält in sich eine spezifische Kompetenz der intuitiven Wertung. Insbesondere bei Fragen, die Konflikte zwischen ethischen Grundwerten hervorrufen, erscheint die Kompetenz eines primären intuitiven Wertungsvermögens als zentrales Richtigkeitskriterium für eine angemessene Bewertung und Entscheidung. Auf der Basis der intuitiven Wertung werden grundlegende ethische Werte regelmäßig als "objektiv" erlebt, das heißt als objektive Handlungsanweisungen, die unser Entscheidungsverhalten stark prägen.

Die Kompetenz eines primären intuitiven Wertungsvermögens impliziert ein subjektives Element der Entscheidung, das aber nicht willkürlich ist: Vielmehr ist es Teil eines eigenständigen emotionalen Urteilsvermögens, das vom Gesetzgeber vorausgesetzt und in der Praxis der Gerichte auf verschiedene Weise, teils ausdrücklich und oftmals auch implizit berücksichtigt wird. Dieses emotionale Urteilsvermögen wird als letzte Instanz dargestellt, zu der unsere Bemühungen um Gerechtigkeit vordringen können.

Ausgezeichnet mit dem Walther Hug Preis der Universität St. Gallen für die beste juristische Dissertation des akademischen Jahres 2010.

Table of Contents

Section Title Page Action Price
Vorwort 5
Inhaltsverzeichnis 7
Abkürzungsverzeichnis 13
A. Phänomenologische Wertethik in juristischer Betrachtung 17
I. Ausgangspunkt und Ziel der Arbeit: Drei zu analysierende Fragen 17
II. Aktualität und Betrachtungsweise 18
1. Wertethik und postmodernes Recht 18
2. Hermeneutisch-phänomenologische Rechtsphilosophie 19
III. Zum Wertbegriff 20
1. Wert, Wertgehalt und Wertträger 20
2. Objektive und subjektive Elemente des Wertbegriffs 22
3. Ethische Dimension des Wertbegriffs 24
IV. Kernaussagen und juristische Fragestellung 25
1. Überblick über die Kernaussagen 25
a) Die Objektivität der Werte 25
b) Die Rangordnung von Werten 26
c) Wertgefühl und Werterkenntnis 28
2. Der Rechtsanwender als Entscheidungsträger 28
B. Ideengeschichtliche Perspektive 31
I. Entwicklung der Schulen 31
1. Ideale Ausdeutung und Intentionalität bei Lotze und Brentano 31
2. Entstehung der phänomenologischen Schule 32
3. Phänomenologische und materiale Wertethik 33
4. Formale Wertethik als Gegenposition 34
II. Grundlagen des phänomenologischen Denkens bei Platon 35
1. Idee und idealer Wertgehalt 35
2. Beziehungsstruktur Idealität – Realität 36
III. Die Vorgaben der kantischen Ethik 37
1. Ethischer Apriorismus 37
2. Der Kategorische Imperativ 39
3. Das Erfordernis des Methodendualismus 40
IV. Die Phänomenologie Husserls 42
1. Das Phänomen als Gegenstand objektivierender Wahrnehmung 42
2. Wahrnehmung und Mitmeinung 44
3. Phänomenologische Reduktion der Mitmeinung am Beispiel der juristischen Sachverhaltserfassung 46
a) Epochein 46
b) Reduktion 46
4. Phänomenologische Wertphilosophie 48
C. Die Wertbedingtheit des Rechts und die Apriorität der Werte 50
I. Das Wertungserfordernis in der Rechtsanwendung 50
1. Fragestellung 50
2. Ermessen 50
3. Rechtsanwendung im Lückenbereich 52
4. Auslegungsbedürftige Rechtsbegriffe 54
5. Normenkollision und Interessenabwägung 55
6. Wertungserfordernisse der Sprache 56
7. Vorverständnis 57
II. Aufgaben der Methodenlehre 58
1. Auslegungskanon 58
2. Grenzen der Auslegungskriterien 60
3. Bewertung und Entscheidung 61
a) Erfordernis der Wertung 61
b) Wertungen der Allgemeinheit und bestimmter Kreise 62
c) Ethik der Entscheidung 63
III. Wertgehalte als objektive Gegebenheiten 64
1. Objektivität als Ausgangspunkt der ethischen Betrachtung 64
2. Der Wert als unveränderliche Qualität im Sinne von Scheler und Hartmann 64
3. Der Wert des Guten 65
4. Der Wert der Gerechtigkeit 66
5. Grundsatz des ethischen Mindestschutzes 67
IV. Phänomenologie der juristischen Werterfahrung 69
1. Die phänomenologisch-axiologische Betrachtung 69
2. Allgemeinheit und Typisierung der juristischen Begriffe 70
a) Der immerfort zu berichtigende Begriff 70
b) Vergleich der unabdingbaren Merkmale 72
3. Sachgerechtigkeit als Beispiel für die erforderliche Objektivierung 73
4. Normativität und Objektivität 74
5. Objektivität und Apriorität 75
6. Die Zwecksetzung durch den Rechtsanwender 77
V. Erfordernis der phänomenologischen Objektivität im Recht 78
1. Der Bezug auf die objektive Struktur 78
2. Einheitliches Handeln als Erfordernis 80
3. Objektivität und Einzelfallgerechtigkeit 80
4. Fazit: Phänomenologische Objektivität im Recht 82
D. Werterelation und Inkommensurabilität 83
I. Werterangfolgen 83
II. Präferenzkriterien 84
1. Bei Scheler 84
2. Bei Hartmann 85
III. Werthöhe und Wertstärke am Beispiel von Freiheitsrechten 86
IV. Antinomische Wertgegensätze 88
1. Wertekonflikte 88
2. Paradoxie der Entscheidungsnotwendigkeit 91
V. Zur Inkommensurabilität von Werten 92
1. Analoge Formen des Vergleichs 92
2. Der Begriff der Inkommensurabilität als denkerische Tradition 93
3. Moderne Wissenschaftstheorie: Bruchstellen zu Inkommensurabilität 95
VI. Inkommensurabilität der Rechtswerte 97
1. Konkurrierende Orientierungssysteme 97
2. Inkommensurable Formen des Vergleichs 98
VII. Inkommensurabilität und Wertungskompetenz 102
1. Autonomie von Wertentscheidungen durch problemorientiertes Denken 102
2. Entscheidungsvermögen trotz Inkommensurabilität 104
3. Fazit: Werterangfolgen und die juristische Entscheidungskompetenz 105
E. Das emotionale Autonomieprinzip 106
I. Grundlegung des emotionalen Erkenntnisvermögens 106
II. Die Frage nach einer ethischen Eigengesetzlichkeit des Emotionalen 107
1. Überwindung der althergebrachten Trennung von Vernunft und Sinnlichkeit 107
2. Das Emotionale als primäre Erkenntnisgrundlage 109
a) „Ordre du cœur“ 109
b) Emotionale Akte als Grundlage für Verstandesleistungen 111
3. Intentionalität 112
a) Intentionalität des Bewusstseins 112
b) Zweifache Intentionalität 115
c) Die Analogie zwischen urteilenden und emotionalen Akten 116
d) Innere Wahrnehmung als Basis der Ethik 117
III. Übertragung der emotionalen Kategorien auf die Wertlehre 118
1. Intentionales Fühlen 118
a) Unmittelbar wertender Wahrnehmungsvollzug 118
b) Vorziehen und Nachsetzen, Lieben und Hassen 120
c) Exkurs: Drei Akte des Fühlens bei Hartmann 121
2. Die kognitive Funktion des intentionalen Fühlens 122
a) Leitfunktion und Unterscheidungsvermögen 122
b) Das zweistufige Konzept der Erkenntnis 123
IV. Phänomenologie des Rechtsgefühls und die Rechtsintuition 124
1. Ausgangspunkt und Abgrenzungen 124
2. Vorwertung als Wertmaßstab 126
3. Bloßes Abstützen auf die herrschende Sozialmoral und auf Präjudizien? 129
V. Prägung von Entscheiden durch gefühlsgeleitete Faktoren 130
1. Das Richtigkeitskriterium der Eigenwertung 130
2. Entscheid und Entscheiddarstellung (Begründung) 132
3. Schranken des Rechtsgefühls 133
4. Orientierung an der Gemeinschaft 134
5. Neues Entscheidverständnis: Hermeneutische Kategorien der Rechtsintuition im Begründungsdiskurs 135
a) Axiologisches Vorverständnis 135
b) Das Element der freien Entscheidbildung 136
6. Fazit: Rechtsgefühl und Rechtsintuition 136
F. Gegenargumente und die Auseinandersetzung mit Kant 138
I. Wertsubjektivismus 138
1. Wertnihilismus der Uppsala-Schule 138
a) Lokalisierung und Temporalisierung als Voraussetzung für Wirklichkeit 138
b) Schulung in Gefühlsaskese 139
2. Wertsubjektivismus im weiteren Sinne 140
3. Problematik der Einwände? 140
a) Verschiedene Bereiche der Geltung 140
b) Unerlässlichkeit normativer Elemente auf der faktischen Ebene 142
II. Der Emotivismus 144
III. Warum keine diskurstheoretische Begründung der Normativität? 145
IV. Die Biologie der Gefühle 146
1. Der „emotionale Erfahrungsspeicher“ 146
2. Erfahrungswissenschaft und kulturelle Dimension 148
V. Einwände der Erkenntnislehre und die empirische Unbeweisbarkeit „objektiver Werte“ 149
VI. Die Wandelbarkeit des Wertbewusstseins und die Wertevielfalt unterschiedlicher moralischer Systeme 151
1. Beschränktheit des Wertblicks 151
2. Daseinsrelativität und Werttäuschung 152
VII. Der unvermeidliche Bezug zum Subjekt 153
VIII. Wertantinomien 154
1. Ablesbarkeit und doppelte Paradoxie 154
2. Horizontales und vertikales Verhältnis 155
3. Teleologische Richtigkeitsintention als Synthese 156
IX. Auseinandersetzung mit Kant 157
1. Zum Formalismusvorwurf 157
2. Vernunft und Gefühl 159
3. Sollensethik und Einsichtsethik 160
G. Würdigung 163
H. Kurzfassung und Ergebnisse der Untersuchung 169
I. Drei Fragen als Gegenstand der Untersuchung 169
II. Ergebnisse und Antworten nach Kapiteln 170
1. Kapitel A.: Phänomenologische Wertethik in juristischer Betrachtung 170
2. Kapitel B.: Ideengeschichtliche Perspektive 171
3. Kapitel C.: Die Wertbedingtheit des Rechts und die Apriorität der Werte 171
4. Kapitel D.: Werterelation und Inkommensurabilität 172
5. Kapitel E.: Das emotionale Autonomieprinzip 173
6. Kapitel F.: Gegenargumente und die Auseinandersetzung mit Kant 174
7. Kapitel G.: Würdigung 174
Literaturverzeichnis 175
Personen- und Sachverzeichnis 188