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Göttsche, G. (2005). Die Anwendung von Rechtsprinzipien in der Spruchpraxis der WTO-Rechtsmittelinstanz. Duncker & Humblot. https://doi.org/10.3790/978-3-428-51765-7
Göttsche, Götz J.. Die Anwendung von Rechtsprinzipien in der Spruchpraxis der WTO-Rechtsmittelinstanz. Duncker & Humblot, 2005. Book. https://doi.org/10.3790/978-3-428-51765-7
Göttsche, G (2005): Die Anwendung von Rechtsprinzipien in der Spruchpraxis der WTO-Rechtsmittelinstanz, Duncker & Humblot, [online] https://doi.org/10.3790/978-3-428-51765-7

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Die Anwendung von Rechtsprinzipien in der Spruchpraxis der WTO-Rechtsmittelinstanz

Göttsche, Götz J.

Hamburger Studien zum Europäischen und Internationalen Recht, Vol. 39

(2005)

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Abstract

Die am 1. Januar 1995 erfolgte Gründung der Welthandelsorganisation (WTO) gilt als Meilenstein in der Entwicklung der internationalen Handelsbeziehungen. Dabei läßt sich die Bedeutung, die dem WTO-Recht heute zukommt, zu einem erheblichen Teil auf die Effektivität des neugeschaffenen Streitbeilegungsmechanismus (DSU) zurückführen.

Die WTO-Streitbeilegungsorgane wenden im Rahmen ihrer Entscheidungsfindung das von den WTO-Mitgliedern ausgehandelte Völkervertragsrecht an, also das WTO-Übereinkommen selbst sowie dessen umfangreiche Anhänge. Wie die bisherige Spruchpraxis zeigt, wird zur Lösung welthandelsrechtlicher Streitfragen jedoch nicht nur auf die darin kodifizierten Regeln, sondern auch auf mehr oder weniger abstrakte rechtliche Prinzipien zurückgegriffen. Mit Bezügen zum rechtstheoretischen Instrumentarium der sog. Prinzipienlehre identifiziert und systematisiert der Verfasser die in der bisherigen Entscheidungspraxis vor allem der WTO-Rechtsmittelinstanz (Appellate Body) zur Anwendung gekommenen Rechtsprinzipien.

Unterschieden wird dabei zwischen den "klassischen" handelsrechtlich orientierten Prinzipien des GATT bzw. der WTO (Nichtdiskriminierung, Gegenseitigkeit, Transparenz etc.) und solchen Prinzipien, die ihren Ursprung zum Teil außerhalb des WTO-Vertragswerkes haben (z. B. Kooperation, Vorsorge, effet utile und due process). Dabei wird nachgewiesen, daß auch im WTO-Recht Rechtsprinzipien nicht nur zum Zwecke der Interpretation und Lückenfüllung herangezogen werden, sondern sie in ihrer Gesamtheit zugleich relevante normative Bezugspunkte liefern, anhand derer sich einerseits Grundstrukturen der WTO-Rechtsordnung aufzeigen lassen, mittels derer sich andererseits aber auch eine kohärente Anwendung des WTO-Rechts gewährleisten läßt.

Table of Contents

Section Title Page Action Price
Vorwort 7
Inhaltsverzeichnis 9
Abkürzungsverzeichnis 16
Einleitung 21
A. Gegenstand der Untersuchung 22
B. Gang der Darstellung 23
1. Teil: Die Herausbildung der WTO-Rechtsordnung 26
A. Ökonomische Grundlagen 26
I. Komparative Kostenvorteile als "Triebfeder" des Welthandels 27
II. Fortschreitende Liberalisierung statt unbedingtem Freihandel 29
B. Historischer Hintergrund und Gründung der WTO 32
I. Havanna Charta und die Idee einer Internationalen Handelsorganisation (ITO) 34
II. Das GATT 1947 als "Provisorium" 36
III. Schrittweise institutionelle Verfestigung des GATT 1947 38
IV. Fortentwicklung über Handelsrunden und Sonderabkommen 41
V. Gründung der Welthandelsorganisation (WTO) 43
1. Die WTO als Teil der Verhandlungsergebnisse der Uruguay-Runde 44
a) Verhandlungsmandat und -verlauf 44
b) Verhandlungsergebnisse und Inkrafttreten der Übereinkommen 48
2. Übergang vom GATT 1947 zur WTO 51
3. Die WTO als Internationale Organisation 53
C. Die Rechtsordnung der WTO 54
I. Völkerrecht als Rechtsordnung 55
II. WTO-Recht als Teilrechtsordnung des Völkerrechts 56
III. WTO-Recht als eigenständige Rechtsordnung 59
1. Formelle Elemente der WTO-Rechtsordnung 60
a) Aufgaben der WTO 60
b) Struktur und Funktionsweise der WTO 61
aa) Organisationsstruktur 61
(1) Ministerkonferenz 62
(2) Allgemeiner Rat 62
(3) Sektorspezifische Räte 63
(4) Ausschüsse und Arbeitsgruppen 64
(5) Generaldirektor und Sekretariat 65
bb) Entscheidungsfindung und Vertragsänderung 66
cc) Durchsetzung des WTO-Rechts 70
(1) Mechanismus zur Überprüfung der Handelspolitik (TPRM) 71
(2) WTO-Streitbeilegungsverfahren 71
(a) Defizite des ursprünglichen Streitbeilegungsverfahrens (GATT 1947) 71
(b) Überblick über die Neuerungen durch das WTO-Streitbeilegungsverfahren 73
(aa) Einheitliches Streitbeilegungssystem 74
(bb) Errichtung eigener Streitbeilegungsorgane 75
(cc) Umkehr des Konsensprinzips 76
(dd) Verfahrensbeschleunigung 77
(c) Ablauf des WTO-Streitbeilegungsverfahrens 78
(aa) Konsultationen, Art. 4 DSU 80
(bb) Panelverfahren, Art. 6 ff. DSU 81
(cc) Rechtsmittelverfahren, Art. 17 DSU 84
(dd) Durchsetzung der Entscheidungen des Dispute Settlement Body 85
(d) Verrechtlichung des Streitschlichtungssystems 88
2. Materielle Elemente der WTO-Rechtsordnung 90
a) GATT 1994 und die übrigen Übereinkommen zum Warenhandel 91
aa) Allgemeines Zoll- und Handelsabkommen (GATT 1947/1994) 91
(1) Materielle GATT-Verpflichtungen im Überblick 93
(2) Ausnahmen 95
bb) Bereichsspezifische Übereinkommen zum Warenhandel 96
b) Allgemeines Übereinkommen über den Handel mit Dienstleistungen (GATS) 97
c) Übereinkommen über handelsbezogene Aspekte der geistigen Eigentumsrechte (TRIPS) 100
d) Zusammenfassung 102
2. Teil: Anwendung der Prinzipientheorie auf die WTO-Rechtsordnung 103
A. Begriff und Funktion von Rechtsprinzipien 103
I. Rechtsregeln und Rechtsprinzipien als Normkategorien 104
II. Definition und Unterscheidung von Rechtsregeln und -prinzipien 107
III. Abgrenzung zu politischen Zielsetzungen 110
IV. Funktion von Rechtsprinzipien 111
V. Ursprung und Ermittlung von Rechtsprinzipien 113
VI. Zusammenfassung 114
B. Rechtsprinzipien im Völkerrecht 115
I. Rechtsquellen von Völkerrechtsprinzipien 116
II. Funktion und Bedeutung von Rechtsprinzipien im Völkerrecht 119
C. Rechtsprinzipien im WTO-Recht 122
I. Funktion und Bedeutung von Rechtsprinzipien im WTO-Recht 123
1. Lückenfüllungs- bzw. Interpretationsfunktion 123
2. Systematisierende Funktion 124
3. Richtungsweisende Funktion 125
II. Systematisierungsansätze im welthandelsrechtlichen Schrifttum 126
1. Zum GATT-Recht 126
2. Zum WTO-Recht 128
III. Ursprung und Ermittlung von Rechtsprinzipien im WTO-Recht 130
IV. Zwischenergebnis 133
3. Teil: Das WTO-Rechtsmittelverfahren vor dem Appellate Body 134
A. Der Appellate Body als ständige Rechtsmittelinstanz im Rahmen der WTO-Streitbeilegung 135
I. Zusammensetzung des Appellate Body 135
II. Verfahrensbeteiligte 137
III. Gegenstand des Rechtsmittelverfahrens 139
IV. Verfahrenseinleitung und weiterer Verlauf 141
V. Abschluß des Verfahrens 143
VI. Konzeptionelle Schwächen des Rechtsmittelverfahrens 144
B. Das anwendbare Recht 147
I. Unter das DSU fallende Übereinkommen (covered agreements) 147
II. Rechtswert der Streitbeilegungsentscheidungen 148
1. GATT-Panelberichte 149
2. WTO-Panelberichte 151
3. Appellate Body-Berichte 153
III. WTO-internes Gewohnheitsrecht 154
IV. Sonstiges Völkerrecht 155
1. Der völkerrechtliche Rechtsquellenkatalog 155
2. Völkerrechtliche Rechtsquellen in der WTO-Spruchpraxis 157
a) Außerhalb der WTO-Rechtsordnung stehende völkerrechtliche Verträge 162
b) Völkergewohnheitsrecht 164
c) Allgemeine Rechtsgrundsätze 165
d) Gerichtsentscheidungen und Lehrmeinungen 165
C. Die Auslegung des WTO-Rechts 166
I. Auslegungsgrundsätze im Streitbeilegungsverfahren der WTO 167
1. Bezugnahme auf die Auslegungsmethodik der Wiener Vertragsrechtskonvention (WVK) 168
a) Treu und Glauben 169
b) Wortlaut, Art. 31 Abs. 1 WVK 169
c) Systematik, Art. 31 Abs. 1, 2 WVK 172
d) Dem Zusammenhang gleichgestellte Umstände, Art. 31 Abs. 3 lit. a–c WVK 174
aa) Auslegungsübereinkünfte (lit. a) und spätere Übung bei der Vertragsanwendung (lit. b) 174
bb) Zwischen den Parteien anwendbares Völkerrecht (lit. c) 176
cc) Ziel und Zweck, Art. 31 Abs. 1 WVK 181
dd) Ergänzende Auslegungsmittel, Art. 32 WVK 182
2. Anwendung sonstiger völkerrechtlicher Auslegungskriterien 184
a) Sonstige WVK-Artikel als Auslegungskriterien 184
b) Formale Auslegungsregeln 185
aa) Gebot der restriktiven Auslegung von Ausnahmevorschriften 185
bb) Vermutung der Konfliktfreiheit (presumption against conflict) 187
cc) Die allgemeinen Kollisionsregeln lex posterior und lex specialis 188
(1) Kollisionsfälle innerhalb des WTO-Rechts 189
(2) Konfliktfälle zwischen WTO-Recht und sonstigem Völkervertragsrecht 191
II. Zwischenergebnis 194
4. Teil: In der Spruchpraxis des Appellate Body herangezogene Rechtsprinzipien 195
A. "Klassische" Prinzipien des Welthandelsrechts 199
I. Prinzip der Nichtdiskriminierung 199
1. Begriffsbestimmung und völkerrechtliche Grundlagen 199
2. WTO-rechtliche Ausgestaltung 200
3. Spruchpraxis des Appellate Body 201
II. Prinzip der Meistbegünstigung 202
1. Begriffsbestimmung und völkerrechtliche Grundlagen 202
2. WTO-rechtliche Ausgestaltung 203
3. Spruchpraxis des Appellate Body 206
III. Prinzip der Inländer(gleich)behandlung 207
1. Bedeutungsgehalt und völkerrechtliche Grundlagen 207
2. WTO-rechtliche Ausgestaltung 208
3. Spruchpraxis des Appellate Body 210
IV. Prinzip der Gegenseitigkeit (Reziprozität) 212
1. Völkerrechtliche Grundlagen 212
2. WTO-rechtliche Ausgestaltung 214
3. Spruchpraxis des Appellate Body 217
V. Prinzip der Vorzugsbehandlung weniger entwickelterer Staaten 219
1. Begriffsbestimmung 219
2. Völkerrechtliche Grundlagen 221
3. Wirtschaftstheoretischer Hintergrund 222
4. WTO-rechtliche Ausgestaltung 222
5. Spruchpraxis des Appellate Body 225
VI. Prinzip der Souveränität 227
1. Begriffsbestimmung und völkerrechtliche Grundlagen 227
2. WTO-rechtliche Ausgestaltung 229
3. Spruchpraxis des Appellate Body 231
VII. Prinzip der Transparenz 233
1. Völkerrechtliche Grundlagen 233
2. WTO-rechtliche Ausgestaltung 234
3. Spruchpraxis des Appellate Body 237
VIII. Prinzip der Rechtsstaatlichkeit (rule of law) 239
1. Rechtsvergleichende Begriffsbestimmung 240
2. Anknüpfungspunkte im Völkerrecht 243
3. WTO-rechtliche Ausprägungen 244
4. Spruchpraxis des Appellate Body 247
IX. Prinzip der Verhältnismäßigkeit 248
1. Begriff und Ursprünge im deutschen Recht 250
2. Ausgestaltung im EG-Recht 253
3. Völkerrechtliche Grundlagen 257
4. WTO-rechtliche Ausgestaltung und Appellate Body-Spruchpraxis 260
a) Einzelne Anknüpfungspunkte im WTO-Recht 260
b) Die allgemeine Ausnahmevorschrift des Art. XX GATT 262
aa) Legitimes politisches Schutzziel und Geeignetheit der Maßnahme 263
bb) Notwendigkeit der Maßnahme (necessity test) 264
cc) Chapeau 267
c) Verhältnismäßigkeitsprinzip und die Aussetzung von Zugeständnissen 269
d) Ergebnis 272
B. Prinzipien aus dem rechtlichen Umfeld der WTO 273
I. Prinzipien aus dem Recht Internationaler Organisationen 274
1. Prinzip der effektiven Vertragsauslegung 274
a) Völkerrechtliche Grundlagen 275
b) Spruchpraxis des Appellate Body 276
2. Subsidiaritätsprinzip 279
a) Europa- und völkerrechtliche Grundlagen 279
b) Spruchpraxis des Appellate Body 281
3. Prinzip des institutionellen Gleichgewichts 283
a) Europa- bzw. völkerrechtliche Grundlagen 283
b) Anknüpfungspunkte im WTO-Recht 285
c) Spruchpraxis des Appellate Body 287
II. Prinzipien aus multi- bzw. bilateralen Völkerrechtsverträgen 290
1. Kooperationsprinzip 290
a) Völkerrechtliche Grundlagen 291
b) Anknüpfungspunkte im WTO-Recht 294
c) Die Entscheidung des Appellate Body im "Shrimps-Fall" 294
2. Weitere völkervertragsrechtliche Prinzipien 300
III. Völkergewohnheitsrecht und allgemeine Rechtsgrundsätze 301
1. Vorsorgeprinzip 302
a) Europarechtliche Grundlagen 303
b) Völkerrechtliche Ausgestaltung 304
c) Die Relevanz des Vorsorgeprinzips im "Hormonstreit" 306
2. Der bona fides-Grundsatz in seinen speziellen Ausprägungen 312
a) Treu und Glauben 313
b) Rechtsmißbrauchsverbot 319
c) Vertragstreue (Pacta Sunt Servanda) 321
d) Prinzipien der Equity 325
e) Vertrauensschutz und Grundsatz der Nichtrückwirkung 329
3. Prozedurale Prinzipien 332
a) Due Process of Law, Natural Justice und Fundamental Fairness 333
b) Prozeßökonomie (Judicial Economy) 337
c) Rechtskrafterstreckung (Res Judicata) 340
d) Berechtigtes Interesse (Legal Interest) 342
e) Beweislast (Burden of Proof) 344
C. Zusammenfassung der Ergebnisse 348
5. Teil: Ergebnisse 352
A. Die legislatorische Schwäche der WTO 353
B. Streitbeilegung im "Bezugsfeld des Politischen" 355
C. Prinzipienanwendung als "Gratwanderung" 356
D. Ausblick 358
Verzeichnis der zitierten Spruchpraxis 360
Literaturverzeichnis 369
Stichwortverzeichnis 418