Die Anwendung von Rechtsprinzipien in der Spruchpraxis der WTO-Rechtsmittelinstanz
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Die Anwendung von Rechtsprinzipien in der Spruchpraxis der WTO-Rechtsmittelinstanz
Hamburger Studien zum Europäischen und Internationalen Recht, Vol. 39
(2005)
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Abstract
Die am 1. Januar 1995 erfolgte Gründung der Welthandelsorganisation (WTO) gilt als Meilenstein in der Entwicklung der internationalen Handelsbeziehungen. Dabei läßt sich die Bedeutung, die dem WTO-Recht heute zukommt, zu einem erheblichen Teil auf die Effektivität des neugeschaffenen Streitbeilegungsmechanismus (DSU) zurückführen.Die WTO-Streitbeilegungsorgane wenden im Rahmen ihrer Entscheidungsfindung das von den WTO-Mitgliedern ausgehandelte Völkervertragsrecht an, also das WTO-Übereinkommen selbst sowie dessen umfangreiche Anhänge. Wie die bisherige Spruchpraxis zeigt, wird zur Lösung welthandelsrechtlicher Streitfragen jedoch nicht nur auf die darin kodifizierten Regeln, sondern auch auf mehr oder weniger abstrakte rechtliche Prinzipien zurückgegriffen. Mit Bezügen zum rechtstheoretischen Instrumentarium der sog. Prinzipienlehre identifiziert und systematisiert der Verfasser die in der bisherigen Entscheidungspraxis vor allem der WTO-Rechtsmittelinstanz (Appellate Body) zur Anwendung gekommenen Rechtsprinzipien.Unterschieden wird dabei zwischen den "klassischen" handelsrechtlich orientierten Prinzipien des GATT bzw. der WTO (Nichtdiskriminierung, Gegenseitigkeit, Transparenz etc.) und solchen Prinzipien, die ihren Ursprung zum Teil außerhalb des WTO-Vertragswerkes haben (z. B. Kooperation, Vorsorge, effet utile und due process). Dabei wird nachgewiesen, daß auch im WTO-Recht Rechtsprinzipien nicht nur zum Zwecke der Interpretation und Lückenfüllung herangezogen werden, sondern sie in ihrer Gesamtheit zugleich relevante normative Bezugspunkte liefern, anhand derer sich einerseits Grundstrukturen der WTO-Rechtsordnung aufzeigen lassen, mittels derer sich andererseits aber auch eine kohärente Anwendung des WTO-Rechts gewährleisten läßt.
Table of Contents
Section Title | Page | Action | Price |
---|---|---|---|
Vorwort | 7 | ||
Inhaltsverzeichnis | 9 | ||
Abkürzungsverzeichnis | 16 | ||
Einleitung | 21 | ||
A. Gegenstand der Untersuchung | 22 | ||
B. Gang der Darstellung | 23 | ||
1. Teil: Die Herausbildung der WTO-Rechtsordnung | 26 | ||
A. Ökonomische Grundlagen | 26 | ||
I. Komparative Kostenvorteile als "Triebfeder" des Welthandels | 27 | ||
II. Fortschreitende Liberalisierung statt unbedingtem Freihandel | 29 | ||
B. Historischer Hintergrund und Gründung der WTO | 32 | ||
I. Havanna Charta und die Idee einer Internationalen Handelsorganisation (ITO) | 34 | ||
II. Das GATT 1947 als "Provisorium" | 36 | ||
III. Schrittweise institutionelle Verfestigung des GATT 1947 | 38 | ||
IV. Fortentwicklung über Handelsrunden und Sonderabkommen | 41 | ||
V. Gründung der Welthandelsorganisation (WTO) | 43 | ||
1. Die WTO als Teil der Verhandlungsergebnisse der Uruguay-Runde | 44 | ||
a) Verhandlungsmandat und -verlauf | 44 | ||
b) Verhandlungsergebnisse und Inkrafttreten der Übereinkommen | 48 | ||
2. Übergang vom GATT 1947 zur WTO | 51 | ||
3. Die WTO als Internationale Organisation | 53 | ||
C. Die Rechtsordnung der WTO | 54 | ||
I. Völkerrecht als Rechtsordnung | 55 | ||
II. WTO-Recht als Teilrechtsordnung des Völkerrechts | 56 | ||
III. WTO-Recht als eigenständige Rechtsordnung | 59 | ||
1. Formelle Elemente der WTO-Rechtsordnung | 60 | ||
a) Aufgaben der WTO | 60 | ||
b) Struktur und Funktionsweise der WTO | 61 | ||
aa) Organisationsstruktur | 61 | ||
(1) Ministerkonferenz | 62 | ||
(2) Allgemeiner Rat | 62 | ||
(3) Sektorspezifische Räte | 63 | ||
(4) Ausschüsse und Arbeitsgruppen | 64 | ||
(5) Generaldirektor und Sekretariat | 65 | ||
bb) Entscheidungsfindung und Vertragsänderung | 66 | ||
cc) Durchsetzung des WTO-Rechts | 70 | ||
(1) Mechanismus zur Überprüfung der Handelspolitik (TPRM) | 71 | ||
(2) WTO-Streitbeilegungsverfahren | 71 | ||
(a) Defizite des ursprünglichen Streitbeilegungsverfahrens (GATT 1947) | 71 | ||
(b) Überblick über die Neuerungen durch das WTO-Streitbeilegungsverfahren | 73 | ||
(aa) Einheitliches Streitbeilegungssystem | 74 | ||
(bb) Errichtung eigener Streitbeilegungsorgane | 75 | ||
(cc) Umkehr des Konsensprinzips | 76 | ||
(dd) Verfahrensbeschleunigung | 77 | ||
(c) Ablauf des WTO-Streitbeilegungsverfahrens | 78 | ||
(aa) Konsultationen, Art. 4 DSU | 80 | ||
(bb) Panelverfahren, Art. 6 ff. DSU | 81 | ||
(cc) Rechtsmittelverfahren, Art. 17 DSU | 84 | ||
(dd) Durchsetzung der Entscheidungen des Dispute Settlement Body | 85 | ||
(d) Verrechtlichung des Streitschlichtungssystems | 88 | ||
2. Materielle Elemente der WTO-Rechtsordnung | 90 | ||
a) GATT 1994 und die übrigen Übereinkommen zum Warenhandel | 91 | ||
aa) Allgemeines Zoll- und Handelsabkommen (GATT 1947/1994) | 91 | ||
(1) Materielle GATT-Verpflichtungen im Überblick | 93 | ||
(2) Ausnahmen | 95 | ||
bb) Bereichsspezifische Übereinkommen zum Warenhandel | 96 | ||
b) Allgemeines Übereinkommen über den Handel mit Dienstleistungen (GATS) | 97 | ||
c) Übereinkommen über handelsbezogene Aspekte der geistigen Eigentumsrechte (TRIPS) | 100 | ||
d) Zusammenfassung | 102 | ||
2. Teil: Anwendung der Prinzipientheorie auf die WTO-Rechtsordnung | 103 | ||
A. Begriff und Funktion von Rechtsprinzipien | 103 | ||
I. Rechtsregeln und Rechtsprinzipien als Normkategorien | 104 | ||
II. Definition und Unterscheidung von Rechtsregeln und -prinzipien | 107 | ||
III. Abgrenzung zu politischen Zielsetzungen | 110 | ||
IV. Funktion von Rechtsprinzipien | 111 | ||
V. Ursprung und Ermittlung von Rechtsprinzipien | 113 | ||
VI. Zusammenfassung | 114 | ||
B. Rechtsprinzipien im Völkerrecht | 115 | ||
I. Rechtsquellen von Völkerrechtsprinzipien | 116 | ||
II. Funktion und Bedeutung von Rechtsprinzipien im Völkerrecht | 119 | ||
C. Rechtsprinzipien im WTO-Recht | 122 | ||
I. Funktion und Bedeutung von Rechtsprinzipien im WTO-Recht | 123 | ||
1. Lückenfüllungs- bzw. Interpretationsfunktion | 123 | ||
2. Systematisierende Funktion | 124 | ||
3. Richtungsweisende Funktion | 125 | ||
II. Systematisierungsansätze im welthandelsrechtlichen Schrifttum | 126 | ||
1. Zum GATT-Recht | 126 | ||
2. Zum WTO-Recht | 128 | ||
III. Ursprung und Ermittlung von Rechtsprinzipien im WTO-Recht | 130 | ||
IV. Zwischenergebnis | 133 | ||
3. Teil: Das WTO-Rechtsmittelverfahren vor dem Appellate Body | 134 | ||
A. Der Appellate Body als ständige Rechtsmittelinstanz im Rahmen der WTO-Streitbeilegung | 135 | ||
I. Zusammensetzung des Appellate Body | 135 | ||
II. Verfahrensbeteiligte | 137 | ||
III. Gegenstand des Rechtsmittelverfahrens | 139 | ||
IV. Verfahrenseinleitung und weiterer Verlauf | 141 | ||
V. Abschluß des Verfahrens | 143 | ||
VI. Konzeptionelle Schwächen des Rechtsmittelverfahrens | 144 | ||
B. Das anwendbare Recht | 147 | ||
I. Unter das DSU fallende Übereinkommen (covered agreements) | 147 | ||
II. Rechtswert der Streitbeilegungsentscheidungen | 148 | ||
1. GATT-Panelberichte | 149 | ||
2. WTO-Panelberichte | 151 | ||
3. Appellate Body-Berichte | 153 | ||
III. WTO-internes Gewohnheitsrecht | 154 | ||
IV. Sonstiges Völkerrecht | 155 | ||
1. Der völkerrechtliche Rechtsquellenkatalog | 155 | ||
2. Völkerrechtliche Rechtsquellen in der WTO-Spruchpraxis | 157 | ||
a) Außerhalb der WTO-Rechtsordnung stehende völkerrechtliche Verträge | 162 | ||
b) Völkergewohnheitsrecht | 164 | ||
c) Allgemeine Rechtsgrundsätze | 165 | ||
d) Gerichtsentscheidungen und Lehrmeinungen | 165 | ||
C. Die Auslegung des WTO-Rechts | 166 | ||
I. Auslegungsgrundsätze im Streitbeilegungsverfahren der WTO | 167 | ||
1. Bezugnahme auf die Auslegungsmethodik der Wiener Vertragsrechtskonvention (WVK) | 168 | ||
a) Treu und Glauben | 169 | ||
b) Wortlaut, Art. 31 Abs. 1 WVK | 169 | ||
c) Systematik, Art. 31 Abs. 1, 2 WVK | 172 | ||
d) Dem Zusammenhang gleichgestellte Umstände, Art. 31 Abs. 3 lit. a–c WVK | 174 | ||
aa) Auslegungsübereinkünfte (lit. a) und spätere Übung bei der Vertragsanwendung (lit. b) | 174 | ||
bb) Zwischen den Parteien anwendbares Völkerrecht (lit. c) | 176 | ||
cc) Ziel und Zweck, Art. 31 Abs. 1 WVK | 181 | ||
dd) Ergänzende Auslegungsmittel, Art. 32 WVK | 182 | ||
2. Anwendung sonstiger völkerrechtlicher Auslegungskriterien | 184 | ||
a) Sonstige WVK-Artikel als Auslegungskriterien | 184 | ||
b) Formale Auslegungsregeln | 185 | ||
aa) Gebot der restriktiven Auslegung von Ausnahmevorschriften | 185 | ||
bb) Vermutung der Konfliktfreiheit (presumption against conflict) | 187 | ||
cc) Die allgemeinen Kollisionsregeln lex posterior und lex specialis | 188 | ||
(1) Kollisionsfälle innerhalb des WTO-Rechts | 189 | ||
(2) Konfliktfälle zwischen WTO-Recht und sonstigem Völkervertragsrecht | 191 | ||
II. Zwischenergebnis | 194 | ||
4. Teil: In der Spruchpraxis des Appellate Body herangezogene Rechtsprinzipien | 195 | ||
A. "Klassische" Prinzipien des Welthandelsrechts | 199 | ||
I. Prinzip der Nichtdiskriminierung | 199 | ||
1. Begriffsbestimmung und völkerrechtliche Grundlagen | 199 | ||
2. WTO-rechtliche Ausgestaltung | 200 | ||
3. Spruchpraxis des Appellate Body | 201 | ||
II. Prinzip der Meistbegünstigung | 202 | ||
1. Begriffsbestimmung und völkerrechtliche Grundlagen | 202 | ||
2. WTO-rechtliche Ausgestaltung | 203 | ||
3. Spruchpraxis des Appellate Body | 206 | ||
III. Prinzip der Inländer(gleich)behandlung | 207 | ||
1. Bedeutungsgehalt und völkerrechtliche Grundlagen | 207 | ||
2. WTO-rechtliche Ausgestaltung | 208 | ||
3. Spruchpraxis des Appellate Body | 210 | ||
IV. Prinzip der Gegenseitigkeit (Reziprozität) | 212 | ||
1. Völkerrechtliche Grundlagen | 212 | ||
2. WTO-rechtliche Ausgestaltung | 214 | ||
3. Spruchpraxis des Appellate Body | 217 | ||
V. Prinzip der Vorzugsbehandlung weniger entwickelterer Staaten | 219 | ||
1. Begriffsbestimmung | 219 | ||
2. Völkerrechtliche Grundlagen | 221 | ||
3. Wirtschaftstheoretischer Hintergrund | 222 | ||
4. WTO-rechtliche Ausgestaltung | 222 | ||
5. Spruchpraxis des Appellate Body | 225 | ||
VI. Prinzip der Souveränität | 227 | ||
1. Begriffsbestimmung und völkerrechtliche Grundlagen | 227 | ||
2. WTO-rechtliche Ausgestaltung | 229 | ||
3. Spruchpraxis des Appellate Body | 231 | ||
VII. Prinzip der Transparenz | 233 | ||
1. Völkerrechtliche Grundlagen | 233 | ||
2. WTO-rechtliche Ausgestaltung | 234 | ||
3. Spruchpraxis des Appellate Body | 237 | ||
VIII. Prinzip der Rechtsstaatlichkeit (rule of law) | 239 | ||
1. Rechtsvergleichende Begriffsbestimmung | 240 | ||
2. Anknüpfungspunkte im Völkerrecht | 243 | ||
3. WTO-rechtliche Ausprägungen | 244 | ||
4. Spruchpraxis des Appellate Body | 247 | ||
IX. Prinzip der Verhältnismäßigkeit | 248 | ||
1. Begriff und Ursprünge im deutschen Recht | 250 | ||
2. Ausgestaltung im EG-Recht | 253 | ||
3. Völkerrechtliche Grundlagen | 257 | ||
4. WTO-rechtliche Ausgestaltung und Appellate Body-Spruchpraxis | 260 | ||
a) Einzelne Anknüpfungspunkte im WTO-Recht | 260 | ||
b) Die allgemeine Ausnahmevorschrift des Art. XX GATT | 262 | ||
aa) Legitimes politisches Schutzziel und Geeignetheit der Maßnahme | 263 | ||
bb) Notwendigkeit der Maßnahme (necessity test) | 264 | ||
cc) Chapeau | 267 | ||
c) Verhältnismäßigkeitsprinzip und die Aussetzung von Zugeständnissen | 269 | ||
d) Ergebnis | 272 | ||
B. Prinzipien aus dem rechtlichen Umfeld der WTO | 273 | ||
I. Prinzipien aus dem Recht Internationaler Organisationen | 274 | ||
1. Prinzip der effektiven Vertragsauslegung | 274 | ||
a) Völkerrechtliche Grundlagen | 275 | ||
b) Spruchpraxis des Appellate Body | 276 | ||
2. Subsidiaritätsprinzip | 279 | ||
a) Europa- und völkerrechtliche Grundlagen | 279 | ||
b) Spruchpraxis des Appellate Body | 281 | ||
3. Prinzip des institutionellen Gleichgewichts | 283 | ||
a) Europa- bzw. völkerrechtliche Grundlagen | 283 | ||
b) Anknüpfungspunkte im WTO-Recht | 285 | ||
c) Spruchpraxis des Appellate Body | 287 | ||
II. Prinzipien aus multi- bzw. bilateralen Völkerrechtsverträgen | 290 | ||
1. Kooperationsprinzip | 290 | ||
a) Völkerrechtliche Grundlagen | 291 | ||
b) Anknüpfungspunkte im WTO-Recht | 294 | ||
c) Die Entscheidung des Appellate Body im "Shrimps-Fall" | 294 | ||
2. Weitere völkervertragsrechtliche Prinzipien | 300 | ||
III. Völkergewohnheitsrecht und allgemeine Rechtsgrundsätze | 301 | ||
1. Vorsorgeprinzip | 302 | ||
a) Europarechtliche Grundlagen | 303 | ||
b) Völkerrechtliche Ausgestaltung | 304 | ||
c) Die Relevanz des Vorsorgeprinzips im "Hormonstreit" | 306 | ||
2. Der bona fides-Grundsatz in seinen speziellen Ausprägungen | 312 | ||
a) Treu und Glauben | 313 | ||
b) Rechtsmißbrauchsverbot | 319 | ||
c) Vertragstreue (Pacta Sunt Servanda) | 321 | ||
d) Prinzipien der Equity | 325 | ||
e) Vertrauensschutz und Grundsatz der Nichtrückwirkung | 329 | ||
3. Prozedurale Prinzipien | 332 | ||
a) Due Process of Law, Natural Justice und Fundamental Fairness | 333 | ||
b) Prozeßökonomie (Judicial Economy) | 337 | ||
c) Rechtskrafterstreckung (Res Judicata) | 340 | ||
d) Berechtigtes Interesse (Legal Interest) | 342 | ||
e) Beweislast (Burden of Proof) | 344 | ||
C. Zusammenfassung der Ergebnisse | 348 | ||
5. Teil: Ergebnisse | 352 | ||
A. Die legislatorische Schwäche der WTO | 353 | ||
B. Streitbeilegung im "Bezugsfeld des Politischen" | 355 | ||
C. Prinzipienanwendung als "Gratwanderung" | 356 | ||
D. Ausblick | 358 | ||
Verzeichnis der zitierten Spruchpraxis | 360 | ||
Literaturverzeichnis | 369 | ||
Stichwortverzeichnis | 418 |