Voraussetzungen und Grenzen der Bindung von Sportverbänden an die Europäischen Grundfreiheiten
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Voraussetzungen und Grenzen der Bindung von Sportverbänden an die Europäischen Grundfreiheiten
Beiträge zum Sportrecht, Vol. 37
(2011)
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Marie Kronberg, LL.M.eur., Dr.jur., ist in Schleswig-Holstein geboren. Nach dem Studium der Rechtswissenschaften in Passau und Lausanne lebt sie nun in Hamburg. Diverse Auslandsaufenthalte führten sie zu verschiedenen Sportereignissen, darunter Olympische Spiele, Fußball- und Leichtathletik-Meisterschaften und zum IOC-Kongress in Kopenhagen. Ihr Forschungsschwerpunkt liegt im internationalen Recht und dessen Einfluss auf das aktuelle politische und gesellschaftliche Geschehen.Abstract
Sport und Europarecht - ein Dauerbrenner. Die Untersuchung befasst sich mit den Voraussetzungen einer Bindung von Sportverbänden an die unionsrechtlichen Grundfreiheiten und der Frage nach den Grenzen dieser Bindung. Dabei werden die "Besonderheiten des Sports" durch eine Interessenabwägung auf Rechtfertigungsebene berücksichtigt: Sportverbandsregelungen, die Grundfreiheiten beeinträchtigen, sind einer Rechtfertigung durch zwingende Gründe des Allgemeininteresses zugänglich, zu welchen auch das Grundrecht der Vereinigungsfreiheit gehört. Gerechtfertigt werden können demnach solche Regelungen, die unabdingbar sind, um die Integrität sportlichen Wettbewerbs aufrechtzuerhalten, und die gleichsam den Wesensgehalt der Verbandsautonomie darstellen. Anhand dieser Systematik werden bekannte und aktuelle problematische Regelungen (wie Ausländerklauseln, Transferentschädigungen und 50+1-Regel) auf ihre Vereinbarkeit mit dem Unionsrecht hin untersucht.
Table of Contents
Section Title | Page | Action | Price |
---|---|---|---|
Vorwort | 5 | ||
Inhaltsverzeichnis | 7 | ||
Einleitung und Problemstellung | 15 | ||
1. Teil:rAnwendung des EU-Rechts auf den Sport | 19 | ||
A. Rechtliche Grundlagen | 19 | ||
B. Rechtsprechung des EuGH | 22 | ||
I. Geltung des Unionsrechts für sportliche Betätigungen nur als Teil des Wirtschaftslebens: Walrave und Koch | 23 | ||
II. Bestätigung der Geltung des Unionsrechts für sportliche Betätigungen nur als Teil des Wirtschaftslebens: Donà ./. Mantero | 25 | ||
III. Bereichsausnahme aufgrund von "Sportvorbehalt" bzw. "Nationalmannschaftsvorbehalt" | 27 | ||
1. "Sportvorbehalt" aufgrund der Parallele zur Kultur | 28 | ||
2. Sportvorbehalt aufgrund der "Besonderheiten des Sports" | 29 | ||
3. "Nationalmannschaftsvorbehalt" | 31 | ||
4. Ergebnis | 34 | ||
C. Zusammenfassung | 35 | ||
2. Teil:rPrivate Sportverbände als Adressaten der Grundfreiheiten | 37 | ||
A. Die Grundfreiheiten | 37 | ||
I. Bedeutung der Grundfreiheiten im Vertragsgefüge | 38 | ||
1. Unmittelbare Geltung | 39 | ||
2. Weiterentwicklung zu Beschränkungsverboten | 39 | ||
3. "Inländerdiskriminierung" | 40 | ||
4. Abgrenzung von Grundfreiheiten und Grundrechten | 42 | ||
II. Die einzelnen Grundfreiheiten | 44 | ||
1. Warenverkehrsfreiheit | 45 | ||
2. Personenverkehrsfreiheit | 48 | ||
a) Arbeitnehmerfreizügigkeit | 48 | ||
b) Niederlassungsfreiheit | 50 | ||
3. Dienstleistungsfreiheit | 51 | ||
4. Kapitalverkehrsfreiheit | 52 | ||
III. Zusammenfassung | 53 | ||
B. Bindung Privater an die Grundfreiheiten: Das Problem der unmittelbaren Drittwirkung | 54 | ||
I. Grundlagen in den EU-Verträgen | 56 | ||
1. Auslegung des Wortlauts der Grundfreiheiten | 57 | ||
2. Systematik | 58 | ||
a) Eigenschaft der Gründungsverträge als völkerrechtliche Verträge | 58 | ||
b) Formulierung der Vorschriften im Umfeld der Grundfreiheiten | 60 | ||
c) Anwendbarkeit der Rechtfertigungsgründe | 61 | ||
d) Abgrenzung zu den Wettbewerbsvorschriften | 64 | ||
e) Kongruenz zu Art. 18 AEUV | 67 | ||
f) Kongruenz zu Art. 157 AEUV | 68 | ||
g) Weitere systematische Argumente | 69 | ||
h) Zusammenfassung | 70 | ||
3. Historische Auslegung | 70 | ||
4. Teleologische Auslegung | 70 | ||
5. Ergebnis | 72 | ||
II. Rechtsprechung des EuGH | 72 | ||
1. Grundsätzliche Möglichkeit einer Bindungswirkung des Unionsrechts auch gegenüber privaten Bürgern: van Gend en Loos | 72 | ||
2. Personenbezogene Grundfreiheiten | 73 | ||
a) Bindungswirkung der Grundfreiheiten für kollektive Regelungen im Arbeits- und Dienstleistungsbereich: Walrave und Koch | 73 | ||
b) Bestätigung der Rechtsprechung zu kollektiven Regelungen im Arbeits- und Dienstleistungsbereich: Donà ./. Mantero | 76 | ||
c) Grundsätzliche Möglichkeit einer umfassenden unmittelbaren Drittwirkung der Grundfreiheiten: van Ameyde | 77 | ||
d) Unmittelbare Drittwirkung des in der Arbeitnehmerfreizügigkeit enthaltenen Beschränkungsverbots: Bosman | 78 | ||
e) Ausweitung der unmittelbaren Drittwirkung der Arbeitnehmerfreizügigkeit über intermediäre Gewalten hinaus: Angonese | 82 | ||
f) Bestätigung der Bindungswirkung der Grundfreiheiten gegenüber mit eigener Autonomie ausgestatteten Vereinigungen: Wouters | 85 | ||
g) Bindungswirkung der Grundfreiheiten bei kollektiven Maßnahmen von Gewerkschaften und Gewerkschaftsverbänden: Viking | 87 | ||
h) Bestätigung der Bindung von Gewerkschaften an die Grundfreiheiten: Laval | 90 | ||
i) Bestätigung der bisherigen Rechtsprechung: Raccanelli ./. Max-Planck-Gesellschaft | 93 | ||
j) Zusammenfassung: Unmittelbare Drittwirkung der personenbezogenen Grundfreiheiten | 95 | ||
3. Warenverkehrsfreiheit | 96 | ||
a) Entscheidungen des EuGH mit Bezug zu einer etwaigen unmittelbaren Drittwirkung der Warenverkehrsfreiheit | 96 | ||
b) Schutzpflichten der Mitgliedstaaten in Bezug auf die Grundfreiheiten: Kommission ./. Frankreich sowie Schmidberger | 100 | ||
c) Zusammenfassung | 104 | ||
d) Auswirkungen der Rechtsprechung zur unmittelbaren Drittwirkung der Warenverkehrsfreiheit und zur Schutzpflichtenkonzeption a | 105 | ||
III. Ergebnis | 106 | ||
3. Teil:rDie Besonderheiten des Sports im Anwendungsbereich der Grundfreiheiten | 109 | ||
A. Anwendungsbereich der Grundfreiheiten | 109 | ||
I. Sport als mögliche Bereichsausnahme von den Grundfreiheiten | 109 | ||
II. Räumlich-persönlicher Anwendungsbereich der Grundfreiheiten | 110 | ||
1. Bindungswirkung gegenüber Weltverbänden | 111 | ||
2. Freizügigkeitsrechte von Sportlern aus Nicht-EU-Mitgliedstaaten | 112 | ||
a) Anwendung auch auf EWR-Mitgliedstaaten | 112 | ||
b) Freizügigkeit von Sportlern in und aus der Schweiz | 114 | ||
c) Freizügigkeit von Sportlern aus durch Europa-Abkommen assoziierten Drittstaaten: Kolpak | 115 | ||
d) Freizügigkeit von Sportlern aus durch ein Partnerschaftsabkommen verbundenen Drittstaaten: Simutenkov | 120 | ||
e) Freizügigkeit von Sportlern aus der Türkei: Kahveci | 123 | ||
f) Mögliche Freizügigkeit von Sportlern aus durch das AKP-Abkommen verbundenen Drittstaaten | 124 | ||
g) Mögliche Freizügigkeit von Sportlern aus durch weitere Abkommen verbundenen Drittstaaten | 126 | ||
h) Zusammenfassung | 127 | ||
III. Sachlich-persönlicher Anwendungsbereich der Grundfreiheiten | 128 | ||
1. Begriffsklärung | 128 | ||
a) Abgrenzung von Leistungssport und Breitensport | 129 | ||
b) Berufs- bzw. Profisportler | 129 | ||
c) Amateursportler | 130 | ||
d) Freizeit- bzw. Hobbysportler | 131 | ||
e) Zusammenfassung | 131 | ||
2. Sachlich-persönlicher Anwendungsbereich der Warenverkehrsfreiheit | 132 | ||
3. Sachlich-persönlicher Anwendungsbereich der Arbeitnehmerfreizügigkeit | 132 | ||
a) Einordnung von Berufssportlern als Arbeitnehmer | 133 | ||
aa) Mannschaftssportarten | 133 | ||
bb) Individualsportarten | 135 | ||
cc) Grenzfälle | 136 | ||
dd) Sonderproblem: Sportsoldaten und Sportpolizisten | 137 | ||
b) Einordnung von Amateursportlern als Arbeitnehmer | 139 | ||
c) Einordnung von Freizeitsportlern als Arbeitnehmer | 139 | ||
d) Zusammenfassung | 140 | ||
4. Sachlich-persönlicher Anwendungsbereich der Niederlassungsfreiheit | 141 | ||
5. Sachlich-persönlicher Anwendungsbereich der Dienstleistungsfreiheit | 142 | ||
a) Berufssportler im Schutzbereich der Dienstleistungsfreiheit | 142 | ||
b) Amateursportler als Dienstleistungserbringer: Deliège | 143 | ||
c) Freizeitsport im Anwendungsbereich der Dienstleistungsfreiheit | 145 | ||
6. Sachlich-persönlicher Anwendungsbereich der Kapitalverkehrsfreiheit | 146 | ||
7. Das Diskriminierungsverbot des Art. 18 AEUV: Entwicklung eines Freizügigkeitsrechts aus Art. 21 AEUV | 146 | ||
8. Zusammenfassung | 150 | ||
B. Mögliche Beeinträchtigungen der Grundfreiheiten durch Sportverbandsregelungen | 150 | ||
I. Diskriminierungen und Beschränkungen | 150 | ||
II. Konkrete Beeinträchtigungen | 151 | ||
1. Ausländerklauseln | 151 | ||
2. Einsatzbeschränkungen bei Wechsel der Staatsbürgerschaft | 152 | ||
3. Heimkontingente | 154 | ||
a) Die "6+5-Regel" der FIFA | 154 | ||
b) Die "Homegrown Players Rule" der UEFA | 156 | ||
c) Der "Österreicher-Topf" des ÖFB | 157 | ||
4. Transferentschädigungen | 157 | ||
5. "Herauskaufen" aus laufenden Verträgen | 158 | ||
6. Transferfristen: Lehtonen | 160 | ||
7. Nichtanerkennung von Diplomen: Die Fälle Heylens sowie Kommission ./. Italien | 161 | ||
8. Lizenzerfordernisse für Spielervermittler und andere: Piau ./. Kommission | 164 | ||
9. Nominierungskriterien und -entscheidungen: Deliège | 165 | ||
10. Investorenhemmnisse | 166 | ||
11. Ergebnis | 167 | ||
C. Rechtfertigung beeinträchtigender Regelungen | 167 | ||
I. Rechtfertigungsmöglichkeiten der Sportverbände | 167 | ||
1. Lösungsvorschläge in Literatur und Rechtsprechung | 168 | ||
a) Anwendung des ordre-public-Vorbehaltes auch auf Private | 168 | ||
b) Sportvorbehalt des EuGH: Rechtfertigung aus "rein sportlichen Gründen" bzw. aufgrund der "Besonderheiten des Sports" | 172 | ||
aa) Abgrenzung von Spielregel und Rechtsregel | 172 | ||
bb) Aus sportorganisatorischen Gründen erforderliche Regeln: Deliège | 174 | ||
cc) Nichtwirtschaftliche Gründe, die lediglich den Sport als solchen betreffen: Lehtonen | 175 | ||
dd) Regelungen von rein sportlichem Charakter: Meca-Medina und Macjen | 175 | ||
c) "Praktische Konkordanz" mit den Unionsgrundrechten | 178 | ||
d) Zwingende Gründe des Allgemeininteresses | 180 | ||
e) Vorliegen sachlicher Erwägungen | 181 | ||
f) Übertragung des Gedankens der Wouters-Entscheidung | 182 | ||
g) Zwischenergebnis | 183 | ||
2. Zusammenfassender Lösungsvorschlag: Das Grundrecht der Verbandsautonomie als zwingender Grund des Allgemeininteresses | 183 | ||
II. Rechtfertigung konkreter beeinträchtigender Satzungsregelungen | 188 | ||
1. Ausländerklauseln | 188 | ||
a) Nachwuchsförderung | 189 | ||
b) Stärkung der Nationalmannschaften | 189 | ||
c) Stärkung der nationalen Identität | 190 | ||
d) Zuschaueridentifikation | 191 | ||
e) Aufrechterhaltung des sportlichen Gleichgewichts | 192 | ||
f) Ergebnis | 193 | ||
2. Einsatzbeschränkungen bei Wechsel der Staatsbürgerschaft | 193 | ||
3. Heimkontingente | 194 | ||
a) "6+5-Regel" der FIFA | 194 | ||
b) "Homegrown Players Rule" der UEFA | 195 | ||
c) "Österreicher-Topf" des ÖFB | 197 | ||
4. Transferentschädigungen | 197 | ||
a) Aufrechterhaltung des sportlichen Gleichgewichts | 198 | ||
b) Nachwuchsförderung und Ausbildungsentschädigung | 199 | ||
5. "Herauskaufen" aus laufenden Verträgen | 202 | ||
6. Transferfristen | 203 | ||
7. Nichtanerkennung von Diplomen | 204 | ||
8. Anforderungen an Spielervermittler und andere | 204 | ||
9. Nominierungskriterien und -entscheidungen für die Teilnahme an internationalen Wettkämpfen | 205 | ||
10. Investorenhemmnisse | 206 | ||
11. Zusammenfassung | 207 | ||
4. Teil:rDer Einfluss des europäischen Wettbewerbsrechts auf den Sport | 209 | ||
A. Bedeutung der wettbewerbsrechtlichen Vorschriften | 209 | ||
B. Berührungspunkte mit dem Sport | 210 | ||
I. Sportliche Betätigungen als wirtschaftliche Tätigkeit | 210 | ||
II. Tatbestandsvoraussetzungen der Art. 101 und 102 AEUV | 210 | ||
1. "Unternehmen" i.S.d. Art. 101 AEUV | 210 | ||
2. Kartellverbot | 211 | ||
a) Bestimmung des relevanten Marktes | 211 | ||
b) Vereinbarung, Beschluss oder abgestimmte Verhaltensweise | 212 | ||
c) Spürbare Wettbewerbsbeschränkung | 213 | ||
d) Ausnahmen vom Kartellverbot oder Rechtfertigung | 213 | ||
3. Verbot des Missbrauchs einer marktbeherrschenden Stellung | 214 | ||
a) Marktbeherrschende Stellung auf dem relevanten Markt | 214 | ||
b) Missbrauch dieser Stellung | 215 | ||
C. Aktueller Beispielsfall: Abstellungspflichten für Nationalmannschaften (Oulmers und Charleroi) | 216 | ||
D. Zusammenfassung und Ergebnis | 218 | ||
E. Fazit | 221 | ||
5. Teil: EuropäischerAktivitäten im Bereich des Sports | 222 | ||
A. Sportbezogene Unions-Dokumente | 222 | ||
I. Europäische Sportcharta des Europarates (1992) | 223 | ||
II. Coopers Lybrand-Studie (1995) | 223 | ||
III. Erklärung Nr. 29 zum Vertrag von Amsterdam (1997) | 224 | ||
IV. Diskussionspapier der Generaldirektion X der Europäischen Kommission: Das Europäische Sportmodell (1998) | 225 | ||
V. Helsinki-Bericht zum Sport (1999) | 226 | ||
VI. Europäischer Rat: Nizza-Erklärung, Anlage IV (Dezember 2000) | 227 | ||
VII. Arnaut-Report (2006) | 228 | ||
VIII. Belet-Report (2006) | 228 | ||
IX. Weißbuch Sport der Europäischen Kommission (2007) | 229 | ||
B. Vertragsreformen im Hinblick auf den Sport | 231 | ||
I. Vertrag über eine Verfassung für Europa | 231 | ||
II. Vertrag von Lissabon (2009) | 232 | ||
C. Fazit und Ausblick | 234 | ||
Zusammenfassung der Ergebnisse der Arbeit | 236 | ||
Literaturverzeichnis | 245 | ||
Personen- und Sachverzeichnis | 264 |