Menschenrechte vor Zivilgerichten – die Human Rights Litigation in den USA
BOOK
Cite BOOK
Style
Format
Menschenrechte vor Zivilgerichten – die Human Rights Litigation in den USA
Schriften zum Internationalen Recht, Vol. 161
(2006)
Additional Information
Book Details
Pricing
Abstract
Die US-amerikanische Human Rights Litigation (HRL) ermöglicht es dem Einzelnen, völkerrechtliche Positionen vor US-Gerichten geltend zu machen. Bemerkenswert ist dabei, dass eine Klagemöglichkeit auch dann besteht, wenn ein Fall keine Bezüge zu den USA aufweist, wenn also Streitgegenstand ein im Ausland zwischen Ausländern vorgefallenes Ereignis ist. Entsprechend wird die HRL gleichermaßen als Ausdruck US-amerikanischer Rechtshegemonie sowie als Beitrag zur Verringerung des Vollzugsdefizits des internationalen Menschenrechtsschutzes gewertet. Die Autorin stellt die HRL dar und analysiert ihre rechtlichen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen. Sie legt den Schwerpunkt auf jene Problemkreise, die sich aus der transnationalen Ausrichtung der HRL ergeben. So wird vertreten, dass die HRL gegen völkerrechtliche Vorgaben zum Immunitätsrecht verstößt, indem sie Klagen gegen ausländische Staaten und Staatsoberhäupter ermöglicht. Die in der HRL praktizierte extraterritoriale Ausrichtung der zivilen Rechtsprechungs- und Rechtsetzungskompetenz hingegen wird mangels konkreter völkerrechtlicher Vorgaben zu den Grenzen nationaler Jurisdiktionskompetenz nicht als völkerrechtswidrig erachtet. Es wird ferner herausgearbeitet, wie es der HRL gelingt, das Völkerrecht als primär staatenzentrierten Rechtskörper zur Grundlage von Klagen zwischen Individuen zu machen. Insofern wird dargelegt, dass die HRL das Völkerrecht hinsichtlich seines Normadressaten verändert und zugleich auf einzigartige Weise mit Elementen des nationalen Rechts vermengt.
Table of Contents
Section Title | Page | Action | Price |
---|---|---|---|
Vorwort | 5 | ||
Inhaltsverzeichnis | 7 | ||
Abkürzungsverzeichnis | 14 | ||
Einleitung | 21 | ||
Teil I:rDie Grundlagen der Human Rights Litigation | 24 | ||
1. Kapitel:rDie dogmatische Einordnung der Human Rights Litigation | 24 | ||
I. Die Human Rights Litigation als hybrides Gebilde | 24 | ||
II. Die Human Rights Litigation vor dem Hintergrund des US-Rechts | 26 | ||
III. Die Human Rights Litigation vor dem Hintergrund des Völkerrechts | 28 | ||
2. Kapitel: Die gesetzlichen Pfeiler der Human Rights Litigation | 29 | ||
I. Der Alien Tort Claims Act (ATCA) | 30 | ||
1. Geschichtliche Hintergründe des ATCA | 31 | ||
a) Gründe für den Erlass des ATCA | 31 | ||
b) Die anfängliche Bedeutungslosigkeit des ATCA | 35 | ||
c) Die Wiederentdeckung des ATCA im Fall Filártiga v. Peña-Irala | 44 | ||
2. Die heutige Auslegung des ATCA durch die Rechtsprechung | 47 | ||
a) Die rechtliche Natur des ATCA und das materielle Recht eines Falles | 47 | ||
(1) Die völkergewohnheitsrechtliche Alternative des ATCA | 47 | ||
(2) Die völkervertragliche Alternative des ATCA | 54 | ||
b) Die Tatbestandsvoraussetzungen des ATCA | 58 | ||
(1) Die Begrenzung auf ausländische Kläger | 58 | ||
(2) Die Begrenzung auf Delikte | 59 | ||
(3) Die Verletzung des Völkerrechts | 61 | ||
(a) Die Verletzung des Völkergewohnheitsrechts | 61 | ||
(b) Die Verletzung des Völkervertragsrechts | 67 | ||
c) Der Kreis der möglichen Beklagten | 69 | ||
(1) Staatliche und private Akteure | 69 | ||
(2) Täter und Teilnehmer | 72 | ||
(3) Natürliche und juristische Personen | 74 | ||
d) Der Vorbehalt richterlicher Vorsicht bei Anwendung des ATCA | 75 | ||
II. Der Torture Victim Protection Act (TVPA) | 81 | ||
1. Der Tatbestand des TVPA | 82 | ||
2. Das Verhältnis des TVPA zum ATCA | 83 | ||
III. Der Foreign Sovereign Immunities Act (FSIA) | 85 | ||
1. Die Ausnahmen vom Grundsatz der Staatenimmunität | 85 | ||
a) Inlandsdelikte | 85 | ||
b) Kommerzielles Handeln | 87 | ||
c) Immunitätsverzicht | 89 | ||
d) Abschluss völkerrechtlicher Verträge | 89 | ||
e) Verletzung einer Norm des ius cogens | 90 | ||
f) Der Antiterrorism and Effective Death Penalty Act (AEDPA) | 91 | ||
2. Das materielle Recht einer Klage über den FSIA | 95 | ||
3. Das Verhältnis des FSIA zu ATCA und TVPA | 96 | ||
4. Die Anwendbarkeit des FSIA auf individuelle Hoheitsträger | 96 | ||
5. Die Außenseiterstellung des FSIA im System der HRL | 100 | ||
IV. Die general federal question jurisdiction in Verbindung mit Völkerrecht | 101 | ||
3. Kapitel:rDie Human Rights Litigation vor dem Hintergrund des US-amerikanischen Zivil- und Zivilprozessrechts | 106 | ||
I. Zulässigkeitsspezifische Fragen | 106 | ||
1. Die Zuständigkeit über den Streitgegenstand (subject matter jurisdiction) | 106 | ||
2. Das standing des Klägers | 108 | ||
3. Die personelle Zuständigkeit (personal jurisdiction) | 111 | ||
II. Materiellrechtliche Fragen | 119 | ||
III. Das anwendbare Recht | 122 | ||
Teil II:rProbleme und Grenzen der Human Rights Litigation | 125 | ||
1. Kapitel:rInternationale, nationale und intranationale Kompetenzkonflikte | 125 | ||
I. Internationale Kompetenzkonflikte | 125 | ||
1. Der Grundsatz der souveränen Gleichheit der Staaten | 126 | ||
a) Das Immunitätsrecht der USA | 126 | ||
(1) Ausländische Staaten | 126 | ||
(2) Amtierende ausländische Staatsoberhäupter, Regierungschefs und Außenminister | 127 | ||
(3) Ehemalige ausländische Staatsoberhäupter, Regierungschefs und Außenminister sowie sonstige Hoheitsträger | 130 | ||
(4) Diplomaten und Gesandte zu den Vereinten Nationen | 131 | ||
b) Die act of state-Doktrin | 132 | ||
2. Die Personal- und Gebietshoheit des ausländischen Staates | 135 | ||
a) Die Doktrin der comity | 135 | ||
b) Die Doktrin des forum non conveniens | 140 | ||
c) Erschöpfung lokaler Rechtsmittel | 143 | ||
3. Ergebnis | 144 | ||
II. Nationale Kompetenzkonflikte | 145 | ||
1. Der Zuständigkeitsbereich der Exekutive | 145 | ||
a) Klagen gegen US-amerikanische Beklagte | 145 | ||
(1) Die Immunitäten der USA und ihrer Hoheitsträger | 146 | ||
(2) Die political questions-Doktrin | 150 | ||
b) Klagen gegen ausländische Beklagte | 152 | ||
2. Der Zuständigkeitsbereich der Legislative | 154 | ||
a) Die Entnahme einer Primärnorm aus dem Völkergewohnheitsrecht | 154 | ||
b) Die Schaffung einer innerstaatlichen Sekundärnorm | 160 | ||
3. Ergebnis | 161 | ||
III. Intranationale Kompetenzkonflikte | 162 | ||
IV. Ergebnis | 165 | ||
2. Kapitel:rDie Vereinbarkeit der Human Rights Litigation mit dem Völkerrecht | 166 | ||
I. Das Immunitätsrecht | 166 | ||
1. Völkerrechtliche Grundlagen | 166 | ||
2. Vereinbarkeit der US-amerikanischen Immunitätspraxis mit dem Völkerrecht | 169 | ||
a) Immunitätsausnahme für den Bereich von Menschenrechtsverletzungen | 170 | ||
(1) Völkerrechtliche Verträge | 170 | ||
(2) Völkergewohnheitsrecht | 176 | ||
(a) Der AEDPA und die Staatenimmunität | 177 | ||
(b) Der AEDPA und die personelle Immunität amtierender ausländischer Staatsoberhäupter | 182 | ||
(c) Die funktionelle Immunität | 183 | ||
(3) Deduktion aus etabliertem Völkerrecht | 192 | ||
b) Immunitätsverweigerung als Repressalie | 195 | ||
c) Ergebnis | 197 | ||
II. Die extraterritorial orientierte Jurisdiktionsausübung | 198 | ||
1. Völkergewohnheitsrechtliche Grenzen zivilrechtlicher Jurisdiktionsgewalt | 199 | ||
a) Rechtsprechungsgewalt | 200 | ||
b) Rechtsetzungsgewalt | 202 | ||
2. Begrenzung zivilrechtlicher Jurisdiktionsgewalt mittels Deduktion aus völkerrechtlichen Strukturprinzipien | 204 | ||
3. Ergebnis | 205 | ||
4. Existenz eines zivilrechtlichen Universalitätsprinzips | 205 | ||
III. Ergebnis | 211 | ||
3. Kapitel:rDie Human Rights Litigation im Schnittbereich von nationalem Recht und Völkerrecht | 211 | ||
I. Die Einwirkung des Völkerrechts in den nationalen Rechtsraum | 211 | ||
1. Die verschiedenen Arten der innerstaatlichen Bezugnahme auf das Völkerrecht | 211 | ||
a) Der unmittelbare Vollzug des Völkerrechts | 212 | ||
b) Die ergänzende Implementierung | 213 | ||
c) Die verändernde Implementierung | 213 | ||
d) Die inhaltliche Anknüpfung an das Völkerrecht | 214 | ||
2. Die Bedeutung der Unterscheidung in verschiedene Arten der innerstaatlichen Bezugnahme auf das Völkerrecht | 214 | ||
II. Die Bezugnahme auf das Völkerrecht im Rahmen der Human Rights Litigation | 216 | ||
1. TVPA und AEDPA | 216 | ||
2. Der ATCA | 216 | ||
a) Der ATCA und das Völkergewohnheitsrecht | 217 | ||
(1) Der Ansatz der ATCA-Rechtsprechung | 217 | ||
(2) Das Konzept der ATCA-Rechtsprechung auf dem Prüfstein | 218 | ||
(a) Die unmittelbare völkerrechtliche Verpflichtung der natürlichen Person | 219 | ||
(b) Die unmittelbare völkerrechtliche Verpflichtung der juristischen Person des Privatrechts | 223 | ||
(c) Ergebnis | 226 | ||
b) Der ATCA und das Völkervertragsrecht | 227 | ||
c) Der ATCA als Ermächtigung zur Schaffung bundesrechtlicher Primärnormen? | 228 | ||
d) Warum wird die Adressatenproblematik in Literatur und Rechtsprechung nicht beachtet? | 230 | ||
3. Ergebnis und Ausblick | 233 | ||
Teil III:rDie Human Rights Litigation im internationalen Kontext | 236 | ||
1. Kapitel:rNeuere internationale Dokumente mit Bezug zur Human Rights Litigation | 236 | ||
I. Der Entwurf zu einer Haager Konvention zur internationalen Zuständigkeit und Anerkennung | 236 | ||
1. Hintergrundinformation zum Konventionsentwurf | 236 | ||
2. Die potentiellen Auswirkungen der geplanten Konvention auf die Human Rights Litigation | 239 | ||
a) Auswirkungen auf das US-amerikanische Zuständigkeitsrecht | 239 | ||
b) Auswirkungen auf die Anerkennung US-amerikanischer Menschenrechtsurteile im Ausland | 243 | ||
3. Bedeutung eines zivilrechtlichen Universalitätsprinzips | 245 | ||
II. Die Basic Principles and Guidelines on the Right to a Remedyrand Reparation for Victims of Gross Violations of InternationalrHuman Rights and Serious Violations of InternationalrHumanitarian Law der UN-Menschenrechtskommissionr | 246 | ||
2. Kapitel:rGründe für Existenz und Erfolg eines Systems des zivilrechtlichen Menschenrechtsschutzes in den USA | 251 | ||
I. Gründe für die Existenz eines Systems des zivilrechtlichen Menschenrechtsschutzes in den USA | 252 | ||
II. Gründe für den Erfolg der Human Rights Litigation | 262 | ||
1. Der Umgang mit transnationalen Fallkonstellationen | 262 | ||
2. Die Präsenz von Tätern und Opfern in den USA | 266 | ||
3. Die Attraktivität der USA als Forum | 267 | ||
4. Die Rechtskultur der USA | 271 | ||
5. Das US-amerikanische Verständnis vom Völkergewohnheitsrecht | 274 | ||
6. Die fehlende Opferbezogenheit des US-amerikanischen Strafverfahrens | 275 | ||
III. Ergebnis | 276 | ||
Teil IV:rNeuere Entwicklungen und Bewertung der Human Rights Litigation | 278 | ||
1. Kapitel:rNeuere Entwicklungen der Human Rights Litigation | 278 | ||
I. Die Ausdehnung des ATCA auf neuartige Sachverhalte | 278 | ||
1. Etablierte Delikte | 278 | ||
2. Neue Delikte | 280 | ||
a) Spezifisch umwelt-, arbeits- oder frauenrechtliche Delikte | 280 | ||
(1) Umweltrecht | 280 | ||
(2) Arbeitsrecht | 281 | ||
(3) Frauenrechte | 283 | ||
b) Völkerrechtliche Rechte als Delikte | 283 | ||
II. Die Ausdehnung des ATCA auf neuartige Beklagte: die Klage gegen multinationale Konzerne | 284 | ||
1. Wichtige bisher entschiedene Klagen | 284 | ||
2. Rechtliche Konstruktion der Klagen | 287 | ||
III. Rechtliche Rahmenbedingungen und Perspektiven der neueren ATCA-Klagen | 287 | ||
2. Kapitel:rBewertung der Human Rights Litigation | 291 | ||
I. Nutzen der Human Rights Litigation | 291 | ||
1. Chancen für die Opfer | 291 | ||
a) Theorie | 291 | ||
b) Praxis | 293 | ||
(1) Finanzielle Entschädigung des Opfers | 293 | ||
(2) Immaterielle Nutzen der Human Rights Litigation | 297 | ||
c) Ergebnis | 298 | ||
2. Nutzen für die internationale Gemeinschaft und die Sache der Menschenrechte | 298 | ||
a) Die Einbeziehung der Human Rights Litigation unter die Nutzensanalyse herkömmlicher Modelle zur Durchsetzung der Menschenrechter | 298 | ||
(1) Die Abschreckung und Bestrafung der Täter | 299 | ||
(2) Die Aufklärung eines historischen Ereignisses | 302 | ||
b) Die spezifischen Nutzen der Human Rights Litigation | 305 | ||
(1) Rechtsfortbildende Funktion der HRL | 305 | ||
(2) Innerstaatliche Akzeptanz des Völkergewohnheitsrechts | 307 | ||
(3) Einbindung der multinationalen Konzerne in die internationale Rechtsordnung | 308 | ||
c) Ergebnis | 311 | ||
II. Nachteile der Human Rights Litigation | 312 | ||
1. Nachteile für die USA | 312 | ||
a) Außenpolitische Komplikationen | 312 | ||
b) Negative Auswirkungen auf die Wirtschaft | 314 | ||
c) Schäden für das Ansehen der US-amerikanischen Gerichtsbarkeit? | 316 | ||
2. Nachteile für die internationale Gemeinschaft und die Sache der Menschenrechte | 316 | ||
3. Ergebnis | 323 | ||
III. Einwände speziell gegen die US-amerikanische Praxis des zivilrechtlichen Menschenrechtsschutzes | 323 | ||
1. Der US-amerikanische Unilateralismus | 323 | ||
2. Die Human Rights Litigation als zweifelhafter Beitrag zur Fortentwicklung des Völkerrechts | 324 | ||
3. Die Konzentration auf Befehlsempfänger und Gehilfen | 326 | ||
4. Die Beachtung der Menschenrechte des Beklagten | 327 | ||
5. Die Durchsetzung der Menschenrechte durch die ideologische Brille der Nichtregierungsorganisationen | 329 | ||
6. Ergebnis | 330 | ||
IV. Der Vergleich mit anderen Formen der Durchsetzung der Menschenrechte | 330 | ||
1. Nationale und internationale Durchsetzung | 330 | ||
2. Strafrechtliche und zivilrechtliche Durchsetzung | 334 | ||
3. Gewöhnliche Deliktsklage und Human Rights Litigation | 335 | ||
4. Ergebnis | 338 | ||
Zusammenfassung | 339 | ||
Literaturverzeichnis | 342 | ||
Stichwortverzeichnis | 358 |