»Humanistisches Appeasement«?
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»Humanistisches Appeasement«?
Hans Barions Kritik an der Staats- und Soziallehre des Zweiten Vatikanischen Konzils
Sozialwissenschaftliche Schriften, Vol. 48
(2011)
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About The Author
Wolfgang Spindler, Dipl.-Jurist Univ., Dr. theol.; Abitur in Ellwangen/Jagst; 1988 bis 1992 Studium der Rechtswissenschaften in Würzburg; 1993 bis 2001 Studium der katholischen Theologie, der Philosophie und der Politikwissenschaft in Würzburg, München und Wien; 2002 Berufung in die Stiftung Professor Dr. A. F. Utz in Freiburg/Schweiz, seit 2005 ihr Präsident; seit 2003 im Vorstand des Instituts für Gesellschaftswissenschaften in Bonn, seit 2007 Stellvertretender Vorsitzender; seit 2008 Redakteur der sozialethischen Zweimonatsschrift »Die Neue Ordnung« (Bonn); seit 2013 Professor für Politische Philosophie und Sozialethik an der Philosophisch-Theologischen Hochschule St. Pölten; seit 2014 Stiftungsrat der Internationalen Stiftung Humanum in Lugano.Abstract
"Im Kampf um Rom / siegt Rudolph Sohm." In diesem Epigramm fing Carl Schmitt (1888-1985) die Krise ein, die Kirche und Kirchenrecht im 20. Jahrhundert erfaßt hat. Hans Barion (1899-1973), einer der schillerndsten Theologen jener Zeit, Freund und Widerpart Schmitts, gewinnt aus Sohms Entgegensetzung von Pneuma und Tradition, Kirche und Recht den "korrekten", jede politische Theologie ausschließenden katholischen Kirchen(rechts)begriff. An ihm mißt er auch das Vaticanum II. Seine ätzende Kritik zielt auf die "wissenschaftliche Vernichtung der Konzilskirche" ab. Das Buch erschließt die ideengeschichtlichen Hintergründe und unterzieht Barions Thesen, insbesondere zur konziliaren Staats- und Soziallehre, einer umfassenden Prüfung, um sie für die Diskussion um die authentische Auslegung des Konzils fruchtbar zu machen. Größe und Grenze eines außergewöhnlichen Rechtsdenkers kommen zum Vorschein.
Table of Contents
Section Title | Page | Action | Price |
---|---|---|---|
Vorwort | 7 | ||
Inhaltsverzeichnis | 9 | ||
Abkürzungsverzeichnis | 14 | ||
Hinweise zur Zitation | 16 | ||
Einleitung | 17 | ||
A. Motivation, thematische Eingrenzung, Methodik | 19 | ||
I. Barions Kritik als Beitrag zu einer differenzierten Betrachtung des Zweiten Vatikanischen Konzils | 19 | ||
II. Staatslehre und „politische Theologie“ als Gegenstand der katholischen Soziallehre | 24 | ||
III. Zum Verhältnis von katholischer Soziallehre und katholischem Kirchenrecht | 28 | ||
IV. Weiterer Fortgang der Arbeit | 34 | ||
B. Hans Barion und das Konzept des göttlichen Kirchenrechts | 37 | ||
I. Biographische Skizze | 37 | ||
II. Das rechtstheologische Konzept des göttlichen Kirchenrechts | 42 | ||
1. Der sachliche Gegensatz zu Rudolph Sohm | 42 | ||
2. Die Konsequenzen aus der Rezeption des Sohmschen Kirchenbegriffs | 46 | ||
a) Recht vor Gewissen | 47 | ||
b) Notwendigkeit der Rechtsform | 48 | ||
c) Rechtscharakter des Kirchenrechts und der Dogmen | 51 | ||
3. Das System des göttlichen Kirchenrechts | 55 | ||
4. Kritische Würdigung | 60 | ||
C. Barions Lehre über das Verhältnis von Kirche und Staat bis zum Vorabend des Zweiten Vatikanischen Konzils | 74 | ||
I. „Monotheletischer Dyophysitismus“ – der rechtsgeschichtliche Zugang zur Theorie des Verhältnisses von Kirche und Staat | 74 | ||
1. Autonomie des Staates? Die mittelalterliche Hierokratie auf dem Prüfstand | 76 | ||
2. Streitfall Novit ille (Innozenz III.) – die Kontroverse mit Friedrich Kempf | 78 | ||
II. Methodische und systematische Schlußfolgerungen aus der rechtsgeschichtlichen Problemklärung | 82 | ||
III. Die Scheidung von Ius publicum ecclesiasticum externum und katholischer Staatslehre | 87 | ||
1. „Glaubensstaat“? Die staatsrechtliche Tragweite des positiven kanonischen Rechts | 88 | ||
2. Die zulässige konkordatäre Variierung des CIC-Programms | 91 | ||
3. Die Klärung des Staat-Kirche-Verhältnisses in der Neuzeit und die gebliebene „Lücke“ | 92 | ||
4. Die methodische und inhaltliche Trennung der katholischen Staatslehre vom Ius publicum ecclesiasticum externum als Reflex der Scheidung von Moral(theologie) und (kanonischem) Recht | 97 | ||
5. Die methodische und inhaltliche Trennung der katholischen Staatslehre vom Ius publicum ecclesiasticum externum als Reflex der Scheidung von natur- und offenbarungsrechtlicher Betrachtung der kirchlichen Gemeinschaft | 102 | ||
IV. Der Begriff der Potestas indirecta als Begründung der lehramtlichen Theorie des Staat-Kirche-Verhältnisses | 107 | ||
V. Kritische Würdigung | 116 | ||
1. Bilanz | 116 | ||
2. Ideengeschichtliche Einordnung | 131 | ||
D. Auf dem Weg zu einer „Topographie des konziliaren Utopia“ | 138 | ||
I. Barions Erwartungen an das Zweite Vatikanische Konzil | 138 | ||
1. Eindeutigkeit in der Frage nach dem geistlichen Charakter des Strafrechts und nach dem Brachium saeculare | 141 | ||
2. Naturrechtliche Bestimmung des Verhältnisses von Kirche, Gesellschaft und Staat in der Moderne | 142 | ||
3. Klärung des Verhältnisses der Kirche zur politischen Form | 143 | ||
4. Entscheidung über den richtigen ökumenischen Weg | 144 | ||
II. Das Genre der wissenschaftlichen Konzilsberichterstattung | 145 | ||
III. „Was wird hier gespielt?“ Die Themen von Barions Konzilsberichterstattung | 148 | ||
1. Aufwertung der Bischofskonferenzen | 149 | ||
2. Explikation des offenbarungsrechtlichen Anspruchs auf freie Verkündigung | 150 | ||
3. Ekklesiologische Akzentverschiebungen | 151 | ||
a) Die Subsistit-in-Formel | 151 | ||
b) Die psychologische Verhüllung der Scheidung von Klerus und Laien sowie Welt- und Klosterleuten | 155 | ||
c) Die Verunklärung der hierarchischen Dichotomien durch die Rezeption des Begriffs des Bischofskollegiums | 156 | ||
d) Die Anerkennung gleichberechtigter Teilkirchenzusammenschlüsse und die amphibologische Verwendung des Plural-Begriffs „Kirchen“ | 168 | ||
4. Zusammenfassung: Barions Bewertung des konziliaren „Spielplans“ | 170 | ||
IV. Kritische Würdigung | 171 | ||
1. Gedämpfte und enttäuschte Erwartungen | 171 | ||
2. Zur Wissenschaftlichkeit der Konzilsberichterstattung | 174 | ||
3. Gewicht und Grenze der rechtlichen Konzilsbetrachtung | 175 | ||
4. Der Übergang von der Konzilsberichterstattung zur Prophetie der Konzilsfolgen | 181 | ||
E. „Schwindel über die richtige politische Ordnung“ – Barions Kritik an der Staatslehre des Zweiten Vatikanischen Konzils | 186 | ||
I. Hermeneutische Vorüberlegungen | 187 | ||
1. „Bruch“ mit der katholischen Soziallehre? | 188 | ||
2. Zum Verständnis der „Zeichen der Zeit“ | 204 | ||
3. Pastoralkonstitution – Die Frage des literarischen Genus und der Lehrverbindlichkeit | 214 | ||
II. Politische Theologie als Theologie? Zu Barions Makrokritik | 219 | ||
1. Ausgang und Abstand von Carl Schmitt | 219 | ||
2. Exkurs: „Römischer Katholizismus und politische Form“ im Kontext der Politischen Theologie Schmitts | 222 | ||
a) Souveränität als Zentralthema der Politischen Theologie | 222 | ||
b) Die römisch-katholische Kirche als victoire de la raison | 225 | ||
c) Das Kriterium des Politischen | 231 | ||
3. Barions Begriff der politischen Theologie | 236 | ||
4. Die konziliare Staats- und Verfassungslehre als politische (Nicht-)Theologie | 241 | ||
III. Politische Theologie in Gaudium et spes? Zu Barions Mikrokritik | 242 | ||
1. Soziologie des öffentlichen Lebens (GS 73) | 242 | ||
2. Das „magische Dreieck“ der konziliaren Staatslehre (GS 74) | 244 | ||
a) Pluralistischer Gemeinwohlbegriff? | 244 | ||
aa) Gemeinwohl bei Thomas von Aquin | 247 | ||
bb) Rationalistische Einflüsse in der katholischen Soziallehre | 251 | ||
cc) „Soziale Belastung“ – Vermeidung des Traditionsbruchs | 260 | ||
dd) Rationalistischer Rückfall in Gaudium et spes? | 264 | ||
b) „Politische Gemeinschaft“ – ein Begriff zur Destruierung des „Leviathan“-Staates? | 269 | ||
c) „Öffentliche Autorität“ – eine illiberale Entscheidung für die rousseauistische Volonté générale? | 272 | ||
aa) Legitimität in GS 74,2 | 277 | ||
bb) Legitimität in GS 74,4 | 277 | ||
3. Die weltliche Verfassungslehre (GS 75) | 281 | ||
a) Plädoyer für Liberalismus und Demokratie? | 282 | ||
b) Widerspruch zur sonstigen konziliaren und postkonziliaren Lehrverkündigung? | 288 | ||
4. Konziliarer Dezisionismus als Erkennungsmerkmal politischer Theologie? | 294 | ||
a) „Katholischer“ Staatstraditionalismus in Gaudium et spes | 295 | ||
b) „Kirche oder Partei?“ | 299 | ||
IV. Ergebnis: Barions Mikro- und Makrokritik in kritischer Zusammenschau | 311 | ||
F. „Schuß ins Zentrum“ – Barions Kritik an der Soziallehre des Zweiten Vatikanischen Konzils | 318 | ||
I. Hermeneutische Vorüberlegungen | 323 | ||
1. Die Heilige Schrift als alleiniger Maßstab? | 323 | ||
2. Theologische versus politische Anthropologie? | 326 | ||
3. Ergebnis | 328 | ||
II. Die Kritik an der Mitbestimmungslehre | 329 | ||
1. Vorgeschichte | 329 | ||
2. Die korrekte Exegese von GS 68,1 | 331 | ||
a) Zum funktionalen Verständnis der Unitas directionis operis | 332 | ||
b) Zum juridischen Verständnis der Participatio actuosa | 332 | ||
c) Letzter Aufschluß aus der Lehrtradition der Päpste | 340 | ||
aa) Mater et magistra Nr. 32 | 341 | ||
bb) Mater et magistra Nr. 92 | 341 | ||
cc) Mater et magistra Nrn. 106–109 | 344 | ||
dd) Quadragesimo anno Nr. 65 | 345 | ||
ee) Ansprache Pius’ XII. vom 3. Juni 1950 | 346 | ||
ff) Ansprache Pauls VI. vom 8. Juni 1964 | 347 | ||
gg) Fazit | 349 | ||
3. Die sozialethische Integrationsidee und ihre Anwendung auf das Mitbestimmungsrecht | 350 | ||
III. Die Kritik an der Eigentumslehre | 355 | ||
1. Isolierung und Problematik des Superfluum-Begriffs | 356 | ||
2. Die Frage nach dem Zusammenhang mit der universalen Bestimmung und dem Gemeingebrauch der irdischen Güter | 359 | ||
3. Rechter Gütergebrauch nach dem Neuen Testament | 359 | ||
4. Reintegration des Superfluum-Begriffs in die Argumentationskette von GS 69,1 | 362 | ||
a) Der Obersatz vom Usus communis | 362 | ||
b) Wandelbare Eigentumsformen unter steter Beachtung der universalen Güterbestimmung | 365 | ||
c) Das Menschenrecht auf hinreichenden Anteil an den Gütern | 368 | ||
d) Die vorbildliche Lehre der Kirchenväter und der Kirchenlehrer: Armenfürsorge non tantum ex superfluis | 369 | ||
5. Ergebnis | 373 | ||
IV. Die Mitbestimmungs- und Eigentumslehre als „christliche Soziallehre mit Gospel truth“? | 376 | ||
G. Schlußreflexion | 379 | ||
Literaturverzeichnis | 385 | ||
Personenverzeichnis | 438 | ||
Sachverzeichnis | 450 |