Netzneutralität in der Informationsgesellschaft
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Netzneutralität in der Informationsgesellschaft
Editors: Kloepfer, Michael
Beiträge zum Informationsrecht, Vol. 27
(2011)
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Prof. em. Dr. Michael Kloepfer war von 1974–1976 Professor an der Freien Universität Berlin, von 1976–1992 Professor an der Universität Trier, dort Direktor des Instituts für Umwelt- und Technikrecht. Von 1992–2011 war er Professor für Staats- und Verwaltungsrecht, Europarecht, Umweltrecht, Finanzrecht und Wirtschaftsrecht an der Humboldt-Universität zu Berlin und Direktor am Walter Hallstein-Institut für Europäisches Verfassungsrecht. Seit 2011 ist er Emeritus. Von 1992–1998 war er Stellvertretender Vorsitzender der unabhängigen Sachverständigenkommission »Umweltgesetzbuch« und von 1999–2001 und 2005–2007 Vorsitzender der Berliner Wissenschaftlichen Gesellschaft e.V. Von 2008–2016 war er Mitglied der Schutzkommission beim Bundesministerium des Innern. Er absolvierte zahlreiche Forschungsaufenthalte im Ausland (u.a. Kobe/Japan; Lausanne/Schweiz; Stanford/USA). Er ist zudem Präsident der Forschungszentren Umweltrecht (FZU), Technikrecht (FZT), Katastrophenrecht (FZK) sowie des Instituts für Gesetzgebung und Verfassung (IGV) und ist seit 2011 Leiter des Forschungszentrums Recht an der Humboldt-Universität zu Berlin. Seit 2017 ist er als Rechtsanwalt bei der Kanzlei Köhler & Klett tätig.Abstract
Der Band dokumentiert eine von der Humboldt-Universität zu Berlin und dem Forschungszentrum Technikrecht (Berlin) organisierte wissenschaftliche Tagung zum Thema »Netzneutralität in der Informationsgesellschaft«, die vom Verband der deutschen Internetwirtschaft e.V. (eco) freundlicherweise unterstützt wurde. Die Diskussion zum netzpolitischen Thema Netzneutralität ist eng verknüpft mit der zukünftigen Gestaltung und Entwicklung des Internet. Bislang ist der Zugang zu den weltweiten Netzen, aus denen sich das Internet konstituiert, grundsätzlich für jedermann unterschiedslos gewährleistet. Datenpakete und somit auch Kommunikationsinhalte werden nach dem Best-Effort-Prinzip übermittelt, d.h. es wird gleichermaßen für alle Daten mit der jeweils im Netz maximal möglichen Geschwindigkeit übermittelt. Die technische Entwicklung ermöglicht demgegenüber einerseits eine qualitative oder quantitative Vorzugsbehandlung bei der Datenübertragung, andererseits eine Filterung oder Blockierung unliebsamer Datenpakete. Monopolbildung und geschlossene Systeme könnten die Folge sein, sodass unweigerlich die Frage auftritt, ob und in welchem Maße der Staat die Netzneutralität bzw. die Nutzung des Internet als zentrales und weltweit abrufbares Kommunikations- und Wissensnetz durch die Allgemeinheit zu gewährleisten hat.Der Tagungsband enthält Beiträge aus Rechtswissenschaft, Verwaltung, Wirtschaft, Zivilgesellschaft und Politik. Von namhaften Autoren werden darin u.a. die europarechtlichen, verfassungsrechtlichen und einfachgesetzlichen Verbindungen zur Netzneutralität untersucht und potenzielle Entwicklungsmöglichkeiten aufgezeigt. Inwieweit die Offenheit, Pluralität und Vielfaltsicherung im Internet auch im Sinne möglicher Innovationspotenziale eine Gewährleistung der Netzneutralität erfordert, wird aus unterschiedlichen Perspektiven eingehend beleuchtet, wobei schon bisher bestehende Instrumentarien des Rechts erläutert werden.Der Band gewährt damit einen umfassenden Überblick über den Diskussionsstand zum Thema Netzneutralität und die verschiedenartigen rechtlichen Implikationen, die damit einhergehen, sodass insbesondere für die zu erwartenden gesetzlichen Normierungen und rechtlichen Entwicklungen wichtige Erkenntnisse zur Verfügung stehen.
Table of Contents
Section Title | Page | Action | Price |
---|---|---|---|
Vorwort | 5 | ||
Inhaltsverzeichnis | 7 | ||
Michael Kloepfer: Einführung | 9 | ||
Holger Greve: Technische Grundlagen und Aspekte der Netzneutralität – Bericht über den Vortrag von Constanze Kurz | 13 | ||
I. | 13 | ||
II. | 13 | ||
Holger Greve: Netzneutralität aus der Sicht der Zivilgesellschaft – Bericht über den Vortrag von Markus Beckedahl | 15 | ||
I. | 15 | ||
II. | 15 | ||
Markus Haas: Die Netzneutralität aus Sicht von Telefónica O2 | 17 | ||
Dean Ceulic: Netzneutralität und Freiheit im Internet | 19 | ||
Axel E. Fischer: Netzneutralität als Aufgabe der Politik? | 29 | ||
Jens-Peter Schneider: Verfassungsrechtliche Rahmenbedingungen: Gewährleistungsverantwortung des Staates für Netzneutralität | 35 | ||
I. Einführung – Netzneutralität ist nicht neutral | 35 | ||
1. Netzneutralität als Allokationsentscheidung | 35 | ||
2. Netzneutralität im Kontext | 36 | ||
3. Netzneutralität als Wertentscheidung | 37 | ||
II. Netzneutralität und die Gewährleistungsgehalte des Art. 87f GG | 37 | ||
1. Gewährleistung von Privatwirtschaftlichkeit und Wettbewerb bei Dienstleistungen der Telekommunikation | 37 | ||
2. Gewährleistung von Infrastrukturwettbewerb | 38 | ||
3. Gewährleistung von Innovationsspielräumen | 39 | ||
4. Gewährleistung gehaltvoller Verbraucherfreiheit | 40 | ||
5. Gewährleistung von Universaldienstleistungen | 40 | ||
6. Bilanz: ein multifinaler und multidimensionaler Gewährleistungsauftrag | 42 | ||
7. Konsequenz: Art. 87f GG als vorrangig prozeduraler Ausgestaltungsauftrag mit geringer substantieller Steuerungskraft | 43 | ||
III. Kompetenzrechtliche Rahmenbedingungen | 43 | ||
1. Netzneutralität primär als Gegenstand telekommunikationsrechtlicher Gesetzgebungskompetenzen | 44 | ||
2. Netzneutralität als doppelfunktionaler Gesetzgebungsgegenstand zwischen Art. 73 Abs. 1 Nr. 7 und Art. 87f Abs. 1 GG | 45 | ||
IV. Ausblick | 46 | ||
Bernd Holznagel und Pascal Schumacher: Kommunikationsfreiheiten und Netzneutralität | 47 | ||
I. Gefährdungen für die Netzneutralität | 47 | ||
II. Durchsicht und Manipulation des Datenverkehrs | 49 | ||
1. Fernmeldegeheimnis | 49 | ||
2. Meinungsfreiheit | 50 | ||
3. IT-Grundrecht | 51 | ||
4. Möglichkeiten der Rechtfertigung von Datendurchsicht und -manipulation | 52 | ||
III. Blockade, Priorisierung und Verzögerung des Datenverkehrs | 53 | ||
1. Zensurverbot | 53 | ||
2. Informationsfreiheit des Rezipienten | 54 | ||
3. Meinungs- und Medienfreiheiten des Kommunikators | 55 | ||
a) Meinungsfreiheit | 55 | ||
b) Medienfreiheiten | 55 | ||
aa) Abgrenzung zur Meinungsfreiheit | 55 | ||
bb) Bestimmung der einschlägigen Medienfreiheit | 57 | ||
(1) Rundfunk- oder Pressefreiheit? | 57 | ||
(2) Internetdienstefreiheit | 58 | ||
4. Handlungsmöglichkeiten und -pflichten des Staates | 60 | ||
a) Kommunikationsbezogene Schutzgüter | 60 | ||
aa) Gewährleistung der kommunikativen Chancengleichheit und der kommunikativen Grundversorgung | 60 | ||
bb) Handlungsoptionen in Bezug auf die Netzneutralität | 61 | ||
(1) Neutraler Transport im Rundfunk- und Presserecht | 61 | ||
(2) Neutraler Transport von Internetdiensten | 62 | ||
b) Drittbezogene Schutzgüter | 64 | ||
5. Drittwirkung der Kommunikationsfreiheiten im Privatrechtsverhältnis | 65 | ||
IV. Fazit | 66 | ||
Christoph Degenhart: Netzneutralität – die Position von Presse und Rundfunk | 67 | ||
I. Einführung – Problemstellung | 67 | ||
1. Netzneutralität als Status quo im Internet | 67 | ||
II. Netzneutralität als Rechtsproblem | 68 | ||
1. Netzneutralität und „dienende“ Rolle der Telekommunikationstechnik (des „Fernmeldewesens“) | 68 | ||
2. Netzneutralität im grundrechtlichen Beziehungsgeflecht der Inhalteanbieter, Netzbetreiber und Nutzer | 68 | ||
3. Die ambivalente Rolle des Staates: neutraler Regulierer, Gewährleistungsträger und Akteur | 69 | ||
III. Rechtliche Rahmenbedingungen für ein Konzept der Netzneutralität | 70 | ||
1. Netzneutralität durch gleichberechtigte Behandlung und Transparenz | 70 | ||
2. Rudimentäre Vorgaben des einfachen Rechts und des Unionsrechts | 70 | ||
3. Zur Gewährleistungsverantwortung des Art. 87f GG | 71 | ||
IV. Netzneutralität und Verfassungsrecht: Art. 5 GG | 72 | ||
1. Das inhaltsneutrale Netz als ein wesentlicher Aspekt freiheitlicher elektronischer Kommunikation | 72 | ||
2. Verfassungsrechtliche Ableitungen eines Postulats der Netzneutralität aus Art. 5 GG | 72 | ||
a) Netzneutralität und pluralistische Medienordnung | 72 | ||
b) „Informationsvorsorge“ und staatliche Schutzpflichten? | 73 | ||
3. Staatliche Regulierung im Ausgleich mit grundrechtlicher Privatautonomie der Netzbetreiber | 74 | ||
V. Die verfassungsrechtliche Position von Presse und Rundfunk | 74 | ||
1. Rundfunkfreiheit und Pressefreiheit im world wide web | 74 | ||
a) Grundrechtsgeltung und Drittwirkung | 74 | ||
b) Rundfunkgleiche und presseähnliche Angebote in Wort und Bild | 75 | ||
2. Internetverbreitung als grundrechtlich geschützter Vertriebsweg für Presse und Rundfunk | 76 | ||
3. Rahmenbedingungen für Netzneutralität zugunsten von Presse und Rundfunk im Ausgleich mit Grundrechten der Netzbetreiber | 77 | ||
a) Gewährleistungsverantwortung und Rechte der Netzbetreiber | 77 | ||
b) Aktuelle Gefährdungen der Rahmenbedingungen für Presse und Rundfunk | 78 | ||
4. Kriterien zulässiger Differenzierung | 78 | ||
5. Keine privilegierte Stellung öffentlich-rechtlicher Anbieter | 79 | ||
Franz C. Mayer: Die Verpflichtung auf Netzneutralität im Europarecht | 81 | ||
I. Begriffliche Festlegungen im Recht der Europäischen Union | 81 | ||
II. Vorgaben aus dem Primärrecht der Europäischen Union | 85 | ||
1. Infrastrukturauftrag zur Errichtung transeuropäischer Netze? | 85 | ||
2. Grundfreiheiten des Binnenmarktes | 86 | ||
a) Die Dienstleistungsfreiheit von ISP | 86 | ||
b) Die Dienstleistungsfreiheit von Anwendungsanbietern gegen ISP | 87 | ||
3. Europäisches Wettbewerbsrecht | 89 | ||
4. Beihilfenkontrolle | 89 | ||
5. Europäische Grundrechte mit Grundrechte-Charta | 90 | ||
6. Zwischenbefund Primärrecht | 92 | ||
III. Sekundärrecht der EU | 93 | ||
1. Richtlinie 2005/29/EG über unlautere Geschäftspraktiken | 93 | ||
2. Das Telekom-Paket und das Modell der Europäischen Kommission zur Netzneutralität im Internet | 94 | ||
a) Änderungen der Rahmenrichtlinie | 96 | ||
b) Änderungen der Universaldiensterichtlinie | 97 | ||
c) Zwischenbefund | 98 | ||
IV. Aktivitäten im Vorfeld und unterhalb der Gesetzgebung | 98 | ||
V. Vergleichende Beobachtungen | 103 | ||
1. Netzneutralität und Europarat | 103 | ||
2. Netzneutralität in den USA | 104 | ||
VI. Zusammenfassung und Schluss | 106 | ||
Matthias Bäcker: Hoheitliche Marktinterventionen zum Schutz der Netzneutralität | 109 | ||
I. Einleitung | 109 | ||
II. Untersuchte Fallgruppen | 111 | ||
III. Betroffene Märkte | 116 | ||
IV. Lösungsansätze im geltenden Telekommunikationsrecht | 118 | ||
1. Regulierungsmaßnahmen ohne vorheriges Marktdefinitions- und Marktanalyseverfahren | 118 | ||
a) Regulierung eines Einzelhandelsmarktes für Content-Zustellung | 119 | ||
b) Regulierung eines Großhandelsmarktes für Content-Zustellung | 122 | ||
2. Regulierungsmaßnahmen nach einem Marktdefinitions- und Marktanalyseverfahren | 123 | ||
a) Regulierungsbedürftigkeit der Zustellungsmärkte | 123 | ||
b) Verfügbare Regulierungsinstrumente | 124 | ||
V. Lösungsansätze im Kartellrecht | 125 | ||
VI. Geplante Änderungen im Telekommunikationsgesetz | 127 | ||
VII. Fazit | 130 | ||
Cara Schwarz-Schilling: Netzneutralität aus der Perspektive der Bundesnetzagentur | 133 | ||
Thesen zur Netzneutralität | 133 | ||
Thilo Weichert: Netzneutralität und Datenschutz | 137 | ||
I. Einleitung | 137 | ||
II. Datenschutzrelevanz | 138 | ||
III. Netzneutralität nach Verfassung und Gesetz | 140 | ||
IV. Datenschutz nach Verfassung und Gesetz | 143 | ||
V. Technische Rahmenbedingungen für Netzdifferenzierungen | 148 | ||
VI. Transparenz | 149 | ||
VII. Schlussfolgerungen | 150 | ||
Simon Schlauri: Einflüsse von Privat- und Lauterkeitsrecht auf die Netzneutralität | 153 | ||
I. Grundlagen | 153 | ||
II. Drei Fallgruppen von Verletzungen der Netzneutralität und eine kurze Beurteilung aus ökonomischer Sicht | 154 | ||
1. Allgemeines | 154 | ||
2. Monopolisierung von Anwendungsmärkten | 155 | ||
3. Priorisierung oder Verlangsamung von Datenströmen | 155 | ||
4. Entgelt für den Zugang zum Endkunden | 156 | ||
5. Zusammenfassung | 157 | ||
III. Anreizsituation der Internetprovider | 158 | ||
1. Disziplinierende Wirkung des Marktes für Internetzugang | 158 | ||
2. Informationsdefizite und Umstellungskosten | 159 | ||
3. Einfluss von Privat- und Lauterkeitsrecht auf die Anreizsituation | 159 | ||
IV. Lauterkeitsrechtliche Aspekte | 159 | ||
1. Rechtsprechung: Indigo Networks vs. T-Mobile Deutschland | 160 | ||
2. Generalklauseln (§ 3 Abs. 1 und 2 UWG) | 161 | ||
3. Per-se-Tatbestände (§ 3 Abs. 3 UWG) | 163 | ||
4. Zum Verhältnis von Generalklauseln und Spezialtatbeständen hinsichtlich des Begriffs der Unlauterkeit | 163 | ||
5. Irreführungstatbestände (§§ 5 und 5a UWG) | 164 | ||
a) Vorgaben des europäischen Rechts | 164 | ||
b) Die beiden Irreführungstatbestände und ihre Abgrenzung | 164 | ||
c) Anwendbarkeit von § 5a UWG | 165 | ||
aa) Allgemeines | 165 | ||
bb) Aufklärungspflicht | 165 | ||
cc) Aufklärungspflicht bezüglich Beschränkungen der Netzneutralität | 166 | ||
dd) Bedeutung eines Merkmals nur für eine Minderheit der Abnehmer | 166 | ||
6. Zwischenfazit | 167 | ||
V. Privatrechtliche Aspekte | 168 | ||
1. Der Providervertrag | 168 | ||
2. Zwingendes Recht | 169 | ||
3. Kündigung aus wichtigem Grund bei Verletzungen der Netzneutralität | 169 | ||
a) Anwendbare Normen | 169 | ||
b) Dauerschuldverhältnis | 170 | ||
c) Erheblichkeit der Vertragsverletzung insbesondere | 170 | ||
d) Frist zur Abhilfe | 172 | ||
e) Fazit | 172 | ||
4. Rücktritt aufgrund nicht oder nicht vertragsgemäß erbrachter Leistung | 172 | ||
5. Vorbehalt von Verletzungen der Netzneutralität in AGB | 173 | ||
a) Ungewöhnlichkeitenregel | 173 | ||
b) Inhaltskontrolle | 174 | ||
c) Verwendung technischer Fachbegriffe insbesondere | 175 | ||
VI. Fazit | 176 | ||
1. Zur Formulierung von Vorbehalten zur Verletzung der Netzneutralität | 176 | ||
2. Bedeutung der Erkenntnisse für die Wahrung der Netzneutralität aus regulatorischer Sicht | 176 | ||
Holger Greve: Zusammenfassung und Ausblick | 179 | ||
I. | 179 | ||
II. | 181 | ||
Autorenverzeichnis | 183 |