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Verfassungsgerichtliche Übergangsfristen im Mehrebenensystem

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Willers, C. (2011). Verfassungsgerichtliche Übergangsfristen im Mehrebenensystem. Am Beispiel der Sportwetten. Duncker & Humblot. https://doi.org/10.3790/978-3-428-53604-7
Willers, Christian. Verfassungsgerichtliche Übergangsfristen im Mehrebenensystem: Am Beispiel der Sportwetten. Duncker & Humblot, 2011. Book. https://doi.org/10.3790/978-3-428-53604-7
Willers, C (2011): Verfassungsgerichtliche Übergangsfristen im Mehrebenensystem: Am Beispiel der Sportwetten, Duncker & Humblot, [online] https://doi.org/10.3790/978-3-428-53604-7

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Verfassungsgerichtliche Übergangsfristen im Mehrebenensystem

Am Beispiel der Sportwetten

Willers, Christian

Schriften zum Öffentlichen Recht, Vol. 1190

(2011)

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About The Author

Christian Willers, geboren 1982, studierte nach Abitur 2001 und Ableistung des Zivildienstes von Oktober 2002 bis März 2008 Rechtswissenschaften an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel und an der University of Essex/Großbritannien. Von 2008 bis 2010 war er Doktorand und wiss. Mitarbeiter bei Prof. Dr. Christoph Brüning, Lehrstuhl für Öffentliches Recht/CAU Kiel. Seit Oktober 2010 ist Christian Willers Referendar am Landgericht Kiel. Die Promotion durch die Rechtswissenschaftliche Fakultät erfolgte im Februar 2011.

Abstract

In der Rechtsprechung des BVerfG ist es üblich, die Nichtigkeitsfolge eines verfassungswidrigen Gesetzes durch sog. Übergangsfristen zu umgehen. Eine verfassungswidrige Regelung darf auf diesem Wege für eine Übergangszeit weiter angewandt werden. Komplexe Schwierigkeiten treten auf, wenn ein Gesetz gleichermaßen gegen deutsches Verfassungsrecht wie auch gegen Unionsrecht verstößt. Deutlich geworden ist dies in der Rechtsprechung des BVerfG und der Verwaltungsgerichte zu den Sportwetten. Das BVerfG hat in seiner Sportwettenentscheidung das bayerische Sportwettengesetz nicht zugleich am Maßstab des Unionsrechts geprüft, sondern sich bezüglich dieser Frage für unzuständig erklärt. Die Nichtberücksichtigung des Unionsrechts führte während der Übergangszeit dazu, dass es in der Rechtsprechungspraxis der Verwaltungsgerichte zu einem Zustand der Rechtsunsicherheit kam. Diese mussten nämlich die Vereinbarkeit der Sportwettengesetze mit den Grundfreiheiten prüfen. Das OVG Münster ist diesbezüglich sogar von einer Durchbrechung des Anwendungsvorrangs ausgegangen. Das sich aufzeigende Problem des Mehrebenensystems kann durch die Integration des Unionsrechts in das Verfassungsbeschwerdeverfahren behoben werden. Für diese Weiterentwicklung des Verhältnisses des BVerfG zum Gerichtshof der Union lässt sich als Vergleichsfolie auch das Verhältnis der Landesverfassungsgerichte zum BVerfG fruchtbar machen, weil der Prüfungsmaßstab der Landesverfassungsgerichte auch das Bundesrecht umfasst.

Table of Contents

Section Title Page Action Price
Vorwort 5
Inhaltsverzeichnis 9
A. Einleitung 19
I. Anlass der Untersuchung 19
1. Sportwettenentscheidung des Bundesverfassungsgerichts 20
2. Rechtsprechung der Instanzgerichte in der Folgezeit 22
3. Die Union als föderales Mehrebenensystem 22
II. Gang der Untersuchung 25
1. Übergangsfristen durch das Bundesverfassungsgericht 25
2. Konflikte mit dem Unionsrecht 26
3. Vergleichsfolie: Bundesverfassungsgericht und Landesverfassungsgerichte 27
4. Prüfung deutscher Hoheitsakte am Maßstab des Unionsrechts 27
5. Zusammenfassung der Ergebnisse 28
B. Übergangsfristen durch das Bundesverfassungsgericht 29
I. Begriffsbestimmung 29
II. Rechtliche Ausgangslage 30
1. Vorgaben des Verfassungsrechts 30
a) Theorie der ipso-iure-Nichtigkeit 30
aa) Art. 100 Abs. 1 GG 31
bb) Stufenbau der Rechtsordnung 32
cc) Art. 31 GG 33
dd) Zusammenfassung 33
b) Rechtsvergleichender Exkurs 33
aa) Republik Österreich 33
bb) Europäische Union 35
c) Vernichtbarkeitslehre 36
d) Standpunkt des Bundesverfassungsgerichts 39
e) Zusammenfassung und praktische Auswirkungen des Meinungsstreits 40
2. Vorgaben des einfachen Verfassungsprozessrechts 41
a) Situation bis zum 4. Änderungsgesetz 1970 41
b) Nachträgliche Billigung durch den Gesetzgeber? 42
III. Entwicklung der Unvereinbarerklärung durch das Bundesverfassungsgericht 44
1. Notwendigkeit der Unvereinbarerklärung 44
2. Fallgruppen 44
a) Gestaltungsfreiheit des Gesetzgebers 44
aa) Gleichheitswidriger Begünstigungsausschluss 45
bb) Freiheitsrechte 46
b) Das Chaos-Argument 47
aa) Besoldungsfälle 47
bb) Statusfälle 47
cc) Steuerrechtsfälle 48
IV. Fehlerfolgen eines verfassungswidrigen Gesetzes 48
1. Nichtigkeitserklärung 49
a) Ex-tunc-Wirkung 49
b) § 79 BVerfGG 50
c) Wiederaufleben des Altrechts 51
2. Unvereinbarerklärung 52
a) Pflicht des Gesetzgebers zur verfassungsmäßigen Neuregelung 53
b) Anwendungssperre 53
c) Keine Wiederaufnahme rechtskräftig abgeschlossener Verfahren 54
d) Anlassfälle, Parallelfälle und Parallelnormfälle 54
aa) Anlassfälle 54
bb) Parallelfälle 55
cc) Parallelnormen 55
(1) Definition 55
(2) Keine Bindung des Gesetzgebers, der Behörden und Fachgerichte 56
(3) Gleichbehandlung von Parallelfällen und Parallelnormfällen 57
(4) Beseitigungspflicht des Normgebers 57
(5) Besonderheiten bei den Sportwetten 58
(6) Auflösung des Problems 66
e) Ausnahmen von der Anwendungssperre 69
aa) Weiteranwendung der für unvereinbar erklärten Norm 69
bb) Kompetenz zur Anordnung der Weiteranwendung 70
C. Konflikte mit dem Unionsrecht 73
I. Rechtsunsicherheit nach der Sportwettenentscheidung 73
1. Sportwettenentscheidung 73
2. EuGH-Rechtsprechung zum Glücksspielrecht 75
a) „Gambelli-Entscheidung“ 76
b) „Placanica-Entscheidung“ 77
3. Rechtsprechungspraxis im Anschluss an die Sportwettenentscheidung 78
a) Sofortige Nichtanwendung unionsrechtswidriger nationaler Normen 78
b) Kein Verstoß gegen Unionsrecht wegen der verlangten Modifikationen 79
c) Durchbrechung des Anwendungsvorrangs 80
aa) VGH Kassel 80
bb) OVG Münster 81
cc) Anmerkungen 82
(1) „CIA Security-Entscheidung“ 83
(2) Art. 264 Abs. 2 AEUV 84
(3) Generalanwaltliche Schlussanträge 85
(4) Jarass/Beljin 85
d) Zusammenfassung 86
II. Die weitere Anwendung unionsrechtswidrigen nationalen Rechts 87
1. Vorabentscheidungsersuchen des VG Köln 88
2. Der Anwendungsvorrang des Unionsrechts 88
a) „Costa/ENEL-Entscheidung“ 89
b) Verankerung im Primärrecht 90
c) Unionsrechtskonforme Auslegung 90
d) Voraussetzungen des Anwendungsvorrangs 90
aa) Wirksamkeit der kollidierenden Vorschriften 91
bb) Unmittelbare Anwendbarkeit des Unionsrechts 91
(1) Primärrecht 92
(2) Sekundärrecht 93
cc) Kollision 94
(1) Direkte Kollision 94
(2) Indirekte Kollision 95
e) Wirkungen des Vorrangs für das nationale Recht 98
aa) Geltungs- und Anwendungsvorrang 98
bb) Änderungen durch den Vertrag von Lissabon 99
(1) Polizeiliche und justizielle Zusammenarbeit in Strafsachen 99
(2) Gemeinsame Außen- und Sicherheitspolitik 99
cc) Vorrang vor nationalem Verfassungsrecht 100
dd) Vorrang gegenüber nationalen Einzelakten 102
ee) Adressaten des Anwendungsvorrangs 102
f) Relativierung des Anwendungsvorrangs? 103
aa) Zur deutschen Rechtsprechung 103
bb) Ansatz bei Ehlers/Eggert 104
cc) Anmerkungen 105
(1) Entscheidungszuständigkeit des EuGH 105
(2) Vorübergehende Hinnahme unionsrechtswidrigen nationalen Rechts 106
dd) Zwischenergebnis 107
3. Schlussanträge des Generalanwalts Yves Bot in der Rechtssache C-409/06 107
a) Funktion der Generalanwälte 107
b) Ausführungen des Generalanwalts 108
aa) Sportwettenentscheidung des Bundesverfassungsgerichts 108
bb) Gesetzeslücken im nationalen Recht 109
c) Zusammenfassung 110
4. Ergebnis 110
D. Vergleichsfolie: Bundesverfassungsgericht und Landesverfassungsgerichte 111
I. Vergleichbarkeit der Ebenen 112
1. BVerfG: Europäische Union als Staatenverbund 112
2. Die Europäische Union als föderales System 114
a) Supranationalität der Europäischen Union 115
b) Föderale Verbindung von Union und Mitgliedstaaten 115
II. Rechtlicher Rahmen der Landesverfassungsgerichtsbarkeit 117
III. Verfahren – ein Überblick 119
IV. Abgrenzung der Gerichtsbarkeiten 120
1. Zuständigkeitskonkurrenzen 121
a) Die Anwendung von Bundesrecht als Landesstaatsgewalt? 122
b) Konkurrenzen bei einzelnen Verfahrensarten 123
aa) Konkrete Normenkontrolle 124
bb) Abstrakte Normenkontrolle 125
cc) Landesverfassungsbeschwerde 125
2. Prüfungsmaßstab 126
a) Prüfungsmaßstab des Bundesverfassungsgerichts 127
b) Prüfungsmaßstab der Landesverfassungsgerichte 128
aa) Vorfragenkompetenz zur Ermittlung des Prüfungsmaßstabs 129
(1) Art. 31 GG 130
(2) Vorlage nach Art. 100 Abs. 1 GG 135
(3) Vorlage nach Art. 100 Abs. 3 GG 135
bb) Bundesrechts- bzw. Grundgesetzwidrigkeit des Prüfungsgegenstandes 136
cc) In die Landesverfassungen hineinwirkende Bestimmungen des Grundgesetzes 137
dd) Zusammenfassung zum Prüfungsmaßstab 138
V. Vergleich der Ebenen 138
1. Anwendungsvorrang des Unionsrechts 138
2. Vorabentscheidungsverfahren 139
a) Funktion 140
b) Aufgabenteilung zwischen EuGH und nationalen Gerichten 140
c) Vergleich mit Art. 100 Abs. 1 GG 141
3. Grundsatz der loyalen Zusammenarbeit 141
a) Änderungen durch den Vertrag von Lissabon 142
b) Parallelen zur Bundestreue 142
c) Einzelpflichten der Mitgliedstaaten 143
VI. Fazit 144
E. Prüfung deutscher Hoheitsakte am Maßstab des Unionsrechts 145
I. Unionsrecht in Normenkontrollverfahren 145
1. Keine Individualbeschwerde zum EuGH 146
2. Duales Rechtsschutzsystem 146
II. Individualrechtsschutz vor dem Gerichtshof der Union 147
1. Gerichtshof, Gericht, Fachgerichte 148
2. Nichtigkeitsklage 149
a) Einschränkung des Rechtsschutzes durch die „Plaumann-Formel“ 149
b) Klagebefugnis des Adressaten (Art. 263 Abs. 4 Var. 1 AEUV) 151
c) Klagebefugnis nach Art. 263 Abs. 4 Var. 2 AEUV 151
d) Klagebefugnis nach Art. 263 Abs. 4 Var. 3 AEUV 152
e) Zusammenfassung 153
3. Untätigkeitsklage 153
4. Amtshaftungsklage 154
5. Erzwingung einer Aufsichtsklage der Kommission 154
6. Vorabentscheidungsverfahren 155
a) Unionsrechtliche Konsequenzen bei Vorlagepflichtverletzungen 156
b) Staatshaftung bei Vorlagepflichtverletzungen 156
III. Individualrechtsschutz auf nationaler Ebene 157
1. Fachgerichtlicher Rechtsschutz 158
a) Vollzug durch die Legislative 158
b) Vollzug durch die Exekutive 158
c) Vollzug durch die Judikative 159
d) Der nationale Richter im Rechtsschutzsystem der Union 160
e) Fachgerichtlicher Rechtsschutz im Vorwege der Sportwettenentscheidung 160
2. Rechtsschutz durch das Bundesverfassungsgericht 161
a) Verfassungsbeschwerde wegen einer Verletzung von Art. 101 Abs. 1 S. 2 GG 161
aa) Gewährleistung des gesetzlichen Richters 161
bb) Gerichtshof als gesetzlicher Richter 162
cc) Willkürliche Verletzung erforderlich 163
dd) Anmerkungen zum Willkürmaßstab 164
(1) Übernahme des „acte clair-Maßstabes“ 164
(2) Stärkere Orientierung am Gerichtshof 166
(3) Stellungnahme 166
ee) Art. 101 Abs. 1 S. 2 GG im Zusammenhang mit den Sportwetten 167
(1) Beschluss des Bundesverfassungsgerichts vom 7. Dezember 2006 168
(2) Anmerkungen 169
b) Verfassungsbeschwerde als Mittel zur Durchsetzung von Unionsrecht 170
aa) Ablehnende Haltung des Bundesverfassungsgerichts 171
bb) Zustimmung im Schrifttum 173
(1) Di Fabio 173
(2) Schlaich/Korioth 173
(3) Paul Kirchhof 173
(4) Hillgruber 174
(5) Zusammenfassung 175
cc) Integration des Unionsrechts in die Verfassungsbeschwerde 175
(1) Völker- und Europarechtsfreundlichkeit des Grundgesetzes 175
(2) Unionsrechtliches Äquivalenzprinzip 176
(3) Art. 19 Abs. 4 GG 178
(4) Art. 2 Abs. 1 GG 181
(5) Weiterungen 189
(6) Unionsrechtskonformität als Schranken-Schranke 192
(7) Verfassungsprozessuale Konsequenz 193
(8) Ergebnis 201
c) Erstreckung auf die konkrete Normenkontrolle? 201
d) Erstreckung auf die abstrakte Normenkontrolle? 202
F. Zusammenfassung der Ergebnisse 204
I. Übergangsfristen durch das Bundesverfassungsgericht 204
II. Konflikte mit dem Unionsrecht 205
III. Vergleichsfolie: Bundesverfassungsgericht und Landesverfassungsgerichte 206
IV. Prüfung deutscher Hoheitsakte am Maßstab des Unionsrechts 207
Literaturverzeichnis 210
Sachwortverzeichnis 217