Die Gesamtgläubigerschaft
BOOK
Cite BOOK
Style
Format
Die Gesamtgläubigerschaft
Eine dogmengeschichtliche und dogmatische Untersuchung
Schriften zum Bürgerlichen Recht, Vol. 414
(2011)
Additional Information
Book Details
Pricing
About The Author
Maximilian Engelbrecht, 1980 geboren, studierte nach dem Abitur und dem Zivildienst von 2001 bis 2007 Rechtswissenschaften mit wirtschaftswissenschaftlicher Zusatzausbildung an der Universität Bayreuth, der Julius-Maximilians-Universität Würzburg und dem University College Dublin. Nach dem Ersten Juristischen Staatsexamen war er von 2007 bis 2010 Doktorand und wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Bürgerliches Recht, Römisches Recht und Historische Rechtsvergleichung von Professor Dr. Jan Dirk Harke sowie freier Mitarbeiter eines juristischen Repetitoriums. Von 2010 und 2012 absolvierte er das Rechtsreferendariat im OLG Bezirk Nürnberg. Seit 2012 ist Maximilian Engelbrecht als Staatsanwalt in München tätig.Abstract
Die Gesamtgläubigerschaft, geregelt in den §§ 428-430 BGB als Form obligatorischer Mitberechtigung, erweist sich bei näherem Hinsehen bald als unzureichend erforschtes Institut. Ihr Anwendungsbereich gilt als schmal, kaum ein Fall ist unumstritten; ihr Zweck und ihr Konzept sind unklar, Darstellungen in Lehrbüchern und Kommentaren knapp und kasuistisch. Verschiedene rechtshistorisch orientierte Beiträge haben indes jüngst die Erkenntnis geschärft, dass der Weg zu einem sachgerechten Verständnis der Gesamtgläubigerschaft im geltenden Recht nur über den Blick auf ihre römisch-rechtlichen Grundlagen führt. Dies nimmt Maximilian Engelbrecht zum Anlass für eine dogmatische Untersuchung, die ihr besonderes Augenmerk auf die Einbeziehung dogmengeschichtlicher Auslegungsgesichtspunkte richtet: Auf Grundlage einer eingehenden Betrachtung der Dogmengeschichte von den römischen Ursprüngen bis zur Kodifikation im BGB entwirft der Autor ein in sich geschlossenes dogmatisches Konzept der BGB-Gesamtgläubigerschaft.
Table of Contents
Section Title | Page | Action | Price |
---|---|---|---|
Vorwort | 7 | ||
Inhaltsverzeichnis | 9 | ||
Abkürzungsverzeichnis | 13 | ||
Einleitung | 15 | ||
1. Kapitel: Die Gesamtgläubigerschaft im Römischen Recht | 18 | ||
I. Praktische Bedeutung: Die „Sicherung“ der Forderung als originäre Funktion | 18 | ||
II. Entstehungsgründe | 22 | ||
1. Die römische Gesamtgläubigerschaft als Produkt der Parteidisposition | 22 | ||
2. Der Sonderfall der argentarii socii | 27 | ||
III. Rechtsfolgen | 29 | ||
1. Die Einzelverfügungsbefugnisse der rei stipulandi | 29 | ||
a) Ven. D. 46, 2, 31, 1 als grundlegende Stellungnahme | 29 | ||
b) Die Litiskontestationswirkung | 29 | ||
c) Die Befugnis zum Gesamterlass mittels acceptilatio | 32 | ||
d) Das ius novandi | 33 | ||
aa) Die Gesamtwirkung der Novation | 33 | ||
bb) Paul. D. 2, 14, 27pr. als Gegenposition zu Venuleius | 35 | ||
cc) Die Aussagekraft von Ulp. D. 16, 1, 8, 11 | 37 | ||
dd) Folgerungen: Hypothese über die Entwicklung des ius novandi | 40 | ||
e) pactum de non petendo | 42 | ||
f) iusiurandum und constitutum debiti | 46 | ||
g) Zusammenfassung | 49 | ||
2. Der Innenausgleich | 50 | ||
IV. Die Gesamtgläubigerschaft aus Vermächtnis | 51 | ||
2. Kapitel: Die Gesamtgläubigerschaft von der Rezeption bis zum BGB | 55 | ||
I. Praktische Bedeutung und Kodifikation | 55 | ||
1. Das Aussterben der Gesamtgläubigerschaft und ihre Zweckbestimmung in der Wissenschaft | 55 | ||
2. Die Erwägungen des BGB-Gesetzgebers | 58 | ||
3. Entwicklungen unter dem BGB | 60 | ||
a) Der Siegeszug des § 432 | 60 | ||
b) Überblick über die moderne Verwendung der Gesamtgläubigerschaft | 62 | ||
aa) Vertragliche Gesamtgläubigerschaft | 62 | ||
bb) § 117 SGBX und § 421 Abs. 1 S. 2 HGB als Modellfälle nichtrechtsgeschäftlicher Gesamtgläubigerschaft | 63 | ||
(1) Sozialversicherungsrecht: § 117 SGB X | 64 | ||
(2) Transportrecht: § 421 Abs. 1 S. 2 HGB | 66 | ||
c) Folgerungen: Die moderne Funktion der Gesamtgläubigerschaft | 69 | ||
II. Die Wirkung von Tatsachen | 71 | ||
1. Erfüllungssurrogate und Verfügungen | 71 | ||
a) Das gemeinrechtliche Konzept | 72 | ||
aa) Grundlegendes: Einheits- und Mehrheitsprinzip | 72 | ||
bb) Materielle Aufhebungsgründe: Die Erfüllungsnatur als zentrales Kriterium | 74 | ||
cc) Der gemeinrechtliche Erlassvertrag | 76 | ||
dd) Die Wirkung der Abtretung | 78 | ||
ee) Die deutschen Regelwerke des 19. Jahrhunderts | 78 | ||
b) Alternativkonzepte | 80 | ||
aa) Einflüsse der Naturrechtslehre: Wolff und Domat | 80 | ||
bb) Das Vertretungsmodell des Code Civil | 81 | ||
cc) Gemeinrechtliche Alternativkonzepte: Baron und Waldner | 83 | ||
dd) Zusammenfassung | 84 | ||
c) Die Regelung im BGB | 85 | ||
aa) Ausgestaltung und Erwägungen des Gesetzgebers | 85 | ||
bb) Bewertung und Einordnung | 87 | ||
cc) Korrektur? | 88 | ||
dd) Novation und Schuldübernahme | 91 | ||
2. Klageerhebung und Urteil | 92 | ||
a) Die Ausschlusswirkung der Klageerhebung nach gemeinem Recht | 92 | ||
b) Die Ausschlusswirkung der Klageerhebung in den Kodifikationen und Entwürfen | 96 | ||
c) Die Wirkung des absolutorischen Urteils nach gemeinem Recht | 97 | ||
d) Die Wirkung des absolutorischen Urteils in den Kodifikationen und Entwürfen | 99 | ||
e) Die Regelung im BGB | 100 | ||
aa) Erwägungen des Gesetzgebers | 100 | ||
bb) Zusammenfassung und Bewertung | 102 | ||
f) Verwandte Einzelprobleme des geltenden Rechts | 103 | ||
aa) Schuldnerwahlrecht, Annahmeverzug und Hinterlegung | 103 | ||
bb) Die Gesamtgläubigerschaft aus Vermächtnis: § 2151 Abs. 3 BGB | 105 | ||
3. Konfusion | 109 | ||
a) Die Wirkung der Konfusion nach gemeinem Recht | 109 | ||
b) Die Regelung im BGB | 112 | ||
III. Entstehungsgründe | 115 | ||
1. Entstehungsgründe vor dem BGB | 115 | ||
a) Frühes gemeines Recht und Naturrechtskodifikationen | 115 | ||
b) Pandektistik, insbesondere: Die aktive Solidarität i. e. S. | 117 | ||
c) Deutsche Regelwerke des 19. Jahrhunderts | 121 | ||
2. Die Lage unter dem BGB | 122 | ||
a) Entstehungsgründe nach heutigem Recht | 122 | ||
b) Historische Einordnung: Solidarität und Korrealität als vermengte Regelungsvorbilder | 124 | ||
c) Folgerungen: Vertragliche und nichtrechtsgeschäftliche Gesamtgläubigerschaft | 125 | ||
IV. Der Innenausgleich | 126 | ||
1. Der Innenausgleich vor dem BGB | 126 | ||
a) Frühes gemeines Recht und Naturrechtskodifikationen | 126 | ||
b) Pandektistik und Regelwerke des 19. Jahrhunderts | 128 | ||
c) Zusammenfassung und Würdigung | 131 | ||
2. Der Innenausgleich nach § 430 BGB | 132 | ||
a) Gang der Gesetzgebung | 132 | ||
b) Der Rechtsgrund des Ausgleichsanspruchs | 133 | ||
c) Voraussetzungen und Umfang des Ausgleichsanspruchs | 134 | ||
3. Kapitel: Die Gesamtgläubigerschaft im geltenden Recht – Versuch einer dogmatischen Ordnung | 137 | ||
I. Die vertragliche Gesamtgläubigerschaft | 137 | ||
1. Abgrenzung von Stellvertretung und Ermächtigung | 137 | ||
a) Vorüberlegungen: Interessengerechtigkeit der Gesamtgläubigerschaft? | 138 | ||
aa) Widerruflichkeit | 138 | ||
bb) Zwangsvollstreckung und Insolvenz | 141 | ||
cc) Rechtskraftwirkung | 144 | ||
b) Folgerungen | 145 | ||
aa) Die Voraussetzungen einer „Gesamtgläubigerabrede“ | 145 | ||
bb) Folgerungen für das Oder-Konto | 147 | ||
(1) Rechtliche Einordnung | 147 | ||
(2) Exkurs: Die Lage nach ausgeübtem Widerruf | 148 | ||
(3) Exkurs: Folgen für Zwangsvollstreckung und Insolvenz | 149 | ||
2. Einseitige Begründung der Gesamtgläubigerschaft? | 151 | ||
a) Durch die Gläubiger mittels Zession | 151 | ||
b) Durch den Schuldner: Der Vertrag zugunsten Dritter mit alternativen Dritten | 153 | ||
3. Konkurrierende Empfangsrechte als Tatbestandsvoraussetzung? | 154 | ||
a) Allgemein | 154 | ||
b) Insbesondere: Gesamtgläubigerschaft und Vertrag zugunsten Dritter | 156 | ||
c) Insbesondere: FG Köln, EFG 2006, S. 648 ff. | 158 | ||
4. Gesamtgläubigerschaft als „vertraglicher Vollstreckungsschutz“? | 159 | ||
II. Die nichtrechtsgeschäftliche Gesamtgläubigerschaft | 161 | ||
1. §§ 117 SGBX und 421 Abs. 1 S. 2 HGB: Rechtsfolgen und dogmatische Struktur | 161 | ||
a) Verfügungsbefugnisse: Die Anwendbarkeit des § 429 Abs. 3 S. 1 BGB | 161 | ||
b) Folgerungen: Der dogmatische Grund der anteiligen Alleinverfügungsbefugnis | 165 | ||
c) Zwangsvollstreckung und Insolvenz | 167 | ||
d) Rechtskraftwirkung | 168 | ||
2. Ungeschriebene Fälle | 170 | ||
a) Allgemeines | 170 | ||
b) Anwendungsfälle | 171 | ||
aa) Prozessualer Kostenerstattungsanspruch | 171 | ||
bb) Teilveräußerung vermieteter oder verpachteter Grundstücke | 173 | ||
cc) Keine Gesamtgläubigerschaft | 174 | ||
(1) Fälle der Schadensidentität | 174 | ||
(2) Rückabwicklung bei Gesamtschuldnern | 175 | ||
(3) Konkurrenz privater Regressnehmer | 177 | ||
(4) Mitberechtigung von Ehegatten aus § 1357 Abs. 1 S. 2 BGB | 178 | ||
c) Rechtsfolgen und dogmatische Struktur | 182 | ||
3. Dogmatische Abgrenzung der Gesamtgläubigerschaft | 183 | ||
a) Die materielle Unterordnung als ungeschriebenes Tatbestandsmerkmal | 183 | ||
b) Folgen: Die auszuscheidenden Fälle im Einzelnen | 184 | ||
aa) Mehrere Gläubiger einer Leistung, die automatisch allen zugute kommt | 184 | ||
bb) § 10 Abs. 1, 3 UWG | 186 | ||
cc) Forderungs- und Haftungskollisionen | 187 | ||
dd) Mehrheit an ausgleichsberechtigten und -verpflichteten Gesamtschuldnern | 189 | ||
c) Ungleichgründige Gesamtgläubigerschaft? | 191 | ||
Zusammenfassung der wesentlichen Ergebnisse zum geltenden Recht | 193 | ||
(I) Funktion der Gesamtgläubigerschaft | 193 | ||
(II) Drei „Typen“ der Gesamtgläubigerschaft | 193 | ||
(1) Die vertragliche Gesamtgläubigerschaft | 194 | ||
(2) Die testamentarische Gesamtgläubigerschaft | 195 | ||
(3) Die nichtrechtsgeschäftliche Gesamtgläubigerschaft | 195 | ||
(III) Rechtsfolgen im Übrigen: Innenausgleich, Annahmeverzug, Hinterlegung, Konfusion | 197 | ||
Literaturverzeichnis | 198 | ||
Sachwortverzeichnis | 214 |