Rechtsphilosophische Grundlagen des Ressourcenschutzes
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Rechtsphilosophische Grundlagen des Ressourcenschutzes
Zu den normativen Ebenen der ökologischen Frage
Schriften zum Umweltrecht, Vol. 137
(2004)
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Abstract
Martin Heidrich widmet sich thematisch der Frage nach der Regelung bzw. Regelbarkeit der ökologischen Frage in rechtsphilosophischer Hinsicht. Methodologisch handelt es sich daher um eine Grundlagenbetrachtung, welche die Regelungsebenen des Ressourcenschutzes und die diesen normativen Ebenen zuzuordnenden Theorien sowohl formal als auch inhaltlich systematisiert. Dabei findet die Auseinandersetzung auf zwei normativen Ebenen statt, nämlich einerseits auf jener der Moral und andererseits auf jener des Rechts, nachdem zunächst gezeigt wird, daß trotz formaler Abstraktheit beider Begriffe hinsichtlich ihres materiellen Gehalts dennoch eine gewisse Permeabilität zu konstatieren ist.Im Ergebnis gilt für die normative Ebene der Moral, daß das anthropozentrische Naturverständnis argumentativ zum einen unhintergehbar und zum anderen auch per se nicht notwendigerweise aufzugeben ist, da dieses - entgegen der mannigfaltigen Kritik - unter Berücksichtigung der innerhalb des anthropozentrischen Lagers entwickelten Korrektivansätze keine systematisch begründeten, destruktiv-exploitativen Tendenzen aufweist. Auf rechtlicher Ebene kann die Idee des freiheitlich verfaßten subjektiven Rechts ebenfalls gegen den Vorwurf eines etwaigen, sich für die ökologische Frage destruktiv auswirkenden Besitzindividualismus verteidigt werden. Zudem ist aus dem freiheitlichen Teilhaberecht Kantischer Prägung ein für die ökologische Frage brauch- und entwickelbarer Begriff der iustitia distributiva zu entnehmen.
Table of Contents
Section Title | Page | Action | Price |
---|---|---|---|
Vorwort | 9 | ||
Inhaltsübersicht | 11 | ||
Inhaltsverzeichnis | 13 | ||
A. Einleitung | 19 | ||
B. Zum Begriff der natürlichen Ressource | 23 | ||
I. Zur Etymologie | 23 | ||
II. Materieller Gehalt des Begriffes Ressource – Annahmen und Definitionen für den Fortgang der Untersuchung | 25 | ||
C. Regelungsebenen des Ressourcenschutzes | 27 | ||
I. Die Normenebene der Moral | 27 | ||
II. Die Normenebene des Rechts | 29 | ||
III. Die materielle Permeabilität des Begriffspaars trotz formaler Autonomie des Rechts | 30 | ||
D. Die ökologische Frage als ethisches Eingangsproblem | 33 | ||
I. Ökologische Ethik | 33 | ||
II. Anthropozentrische Positionen | 37 | ||
1. Geistige Grundlagen der Anthropozentrik | 38 | ||
a) Abendländisch-christliches Naturverständnis | 39 | ||
aa) Sonderstellung des Menschen und Herrschaftsauftrag Gottes | 39 | ||
bb) Zur Frage des programmatischen Destruktivismus der christlichen Anthropozentrik | 40 | ||
b) Das Verständnis des Menschen von sich und der Natur seit dem Zeitalter der Aufklärung | 43 | ||
aa) Menschenwürde und Autonomie | 43 | ||
bb) Die Sonderstellung des Menschen | 45 | ||
cc) Rationale und empirische Naturerkenntnis | 48 | ||
(1) Der Rationalismus (Descartes) | 48 | ||
(2) Der Empirismus (Bacon) | 49 | ||
2. Argumentationsmuster eines anthropozentrisch verstandenen Natur- und Ressourcenschutzes | 52 | ||
a) Universalisierung und ökologischer Utilitarismus | 52 | ||
aa) Utilitarismus – Instrumenteller Wert der Natur | 53 | ||
bb) Universalisierung | 54 | ||
cc) Zukunftsethik | 54 | ||
(1) Universalistische Zukunftsethik (Jonas) | 55 | ||
(a) Begründung | 56 | ||
(b) Bewertung | 59 | ||
(2) Utilitaristische Zukunftsethik (insbesondere Birnbacher) | 62 | ||
(a) Begründung | 62 | ||
(b) Bewertung und Anwendungsfragen | 63 | ||
dd) Der umweltökonomische Ansatz | 67 | ||
ee) Fazit | 69 | ||
b) Der Ästhetizismus – eudaimonischer Wert der Natur | 70 | ||
aa) Das soziologische Moment der Naturbeherrschung und das psychologische Moment der Naturseltenheit | 70 | ||
(1) Soziologisches Moment der Naturbeherrschung | 70 | ||
(2) Psychologisches Moment der Naturseltenheit | 71 | ||
(3) Bedeutung beider Begriffe für die ethische Bezugnahme | 72 | ||
bb) Das Argument der Naturschönheit | 72 | ||
(1) Eudaimonischer Eigenwert der Natur | 72 | ||
(2) Die Funktionalität des Naturschönen für die Moralität | 74 | ||
(3) Folgerungen aus dem Begriff des Naturschönen | 75 | ||
c) Subjektive Wertlehren | 75 | ||
3. Résumée zum anthropozentrischen Natur- und Ressourcenschutz | 77 | ||
III. Nicht-anthropozentrische Positionen | 79 | ||
1. Heterogenität des nicht-anthropozentrischen Lagers und Abgrenzung zur Naturschutzdebatte | 79 | ||
2. Der Vorwurf des Speziezismus – das Gleichheitspostulat | 81 | ||
a) Die Grenzfall-Argumentation | 83 | ||
aa) Aussage | 83 | ||
bb) Fazit | 84 | ||
b) Zwecktätigkeit der Natur | 85 | ||
c) Der Mensch als Teil der Natur | 86 | ||
d) Homo animal – Das intelligente Tier Mensch | 87 | ||
aa) Die Aussage | 87 | ||
bb) Bewertung | 89 | ||
e) Der Evolutionismus – Die Natur als Vorstufe zum bzw. als Ahne des Menschen | 91 | ||
aa) Aussage | 91 | ||
bb) Einordnung | 92 | ||
3. Mitleidsethik (Bentham u.a.) | 92 | ||
a) Mitleid als im Grundsatz nicht-anthropozentrisches Humanphänomen | 94 | ||
aa) Vorsoziales Gefühl des Mitleids (Rousseau) | 94 | ||
bb) Mitleid als Motivation (Schopenhauer) | 95 | ||
cc) Fazit | 96 | ||
b) Zur Wahrnehmbarkeit des Naturleids | 97 | ||
aa) Die (an-)klagende Natur und ihr Schmerzenslaut | 97 | ||
bb) Leid und Klage der stillen Natur | 98 | ||
c) Bewertung des pathozentrisch-pathognomischen Begründungsversuches | 99 | ||
4. Objektive Werttheorie und absolute Ethik | 101 | ||
a) Objektive Werttheorie | 101 | ||
b) Absoluter Wert allen Lebens (Schweitzer) | 103 | ||
5. Defaitismus | 104 | ||
a) Fatalistischer Defaitismus | 105 | ||
b) Nihilistisch-aktivistischer Defaitismus | 106 | ||
IV. Ökologische Ethik – ein Fazit | 106 | ||
E. Zur Regelungsebene des Rechts | 112 | ||
I. Abgrenzung der Freiheitssphären | 112 | ||
1. Keine originären Rechte der Natur | 113 | ||
2. Der konstruktivistische Ansatz zur Begründung von Naturrechten | 114 | ||
a) Inhalt | 114 | ||
b) Bewertung | 116 | ||
II. Grundsätzliche Parameter für die rechtliche Ausgestaltung des Ressourcenschutzes und zur Formulierung der Fragestellung | 117 | ||
1. Inhaltliche Anforderungen aufgrund des Regelungsgegenstandes | 117 | ||
a) Kompatibilität zum gängigen Rechtsbegriff | 118 | ||
b) Vertikale und horizontale Dimensionierung des Regelungsgegenstandes | 118 | ||
2. Ressourcenschutz als anthropologisch-menschenwürdebezogene Fragestellung | 119 | ||
a) Das Postulat vom Menschenrecht auf Natur | 119 | ||
b) Fazit | 120 | ||
3. Ressourcenschutz als Frage einer zu lösenden Verteilungsproblematik | 121 | ||
4. Ressourcenschutz als Frage der Teilhabegerechtigkeit und der rechtsphilosophischen Fundierung der Besitzordnung | 124 | ||
a) Zur Gerechtigkeit und gerechten Lösung von Güterkonkurrenzen im allgemeinen | 124 | ||
b) Zum Begriff der Gerechtigkeit im speziellen: Die Formen der Gerechtigkeit | 126 | ||
III. Die Ökologische Besitzordnung im Lichte der vorherrschenden Konzeptionen zur Verteilungsgerechtigkeit | 127 | ||
1. Allgemeines | 127 | ||
2. Die geschichtlichen Ursprünge des Begriffes der Teilhabegerechtigkeit (Aristoteles, Thomas von Aquin) | 128 | ||
3. Gemeinschaftsbezogene und fürsorglich orientierte ökologische (Um-)Verteilungsgerechtigkeit | 131 | ||
a) Einführung – Geschichtliche Wurzeln des Kommunitarismus und Kollektivismus (Rousseau, Hegel, Marx) | 131 | ||
b) Aktuelle gemeinschaftsbezogene Positionen | 136 | ||
aa) Der kommunitaristische Gerechtigkeitsansatz | 136 | ||
(1) Sphären der Gerechtigkeit – situationsbezogene bzw. gleiche Verteilung der Naturgüter (Walzer) | 137 | ||
(2) Genetischer und normativer Kommunitarismus | 140 | ||
bb) Das Modell des sozialen Wohlfahrts- und Umverteilungsstaates als Grundlage für eine ökologische Gerechtigkeit | 143 | ||
(1) Iustitia distributiva als Korrektiv für den utilitaristischen Ansatz | 143 | ||
(2) Verteilung durch unsichtbare Hand (Smith) oder nach Verdienst (von Hayek) | 145 | ||
4. Konsensuell orientierte ökologische iustitia distributiva | 147 | ||
a) Zum grundsätzlichen Argumentationsmuster des Kontraktualismus | 148 | ||
b) Gerechtigkeit nach Rawls | 149 | ||
c) Übertragung des Vertragsgedankens auf den Untersuchungsgegenstand | 151 | ||
d) Bewertung | 153 | ||
aa) Zur allgemeinen Kritik an aktuellen kontraktualistischen Modellen | 153 | ||
bb) Beurteilung des vertraglichen Modells im Rahmen des Untersuchungsgegenstandes | 155 | ||
5. Subjektiv-freiheitsrechtlich orientierte Teilhabegerechtigkeit bezüglich der Naturgüter | 157 | ||
a) Empirisch-weltaneignende selbstbezogene Subjektivität (Locke) | 158 | ||
aa) Zur Grundaussage | 158 | ||
bb) Anwendungsgrenzen im vorliegenden Bezug | 160 | ||
b) Freiheitsrechtlich orientierte iustitia distributiva (Kant) | 162 | ||
aa) Systematik der Kantischen Eigentumskonzeption | 163 | ||
(1) Der Begriff des Sachenrechts nach Kant | 163 | ||
(2) Erste Erwerbung und ursprüngliche Gemeinschaft des Bodens | 164 | ||
(a) Rechtliches Postulat der praktischen Vernunft | 164 | ||
(b) Endlichkeit der Erdfläche und ursprüngliche Erwerbung des Bodens | 166 | ||
(3) Die Erwerbung im Rahmen einer bürgerlichen Verfassung | 169 | ||
(a) Der rechtliche Akt der ersten Erwerbung im Rahmen der distributiven Willkür | 169 | ||
(b) Peremptorischer und provisorischer Besitz sowie Kants Abgrenzung zu Locke | 171 | ||
bb) Bewertung des Kantischen Ansatzes für den Untersuchungsgegenstand | 174 | ||
(1) Hinreichende Dimensionalität des Gesamtbesitzbegriffes | 174 | ||
(2) Zur Beschaffenheit des Teilhaberechtes nach Kant (Kompatibilität zum Rechtsbegriff) | 176 | ||
(a) Besitzindividualismus | 176 | ||
(b) Prozedualismus | 178 | ||
(c) Sozialstaatsgedanke | 179 | ||
(d) Stellungnahme und Synthese: Materieller Gehalt der wechselseitig-allgemeingültigen Einräumung | 181 | ||
(3) Konkretisierung des Begriffes der freiheitlichen Teilhabegerechtigkeit auf die ökologische Frage | 184 | ||
(a) Vernunftsursprünglicher Gesamtbesitz der Menschheit an ihrer Umwelt | 184 | ||
(b) Der Einbezug zukünftiger Generationen | 185 | ||
(c) Leistungsfähigkeit und inhaltliche Ausrichtung des vernunftsursprünglichen Teilhaberechtes an der natürlichen Umwelt | 187 | ||
(aa) Normative Konkretisierung des freiheitlichen Teilhaberechts | 187 | ||
(bb) Leistungsfähigkeit der freiheitlichen Teilhabegerechtigkeit | 190 | ||
6. Fazit: Freiheitsnotwendige iustitia distributiva Kantischer Prägung zur Lösung der ökologischen Frage | 191 | ||
F. Konklusion | 194 | ||
Literaturverzeichnis | 202 | ||
Sach- und Personenregister | 224 |