Komparative Strafzumessung
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Komparative Strafzumessung
Ein Beitrag zur Fortentwicklung des Sanktionenrechts
Schriften zum Strafrecht, Vol. 164
(2005)
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Abstract
Ungleichmäßigkeiten in der Strafzumessungspraxis werden bis heute als nicht befriedigend gelöstes Problem angesehen. Auch existieren für die konkrete Bemessung der Strafhöhe kaum Vorgaben, obwohl Fragen der Strafzumessung seit einigen Jahrzehnten die verdiente Beachtung in Literatur und Rechtsprechung gefunden haben. Vor diesem Hintergrund stellt Matthias Maurer die Frage, ob die im Sinne eines empirischen Strafmaßvergleichs verstandene komparative Strafzumessung eine sachgerechte Methode für den Rechtsanwender sein und der Vereinheitlichung der Strafzumessungspraxis dienen kann.Im Rahmen einer zunächst angestellten sekundäranalytischen Betrachtung empirischer Strafzumessungsforschung zeichnet sich bereits die Umsetzbarkeit derartiger Angleichungsbemühungen ab. Der Auseinandersetzung mit nur scheinbar bestehenden Alternativen folgt sodann die Identifizierung bereits vorhandener komparativer Elemente in Strafzumessungsrecht und -praxis. Dabei zeigt sich insbesondere, dass der Strafmaßvergleich in der Rechtsprechung weit über dogmatische Vorgaben hinaus umgesetzt wird und die faktische Intensität entsprechender revisionsgerichtlicher Eingriffe sogar vorsichtig quantifiziert werden kann. Nachdem sich ein solches Konzept im Anschluss auch noch als mit der traditionellen Strafzumessungsdogmatik ohne weiteres vereinbar und über diskurstheoretische Überlegungen hinaus durch Strafzweckerwägungen begründbar erweist, diskutiert der Autor schließlich Fragen der praktischen Umsetzung und Kontrolle.
Table of Contents
Section Title | Page | Action | Price |
---|---|---|---|
Vorwort | 5 | ||
Inhaltsverzeichnis | 7 | ||
Einleitung | 11 | ||
§ 1 Methoden und Ergebnisse empirischer Untersuchungen zu Ungleichmäßigkeiten in der Strafzumessungspraxis | 13 | ||
I. Methoden empirischer Strafzumessungsforschung | 14 | ||
1. Beobachtung | 15 | ||
2. Dokumentenanalyse | 16 | ||
3. Befragung | 22 | ||
II. Entwicklungslinien und Befunde empirischer Forschung zu Strafmaßdivergenzen | 25 | ||
1. Die Anfänge der Strafzumessungsforschung | 25 | ||
2. Untersuchungen aus den sechziger und siebziger Jahren | 26 | ||
3. Neuere Entwicklungen | 29 | ||
a) Albrecht I | 30 | ||
b) Streng | 31 | ||
c) Albrecht II u. a. | 31 | ||
d) Untersuchungen des Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsen e.V. (KFN) | 37 | ||
aa) Pfeiffer/Savelsberg | 37 | ||
bb) Langer | 38 | ||
cc) Oswald | 40 | ||
dd) Hupfeld | 42 | ||
4. Fazit | 43 | ||
III. Ursachen für Strafzumessungsunterschiede | 45 | ||
1. Empirisch überprüfbare Ursachen | 45 | ||
2. Regionale und individuelle Ursachen | 46 | ||
3. Diskrepanzursachen als Teil eines allgemeinen Strafzumessungsmodells | 46 | ||
4. Veranlagung und Umwelt des Richters als umfassende Ursachenbereiche | 47 | ||
5. Empirische Befunde zu Diskrepanzursachen | 52 | ||
6. Fazit | 61 | ||
IV. Zusammenfassung und Ausblick | 62 | ||
§ 2 Kategorisierung und Operationalisierung als Mittel zur Vereinheitlichung der Strafzumessungspraxis | 64 | ||
I. Konkretisierung des geltenden Strafzumessungsrechts | 65 | ||
1. Absolute Strafdrohungen | 66 | ||
2. Obligatorische oder fakultative Strafmilderungen und Strafschärfungen | 66 | ||
3. Strafzumessungsrichtlinien nach amerikanischem Vorbild | 71 | ||
a) Allgemeines | 71 | ||
b) „determinate sentencing“ | 73 | ||
c) Die Richtlinienmodelle Minnesotas und des Bundes | 74 | ||
d) Fazit | 79 | ||
II. Einführung mathematischer Methoden | 80 | ||
1. Die wesentlichen Vorschläge | 80 | ||
a) Bruckmann | 80 | ||
b) Haag | 82 | ||
c) von Linstow | 84 | ||
d) Kohlschütter | 86 | ||
2. Fazit | 88 | ||
III. Ausblick; Entwicklung sog. juristischer Expertensysteme und neuronaler Netze | 90 | ||
§ 3 Komparative Elemente in Strafzumessungsrecht und -praxis | 94 | ||
I. Gesetzliche Wertungen als komparative Vorentscheidungen | 94 | ||
II. Komparative Elemente der tatrichterlichen Entscheidung | 96 | ||
1. Der generell komparative Charakter der (Straf-)rechtsanwendung | 96 | ||
2. Komparative Elemente der Strafrahmenwahl | 98 | ||
3. Komparative Elemente der Strafhöhenbemessung | 100 | ||
a) Fallvergleiche auf Strafrahmenbasis: Regel- und Durchschnittsfall | 100 | ||
aa) Durchschnittsfall | 102 | ||
bb) Regelfall | 104 | ||
cc) Zwischenergebnis: Bloße Schwereverteilung als Substrat beider Fallbegriffe | 108 | ||
b) Fallvergleich auf Tatbestandsbasis: Normalfall und Regeltatbild | 110 | ||
aa) Einordnung und Bedeutung dieser Fallbegriffe | 110 | ||
bb) Rechtsprechung | 117 | ||
c) Fazit | 120 | ||
III. Der Strafmaßvergleich als Element revisionsgerichtlicher Entscheidung | 120 | ||
1. Rechtsprechung des Reichsgerichts | 121 | ||
2. Rechtsprechung in der Übergangsphase | 123 | ||
3. Rechtsprechung seit Gründung des BGH | 126 | ||
a) Die Fortentwicklung der allgemeinen Strafhöhenrevision | 126 | ||
b) Gegenwärtiger Stand – „Vertretbarkeit“ als entscheidendes Kriterium | 130 | ||
aa) Maßstab der Strafrahmensystematik | 137 | ||
bb) Maßstab der Üblichkeit | 139 | ||
c) Besondere Fallgruppen | 143 | ||
aa) Zusätzliche Mängel | 143 | ||
bb) Gegenstände häufiger Beanstandung | 147 | ||
cc) Beteiligung | 152 | ||
(1) Unterschiede zwischen den Senaten | 154 | ||
(2) Stellungnahme | 161 | ||
dd) Mehrere Delikte desselben Täters | 164 | ||
d) Faktische Eingriffsintensitäten | 165 | ||
e) Exkurs: Strafhöhe und Rechtsbeugung | 172 | ||
f) Fazit | 173 | ||
IV. Der Strafmaßvergleich in der tatrichterlichen Praxis | 175 | ||
V. Die Bewertung komparativer Strafzumessungspraxis im Schrifttum | 178 | ||
§ 4 Gegenstand und rechtlicher Rahmen komparativer Strafzumessung | 180 | ||
I. Komparative Methode und Strafzumessungsdogmatik | 180 | ||
1. Die Struktur komparativer Argumentation | 180 | ||
2. Praktische Grenzen komparativen Vorgehens in der Strafzumessung | 181 | ||
3. Die Vereinbarkeit komparativer Strafzumessung mit der Strafzumessungsdogmatik | 183 | ||
a) Straftheorien und Strafzweckantinomie | 183 | ||
b) Strafzumessungstheorien | 185 | ||
aa) Strafzweckorientierung: Spielraumtheorie, Stellenwerttheorie, Theorie tatproportionaler Strafzumessung | 185 | ||
bb) Orientierung am Entscheidungsträger: Theorie des sozialen Gestaltungsakts, Theorie des richterlichen Ermessens | 188 | ||
cc) Orientierung an formalen Aspekten der Entscheidung: | 190 | ||
(1) Kontinuierliche Schwereskala; Fünf-Phasen-Modell | 190 | ||
(2) Zwei-Stufen-Modell | 193 | ||
(3) Die acht Phasen komparativer Strafzumessung | 195 | ||
II. Rechtfertigung komparativer Strafzumessung | 196 | ||
1. Richterrecht, Gewohnheitsrecht | 196 | ||
2. Verfassungsrecht: Gleichheitsgrundsatz, Verhältnismäßigkeitsgrundsatz | 199 | ||
3. „Richtigere“ Strafe durch komparative Strafzumessung | 201 | ||
a) Relative Gerechtigkeit als Argument für absolute Gerechtigkeit | 201 | ||
b) Üblichkeit als Argument für absolute Gerechtigkeit | 203 | ||
aa) Historische Vernünftigkeit bei Hegel | 203 | ||
bb) Konsenstheoretische Begründung | 204 | ||
(1) Diskursethik nach Habermas | 204 | ||
(2) Juristischer Diskurs nach Alexy | 205 | ||
(3) Strafrechtliche Begründung eines konsensuellen Geltungsanspruchs | 206 | ||
4. Fazit | 208 | ||
III. Ausgestaltung und Kontrolle komparativer Strafzumessung | 209 | ||
1. Einzelfragen der Umsetzung auf tatrichterlicher Ebene | 209 | ||
a) Die Methode zur Feststellung üblicher Strafe | 209 | ||
b) Die vergleichsrelevanten Strafzumessungstatsachen | 210 | ||
c) Die Auswahl des Vergleichsmaterials | 212 | ||
aa) Ausführlichkeit | 212 | ||
bb) Entscheidende Instanz | 212 | ||
cc) Entstehungszeitpunkt | 212 | ||
dd) Inhaltliche Vergleichbarkeit | 213 | ||
d) Die Weite des Rahmens üblicher Strafe | 214 | ||
e) Grenzen der Ausbildung richterlicher Strafrahmen | 215 | ||
2. Revisionsgerichtliche Kontrolle | 216 | ||
a) Üblichkeit | 216 | ||
b) Sonderfälle | 217 | ||
3. Entwicklungsmöglichkeiten | 219 | ||
4. Grenzen möglicher Vereinheitlichung | 220 | ||
§ 5 Zusammenfassung und Ausblick | 222 | ||
Literaturverzeichnis | 225 | ||
Sachregister | 242 |