Kann die Einübung in Normanerkennung die Strafrechtsdogmatik leiten?
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Kann die Einübung in Normanerkennung die Strafrechtsdogmatik leiten?
Eine Kritik des strafrechtlichen Funktionalismus
Schriften zum Strafrecht, Vol. 162
(2004)
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Abstract
Die Strafrechtswissenschaft hat unterhalb der dogmatischen Einzelfragen eine Tiefenschicht, in der sie sich an die in einer Epoche jeweils gültigen Vorstellungen vom Menschen und seinem abweichenden Verhalten anschließt. Mit dem Aufstieg der Soziologie waren es seit den 70er Jahren des 20. Jahrhunderts vor allem sozialwissenschaftliche Konzepte, die in diese Tiefenschicht eindrangen - darunter auch die Systemtheorie Luhmanns.Hendrik Schneider zeigt auf, dass mit dieser Ausrichtung der Strafrechtswissenschaft, die unter dem Etikett "Funktionalismus" firmiert, ein völliger Systembruch der bisher immer anthropomorph ausgestalteten Grundlagen des Strafrechts verbunden ist. Er unterscheidet drei Schulen des Funktionalismus und veranschaulicht die Auswirkungen der einzelnen Grundpositionen für praxisrelevante Auslegungsprobleme des Allgemeinen Teils des Strafrechts. Seine Analysen münden in einer Kritik des "reinen" funktionalen Ansatzes, der sich nach Auffassung Schneiders als kontraproduktiv und in sich selbst widersprüchlich erweist.
Table of Contents
Section Title | Page | Action | Price |
---|---|---|---|
Vorwort | 5 | ||
Inhaltsverzeichnis | 7 | ||
Einführung | 13 | ||
I. Aufgabenstellungen, Zielsetzungen und Grenzen der vorliegenden Arbeit | 13 | ||
II. Gliederung | 16 | ||
Kapitel 1: Strafrechtsgeschichtliche Einordnung des Funktionalismus | 18 | ||
I. Einleitung | 18 | ||
II. Gemeinsame Zielsetzung und Frontstellung des Funktionalismus | 20 | ||
III. Strafrechtsgeschichtlicher Bezugsrahmen für eine erste Einordnung des Funktionalismus | 22 | ||
1. Strafrechtssystematik zwischen Naturalismus und Neukantianismus | 22 | ||
2. Neuorientierung des Strafrechts in den 50er Jahren | 25 | ||
3. Vergessener gemeinsamer kulturwissenschaftlicher Ausgangspunkt von Neukantianismus und Finalismus | 26 | ||
4. Anknüpfungspunkte des Funktionalismus | 33 | ||
IV. Die Tragfähigkeit bisheriger Klassifikationsversuche | 34 | ||
Kapitel 2: Rechtssoziologische Einordnung des Funktionalismus | 40 | ||
I. Die funktionale Methode der Rechtssoziologie und -anthropologie | 40 | ||
1. Funktionalismus bei Emile Durkheim | 40 | ||
2. Funktionalismus in der Rechtsethnologie und -anthropologie | 42 | ||
3. Funktionalismus in der Rechtssoziologie | 44 | ||
a) Funktionalismus bei Talcott Parsons | 45 | ||
b) Funktionalismus bei Niklas Luhmann | 47 | ||
II. Helmut Schelskys Begriff der Systemfunktionalität | 51 | ||
III. Konsequenzen für die Einordnung des Funktionalismus | 55 | ||
1. Systemfunktionale oder personfunktionale Strafrechtsdogmatik | 55 | ||
2. Die Hörfallenproblematik als strafprozessrechtliches Beispiel für die hier getroffene Differenzierung | 60 | ||
a) Die Position der Rechtsprechung | 61 | ||
b) Die Argumentation der Literatur | 63 | ||
3. Ausblick auf weitere Problemstellungen | 67 | ||
Kapitel 3: Funktionalismus bei Günther Jakobs | 70 | ||
I. Straftheoretische Grundannahmen | 70 | ||
1. Die Bedeutung von strafrechtlichen Normen und die Aufgabe des Strafrechts | 70 | ||
2. Die Funktion der Strafe | 73 | ||
3. Zur Kontinuität im straftheoretischen Denken Jakobs’ | 79 | ||
II. Kritik aus personfunktionaler Sicht | 84 | ||
III. Strafrechtsdogmatische Schlussfolgerungen | 93 | ||
1. Der Handlungsbegriff | 93 | ||
a) Strafrechtsgeschichtlicher Bezugsrahmen für den von Jakobs vertretenen Handlungsbegriff | 93 | ||
b) Die Auflösung des Handlungsbegriffs zu einem allgemeinen Begriff des tatbestandsmäßigen Verhaltens | 99 | ||
c) Weitergehende Abstraktion zu einem allgemeinen Verbrechensbegriff | 101 | ||
d) Kritik aus personfunktionaler Sicht | 107 | ||
2. Vorsatz und Fahrlässigkeit | 108 | ||
a) Differenzierung der subjektiven Deliktsseite nach dem Angriff auf die Normgeltung | 108 | ||
b) Die Zerreißprobe: Jakobs’ Abgrenzung von dolus eventualis und bewusster Fahrlässigkeit | 111 | ||
c) Kritik aus personfunktionaler Sicht | 118 | ||
3. Schuld | 121 | ||
a) Grundlagen des von Jakobs vertretenen Schuldbegriffs | 121 | ||
b) Schuld als Zuschreibung von Gleichheit | 122 | ||
c) Die systemfunktionale Theorie zur Vermeidbarkeit des Verbotsirrtums | 123 | ||
4. Rücktritt vom Versuch | 128 | ||
a) Versuchsinterne Begründung der Rücktrittsregelungen | 128 | ||
b) Konsequenzen für den Rücktritt | 132 | ||
aa) Die Abgrenzung zwischen unbeendetem und beendetem Versuch | 132 | ||
bb) Rücktritt vom beendeten Versuch | 134 | ||
cc) Rücktritt vom unbeendeten Versuch | 136 | ||
c) Kritik aus personfunktionaler Sicht | 139 | ||
IV. Zusammenfassung und Tendenzen | 143 | ||
Kapitel 4: Funktionalismus bei Wolfgang Frisch und Georg Freund | 147 | ||
I. Straf- und normtheoretische Grundannahmen | 147 | ||
1. Normtheoretische Unterscheidung | 148 | ||
a) Das Problem der Genese der Verhaltensnormen | 150 | ||
b) Die Abgrenzung der Verhaltensnormen von den Sanktionsnormen | 157 | ||
2. Straftheoretische Schlussfolgerungen | 161 | ||
a) Die Funktion der Verhaltensnormen | 161 | ||
b) Die Funktion der Sanktionsnormen | 164 | ||
c) Die Funktion des Strafverfahrens | 169 | ||
3. Kritik aus personfunktionaler Sicht | 171 | ||
II. Strafrechtsdogmatische Schlussfolgerungen | 176 | ||
1. Der Vorsatzbegriff Frischs | 177 | ||
a) Die Ratio der Vorsatzbestrafung | 177 | ||
b) Konsequenzen für den Vorsatzbegriff | 180 | ||
c) Fallgruppenspezifische Abgrenzung von Vorsatz und (bewusster) Fahrlässigkeit | 185 | ||
aa) Zur Vorsatzproblematik in den Aids-Fällen | 185 | ||
bb) Die von der Mitbewusstseinslehre erfassten Problemsachverhalte | 188 | ||
d) Kritik aus personfunktionaler Sicht | 194 | ||
2. Tatbestandsmäßiges Verhalten und Zurechnung des Erfolgs | 195 | ||
a) Kritik an der Ausweitung der Lehre von der objektiven Erfolgszurechnung | 196 | ||
b) Frischs eigener Lösungsansatz: systemfunktionale Differenzierung zwischen Handlungs- und Erfolgsunwert | 200 | ||
c) Eigentliche und uneigentliche Probleme der Erfolgszurechnung – Beispielhafte Verdeutlichung | 203 | ||
aa) Die Fallgruppe der bewussten Selbstschädigung des Opfers | 204 | ||
bb) Die Fallgruppe abweichender Kausalverläufe | 207 | ||
d) Kritik aus personfunktionaler Sicht | 211 | ||
3. Schuld | 214 | ||
4. Versuchsunrecht und Rücktritt | 217 | ||
a) Der argumentative Ausgangspunkt der Frisch-Schule | 217 | ||
b) Konsequenzen für den Rücktritt | 220 | ||
aa) Die Abgrenzung zwischen unbeendetem und beendetem Versuch | 220 | ||
bb) Rücktritt vom beendeten Versuch | 222 | ||
cc) Rücktritt vom unbeendeten Versuch | 225 | ||
c) Kritik aus personfunktionaler Sicht | 226 | ||
III. Zusammenfassung und Tendenzen | 227 | ||
Kapitel 5: Funktionalismus der „Münchener Schule“ um Claus Roxin | 229 | ||
I. Grundlagen des zweckrationalen (funktionalen) Strafrechtssystems | 229 | ||
1. Kriminalpolitische Grundlagen | 230 | ||
a) Die Aufgabe des Strafrechts | 230 | ||
aa) Strafrecht als Rechtsgüterschutz | 233 | ||
bb) Strafrecht als ultima-ratio der Kriminalpolitik | 235 | ||
b) Der Zweck der Strafe | 236 | ||
aa) Kritik am Vergeltungsprinzip | 236 | ||
bb) General- und Spezialprävention als Legitimationsgrundlagen der Strafe | 237 | ||
cc) Die limitierende Funktion der Schuld | 240 | ||
c) Abgrenzung von der Schuldlehre Jakobs | 248 | ||
2. Methodologische Grundlagen | 251 | ||
3. Einzelne Elemente des teleologisch-kriminalpolitischen Systems | 255 | ||
4. Kritik aus personfunktionaler Sicht | 258 | ||
II. Strafrechtsdogmatische Schlussfolgerungen | 261 | ||
1. Handlungsbegriff und Zurechnung | 261 | ||
a) Der Handlungsbegriff als das Produkt kulturwissenschaftlicher Begriffsbildung | 261 | ||
b) Kritik aus personfunktionaler Sicht | 268 | ||
c) Objektive Zurechnung und Risikoerhöhung | 270 | ||
aa) Die Entwicklung der Lehre von der objektiven Zurechnung | 270 | ||
bb) Systemfunktionale Interpretation der Lehre von der objektiven Zurechnung | 274 | ||
cc) Zur Notwendigkeit eines zusätzlichen Zurechnungskorrektivs | 278 | ||
2. Vorsatz und Abgrenzung zur Fahrlässigkeit | 283 | ||
a) Die Ratio der Vorsatzstrafe und der Begriff des Vorsatzes | 283 | ||
aa) Die Position von Claus Roxin und Hans-Joachim Rudolphi | 283 | ||
bb) Der neuere typologische Vorsatzbegriff Bernd Schünemanns | 287 | ||
b) Einzelne Anwendungsbeispiele der Vorsatzdogmatik der Münchener Schule | 289 | ||
aa) Der nicht Stellung nehmende (gleichgültige) Täter | 289 | ||
bb) Zur Vorsatzproblematik in den AIDS-Fällen | 291 | ||
c) Kritik aus personfunktionaler Sicht | 292 | ||
3. Schuld | 294 | ||
a) Die Differenzierung zwischen Schuld und Verantwortlichkeit | 294 | ||
b) Die Voraussetzungen der Schuldfähigkeit | 296 | ||
c) Die Kategorie der Verantwortlichkeit | 297 | ||
4. Versuchsunrecht und Rücktritt | 302 | ||
a) Die Ratio der Rücktrittsregelungen | 302 | ||
b) Konsequenzen für den Rücktritt | 304 | ||
aa) Die Abgrenzung zwischen fehlgeschlagenem, unbeendetem und beendetemVersuch | 304 | ||
bb) Rücktritt vom beendeten Versuch | 307 | ||
cc) Rücktritt vom unbeendeten Versuch | 308 | ||
III. Zusammenfassung und Tendenzen | 310 | ||
Kapitel 6: Die rechtssoziologische Plausibilität des systemfunktionalen Ansatzes | 312 | ||
I. Präzisierung der verbleibenden Fragestellung | 312 | ||
II. Die Weiterentwicklung der funktionalen Analyse durch Robert King Merton | 315 | ||
1. Die Beschränkung der bisherigen Perspektive | 315 | ||
2. Das von Merton entwickelte Paradigma einer funktionalen Analyse | 320 | ||
III. Konsequenzen für die Funktionsbestimmung der Strafrechtsdogmatik – Erörterung der Ausgangshypothesen | 325 | ||
1. Die manifeste Funktion der Strafrechtsdogmatik | 325 | ||
2. Die latente Funktion der Strafrechtsdogmatik | 328 | ||
IV. Konsequenzen der Umwandlung latenter in manifeste Funktionen | 335 | ||
1. Die Gefahr unbemerkter Sinnverschiebungen | 335 | ||
2. Die Differenzierung Niklas Luhmanns | 337 | ||
Schlussbetrachtung | 341 | ||
Literaturverzeichnis | 344 | ||
Sachwortverzeichnis | 379 |