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Schütz, C. (2005). Der ökonomisierte Richter. Gewaltenteilung und richterliche Unabhängigkeit als Grenzen Neuer Steuerungsmodelle in den Gerichten. Duncker & Humblot. https://doi.org/10.3790/978-3-428-51763-3
Schütz, Carsten. Der ökonomisierte Richter: Gewaltenteilung und richterliche Unabhängigkeit als Grenzen Neuer Steuerungsmodelle in den Gerichten. Duncker & Humblot, 2005. Book. https://doi.org/10.3790/978-3-428-51763-3
Schütz, C (2005): Der ökonomisierte Richter: Gewaltenteilung und richterliche Unabhängigkeit als Grenzen Neuer Steuerungsmodelle in den Gerichten, Duncker & Humblot, [online] https://doi.org/10.3790/978-3-428-51763-3

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Der ökonomisierte Richter

Gewaltenteilung und richterliche Unabhängigkeit als Grenzen Neuer Steuerungsmodelle in den Gerichten

Schütz, Carsten

Schriften zum Öffentlichen Recht, Vol. 998

(2005)

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Abstract

Die Neuen Steuerungsmodelle haben die Justiz erreicht. Damit sind für die Richter als rechtsprechende Gewalt besondere Gefahren verbunden, weil sie ihre Tätigkeit in einem rein exekutiv dominierten Umfeld ausüben. Gleichzeitig besteht nur eine geringe gesetzliche Regelungsdichte hinsichtlich der Rechtsprechungsverwaltung. Es fehlt ein verfassungsrechtlicher Unabhängigkeitsbegriff.

Carsten Schütz entwickelt angesichts des insoweit beschränkten Stellenwerts des Gewaltenteilungsprinzips eine fundierte Dogmatik der richterlichen Unabhängigkeit gem. Art. 97, 92 GG, die die Exekutive in ihre verfassungsrechtlichen Schranken weist und dem Gesetzgeber eine zentrale Rolle zuerkennt. Anhand der gewonnenen Erkenntnisse werden schließlich Kosten-Leistungsrechnung, Controlling, Budgetierung, Benchmarking und Qualitätsmanagement in den Gerichten auf ihre - unter Bedingungen weithin zu bejahende - verfassungsrechtliche Zulässigkeit überprüft.

Table of Contents

Section Title Page Action Price
Vorwort und captatio benevolentiae 7
Inhaltsverzeichnis 11
§ 1 Problemaufriß und status-quo: Die verfassungsrechtlich unterschätzte Fremdverwaltung der Rechtsprechung 17
I. Das Verhältnis Exekutive/Judikative als zentrales Problemfeld der Neuen Steuerungsmodelle 17
II. Die Einflußinstrumente der Exekutive und ihre gegensätzliche Bewertung 25
1. Die ideologische Grundambivalenz der aktuellen Reformdebatte 33
2. Beispiel richterlicher Bereitschaftsdienst 39
3. Die richterliche Position im Hintertreffen 42
III. Die defizitäre Problematisierung der Fremdverwaltung der Rechtsprechung 44
1. Insbesondere: Entscheidende, aber spekulative Annahmen über die Gefährdung richterlicher Unabhängigkeit 52
2. Die problematische Lückenhaftigkeit des Grundgesetzes und der geringe Grad an Wissen um die „notwendige“ Stellung des Richters 58
IV. Fazit und daraus folgende Aufgabenstellung 64
§ 2 Die empirische Ausgangssituation: Der Richterberuf als „gefahrgeneigte Arbeit“ 66
I. Die grundgesetzlich unterstellte „Gefahr“ 66
II. Der Richter im Einflußnahmegeflecht der Staatsgewalten 68
III. Das – bisher – geringe Gefährdungspotential der Legislative 71
IV. Hierarchisierung der Rechtsprechung – der Tragödie erster Teil: Einflußnahmestrukturen innerhalb der Rechtsprechung 73
1. Begrenzte Gefährdung durch die Geschäftsverteilung 73
2. Die ambivalente Kammer-/Senatsberatung mit Vorsitzendem 74
3. Die informelle Hierarchisierung der Rechtsprechung bei formaler Gleichordnung 76
V. Hierarchisierung der Rechtsprechung – der Tragödie zweiter Teil: Die Richter unter der Kuratel der Exekutive 83
1. Keine Unabhängigkeit der „Gerichte“ 83
a) Keine institutionelle Unabhängigkeit der Gerichte 85
b) Bloße Inkompatibilität statt organisatorische Unabhängigkeit 89
c) Keine Konstitutionalisierung der Inkompatibilitäten 90
d) Kein Beleg einer organisatorischen Unabhängigkeit durch die Präsidialverfassung 94
e) Fazit: Abschied vom Glauben an eine institutionelle Unabhängigkeit und die Folgen 97
2. Dienstaufsicht über Richter 98
a) Zuständigkeit der Exekutive als gewohnheitsrechtliche Selbstverständlichkeit 98
aa) Die rechtlichen Grundlagen 98
bb) Die Zuständigkeit der Exekutive 102
b) Inhalt und Grenzen der Dienstaufsicht als case law 104
3. Beurteilung/Beförderung 109
VI. Fazit: Quod erat demonstrandum 113
§ 3 Die „Gefahrenabwehr“ zum Schutz des Richters 117
I. Die Gewaltenteilung als überschätztes und zur (weiteren) Stärkung der richterlichen Unabhängigkeit letztlich untaugliches Argument 117
1. Die richterliche Unabhängigkeit als Teilwiderspruch zur Gewaltenteilung 117
2. Ein deutscher Justizminister ist keine Hummel 121
3. Die richterlich mißverstandene Gewaltenteilung 124
a) Abschied von Charles de Secondat, Baron de La Brède et de Montesquieu 128
b) Die von Richtern unterschätzte Macht der Rechtsprechung 130
c) Die Steuerungsresistenz der selbstbetroffenen Richterschaft 133
aa) Die richterrechtliche „Abschaffung“ des Rechtsbeugungsdelikts 134
bb) Die zivilrechtliche Haftungsfreistellung 142
d) Fazit: Der notwendige Beitrag der Exekutive im System der gerichts- und richterbezogenen Gewaltenteilung 152
4. Exkurs gegen eine Legendenbildung zur Entstehungsgeschichte des grundgesetzlichen Rechtsprechungsabschnitts 155
a) Die (geringe) Beteiligung der Richterschaft im Parlamentarischen Rat und die fehlende Problematisierung der Rechtsprechungsverwaltung 157
b) Rechtsstellung und Wahl der Richter in der Diskussion des Parlamentarischen Rates 162
c) Aus dem Westen nichts Neues zur richterlichen Unabhängigkeit 165
d) Die Richteranklage als Symbol des Verfassungsgebers für die Verantwortlichkeit des Richters 168
e) Ergebnis: Keine historischen Belege für eine weitreichende Reform der Rechtsprechungsorganisation durch das Grundgesetz 172
II. Die richterliche Unabhängigkeit als entscheidender Topos 177
1. Richterliche Unabhängigkeit zwischen normativer und faktischer Bedeutung 177
2. Der Stellenwert der richterlichen Unabhängigkeit 182
3. Die fehlende (grund)gesetzliche Definition der richterlichen Unabhängigkeit und die Zurückhaltung des Gesetzgebers 185
4. Bisherige Verfahren zur Bestimmung des Inhalts richterlicher Unabhängigkeit und ihr Ergebnis 189
5. Fazit der dienstgerichtlichen Rechtsprechung 193
6. Die Gefährdung der Unabhängigkeit durch Struktur und Einzelfall 197
7. Die mangelnde Beachtung struktureller Gefährdungen durch das Bundesverfassungsgericht 200
8. Die Konsequenz: Personalisierung und Überhöhung der richterlichen Unabhängigkeit 206
§ 4 Die notwendige Neupositionierung der richterlichen Unabhängigkeit 214
I. Defizite der richterlichen Unabhängigkeitsdogmatik 214
II. Die „herkömmliche“ richterliche Unabhängigkeit als notwendige, aber nicht hinreichende Rahmenbedingung 217
III. Der subjektiv-rechtliche Gehalt der richterlichen Unabhängigkeit 221
1. Subjektiv-rechtliche Weiterungen der objektiven Intention 221
2. Grundrechtliche und grundrechtsdogmatische Affinitäten 223
3. Die notwendige Herstellung bisher fehlenden Abhängigkeitsbewußtseins 232
IV. Parallele und deshalb taugliches Vorbild: Die allgemeine Handlungsfreiheit 236
V. Die „Schranken-Schranken“ der richterlichen Unabhängigkeit 240
1. Nicht durch gesetzgeberische Abwägung überwindbare Barrieren (der richterlichen Unabhängigkeit) 240
2. Die zulässige Formalisierung der Absolutheitsgrenze 243
3. Das weite Feld der sonstigen Einschränkungsoptionen 244
4. Die „innere“ Unabhängigkeit als entscheidender Maßstab 244
5. Die perspektivenerweiternde Funktion der inneren Unabhängigkeit 255
6. Die Parameter der Verhältnismäßigkeitsprüfung 258
a) Zulässige Zwecke von Unabhängigkeitsbeschränkungen 259
b) Die Besonderheiten der Angemessenheitsprüfung 259
§ 5 Die Kompetenz zur Einschränkung der richterlichen Unabhängigkeit 262
I. Die ausschließliche Kompetenz des (formellen) Gesetzgebers 262
1. Fast keine originären Kompetenzen der Exekutive im Bereich der Rechtsprechung und ihrer Verwaltung 264
2. Die zulässige Zuweisung der Aufgabe „Rechtsprechungsverwaltung“ an die Exekutive 267
II. Status quo: Das Steuerungsdefizit des Gesetzgebers im Bereich der Rechtsprechung 269
1. Das unzulängliche Handeln des Gesetzgebers 270
2. Die unterbestimmte Rechtsprechungsverwaltung 274
3. Auch kein Haltmachen der Exekutive vor der richterlichen Entscheidung(sfindung) 276
III. Die Entfesselung der Dritten Gewalt durch den Gesetzgeber 278
1. Entformalisierung des Verfahrens 280
a) Vergrößerte richterliche Handlungsspielräume 281
b) Sanktionsbewehrte Mitwirkungspflichten 285
c) Verkleinerung der Richterbank 286
d) Abschaffung von Begründungspflichten 291
2. Die Beschränkung von Rechtsmitteln 293
3. Trotz Indizien keine Trendwende 296
4. Summe der Gesetzesänderung 298
IV. Der notwendig umgekehrt proportionale Bestimmtheitsgrad von richterlicher Freiheit und Einflußermächtigungen der Rechtsprechungsverwaltung 302
V. Die Erforderlichkeit einer „begrenzten Einzelermächtigung“ 304
VI. Gewaltenspezifische Reichweiten der Einschränkungsermächtigungen 311
1. Die nahezu unbeschränkte Herrschaft des Gesetzgebers über den Richter 311
2. Die fast unbegrenzte Befugnis des Gesetzgebers zur Ermächtigung der „Richter“ 313
a) Art. 97 Abs. 1 GG: Die Unabhängigkeit nur des „gesetzlichen“ Richters 313
b) Grundsätzlich keine Bindungswirkung anderer gerichtlicher Entscheidungen 318
c) Der gesetzlich beauftragte Richter als personifizierte Grenze der richterlichen Unabhängigkeit 320
3. Die ausnahmslos engen Grenzen der Exekutivermächtigung 323
a) Noch einmal: Das Steuerungsmonopol des „Rechtssatzes“ 323
b) Das „Marionettentheorem“ und seine Verfassungswidrigkeit 324
VII. Die Folgen für die prozedurale Durchsetzung der „Schranken-Schranken“ 326
§ 6 Die Neuen Steuerungsmodelle und die richterliche Unabhängigkeit 329
I. Die bisherigen Erkenntnisse als Maßstab für die verfassungsrechtliche Bewertung der NSM 329
II. Notwendiger, aber kritischer Verzicht auf eine begriffliche Ideologisierung der NSM-Diskussion 330
III. Die Wissenserweiterung der Rechtsprechungsverwaltung 335
1. Die Funktion der Kosten-/Leistungsrechnung 335
2. Berechtigung zur Skepsis: Die Defizite der Kosten-/Leistungsrechnung 337
3. Die KLR als Steuerungsinstrument und die verfassungsrechtlichen Folgen 342
a) Die Steuerungswirkung der KLR 342
b) Der Zugang zur KLR-Information 344
c) Grenzen einer Datenerhebung bei den Richtern 345
aa) Die Beeinträchtigung der richterlichen Unabhängigkeit durch Datenerhebung 346
bb) Die Rechtfertigung für Datenerhebungen beim Richter 353
4. Pflicht und Macht des parlamentarischen Gesetzgebers 355
5. Ergebnis: Die rechtliche Bedingungsabhängigkeit der KLR in den Gerichten 358
IV. Controlling – das alte der Neuen Steuerungsmodelle 358
1. Controlling – Planung und doch auch Kontrolle 358
a) Die Notwendigkeit eines Controllings auch in den Gerichten 358
b) Das Controlling als primäres Kompetenzproblem 362
c) Das Verfahrensproblem des gerichtsinternen Controllings 363
d) Entökonomisiertes Controlling als Notwendigkeit in den Gerichten 365
2. Die alten Grenzen des neuen Controllings 366
3. Zentrale Gefahr: Ein ökonomiefixiertes Controlling auch in den Gerichten 367
4. Die strukturelle Unausweichlichkeit der exekutiven Quantitätsfixierung 368
5. Noch einmal und erst recht: Das Versagen des Gesetzgebers 371
6. Nur eine zulässige von drei denkbaren Handlungsoptionen 373
7. Balanced Scorecard 373
8. Ergebnis der Controllingbetrachtung 379
V. Qualitätsbetonung zur Durchbrechung der Quantitätsdominanz 379
1. Der Qualitätsbegriff und seine Definition 380
2. Die Prozeduralisierung der Qualitätsdefinition 384
a) Die allein richterliche Zuständigkeit für das Qualitätscontrolling 384
b) Qualitätsmanagement 385
c) Die Reichweite der Bindungswirkung 389
d) Die Qualitätsmessung 390
3. Die anstehenden Aufgaben des Gesetzgebers 391
4. Benchmarking 393
VI. Budgetierung als Steuerungsinstrument schlechthin 399
1. Inhalt und Funktionen der Budgetierung 399
2. Die Strukturen der aktuellen Budgetierungskritik 406
3. Budgetierung als verfassungswidriges Anreizsystem 415
4. Insbesondere die „Wirtschaftlichkeit“ als unzulässiges Ziel von Anreizsystemen 420
5. Lösung durch Entpersonalisierung und Kollektivierung der Anreize und Sanktionen? 422
VII. Die NSM unter notwendigem, aber nicht hinreichendem Gesetzesvorbehalt 423
VIII. Fazit: Die formelle wie materielle Verfassungswidrigkeit der NSM in den Gerichten 427
Schlußbemerkung 429
Zusammenfassung in Thesen 430
I. 430
II. 431
III. 433
IV. 435
V. 438
VI. 439
VII. 443
Literaturverzeichnis 444
Verzeichnis der nachgewiesenen Internetpublikationen 490
Sachverzeichnis 491