Die Konkurrenz zwischen dem Strafverfahren und dem anwaltsgerichtlichen Verfahren in gleicher Sache
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Die Konkurrenz zwischen dem Strafverfahren und dem anwaltsgerichtlichen Verfahren in gleicher Sache
als Beispiel für die Disziplinarverfahren der freien Berufe
Schriften zum Strafrecht, Vol. 165
(2005)
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Abstract
Inwieweit konkurrieren anwaltsgerichtliche Verfahren und Strafverfahren in gleicher Sache miteinander?Tobias Wagner untersucht zum einen, welchem Verfahren grundsätzlich und im Einzelfall der Vorrang gewährt werden soll. Bei der Betrachtung der Teilüberschneidung von anwaltsgerichtlichem und Strafverfahren wird auch auf den Begriff der "einheitlichen Pflichtverletzung" des § 113 Abs. 1 BRAO eingegangen. Zum anderen prüft er, ob ein Nebeneinander von anwaltsgerichtlichem und Strafverfahren (verfassungs-)rechtlich möglich, aber auch praktisch sinnvoll ist. Dabei legt er dar, welche Wirkungen das Strafverfahren hinsichtlich Tatsachenfeststellungen und Urteil auf das anwaltsgerichtliche Verfahren auslöst und ob andere Verfahrensabschlüsse (z. B. § 153a StPO) gleiche Wirkung auslösen können.Aufgrund der Ähnlichkeit anderer berufsgerichtlicher Verfahrensvorschriften können die gefundenen Ergebnisse auch auf jene entsprechend angewendet werden.Ausgezeichnet mit dem Förderpreis der Schmitz-Nüchterlein-Stiftung 2005.
Table of Contents
Section Title | Page | Action | Price |
---|---|---|---|
Vorwort | 7 | ||
Inhaltsverzeichnis | 9 | ||
Einleitung | 15 | ||
A. Problemstellung | 15 | ||
B. Gegenstand und Verfahrensweise der Untersuchung | 16 | ||
C. Praktische Bedeutung | 17 | ||
1. Kapitel: Geschichte und Zweck des anwaltsgerichtlichen Verfahrens | 20 | ||
A. Historische Entwicklung der Advokatur und des berufsgerichtlichen Verfahrens für Rechtsanwälte in Deutschland seit dem 19. Jahrhundert | 20 | ||
I. Die Advokatur und die berufsständische Disziplinargewalt vor 1879 | 20 | ||
II. Die Rechtsanwaltsordnung vom 1. Juli 1878 und die Entwicklung nach 1879 | 24 | ||
III. Die Ehrengerichtsbarkeit von 1933 bis 1945 | 28 | ||
IV. Die Entwicklung in der Nachkriegszeit und die BRAO von 1959 | 31 | ||
V. Vom Ehrengericht zum Anwaltsgericht | 35 | ||
B. Schutzzweck des anwaltsgerichtlichen Verfahrens | 36 | ||
2. Kapitel: Der Grundsatz des Vorrangs des Strafverfahrens | 38 | ||
A. Die Systematik der §§ 115b, 118 BRAO | 38 | ||
B. Gründe für den Vorrang des Strafverfahrens | 39 | ||
C. Ausnahmen | 43 | ||
D. Annex: „Dasselbe Verhalten“ gem. §§ 115b S. 1, 118 I S. 1 BRAO | 45 | ||
I. Der strafprozessuale Tatbegriff | 46 | ||
II. Vergleich mit der einheitlichen anwaltlichen Pflichtverletzung der BRAO | 48 | ||
3. Kapitel: Der chronologische Vorrang des Strafverfahrens | 49 | ||
A. Die Tatbestandsalternativen der §§ 118 Abs. 1 S. 1 und 2 BRAO | 49 | ||
I. § 118 Abs. 1 S. 1 BRAO | 49 | ||
II. § 118 Abs. 1 S. 2 BRAO | 50 | ||
B. Folgen der Nichtbeachtung des Aussetzungszwanges | 50 | ||
C. § 118 Abs. 1 S. 3 BRAO | 53 | ||
I. Die gesicherte Sachaufklärung | 53 | ||
II. § 118 Abs. 1 S. 3 2. Alt. BRAO | 54 | ||
III. § 118 Abs. 4 BRAO als „Korrektiv“ | 54 | ||
D. Überlappung von strafprozessualer Tat und einheitlicher anwaltlicher Pflichtverletzung mangels Sachverhaltsidentität | 55 | ||
I. Relevanz des Vorrangs des Strafverfahrens | 56 | ||
II. Relevanz des Einheitsprinzips | 57 | ||
1. Das Einheitsprinzip nach bisheriger Auffassung | 57 | ||
2. Grenzen des Einheitsprinzips nach bisheriger Auffassung | 58 | ||
a) Einschränkung wegen sonst unhaltbarer Ergebnisse | 58 | ||
b) Definition der einheitlichen Pflichtverletzung über „judikativen Akt“ | 59 | ||
c) Wortlautargument | 60 | ||
d) Gewohnheitsrechtliche Entwicklung | 60 | ||
e) Konzentration berufsrechtlicher Reaktionen | 61 | ||
3. Kritik und Vergleich mit der „Einheitssanktion“ | 61 | ||
a) Konsequenz der Aufgabe des Einheitsprinzips | 62 | ||
aa) Unterschied zwischen Einheitspflichtverletzung und Einheitssanktion | 62 | ||
bb) Praxisrelevanz des Unterschieds | 63 | ||
(1) Materiellrechtlich | 63 | ||
(2) Gleichzeitige Aburteilung beruflicher und außerberuflicher Pflichtverletzungen | 63 | ||
b) Lösung von bestehenden Problemen durch die Einheitssanktion | 65 | ||
aa) Verjährung | 65 | ||
bb) Rückwirkungsverbot | 66 | ||
cc) Wiederaufnahme | 67 | ||
dd) Urteilstenorierung | 68 | ||
ee) Prozeßökonomie | 69 | ||
4. Abkehr von der einheitlichen Pflichtverletzung | 70 | ||
5. Konsequenz | 71 | ||
III. Relevanz des Beschleunigungsgebotes | 72 | ||
IV. Lösung des Konflikts | 76 | ||
1. Aussetzung auch der strafrechtlich irrelevanten Teile zugunsten des Einheitsprinzips | 77 | ||
2. Abtrennung der strafrechtlich irrelevanten Teile in ein separates Verfahren zugunsten des Beschleunigungsgebots | 78 | ||
3. Weiterverhandlung der strafrechtlich irrelevanten Teile unter Teilaussetzung der strafrechtlich relevanten als Kompromiß | 81 | ||
a) Grundsatz | 81 | ||
b) Aber: Einfluß der Konzentrationsmaxime, § 229 StPO | 81 | ||
c) Konsequenz | 82 | ||
aa) Teleologische Reduktion des § 118 Abs. 1 BRAO | 82 | ||
bb) Praxisrelevanz | 83 | ||
4. Ergebnis | 84 | ||
4. Kapitel: Doppelbewertung desselben Verhaltens und der (positive und negative) disziplinäre Überhang | 85 | ||
A. Die Verfassungskonformität der anwaltsgerichtlichen Ahndung nach strafgerichtlicher Verurteilung | 85 | ||
I. Das Absehen von anwaltsgerichtlichen Ahndungen im Hinblick auf den Grundsatz ne bis in idem | 86 | ||
1. Historische Auslegung und Entstehungsgeschichte des Art. 103 Abs. 3 GG | 87 | ||
2. Auslegung nach dem Normzweck des Art. 103 Abs. 3 GG | 88 | ||
a) Unterschiedliche Funktion und Zielrichtung von Strafe und anwaltsgerichtlicher Maßnahme – Begriff der „allgemeinen Strafgesetze“ in Art. 103 Abs. 3 GG | 88 | ||
b) Bedürfnis getrennter staatlicher Reaktion auf das jeweilige Unrecht | 90 | ||
c) Auch: Konsequenz aus der Annahme eines Verstoßes gegen Art. 103 Abs. 3 GG | 93 | ||
d) Zwischenergebnis | 94 | ||
II. Die Parallelsanktionierung im Lichte sonstiger Verfassungsgrundsätze | 94 | ||
III. Zusammenfassung | 96 | ||
B. Begriffsbestimmung von „Strafe“ und „Ordnungsmaßnahme“ gem. § 115b BRAO | 96 | ||
I. Strafe | 97 | ||
II. Ordnungsmaßnahme | 97 | ||
III. Auflagen und Weisungen nach § 153a StPO und die analoge Anwendung des § 115b BRAO | 98 | ||
1. Planwidrige Regelungslücke | 98 | ||
2. Vergleichbare Interessenslage | 99 | ||
a) Strafcharakter der Auflagen und Weisungen? | 99 | ||
b) Sanktioneller Charakter | 100 | ||
c) Der sanktionelle Charakter der einzelnen Auflagen und Weisungen des § 153a Abs. 1 StPO | 102 | ||
3. Vergleichbarkeit zwischen den von § 115b BRAO umfaßten Sanktionen und den Auflagen und Weisungen des § 153a StPO | 102 | ||
a) Beurteilung anhand des Sinns des § 115b BRAO | 102 | ||
b) Schluß „a majore ad minus“ | 103 | ||
4. Zwischenergebnis | 104 | ||
IV. Die analoge Anwendung anderer Sanktionen | 104 | ||
V. Ausländische Maßnahmen | 106 | ||
1. Grundsatz | 106 | ||
2. Beschränkung durch gemeinschaftsrechtliche Bestimmungen? | 108 | ||
a) Relevante Bestimmungen | 108 | ||
b) Vergleichbarkeit der Vorschriften | 109 | ||
c) Art. 54 SDÜ als Doppelbestrafungsverbot für das anwaltsgerichtliche Verfahren? | 110 | ||
d) Auslegung des Art. 54 SDÜ | 110 | ||
C. Gründe für eine zusätzliche anwaltsgerichtliche Ahndung (positiver disziplinärer Überhang, § 115b BRAO) | 113 | ||
I. Die Beurteilung des disziplinären Überhangs | 114 | ||
1. Beurteilung anhand der vorherigen unzureichenden Pflichtenmahnung | 114 | ||
a) Fallgruppen bei berufsinternen Pflichtverletzungen | 116 | ||
2. Beurteilung anhand der vorherigen ungenügenden Wahrung des Ansehens der Anwaltschaft | 117 | ||
a) Grundsatz | 118 | ||
b) Bewertung der vorausgegangenen Sanktion des Strafverfahrens | 118 | ||
3. Außerberufliche Pflichtverletzungen | 119 | ||
4. Notwendigkeit der Einzelfallentscheidung | 120 | ||
II. Der „Sonderfall“ des § 115b S. 2 BRAO | 120 | ||
D. Der Einfluß einer anwaltsgerichtlichen Maßnahme auf ein späteres Strafurteil | 122 | ||
I. Problemaufriß | 122 | ||
II. Lösungsansätze | 123 | ||
1. Anrechnung über § 51 StGB? | 123 | ||
2. Anrechnung über die Strafzumessung | 124 | ||
3. Regelung im Beamtendisziplinarrecht als Vorbild | 124 | ||
E. Anwaltsgerichtliche Ahndung trotz Freispruchs im Strafverfahren (negativer disziplinärer Überhang, § 118 Abs. 2 BRAO) | 125 | ||
I. Systematik und Vergleichbarkeit von § 115b und § 118 Abs. 2 BRAO | 125 | ||
1. Gesetzessystematischer Unterschied oder historische Entwicklung? | 125 | ||
2. Unterschied in Wertung und Zweck | 126 | ||
3. Gemeinsamkeit: Behandlung eines disziplinären „Restes“ | 127 | ||
4. Fazit | 127 | ||
II. Der Tatbestand des § 118 Abs. 2 BRAO | 128 | ||
1. Dieselben Tatsachen | 128 | ||
2. Freispruch im vorausgehenden Verfahren | 129 | ||
a) Grundsatz | 129 | ||
b) Vergleichbare strafprozessuale Verfahrensbeendigungen | 129 | ||
aa) Staatsanwaltschaftliche Beschlüsse | 129 | ||
bb) Gerichtliche Entscheidungen | 132 | ||
(1) Nichteröffnungsbeschluß, § 204 StPO | 132 | ||
(2) Gerichtliche Einstellung | 133 | ||
(3) Irrtümlicher (fehlerhafter) Freispruch | 135 | ||
α) Formell fehlerhafter Freispruch | 135 | ||
β) Materiell (offensichtlich) fehlerhafter Freispruch | 136 | ||
(4) Freispruch wegen strafrechtsspezifischer Gründe | 139 | ||
(5) Freispruch in ausländischen Strafverfahren | 143 | ||
α) Grundsatz | 143 | ||
β) Einschränkung durch das Gemeinschaftsrecht | 144 | ||
γ) Ausnahme: Straftat im Ausland begangen und dort nicht strafbar? | 145 | ||
cc) Zusammenfassung | 145 | ||
III. Folge des § 118 Abs. 2 BRAO: Prozeßhindernis oder „negativer“ disziplinärer Überhang | 146 | ||
1. Grundsatz | 146 | ||
2. „Negativer“ disziplinärer Überhang | 147 | ||
3. Wirkung eines strafgerichtlichen Freispruchs nach anwaltsgerichtlicher Verurteilung | 148 | ||
a) Ausgangssituation | 148 | ||
b) Lösung de lege lata: Analoge Anwendung von § 118 Abs. 4 BRAO | 149 | ||
aa) Vergleichbare Interessenslage | 149 | ||
c) Lösung de lege ferenda: Ergänzung des § 118 Abs. 4 BRAO | 150 | ||
F. Bewertung des disziplinären Überhangs bei Überlappung der strafrechtlich und anwaltsgerichtlich zu ahndenden Taten | 151 | ||
I. Bewertung des positiven disziplinären Überhangs | 151 | ||
II. Bewertung des negativen disziplinären Überhangs | 152 | ||
G. Bindung des Anwaltsgerichts an tatsächliche Feststellungen im Strafverfahren (§ 118 Abs. 3 BRAO) | 153 | ||
I. Geschichte und Zweck | 153 | ||
1. Geschichte | 153 | ||
2. Zweck des § 118 Abs. 3 BRAO | 154 | ||
II. Reichweite der Bindungswirkung | 155 | ||
1. Grundsatz | 155 | ||
2. Begriff des „Urteils im Strafverfahren“ | 156 | ||
a) Urteil nach § 267 Abs. 4 StPO | 156 | ||
b) Urteil im Privatklageverfahren | 157 | ||
c) Ausländisches Urteil | 159 | ||
d) Strafbefehlsverfahren | 160 | ||
e) Bindung an Einstellungsbeschlüsse | 163 | ||
f) Einstellung nach Rechtsmittelbeschränkung auf das Strafmaß | 163 | ||
g) Beschluß nach § 371 Abs. 2 StPO | 164 | ||
h) Fazit | 165 | ||
3. Begriff der „urteilsberuhenden tatsächlichen Feststellungen“ | 165 | ||
III. Die anwaltsgerichtliche Lösung von der Bindung gem. § 118 Abs. 3 S. 2 BRAO | 166 | ||
1. Grundsatz | 166 | ||
2. Begriff des „Zweifels an der Richtigkeit“ | 166 | ||
3. Verfahren | 168 | ||
4. Ausnahme vom Lösungsbeschluß: Vorrang der innerprozessualen Bindung vor § 118 Abs. 3 BRAO | 170 | ||
5. Kapitel: Ergebnisse und Schlußbetrachtung | 172 | ||
A. Ergebnisse | 172 | ||
B. Zusammenfassende Schlußbetrachtung | 180 | ||
Schrifttumsverzeichnis | 182 | ||
Sachwortverzeichnis | 187 |