Beteiligung bei Fahrlässigkeit
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Beteiligung bei Fahrlässigkeit
Ein Beitrag zur Verhaltenszurechnung bei gemeinsamem Handeln
Schriften zum Strafrecht, Vol. 175
(2006)
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Abstract
Wie lassen sich Selbstverantwortung und Akzessorietät als Zurechnungsprinzip vereinbaren? Worin liegt der Zurechnungsgrund bei gemeinsamem Handeln? Inwiefern wirkt sich die Arbeitsteilung entlastend oder belastend in bezug auf den einzelnen aus? Diese und andere Fragen der strafrechtlichen Beteiligungslehre behandelt Alex van Weezel aus einer Perspektive, die der Eigenart der Verhaltenszurechnung bei gemeinsamem Handeln durch einen normativen Begriff der Akzessorietät gerecht werden will.Der Vorschlag stellt auf einen normativen, von der Unterscheidung zwischen Vorsatz- und Fahrlässigkeitstaten unabhängigen Einheitsbeteiligtenbegriff ab und bleibt sowohl den nicht-akzessorischen wie den subjektiven Begründungen strafrechtlicher Mitverantwortung fern. Die Folgerungen seiner Auffassung zieht der Autor für den kontroversen Unterlassungsbereich, für die Gremienentscheidungen und die arbeitsteilige Begehung sowie bezüglich der strafbaren Hilfeleistung.
Table of Contents
Section Title | Page | Action | Price |
---|---|---|---|
Vorwort | 5 | ||
Inhaltsverzeichnis | 7 | ||
Erster Teil: Einleitung: Vorgaben, Gang der Untersuchung und Darstellung des Ausgangspunkts | 13 | ||
A. Gang der Untersuchung | 13 | ||
B. Ausgangspunkt: Mittäterschaft bei Delikten kraft Organisationszuständigkeit | 20 | ||
I. Tatherrschaft als Faktum: Die Übertragung des Einzeltäter-Paradigmas auf den Bereich des gemeinsamen Handelns | 22 | ||
1. Verbleibende Probleme | 23 | ||
a) Der gemeinsame Tatentschluß | 23 | ||
aa) Exzeß | 25 | ||
bb) Sukzessive Mittäterschaft | 26 | ||
cc) Versuchsbeginn | 27 | ||
b) Das Problem des Wachestehens | 29 | ||
c) Das Problem der Mitwirkung im Vorbereitungsstadium | 30 | ||
2. Tatherrschaft als faktische Herrschaft | 32 | ||
II. Das Problem des gemeinsamen Handelns | 35 | ||
1. Gemeinsamer Tatentschluß als Grundlage eines Kollektivs | 36 | ||
2. Das Zurechnungsprinzip Gesamttat | 40 | ||
3. Ein Gesamtsubjekt? Eine neue Fragestellung | 42 | ||
4. Kollektive Pflichtverletzung | 44 | ||
a) Beteiligung als Zurechnungsfrage | 45 | ||
b) Zurechenbarkeit der Tatbestandsverwirklichung | 46 | ||
c) Tatbestandsverwirklichung als Zurechnungsgegenstand | 50 | ||
d) Zuständigkeitsbegründende Mitgestaltung | 56 | ||
e) Gestaltungsquanten | 60 | ||
III. Zusammenfassung und Ausblick | 67 | ||
Zweiter Teil: Beteiligung im Fahrlässigkeitsbereich Kritische Darstellung des Diskussionsstandes | 69 | ||
A. Beteiligung im Fahrlässigkeitsbereich | 69 | ||
I. Die sogenannte fahrlässige Beteiligung an vorsätzlicher Tat | 69 | ||
1. Zur unterschiedlichen Entwicklung im Begehungs- und im Unterlassungsbereich | 69 | ||
2. Regreßverbot und subjektive Zurechnung in der Auffassung Roxins | 73 | ||
3. Zwischenergebnis: Zum Einheitstäterbegriff im Fahrlässigkeitsbereich | 77 | ||
II. Die (verdeckte) vorsätzliche Beteiligung an fahrlässiger Tat | 79 | ||
1. Die Normativierung der Grenzen zwischen mittelbarer (Allein-)Täterschaft und Beteiligung | 80 | ||
2. Vervollständigung der Normativierung | 83 | ||
a) Funktionsbedingte Erheblichkeit der Kenntnisse (Unterscheidung zwischen Irrtum und Unwissenheit) | 84 | ||
b) Reichweite des Vorwurfs | 88 | ||
c) Notwendige Normativierung und extensive Norminterpretation beim Kenntnisprinzip | 92 | ||
3. Anwendung auf die Problematik der gemeinsamen Zuständigkeit | 94 | ||
4. Ergebnis | 100 | ||
5. Vermeidbarkeit: Ihr Gegenstand und ihre Funktion bei der objektiven Zurechnung | 103 | ||
III. Mitwirkung mehrerer fahrlässig handelnder bzw. unterlassender Personen | 106 | ||
1. Das Dogma des Einheitstäterbegriffs und die sog. Einheitstäterlösung für das Problem der Mittäterschaft im Fahrlässigkeitsbereich | 107 | ||
a) Einheitstäterbegriff und Zurechnungslehre | 107 | ||
b) Die sog. „Einheitstäterlösung“ auf kausaler Basis | 115 | ||
aa) Kausalität und Zurechnung qua Beteiligung | 116 | ||
bb) Kausale Zurechnung und Täterbegriff | 119 | ||
cc) Kausalität für die Gefährdung | 123 | ||
dd) Zusammenfassung | 123 | ||
2. Die Statuierung einer Garantenpflicht und ihre verwandte Erscheinung, die Sorgfaltspflichtverletzung | 125 | ||
a) Die „Unterlassungslösung“ | 125 | ||
b) Die „Jedermannssorgfaltspflicht“ | 127 | ||
3. Umdenken der Kausalitätslehren | 130 | ||
a) Lösung durch kumulative Kausalität? | 130 | ||
b) Die „Gesamtunterlassung“ | 132 | ||
B. Gemeinschaftliche Gefahrbegründung | 133 | ||
I. Grundzüge der gegenwärtigen Lehre | 133 | ||
1. Beiträge zu einem Gesamtereignis: erste Vereinfachung der Zurechnung | 136 | ||
2. Einheit der Gefahrbegründung | 138 | ||
3. Verzicht auf die Einzelkausalität: zweite Vereinfachung der Zurechnung | 140 | ||
4. Beteiligung an der Gefährdung und Beteiligung an der Tatbestandsverwirklichung | 141 | ||
5. Zwischenergebnis | 143 | ||
II. Ergänzungen und Korrekturen: Die Entwicklung der Lehre der gemeinschaftlichen Gefahrbegründung | 144 | ||
1. Fahrlässiges notwendiges Zusammenwirken | 145 | ||
2. Gemeinsame „Steuerbarkeit“ des gefahrbegründenden Geschehens | 151 | ||
3. Von der Steuerbarkeit (bzw. Beherrschbarkeit) des Geschehens zur Verantwortung für die fehlerhafte Steuerung | 155 | ||
a) Die Risikoverbundenheit in der Auffassung Exners | 155 | ||
b) Die Arbeitsteilung bei Stratenwerth | 157 | ||
c) Der „normative“ Lösungsweg Ottos | 159 | ||
4. Autonomes Setzen der letzten Ursache | 161 | ||
5. Gleichartige Pflichtenstellung | 168 | ||
Dritter Teil: Verhaltenszurechnung bei gemeinsamem Handeln | 171 | ||
A. Individuelle Vermeidbarkeit und Beteiligungsverhältnis | 171 | ||
I. Reine Vermeidbarkeit | 171 | ||
II. Mittäterschaft bei unterschiedlicher Art der individuellen Vermeidbarkeit | 175 | ||
1. Die Trennung von „Wille“ und „Vorsatz“ | 177 | ||
2. Die Lehre der gemeinschaftlichen Gefahrbegründung | 179 | ||
3. Was ist das Ganze? Wann ist vom gleichen Delikt die Rede? | 181 | ||
4. Die Lehre der Gesamttat | 183 | ||
5. Strafbarkeit aufgrund desselben Delikts? | 185 | ||
III. Mittäterschaft bei erfolgsqualifizierten Delikten | 186 | ||
B. Normative Gemeinsamkeit | 191 | ||
I. Beteiligung als gemeinsame Zuständigkeit für das tatbestandsmäßige Verhalten | 193 | ||
1. Kausalitätsprobleme und kausal orientierte Lösungsansätze | 193 | ||
a) Beteiligung und Überbedingtheit des Erfolgs | 195 | ||
b) Normativierung des Kausalitätserfordernisses | 198 | ||
2. Zur Bedeutung der Gemeinsamkeit: Beteiligung als Zuständigkeit für dasselbe Risiko? | 200 | ||
II. Der Lösungsansatz | 203 | ||
C. Normative Gemeinsamkeit nach Fallgruppen | 209 | ||
I. Normative Gemeinsamkeit im Unterlassungsbereich | 209 | ||
a) Die Verkehrssicherungspflichten | 211 | ||
b) Zuständigkeit für das (erlaubte) „Sonderrisiko“ | 214 | ||
c) Gemeinsame Inanspruchnahme eines Sonderrisikos | 216 | ||
1. Gemeinsame Verantwortung für die Verwaltung eines Sonderrisikos | 218 | ||
a) Vertrauensgrundsatz und Gemeinsamkeit | 218 | ||
aa) Zum allgemeinen Inhalt des Vertrauensgrundsatzes | 219 | ||
bb) Zur Grenze zwischen alleiniger und gemeinschaftlicher Verantwortung | 222 | ||
b) Befreiung von der Sicherungspflicht durch Überlassung der Gefahrenquelle? | 224 | ||
c) Formen der Überlassung | 225 | ||
aa) Endgültige Veräußerung der Gefahrenquelle | 225 | ||
bb) Vorübergehende Überlassung der Gefahrenquelle | 226 | ||
cc) Beauftragung mit der Verwaltung eines Risikos innerhalb des eigenen Organisationskreises | 230 | ||
(1) Der Grund für die gemeinsame Zuständigkeit | 231 | ||
(2) Verantwortungsaufteilung und Verantwortungsvervielfältigung | 234 | ||
(3) Entlastende Wirkungen der Verantwortungsaufteilung (insbesondere zum Einsatz von Sonderwissen) | 235 | ||
d) Handeln in fremder Organisation und Beteiligungsverhältnis am Beispiel der am Bau Beteiligten | 238 | ||
e) Die Funktion des § 14 StGB beim Handeln in fremder Organisation | 242 | ||
2. Gemeinsame Verantwortung für den Mißbrauch sicherungspflichtiger Gegenstände | 247 | ||
a) Kontextuale Bestimmung der Pflichtverletzung | 249 | ||
b) Der Zurechnungszusammenhang im Aufbau des Beteiligungsverhältnisses | 251 | ||
c) Ergebnis: Funktion und Grenzen der Standardisierung des Beteiligungsverhältnisses | 255 | ||
3. Gemeinschaftliche Rettungspflicht | 258 | ||
a) Retter und ein Sonderrisiko beanspruchender Geretteter | 258 | ||
b) Deliktsermöglichendes oder -erleichterndes Nichtstun oder Weggehen | 260 | ||
4. Zwischenergebnis und Folgerungen für die Rechtsfindung | 263 | ||
a) Zum normativen Charakter der Beteiligung | 263 | ||
b) Folgerungen für die Rechtsfindung: der Schachtfall | 265 | ||
II. Gemeinsame Verantwortung der Mitglieder eines Gremiums | 268 | ||
1. Die Lederspray-Entscheidung | 268 | ||
a) Der Sachverhalt und die Entscheidung | 268 | ||
b) Die Begründung des BGH | 269 | ||
2. Die gemeinsame Zuständigkeit der Geschäftsführer | 271 | ||
3. Einzelfragen | 277 | ||
a) Probleme der Mitwirkung an einer Kollegialentscheidung | 277 | ||
b) Mitwirkung in trennender, hierarchisch verwirklichter Arbeitsteilung | 280 | ||
c) Mittelbare Täterschaft | 282 | ||
d) Mitwirkung in trennender, nicht hierarchisch verwirklichter Arbeitsteilung: „Neutrale“ Handlungen als Beihilfe? | 282 | ||
4. Rückblickende Bemerkungen | 285 | ||
III. Normative Gemeinsamkeit beim Begehungsdelikt | 286 | ||
1. Folgen der Gleichstellung für die Beteiligungslehre | 286 | ||
2. Arbeitsteilung als ambivalentes Phänomen | 288 | ||
3. Hierarchische Arbeitsteilung und Sonderwissen | 292 | ||
a) Das Wissen, das zum verbindenden Kontext gehört | 292 | ||
b) Hierarchie und Verantwortungsbereiche | 295 | ||
c) Fazit | 296 | ||
4. Nicht hierarchisch verwirklichte Arbeitsteilung: normative Isolierung des gemeinschaftlich beanspruchten Sonderrisikos | 297 | ||
5. Normativ definierte Arbeitsteilung | 299 | ||
a) Gemeinsame Zuständigkeit für ein Grundrisiko und kontextuelle Einbeziehung: erster Beispielsfall | 300 | ||
b) Kontextuelle Einbeziehung trotz unvereinbarer subjektiver Zielsetzungen: zweiter Beispielsfall | 302 | ||
6. Folgerungen für die Rechtsfindung: Roxins „Patronenfall“ | 304 | ||
IV. Normative Gemeinsamkeit im Fall der Beihilfe | 306 | ||
1. Physische Beihilfe bedarf keiner Verabredung | 307 | ||
a) Voraussetzungen der Akzessorietät | 307 | ||
aa) Zunehmende Normativierung | 307 | ||
bb) Akzessorietät der Mittäterschaft | 310 | ||
b) Die Solidarisierungstheorien | 312 | ||
aa) Das Erfordernis eines Beistandspaktes | 312 | ||
bb) Kritik: Verselbständigung des Unrechts der Beihilfe | 313 | ||
cc) Wechselseitige Solidarisierung bei der Mittäterschaft? | 316 | ||
2. Akzessorietät als objektive Sinnzusammengehörigkeit der Verhaltensweisen | 317 | ||
aa) Über den fördernden Sinn des Beitrags | 318 | ||
bb) Der Lösungsansatz Frischs | 320 | ||
cc) Kritik an der Lösung Frischs | 322 | ||
dd) Ergebnis | 325 | ||
ee) Der Sinn des „geförderten“ Beitrags | 326 | ||
3. Mitgestaltung des tatbestandsmäßigen Verhaltens: Über die sog. „Kausalität der Beihilfe“ | 328 | ||
a) Das Erfolgskausalitätserfordernis nach herkömmlicher Lehre | 329 | ||
aa) Kausalität für die „Modalität der Handlung“ | 330 | ||
bb) Risikoherhöhung? | 331 | ||
b) Die eigene Ansicht | 332 | ||
c) Die Bedeutung der Förderungsformel des RG | 335 | ||
d) Folgerungen | 339 | ||
aa) Verwirklichte Gestaltung | 339 | ||
bb) Einheitlichkeit des Risikos und hypothetische Kausalverläufe | 343 | ||
cc) Ex-ante-Urteil | 343 | ||
dd) Gestaltung als Sinnausdruck | 344 | ||
ee) Anwendung auf die Mittäterschaft | 349 | ||
V. Rekapitulation | 352 | ||
1. Das Gestaltungserfordernis | 352 | ||
2. Der Begriff der Ausführung | 354 | ||
a) Normativer Begriff der Ausführung | 354 | ||
b) Die Straftat, an der die Akteure sich beteiligen | 356 | ||
3. Rückblick: Die subjektive Seite des Beteiligungsverhältnisses | 360 | ||
VI. Beteiligungsvorschriften und Strafbarkeit der Beteiligung im Fahrlässigkeitsbereich | 363 | ||
1. Erste Möglichkeit: § 25 Abs. 2 StGB erfaßt die fahrlässige Mittäterschaft | 363 | ||
2. Zweite Möglichkeit: Beteiligung im Fahrlässigkeitsbereich ist nicht ausdrücklich normiert | 366 | ||
Zusammenfassung | 368 | ||
Literaturverzeichnis | 375 | ||
Sachregister | 393 |