Der Rückerwerb eigener Aktien in der Weltwirtschaftskrise 1929 - 1931
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Der Rückerwerb eigener Aktien in der Weltwirtschaftskrise 1929 - 1931
Eine Untersuchung zu den Hintergründen und Zielen der Notverordnung des Reichspräsidenten vom 19. September 1931
Schriften zur Rechtsgeschichte, Vol. 115
(2004)
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Abstract
Mit der Arbeit stellt die Verfasserin die gegenwärtige Diskussion um eine weitergehende Liberalisierung des Rückerwerbs eigener Aktien (§ 71 AktG) auf eine sichere rechtshistorische Grundlage. Anhand von bisher teilweise noch unveröffentlichten Originaldokumenten rekonstruiert sie die Vorgänge, die letztlich zur Notverordnung über Aktienrecht, Bankenaufsicht und eine Steueramnestie vom 19. September 1931 geführt haben. Dabei stellt sie unter anderem die schicksalhaften Aktienrückkäufe und Bilanzierungspraktiken der Schultheiss-Patzenhofer AG, der I.G. Farbenindustrie, der Frankfurter Allgemeinen Versicherungs-AG und der Deutschen Bank und Disconto-Gesellschaft dar, wobei deutlich wird, dass diese ihre Aktien keineswegs nur zu Spekulationszwecken und zur Kurspflege zurückerworben haben, sondern vor allem, um ihr Kapital in wirtschaftlich schweren Zeiten auf einfache Weise herabsetzen zu können.Anschaulich zeichnet Reni Maltschew den Weg vom Aktienrechtsentwurf 1930 bis zur Notverordnung nach und untersucht, welchen Einfluss die verschiedenen Geschehnisse, insbesondere die Bankenkrise von 1931, auf die Entstehung bis heute erhalten gebliebener Tatbestände hatten. Schließlich geht sie auch auf Zwangslagen und Handlungsspielräume des Reichskanzlers Brüning ein und leistet damit einen Beitrag zur sogenannten Borchardt-Holtfrerich-Kontroverse. Im Ergebnis wird deutlich, warum die in der Weltwirtschaftskrise gemachten Erfahrungen einer Liberalisierung des Erwerbs eigener Aktien, insbesondere einer Ausweitung der 10 %-Höchstgrenze, nicht entgegenstehen.Die Arbeit wurde ausgezeichnet mit dem Wolf-Rüdiger-Bub-Preis 2003/2004.
Table of Contents
Section Title | Page | Action | Price |
---|---|---|---|
Vorwort | 5 | ||
Inhaltsverzeichnis | 7 | ||
Abkürzungsverzeichnis | 10 | ||
A. Einführung | 13 | ||
B. Rahmenbedingungen der Notverordnung vom 19.9.1931 | 18 | ||
I. Der wirtschaftspolitische Kontext | 18 | ||
1. Die schwierige innenpolitische Lage | 19 | ||
2. Die Weltwirtschaftskrise | 20 | ||
a) Ursachen der Weltwirtschaftskrise | 20 | ||
b) Deutschlands spezifische Situation | 22 | ||
aa) Reparationen und Schuldverpflichtungen | 23 | ||
bb) Abziehen der Kredite | 24 | ||
cc) Kapitalflucht | 25 | ||
dd) Die Bankenkrise | 25 | ||
(1) Ursachen der Bankenkrise | 27 | ||
(2) Massive Aktienrückkäufe der Großbanken | 28 | ||
3. Aktienrückkäufe der Unternehmen und Skandale in der Wirtschaft | 30 | ||
a) Aktienrückkäufe und ihre Motive | 30 | ||
b) Einzelne Unternehmensbeispiele | 34 | ||
aa) Der Zusammenbruch der Frankfurter Allgemeinen Versicherungs-AG (Favag) | 34 | ||
bb) Die I.G. Farbenindustrie | 36 | ||
cc) Die Schultheiss-Patzenhofer AG | 38 | ||
dd) Die Daimler-Benz AG | 40 | ||
ee) Die Zuckerfabrik Glauzig AG | 42 | ||
ff) Die Rütgerswerke AG | 42 | ||
gg) Die Th. Goldschmidt AG | 42 | ||
4. Zwischenergebnis | 43 | ||
II. Die rechtsgeschichtliche Entwicklung des Erwerbsverbots bis 1930 | 44 | ||
1. Art. 215 Abs. 3 des Bundesgesetzes betreffend die Kommanditgesellschaften auf Aktien und die Aktiengesellschaften vom 11. Juni 1870 | 46 | ||
a) Motive für das Verbot | 46 | ||
b) Kritik seitens der Rechtswissenschaft | 48 | ||
2. Art. 215 d der Aktienrechtsnovelle vom 18. Juli 1884 | 51 | ||
3. Verbot des Rückerwerbs gemäß § 226 HGB von 1897 | 53 | ||
4. Entwurf eines Gesetzes über Aktiengesellschaften von 1930 | 55 | ||
a) Die Bedeutungslosigkeit des Erwerbs eigener Aktien zu Beginn der Arbeit an der Aktienrechtsreform | 55 | ||
b) § 56 HGB im Entwurf von 1930 | 56 | ||
5. Zusammenfassung der rechtlichen Entwicklung bis 1930 | 58 | ||
a) Rechtsdogmatische Gründe für ein Erwerbsverbot | 58 | ||
b) Übersicht über die Regelungen zum Rückerwerb eigener Aktien bis 1930 | 60 | ||
C. Vom Gesetzentwurf zur Notverordnung | 61 | ||
I. Reformvorschläge der Rechtswissenschaft | 61 | ||
1. Kritik an § 56 HGB im Entwurf von 1930 | 61 | ||
2. Die „Scheinkapitalherabsetzung“ der Deutschen Bank und Disconto-Gesellschaft | 62 | ||
II. Kommissarische Beratungen über den Gesetzentwurf von 1930 | 64 | ||
III. Für und Wider der Gesamtumsetzung der Aktienrechtsreform durch Notverordnung | 66 | ||
IV. Urteil des Landgerichts Chemnitz im Fall der Schubert & Salzer AG | 68 | ||
V. Gemeinsame Beratungen der Ressortchefs | 69 | ||
1. Vorschläge zur Neuformulierung von § 56 des Entwurfs von 1930 | 69 | ||
2. Ergebnis der Beratung | 71 | ||
3. Die Neuregelungen im Einzelnen | 72 | ||
a) Umwandlung der Soll-Vorschrift in eine Darf-Vorschrift | 72 | ||
b) Zulässigkeit des Rückkaufs zur Abwendung eines Schadens | 73 | ||
c) Rückerwerb eigener Aktien zur Einziehung | 74 | ||
d) Rechtsfolge bei Verstoß gegen das Erwerbsverbot | 74 | ||
e) Erwerb von Aktien durch die abhängige Gesellschaft | 75 | ||
VI. Zusammenbruch der Nordwolle AG | 77 | ||
VII. Liquidationsprobleme der Danatbank | 79 | ||
VIII. Entwurf einer Verordnung des Reichspräsidenten über Aktiengesellschaften und KGaA vom 17. Juli 1931 | 81 | ||
1. Zusammenfassung der Neuerungen im Juli-Entwurf | 82 | ||
2. Stellungnahme des Ministerialrats Wienstein | 83 | ||
3. Ministerbesprechung über den Verordnungsentwurf | 84 | ||
IX. Rundfunkrede des Reichskanzlers Brüning an das Volk | 86 | ||
X. Letzte Schritte auf dem Weg zur Notverordnung | 88 | ||
1. Aussprache über die Frage des Ankaufs eigener Aktien | 88 | ||
2. Notverordnung oder Vorlage an den Reichstag | 89 | ||
3. Entwurf einer Notverordnung vom 10. September 1931 | 91 | ||
a) Zulässigkeit des Erwerbs zur Abwendung eines „schweren“ Schadens | 93 | ||
b) Die 10%-Grenze | 95 | ||
c) Ruhen des Stimmrechts aus eigenen Aktien | 96 | ||
4. Ministerbesprechung vom 14. September 1931 | 99 | ||
5. Änderungen in letzter Minute | 100 | ||
a) Verfassungsmäßigkeit der Notverordnung? | 101 | ||
b) Verbot der Umgehung im Wege mittelbarer Stellvertretung | 102 | ||
c) Übernahme einer Kursgarantie: der Fall Rudolph Karstadt AG | 103 | ||
XI. Fazit | 106 | ||
D. Die Notverordnung vom 19.9.1931 | 108 | ||
I. Gelöste und ungelöste Probleme | 109 | ||
1. Das Verhältnis von § 226 zum Verbot der Einlagenrückgewähr in § 213 HGB | 109 | ||
2. Nicht ausdrücklich geregelte Ausnahmen vom Erwerbsverbot | 111 | ||
3. Auslegung der 10 %-Höchstgrenze in Abs. 1 Satz 1 | 113 | ||
4. Unterschiedliche Behandlung von Interimsscheinen und Aktien in Abs. 1 Satz 2 | 114 | ||
5. Rechtsfolgenprobleme | 115 | ||
a) Nichtigkeitsfolge auch für das schuldrechtliche Geschäft? | 115 | ||
b) Schadensersatzpflicht der Verwaltung | 116 | ||
6. Die Gleichstellung der Inpfandnahme in Abs. 3 | 117 | ||
7. Das Verhältnis von abhängiger und herrschender Gesellschaft in Abs. 4: Bestätigung der Einheitstheorie? | 118 | ||
II. Die Regelungsanliegen der Notverordnung | 119 | ||
1. Verschärfung der Verbotsbestimmung | 119 | ||
a) Schutz vor wirtschaftlichen Risiken | 119 | ||
b) Gläubiger- und Aktionärsschutz | 121 | ||
2. Anerkennung wirtschaftlicher Bedürfnisse | 124 | ||
3. Ausweitung der Publizitätspflichten | 125 | ||
4. Verstärkte Kontrolle der Unternehmensleitung | 125 | ||
a) Einführung der Pflichtprüfung | 125 | ||
b) Neugestaltung des Aufsichtsrates | 126 | ||
c) Verschärfung der Strafvorschriften | 127 | ||
5. Lösung bilanzrechtlicher Probleme | 128 | ||
III. Die weitere Entwicklung der Regelung über den Erwerb eigener Aktien bis zum AktG von 1937 | 130 | ||
1. Unmittelbare Reaktionen auf die Notverordnung | 130 | ||
a) Eingabe der Industrie- und Handelskammer zu Berlin | 130 | ||
b) Verordnung über Kapitalherabsetzungen in erleichterter Form vom 6.10.1931 | 132 | ||
c) Bericht des Reichsverbands der Deutschen Industrie | 134 | ||
d) Antrag Breitscheids zur Abänderung der Notverordnung | 134 | ||
e) Kritik der Rechtswissenschaft an der Notverordnung | 135 | ||
2. Wiederaufnahme der Arbeiten an der Aktienrechtsreform | 136 | ||
a) Beratung zum Aktienrückkauf in der ersten Lesung vom 21.9.1932 | 136 | ||
b) Die zweite Lesung vom 12.1.1933: vorläufiges Ende einer Diskussion | 137 | ||
c) § 64 im Aktiengesetzentwurf von 1935 | 138 | ||
3. Gesetz über den Erwerb eigener Aktien von 1936 | 140 | ||
4. Der Erwerb eigener Aktien nach dem Aktiengesetz von 1937 | 141 | ||
5. Auswirkung der Neuregelungen | 144 | ||
E. Die Notverordnung im Spiegel der Borchardt-Holtfrerich-Kontroverse | 145 | ||
I. Die Grundaussagen von Borchardt und Holtfrerich | 145 | ||
II. Übertragung der Fragestellung auf die Aktienrechtspolitik | 147 | ||
1. Das Hinauszögern der notwendigen Reform | 148 | ||
2. Chancen einer anderen Zinspolitik | 152 | ||
F. Zusammenfassung und Ausblick | 158 | ||
Quellen- und Literaturverzeichnis | 163 | ||
I. Verzeichnis der unveröffentlichten Quellen | 163 | ||
II. Verzeichnis der veröffentlichten Quellen | 167 | ||
III. Literaturverzeichnis | 168 | ||
Personenverzeichnis | 178 | ||
Sachwortregister | 182 |