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Symbolische Kommunikation vor Gericht in der Frühen Neuzeit

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Schulze, R. (Ed.) (2006). Symbolische Kommunikation vor Gericht in der Frühen Neuzeit. Duncker & Humblot. https://doi.org/10.3790/978-3-428-52037-4
Schulze, Reiner. Symbolische Kommunikation vor Gericht in der Frühen Neuzeit. Duncker & Humblot, 2006. Book. https://doi.org/10.3790/978-3-428-52037-4
Schulze, R (ed.) (2006): Symbolische Kommunikation vor Gericht in der Frühen Neuzeit, Duncker & Humblot, [online] https://doi.org/10.3790/978-3-428-52037-4

Format

Symbolische Kommunikation vor Gericht in der Frühen Neuzeit

Editors: Schulze, Reiner

Schriften zur Europäischen Rechts- und Verfassungsgeschichte, Vol. 51

(2006)

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Abstract

Der Wandel von symbolischen zu begrifflich-diskursiven Formen von Kommunikation wird häufig mit dem Übergang vom Mittelalter zur Moderne in Verbindung gebracht. Die Bewertung der Frühen Neuzeit als Epoche des langsamen Verschwindens symbolischer und ritueller Formen muss jedoch in Frage gestellt werden. Es ist vielmehr davon auszugehen, dass es sich nicht um ein Nachlassen, sondern um eine Funktionsveränderung handelte, die sich auf alle Felder sozialer Interaktion erstreckt hat.

Unter dieser Fragestellung untersuchen die Beiträge des Bandes, welche Unterschiede in der Bedeutung, den Ausdrucksmitteln und den Formen symbolischer Kommunikation vor Gericht in verschiedenen Herrschaftsgebieten und Regionen während der frühen Neuzeit bestanden. Die Untersuchungen konzentrieren sich auf drei Schwerpunkte im frühneuzeitlichen Gerichtsverfahren: Für die Mündlichkeit stellen sie bisherige Vorstellungen über die Formstrenge in Frage und analysieren Sprachhandlungen und Sprechformeln vor dem Hintergrund einer zunehmenden Professionalisierung und Verwissenschaftlichung des Rechts. Im Hinblick auf die Funktionen von Gesten und Symbolen analysieren sie die Prozesshandlungen und das Verhalten der Personen vor Gericht sowie den Gerichtsraum und dessen Abgrenzungen. Prozessuale Interaktion, das Zusammenwirken von Bild und Text sowie von Bild und Raum führen über die bisherigen ikonographischen Forschungen hinaus.

Der Band nimmt die spezifische Rationalität zeitlich unterschiedlicher Kommunikationsformen in den Blick. Er hinterfragt dabei die häufig vorgenommene Abgrenzung "irrationaler" symbolischer Formen der Kommunikation in der Vormoderne von einer diskursiven "rationalen" Kommunikation der Moderne kritisch. Beiträge aus acht europäischen Ländern sowie aus verschiedenen Disziplinen spiegeln den aktuellen Forschungsstand wider und geben Anregung zu weiterführenden historisch-vergleichenden Forschungen auf diesem Gebiet.

Table of Contents

Section Title Page Action Price
Vorwort 5
Inhaltsverzeichnis 7
Abbildungsverzeichnis 9
Reiner Schulze: Symbolische Kommunikation vor Gericht während der frühen Neuzeit in historisch-vergleichender Perspektive 13
I. Mittelalterliche Grundlagen 13
II. Wandel in der Neuzeit 15
III. Forschungsfragen zur frühen Neuzeit 18
IV. Untersuchungsfelder 21
Summary 24
A. Formen der Mündlichkeit im Gericht 27
Peter Oestmann: Erholung und Wandel am Ingelheimer Oberhof 29
I. Vorüberlegungen 29
II. Forschungsstand 30
III. Neun Fallstudien 32
1. Das Urteil von 1399 (Erler 148) 33
2. Das Urteil von 1405 (Erler 812) 34
3. Das Urteil von 1410 (Erler 1506) 35
4. Das Urteil von 1410 (Erler 1568) 38
5. Die Urteile vom Mai 1418 (Erler 2244–2246) 39
6. Das Urteil vom 1. Juli 1427 (Erler 2402) 42
7. Das Urteil vom 22. Juli 1427 (Erler 2405) 45
8. Das Urteil von 1430/31 (Erler III Beilage 1) 49
9. Das Urteil von 1442 (Loersch Nr. 90) 52
IV. Ergebnis 54
Summary 55
Franz-Josef Arlinghaus: Sprachformeln und Fachsprache. Zur kommunikativen Funktion verschiedener Sprachmodi im vormodernen Gerichtswesen 57
I. Einleitung 57
II. Sprachformeln, Wiederholungen und dialogische Struktur des Verfahrens: Das Kölner Hochgericht im 14. Jahrhundert 58
III. Funktionen des Formalismus: Zwei Thesen 61
IV. Ablösung der Sprachformeln durch die „Fachsprache“ – äquivalente Funktionen? Dritte These 67
V. Unterschiede zwischen Sprachformeln und Fachsprache – Ausblick 70
Summary 71
Claude Gauvard: Rituels et voix vive des avocats au Parlement de Paris dans les causes criminelles, à la fin du Moyen Âge 73
I. Parole des avocats et construction du déshonneur 75
II. Rites de négociation de la peine au tribunal 79
III. Rituels de restitution d’honneur et justice du roi 84
IV. Conclusion 90
Zusammenfassung 92
Bastiaan D. van der Velden: Der Gebrauch der Volkssprache vor Gericht im Niederländischen Friesland im 19. Jahrhundert 95
I. Einleitung 95
II. Sprachliche Situation in den Gerichten in Friesland im 19. Jahrhundert 96
III. Aufgrund von Zeitungsberichten gewonnener Eindruck über den Sprachgebrauch bei den Gerichtssitzungen 101
IV. Der Beginn des Streites um den Gebrauch des Friesischen im Amtsverkehr (1900–1933) 103
Summary 104
B. Gesten und Symbole im Gericht 105
Wolfgang Schild: Die Strafgerichtsverhandlung als Theater des Rechts 107
I. Handeln als „Theater“ 108
1. Theater als Schein oder Erscheinung 108
2. Alles Theater – oder was? 110
3. Theater als Zur-Erscheinung-Bringen 112
II. Theater als Zur-Erscheinung-Bringen der Rechtsvorstellung 115
1. Recht als Handeln oder gegenständliches Sollen 115
2. Theater des Rechts als rechtliches Handeln 117
III. Theater als Zur-Erscheinung-Bringen des guten alten Rechts 119
Summary 124
Lars Ostwaldt: Was ist ein Rechtsritual? 125
I. Einleitung 125
II. Entwicklung einer Definition vom Rechtsritual 126
1. Allgemeiner Sprachgebrauch 126
2. Performativität 127
a) Abgrenzung des Rechtsrituals von anderen Ritualen: Die Rechtswirkung 127
b) Abgrenzung des Rechtsrituals von anderen Rechtshandlungen: Der Formalismus 130
aa) Der Begriff des Formalismus 130
bb) Von der „Wirkform“ zur „Schutzform“ 132
c) Abgrenzung des Rechtsrituals von rein deklaratorischen Handlungen und Zeremonien: Die Konstitutivität 137
3. Symbolhaftigkeit 139
4. Zusammenfassung 143
III. Historische Verortung des Rechtsritualismus 143
1. Die Auffassung Peter A. Winns 144
2. Vertragsabschlüsse = Rechtsrituale? 146
a) Das Verhältnis von Wille und Erklärung 146
b) Der fehlende Formcharakter der Erklärung 150
3. Fazit 151
Summary 151
Clausdieter Schott: Die Sitzhaltung des Richters 153
I. Das Sitzen des Gerichts 153
II. Die Haltung beim Sitzen 156
III. Die Beinverschränkung 168
IV. Die Schwertpräsentation 176
V. Sitzhaltung und Rollenverständnis 182
Summary 186
Christiane Plessix-Buisset: Du surnaturel au rationnel aux XVIIe et XVIIIe siècles. Le rituel des gestes de l’épreuve du cadavre dans la procédure criminelle 189
I. L’épreuve du cadavre: Un moyen de preuve diversement reconnu 189
II. L’épreuve du cadavre en Bretagne: Du rituel des attouchements aux observations du juge 192
Zusammenfassung 196
Virginie Lemonnier-Lesage: Les arrêts de règlement rendus en robes rouges 197
I. La robe rouge, symbole de solennité 200
1. La robe rouge, symbole de la solennité de certaines audiences 200
2. La robe rouge, symbole de la solennité des arrêts de principe 202
II. La robe rouge, symbole de souveraineté 205
1. La robe rouge, symbole de la souveraineté royale déléguée 206
2. La robe rouge, symbole d’une souveraineté consubstantielle 207
III. Conclusion 211
Zusammenfassung 212
Thomas Glyn Watkin: The Death and Later Life of Legal Symbols. Welsh Legal Symbols after the Union with England 213
I. Welsh Legal History: Its Background 213
II. Welsh Legal History: The Main Features 214
1. Possible Roman Influence 214
2. The Native Laws 216
3. Norman and English Influence 217
4. Union with England and the Great Sessions 218
III. Dadanhudd 218
1. The Native Symbol and the Welsh Custom 219
2. The Legal Process and Mort D’Ancestor 220
IV. Ty|^ Un Nos 222
V. Conclusion 223
Zusammenfassung 223
Christine D. Schmidt: Die Hegung des Gerichts – Formen und Funktionen eines rituellen Aktes 225
I. Einleitung 225
II. Quellen und Forschung 227
III. Elemente der Hegung 228
1. Die Konstruktion eines Gerichts-Raumes 228
2. Die Vergewisserung der Richtigkeit und Legitimität des Verfahrens 233
3. Das Friedensgebot 237
IV. Ein Notgericht hegen 239
V. Die Hegung im Verlauf der Frühen Neuzeit 240
1. Die peinliche Gerichtsordnung Kaiser Karls V. (1532) 241
2. Die Nieder-Gerichts-Reformation der Stadt Münster von 1585 243
3. Die Tecklenburgische Landgerichtsordnung von 1613 244
4. Canstein 245
VI. Fazit: Das Ritual der Hegung als legitimitätsstiftendes Element 247
Summary 249
John W. Cairns: From Claves Curiae to Senators of the College of Justice. Changing Rituals and Symbols in Scottish Courts 251
I. Introduction 251
II. Fencing the Court 252
1. “The Maner to hauld courtis” 252
2. The Claves Curiae 253
3. Fencing: Defining the Space 254
4. Fencing: The Role of the Suitors 256
III. Ius Commune, Advocates, and Senators 257
1. Alexander Seton: Admission as “ane lawer” 257
2. The Lords of Council, Fenced Courts and Sessions 259
3. The Foundation of the College of Justice 260
4. The College of Justice and the Ius Commune 261
5. Gown, Cap, and Lesson 263
6. College of Justice and Colleges of Doctors 265
IV. Conclusion 266
Zusammenfassung 267
Jean-Louis Halpérin: Einige Betrachtungen über die Entwicklung der Ausgestaltung der Gerichtssäle in Frankreich während des 17., 18. und 19. Jahrhunderts 269
I. Ancien Régime: Die Verfahrensordnung im Spiegel der Gerichtssäle 270
II. Neugestaltung der Gerichtssäle durch die Französische Revolution 272
III. Inszenierung von Gericht im 19. Jahrhundert 274
Résumé 278
C. Gericht in Text und Bild 279
Gernot Kocher: Prozessuale Interaktion im Bild 281
I. Die Quellen 281
II. Der Prozess als komplexes Ganzes 282
1. Klage und Beschwerde 282
2. Der Anlassfall 284
III. Die Beratung über mögliche rechtliche Schritte 284
1. Die Beratung auf der Klägerseite 284
2. Die Beratung Gottes beziehungsweise Christi 286
3. Das prozessuale Mandatum 287
IV. Argumentatives Verhalten vor Gericht 291
V. Das richterliche Endurteil 295
VI. Schlussfolgerungen 296
Résumé 296
Heiner Lück: Klagen und ihre Symbolik in Text, Glosse und Richtsteig des Sachsenspiegel-Landrechts. Zum Verhältnis von prozessualer Norm und Rechtswirklichkeit am Beginn der frühen Neuzeit 299
I. Einleitung 299
II. Klagenvielfalt im Sachsenspiegel 301
III. Systematisierungstendenzen in Glosse und Richtsteig 305
IV. Beobachtungen zur Rechtswirklichkeit des 15. und 16. Jahrhunderts 311
Summary 315
Gerd Schwerhoff: Straf-Akte(n). Zur visuellen Repräsentation der Kriminaljustiz in frühneuzeitlichen Gerichtsbüchern 317
I. Strafrituale und Gerichtsakten 322
II. Akten im Medienensemble der Frühen Neuzeit 327
III. Fazit 333
Summary 334
Georges Martyn: Painted Exempla Iustitiae in the Southern Netherlands 335
I. Introduction 335
II. Overview of the Depicted Examples 339
1. The Last Judgment 339
2. The Other Examples 346
III. Some General Features 350
IV. Conclusion 354
Zusammenfassung 355
Ditlev Tamm: Der dänische König als Richter und Gesetzgeber 357
I. Vorabsolutistisches Zeitalter 357
II. Zur Zeit des Absolutismus 363
III. Umbruch im 19. Jahrhundert 372
Summary 372
Anhang: Farbtafeln 375
Autorenverzeichnis 377