§ 46a StGB – Revisionsfalle oder sinnvolle Bereicherung des Sanktionenrechts?
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§ 46a StGB – Revisionsfalle oder sinnvolle Bereicherung des Sanktionenrechts?
Schriften zum Strafrecht, Vol. 144
(2004)
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Abstract
Mit der Einführung des § 46a StGB wurden neue Möglichkeiten der Berücksichtigung von Wiedergutmachungsleistungen des Täters im Rahmen der Strafzumessung geschaffen, die in der Praxis bislang wenig genutzt werden. Ausgangspunkt der Dissertation ist, dass die geringe praktische Relevanz zumindest teilweise auf dem Fehlen eines allgemeinen Verständnisses dafür beruht, wie sich der (Teil)-Verzicht auf Strafe infolge von Wiedergutmachungsleistungen des Täters mit den herkömmlichen Strafzwecken erklären lässt und wie die Bestimmungen des § 46a StGB auf dieser Grundlage im Einzelnen auszulegen sind.Vor diesem Hintergrund integriert Susanne Pielsticker die Vorschrift in das System der Strafzwecke. Anschließend macht sie das so gewonnene Grundverständnis der Norm für die Auslegung ihrer einzelnen Voraussetzungen nutzbar. Als Ergebnis wird sowohl eine Auslegung der Vorschrift, die ihre Anwendung in der Praxis erleichtern soll, präsentiert, als auch eine Neufassung vorgeschlagen, die der Norm eine schärfere Kontur verschaffen und eine zu weit über den Wortlaut hinausgehende Auslegung entbehrlich machen könnte.
Table of Contents
Section Title | Page | Action | Price |
---|---|---|---|
Vorwort | 7 | ||
Inhaltsverzeichnis | 9 | ||
Vorbemerkung | 15 | ||
A. Problemstellung | 15 | ||
B. Überblick über die Entwicklung des Wiedergutmachungsgedankens in den letzten 20 Jahren im Spiegel strafrechtlicher Gesetzgebung | 19 | ||
Teil 1: Wiedergutmachung, Strafzwecke und Schuld – eine kurze Theorie der Wiedergutmachung | 24 | ||
A. Skizze des Wiedergutmachungsmodells des § 46a StGB | 24 | ||
I. § 46a StGB als ,Anreizmodell‘ | 25 | ||
II. Der Anwendungsbereich des § 46a StGB | 26 | ||
III. Täter- oder opferorientierte Wiedergutmachung im Rahmen des § 46a StGB: Wiedergutmachung als Erfolg? Wiedergutmachung gegenüber wem? Symbolische Wiedergutmachung? | 27 | ||
IV. Die Rechtsfolgen des § 46a StGB | 33 | ||
B. Wiedergutmachung und Strafzwecke | 37 | ||
I. Generalprävention und Wiedergutmachung | 38 | ||
1. Die positive Generalprävention | 39 | ||
a) Prämissen der positiven Generalprävention | 41 | ||
b) Ersetzung der Strafe durch Wiedergutmachung | 45 | ||
c) Widersprüche zwischen den Interessen des Opfers und der Allgemeinheit | 47 | ||
d) Das Erfordernis eines Maßprinzips für Wiedergutmachung | 51 | ||
e) Symbolische Wiedergutmachung und positive Generalprävention | 53 | ||
aa) Symbolische Wiedergutmachung als Garant für Gleichbehandlung | 54 | ||
bb) Der Begriff der symbolischen Wiedergutmachung | 55 | ||
cc) Der Anwendungsbereich der symbolischen Wiedergutmachung | 56 | ||
dd) Symbolische Wiedergutmachung in ihrer defensiven Funktion | 57 | ||
ee) Symbolische Wiedergutmachung in ihrer offensiven Funktion | 60 | ||
f) Zusammenfassung | 65 | ||
2. Die negative Generalprävention | 66 | ||
a) Abschreckung durch Strafe? | 66 | ||
b) § 46a StGB und Strafverfolgungsdruck | 67 | ||
c) Zur Antinomie zwischen positiver und negativer Generalprävention | 69 | ||
d) Zusammenfassung | 70 | ||
II. Spezialprävention und Wiedergutmachung | 71 | ||
1. Wiedergutmachung und Resozialisierung | 71 | ||
a) Resozialisierung durch Strafe? | 71 | ||
b) Resozialisierung als Legitimation für § 46a StGB? | 73 | ||
2. Wiedergutmachung und negative Spezialprävention | 75 | ||
3. Zusammenfassung | 76 | ||
III. Exkurs Nr. 1: Wiedergutmachung bzw. Täter-Opfer-Ausgleich als eigener Strafzweck oder Aufgabe des Strafrechts? | 76 | ||
1. Wiedergutmachung als eigener Strafzweck ? | 77 | ||
2. Wiedergutmachung als Aufgabe des Strafrechts? | 78 | ||
IV. Exkurs Nr. 2: Strafrechtliche Wiedergutmachung und Zivilrecht | 82 | ||
C. Wiedergutmachung und Schuldprinzip | 84 | ||
I. Das Schuldprinzip des § 46 Abs. 1 Satz 1 StGB | 85 | ||
1. Die eigenständige Bedeutung des Schuldbegriffs | 86 | ||
2. Die Rolle der Schuld bei Begründung und Begrenzung von Strafe | 88 | ||
3. Schuld als Maßprinzip für Strafe: die Strafzumessungsschuld | 91 | ||
II. Auswirkungen der Wiedergutmachung unmittelbar auf die Schuld | 94 | ||
1. Die Indizkonstruktion der Rechtsprechung | 94 | ||
2. Der normative Tatbegriff von Lang-Hinrichsen | 96 | ||
3. Wiedergutmachung als Beeinflussung des Erfolgsunrechts | 99 | ||
4. Wiedergutmachung als Beeinflussung der Erfolgskomponente der Strafzumessungsschuld | 102 | ||
5. Wiedergutmachung als Beeinflussung von Handlungs- und Erfolgskomponente der Strafzumessungsschuld | 104 | ||
6. Ergebnis | 107 | ||
III. Schuldausgleich durch Wiedergutmachung | 108 | ||
D. Ergebnis | 111 | ||
Teil 2: Die Voraussetzungen für eine Anwendung des § 46a StGB im Einzelnen | 113 | ||
A. Der Anwendungsbereich des § 46a StGB | 113 | ||
I. Opferlose Delikte | 114 | ||
1. Der Begriff des opferlosen Delikts | 114 | ||
2. Wiedergutmachung unmittelbar gegenüber der Allgemeinheit | 115 | ||
3. Wiedergutmachung gegenüber einem Individuum als Wiedergutmachung von opferlosen Delikten | 116 | ||
a) Stellungnahmen aus Literatur und Rechtsprechung | 117 | ||
b) Eigene Stellungnahme | 118 | ||
4. Ergebnis | 120 | ||
II. Gewaltkriminalität | 120 | ||
1. Gesetzgeberische Intention und systematische Stellung des § 46a StGB | 121 | ||
2. Grenze des Wiedergutmachungsgedankens bei Verletzung der körperlichen Integrität? | 122 | ||
III. Delikte der Schwerkriminalität | 123 | ||
1. Gesetzgeberische Intention und systematische Stellung des § 46a StGB | 124 | ||
2. Grenze des Wiedergutmachungsgedankens bei Schwerkriminalität ? | 125 | ||
3. Der Sonderfall der Tötungsdelikte | 127 | ||
IV. Ergebnis | 128 | ||
B. Die Ausgestaltung von Wiedergutmachung in § 46a Nr. 1 und Nr. 2 StGB | 129 | ||
I. Die Voraussetzungen des § 46a Nr. 1 StGB | 130 | ||
1. Der Täter-Opfer-Ausgleich | 130 | ||
a) Täter-Opfer-Ausgleich als Verfahrensdimension | 130 | ||
b) Anforderungen an den Täter-Opfer-Ausgleich | 132 | ||
aa) Das Erfordernis eines kommunikativen Prozesses | 132 | ||
bb) Das Erfordernis eines Vermittlers | 133 | ||
cc) Zur Mitwirkungsverweigerung des Opfers | 135 | ||
dd) Der erfolgreiche Täter-Opfer-Ausgleich | 137 | ||
ee) Ergebnis | 138 | ||
2. Die Wiedergutmachung | 138 | ||
a) Wiedergutmachung als tatbezogene Leistungsdimension | 138 | ||
b) Die verschuldeten Folgen der Tat als Bezugspunkt für die Wiedergutmachung | 139 | ||
aa) Zur Unbeachtlichkeit einer Vereinbarung zwischen Täter und Opfer bei der Bewertung des Ausmaßes der Wiedergutmachung | 139 | ||
bb) Zur Bezugnahme des § 46a Nr. 1 StGB auch auf die materiellen Folgen der Tat | 140 | ||
c) Der Inhalt der Wiedergutmachung | 142 | ||
aa) Die Wiedergutmachung materieller Schäden | 142 | ||
bb) Die Wiedergutmachung immaterieller Schäden | 144 | ||
cc) Die Möglichkeit symbolischer Leistungen | 146 | ||
d) Die Freiwilligkeit der Wiedergutmachung | 147 | ||
e) Das erforderliche Ausmaß an Wiedergutmachung | 148 | ||
aa) Die Teilwiedergutmachung materieller Schäden | 149 | ||
bb) Die Teilwiedergutmachung immaterieller Schäden | 151 | ||
cc) Defizite trotz vollständiger Wiedergutmachung | 152 | ||
f) Ergebnis | 152 | ||
II. Die Voraussetzungen des § 46a Nr. 2 StGB | 153 | ||
1. Abgrenzung von Schadenswiedergutmachung und Tatwiedergutmachung | 153 | ||
a) Der Begriff der Schadenswiedergutmachung in § 46 Abs. 2 Satz 2 StGB | 154 | ||
b) Beschränkung des § 46a Nr. 2 StGB auf materielle Leistungen | 156 | ||
2. Anforderungen an die Entschädigung | 157 | ||
a) Unterschiede zu § 46a Nr. 1 StGB beim Ausgleich materieller Schäden | 158 | ||
b) Unterschiede zu § 46a Nr. 1 StGB beim Ausgleich immaterieller Schäden | 159 | ||
3. Das Erfordernis der erheblichen persönlichen Leistung oder des persönlichen Verzichts | 160 | ||
a) Der Zusammenhang zwischen Umstands- und Leistungsdimension | 160 | ||
b) Kriterien zur Bestimmung einer erheblichen persönlichen Leistung | 162 | ||
aa) Kriterien für besondere Anstrengungen im materiellen Bereich | 162 | ||
bb) Kriterien für besondere Beiträge zur Tataufklärung | 163 | ||
4. Ergebnis | 164 | ||
III. Abgrenzung von § 46a Nr. 1 und Nr. 2 StGB | 164 | ||
1. Abgrenzungsmodelle in Literatur und Rechtsprechung | 165 | ||
2. Abgrenzung nach der Person des Geschädigten | 166 | ||
a) Vorrang des Täter-Opfer-Ausgleichsverfahrens bei der Schädigung von natürlichen Personen | 167 | ||
b) Vorrang der Schadenswiedergutmachung bei Institutionen als Opfer | 169 | ||
c) Widersprüchliche Verwendung des Opferbegriffs? | 172 | ||
3. Unstimmigkeiten bei der Abgrenzung nach der Person des Geschädigten | 173 | ||
a) Unstimmigkeiten aus dem Erfordernis einer zumindest überwiegenden Entschädigung | 173 | ||
b) Unstimmigkeiten aus dem Erfordernis einer erheblichen persönlichen Leistung | 174 | ||
c) Unstimmigkeiten aus dem Erfordernis eines Schadens | 174 | ||
d) Ergebnis | 175 | ||
IV. Anwendbarkeit des § 46a StGB im Steuerstrafrecht – Verhältnis zu § 371 AO | 176 | ||
C. Die Entscheidung über die Anwendung des § 46a StGB | 179 | ||
I. Die Ausübung des Ermessens | 179 | ||
1. Zum grundsätzlichen Erfordernis von Kriterien für die Ermessensausübung | 180 | ||
2. Die vollständige Wiedergutmachung als Regelfall des § 46a StGB | 181 | ||
3. Zulässige Kriterien für die Ermessensentscheidung | 181 | ||
a) Rückgriff auf den Gedanken der positiven Generalprävention | 181 | ||
b) Die Kriterien im Einzelnen | 183 | ||
II. Die Einbindung des § 46a StGB in den Strafzumessungsvorgang | 184 | ||
Schlussbetrachtungen | 186 | ||
Literaturverzeichnis | 188 | ||
Sachwortverzeichnis | 196 |