Verfassungslehre und Einführung in die deutsche Verfassungsgeschichte des Mittelalters
BOOK
Cite BOOK
Style
Format
Verfassungslehre und Einführung in die deutsche Verfassungsgeschichte des Mittelalters
Schriften zur Verfassungsgeschichte, Vol. 75
(2006)
Additional Information
Book Details
Pricing
Abstract
In der Verfassungslehre spielt die politische Erfahrung des europäischen Mittelalters bisher so gut wie keine Rolle. Sie wird verdunkelt von der politischen Theologie des Gottesgnadentums, welche den Blick der verfassungsgeschichtlichen Forschung vor allem auf Königtum und Adelsherrschaft fixiert. Aus diesem Grund waren bisher die zahlreichen Nachrichten nicht deutbar, die die Eintracht oder den einhelligen Willen des Volkes als Rechtsgrund aller Herrschaft und Geltungsgrund der Gesetze bezeichnen. So heißt es beispielsweise im Jahre 876: "Eintracht des Volkes und königliche Verkündung schaffen das Gesetz." Demnach war es schon im Mittelalter der gemeine Wille aller Staatsangehörigen und deren gemeinsames Handeln in Volks- und Reichsversammlungen, was Reiche und Staaten belebte und zusammenhielt. Die Worthalter der Völker, die den Gemeinwillen in den Versammlungen beständig erneuerten und dort auch Könige und Fürsten in ihre Ämter erwählten, verfügten dazu über ein heute sogenanntes imperatives Mandat der Gemeinden, mit denen sie sich identifizierten. Die Staatsauffassung des Laienvolkes stand der der Theologen konträr gegenüber. Nach Ansicht des Volkes war der Staat von unten her, von den Gemeinden, nach der der Gelehrten dagegen von oben, von der Königsgewalt her, erbaut. Nur auf dem Grunde dieses älteren politischen Systems identischer öffentlicher Willensbildung konnten die Staaten Westeuropas seit dem 13. Jahrhundert zu dem moderneren Repräsentativsystem übergehen. Von da an haben die beiden Systeme in Europa und Nordamerika miteinander konkurriert, bis schließlich in der Gegenwart die praktische Überlegenheit der Repräsentation über das ältere Identitätssystem allgemein Anerkennung fand.
Table of Contents
Section Title | Page | Action | Price |
---|---|---|---|
Inhaltsübersicht | V | ||
Analytisches Inhaltsverzeichnis | VII | ||
Verzeichnis der Abkürzungen | LIV | ||
Einleitung: Aufgaben und Ziele der Verfassungsgeschichte | 1 | ||
Erstes Kapitel: Gemeinwille und Identitätssystem | 1 | ||
Zweites Kapitel: Zum Stande der Forschung | 27 | ||
Erster Teil: Die Gemeinden | 57 | ||
Drittes Kapitel: Ursprung und Wesen staatlicher Hoheit | 57 | ||
§§ 59–72. Alteuropäische Gemeindestaaten | 57 | ||
§§ 73–89. Der altsächsische Stammesstaat | 71 | ||
Viertes Kapitel: Partikularverbände I: Hausgemeinschaft | 89 | ||
§§ 90–93a. Verfassung des Hauses | 89 | ||
§§ 94–99. Die Gewere | 95 | ||
§§ 100–104. Tendenzen zur Auflösung der Hausgemeinschaft | 101 | ||
§§ 105–110. Das Haus und die Außenwelt | 107 | ||
§§ 111–116. Häuser, Stände und Standesrecht | 112 | ||
§§ 117–123. Mächtige und arme Freie | 117 | ||
Fünftes Kapitel: Edelinge und Dynasten | 127 | ||
§§ 124–132. Eigentum, Bodenleihe und Steuerpflicht | 127 | ||
§§ 133–141. Beschützte Edelinge und autarke Dynasten | 141 | ||
§§ 142–146. Das Dynastenprivileg | 156 | ||
§§ 147–152. Stände der Neufreien | 166 | ||
§§ 153–162. Neufreie Liegenschaftsrechte | 178 | ||
§§ 163–167. Stände, Häuser und öffentliche Herrschaft | 192 | ||
Sechstes Kapitel: Partikularverbände II: Genossenschaften | 203 | ||
§§ 168–173. Einung und Eidgenossenschaft | 203 | ||
§§ 174–191. Lateinischer und althochdeutscher Sprachgebrauch | 209 | ||
§§ 192–196. Rechtsgeschichtliche Inhalte des althochdeutschen Sprachgebrauchs | 227 | ||
§§ 197–201. Personenbezogene herrschaftliche Genossenschaften | 232 | ||
§§ 202–216. Gebietsbezogene herrschaftliche Genossenschaften | 237 | ||
Siebtes Kapitel: Freie Einungen | 257 | ||
§§ 217–218. Freiheit der Willensbildung | 257 | ||
§§ 219–227. Frühe Orts- und Landgemeinden | 259 | ||
§§ 228–236. Ortsgemeindliche freie Willensbildung | 268 | ||
§§ 237–242. Grundrecht der Freien und Privilegienrecht im Widerstreit | 278 | ||
§§ 243–252. Kämpfe um das Einungs- und Behördenrecht | 284 | ||
§§ 253–259. Der Streit um das richtige Recht bleibt ungelöst | 295 | ||
§§ 260–269. Albert von Köln: Ein Gelehrter beurteilt das Einungsrecht (Jahr 1258) | 304 | ||
§§ 270–274. Zum Stande der Forschung | 314 | ||
Achtes Kapitel: Die Grafschaft | 323 | ||
§§ 275–279. Die grafschaftliche Dinggenossenschaft | 323 | ||
§§ 280–285. Dinggenossenschaft und Grafschaft | 333 | ||
§§ 286–292. Grafschafts- und Wildbannbezirke | 341 | ||
§§ 293–300. Dingvölkischer Schutz der Genossenrechte | 350 | ||
§§ 301–306. Grafschaftlicher Reichsdienst I: Heerfolge und Fiskus | 360 | ||
§§ 307–310. Grafschaftlicher Reichsdienst II. Gerichtsfolge und Schöffengericht | 368 | ||
Neuntes Kapitel: Die Grafschaft im Reiche | 375 | ||
§§ 311–318. Königliches und völkisches Amtsrecht | 375 | ||
§§ 319–323. Grafenbann und Königsbann | 384 | ||
§§ 324–330. Grafschaft, Land und Landesherrschaft | 394 | ||
Zehntes Kapitel: Zum Stande der Forschung | 405 | ||
§§ 331–335. Triumph der landesgeschichtlichen Schule | 405 | ||
§§ 336–344. Kritik der landesgeschichtlichen Schule | 411 | ||
§§ 345–347. Was ist zu tun? | 420 | ||
Elftes Kapitel: Hofrechtsverbände | 423 | ||
§§ 348–351. Hausherr, Grundherr und Possessor | 423 | ||
§§ 352–358. Eigentum, Erbpacht und Immunität | 427 | ||
§§ 359–363. Ortsvogtei und Edelvogtei | 437 | ||
§§ 364–367. Bannbezirk und Hochvogtei | 444 | ||
§§ 368–376. Entstehung der Hofrechtsverbände | 449 | ||
§§ 377–378. Zusammenfassung | 458 | ||
Zweiter Teil: Der Staat | 463 | ||
Zwölftes Kapitel: Über den Staatsaufbau von unten her | 463 | ||
§§ 379–382. Überblick und Anfänge | 463 | ||
§§ 383–389. Ostfränkisch-deutsches König- und Kaiserreich | 468 | ||
§§ 390–393. Auftritt des modernen Staates | 476 | ||
§§ 394–398. Vereinigte Staaten von Amerika | 482 | ||
§§ 399–404. Räterepublik und erdauerte Demokratie im 20. Jahrhundert | 491 | ||
Dreizehntes Kapitel: Das Fürstentum. Geistliche Fürsten | 501 | ||
§§ 405–411. Der althochdeutsche Sprachgebrauch | 501 | ||
§§ 412–418. Kur und Bestallung | 509 | ||
§§ 419–425. Fürst und Fürsten: Öffentliches Amt und Mitregierung | 517 | ||
§§ 426–436. Wahl und Bestallung der Bischöfe | 527 | ||
§§ 437–440. Die Erhebung zum Reichsabte | 542 | ||
Vierzehntes Kapitel: Weltliche Fürsten: Die Regna des Ostfränkischen Reiches | 549 | ||
§§ 441–448. Das Problem und der Stand der Forschung | 549 | ||
§§ 449–456. Das Regnum der Franken | 564 | ||
§§ 457–472. Das Regnum der Sachsen | 576 | ||
§§ 473–474. Thüringen | 598 | ||
§§ 475–482. Das schwäbische Regnum | 601 | ||
§§ 483–492. Das Regnum Bayern | 612 | ||
§§ 493–506. Friesland | 625 | ||
Fünfzehntes Kapitel: Weltliche Fürsten: Die Erhebung zum Herzoge | 645 | ||
§§ 509–515. Lothringen 959 | 647 | ||
§§ 516–518. Bayern 995 und 1002 | 656 | ||
§§ 519–524. Thüringen 997 und die spätere Landgrafschaft | 660 | ||
§ 525. Schwaben 1079 und 1092 | 668 | ||
§§ 526–531. Köln 1206 | 669 | ||
§§ 532–537. Kärnten 1286 | 676 | ||
Sechzehntes Kapitel: Bestallung und Belehnung I: Rechts- und Formfragen – Einsetzung der Grafen | 685 | ||
§§ 538–540. Theoretische Überlegungen | 685 | ||
§§ 541–543. Bestallung und Vasallität | 688 | ||
§§ 544–549. Bestallung und Benefizialleihe | 693 | ||
§§ 550–556. Zum Stande der Forschung | 702 | ||
§§ 557–566. Zur Bevollmächtigung der Grafen | 713 | ||
Siebzehntes Kapitel: Bestallung und Belehnung II: Königlicher, herzoglicher und bischöflicher Komitat | 731 | ||
§§ 567–572. Übertragung königlicher Komitate auf Bischofskirchen im 11. Jahrhundert | 731 | ||
§§ 573–575. Eigentum und Leihe nach volks- oder öffentlichem Recht | 740 | ||
§§ 576–580. Königlicher, herzoglicher und bischöflicher Komitat | 745 | ||
§§ 581–583. Mehrfacher Sinn der Grafschaftsschenkungen | 753 | ||
§§ 584–589. Keine Belehnung der Grafen im hohen Mittelalter | 758 | ||
§§ 590–598. Zum Eindringen feudaler Institutionen in die Reichsverfassung im 12. bis 14. Jahrhundert | 768 | ||
Achtzehntes Kapitel: Die Großen und die Reichsregierung | 787 | ||
§§ 599–601. Funktion und Vollmacht der Großen | 787 | ||
§§ 602–610. Die Reichsregierung nach Adalhard und Hinkmar | 792 | ||
§§ 611–619. Die Reichsregierung nach Nithard I: Die Großen und das Volk | 807 | ||
§§ 620–623. Nithard II: Res publica die Reichsgemeinde | 822 | ||
§§ 624–631. Res publica und transpersonale Staatsauffassung (9. bis 16. Jahrhundert) | 828 | ||
§§ 632–641. Nithard III: Die Formen gemeiner identischer Willensbildung | 840 | ||
Neunzehntes Kapitel: Der Reichsuntertanenverband | 859 | ||
§§ 642–645. Amtskönigtum und Untertanenverband | 859 | ||
§§ 646–650. Die königliche Vasallität | 864 | ||
§§ 651–653. Vasallität und Reichsuntertanenverband | 871 | ||
§§ 654–661. Die allgemeine Vereidigung der Untertanen von 789 | 877 | ||
§§ 662–665. Zum Stande der Forschung | 889 | ||
§§ 666–673. Die zweite allgemeine Vereidigung von 802 | 895 | ||
§§ 674–680. Der Reichsuntertanenverband im hohen und späten Mittelalter | 907 | ||
Zwanzigstes Kapitel: Mystisches Königtum | 919 | ||
§§ 681–685. Volksrechtliches und theokratisches Amtskönigtum | 919 | ||
§§ 686–689. Die Königssalbung oder Herrscherweihe | 926 | ||
§§ 690–695. Kaiserkrönung und kaiserliche Würde | 933 | ||
§§ 696–701. Weihe und Wahl: Nachahmung und Verdunklung | 944 | ||
§§ 702–710. Weitere Verdunklung des Volksrechts durch den romantischen Historismus | 953 | ||
Einundzwanzigstes Kapitel: Das Interregnum | 971 | ||
§§ 711–720. Reichsregierung im Interregnum | 971 | ||
§§ 721–730. Wer wählt den künftigen König? | 989 | ||
§§ 731–742. Wer leitet die Wahl und Erhebung des künftigen Königs? | 1005 | ||
§§ 743–748. Eignung, Herrschaftsvertrag und Kur | 1025 | ||
Zweiundzwanzigstes Kapitel: Das Königtum | 1037 | ||
§§ 749–752. Bevollmächtigung des Königs | 1037 | ||
§§ 753–756. Amtsgewalt und Reichsregierung | 1042 | ||
§§ 757–763. Konsens der Großen beschränkt die Amtsgewalt | 1049 | ||
§§ 764–768. Gesetzgebung | 1065 | ||
§§ 769–782. Landfriedensordnungen 1093–1235 | 1073 | ||
Dreiundzwanzigstes Kapitel: Privilegienrecht | 1097 | ||
§§ 783–787. Jurisdiktionsprimat und Privatgesetz im Römischen Reich | 1097 | ||
§§ 788–794. Der Jurisdiktionsprimat im hohen Mittelalter | 1104 | ||
§§ 795–798. Über die Unzulässigkeit der Deduktion von Regalrechten | 1118 | ||
§§ 799–806. Zur Gesetzgebung Kaiser Friedrichs I. | 1125 | ||
Schlußbetrachtung | 1143 | ||
§§ 808–813. Über den Germanismus der Verfassungslehre | 1143 | ||
§§ 814–819. Antike Tradition und Mittelalter | 1152 | ||
§§ 820–822. Literarische und Realtradition des Mittelalters | 1160 | ||
§§ 823–828. Rousseau und Kant | 1164 | ||
§§ 829–834. Max Weber | 1174 | ||
§§ 835–840. Heidegger und Arendt | 1184 | ||
§§ 841–848. Jürgen Habermas | 1193 | ||
Nachwort: Über die Entstehung dieses Werkes | 1209 | ||
Quellen- und Literaturverzeichnis | 1263 | ||
1. Quellen | 1263 | ||
2. Hilfsmittel | 1271 | ||
3. Literatur | 1272 | ||
Sachwortverzeichnis | 1299 |