Freie Unternehmerentscheidung und dringende betriebliche Erfordernisse bei der betriebsbedingten Kündigung
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Freie Unternehmerentscheidung und dringende betriebliche Erfordernisse bei der betriebsbedingten Kündigung
Schriften zum Sozial- und Arbeitsrecht, Vol. 242
(2005)
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Abstract
Die Justitiabilität der Unternehmerentscheidung bei der betriebsbedingten Kündigung ist ein klassisches Problem des Arbeitsrechts. Es illustriert das Spannungsverhältnis zwischen der grundrechtlich geschützten Unternehmerfreiheit einerseits und dem ebenfalls grundrechtlich geschützten Bestandsschutzinteresse der Arbeitnehmer andererseits.Die Autorin setzt sich nach Darstellung der historischen Entwicklung mit der Rechtsprechung des BAG auseinander und beschäftigt sich eingehend mit den kontrovers diskutierten Urteilen aus dem Jahre 1999 zu der Frage, ob auch die Entscheidung zum Personalabbau eine freie Unternehmerentscheidung darstelle. Sie verteidigt den Ansatz des BAG, die unternehmerische Freiheit nicht bereits auf der materiellen Ebene zu begrenzen, sondern einem Leerlaufen des Kündigungsschutzes auf der prozessualen Ebene mittels der "je-näher-Formel" zu begegnen. Die Verfasserin bejaht das bestehende Bestandsschutzsystem, äußert sich aber kritisch hinsichtlich der Unübersichtlichkeit der Normierung der betriebsbedingten Kündigung. Die Autorin schließt mit einem Vorschlag zur Neuregelung des § 1 KSchG, in dem die gewonnenen Ergebnisse der Untersuchung umgesetzt werden.
Table of Contents
Section Title | Page | Action | Price |
---|---|---|---|
Vorwort | 7 | ||
Inhaltsverzeichnis | 9 | ||
Abkürzungsverzeichnis | 15 | ||
Erster Teil: Einleitung | 21 | ||
§ 1 Einführung in die Problematik | 21 | ||
A. Thema als Brennpunkt des Arbeitsrechts | 22 | ||
B. Aktualität des Themas aufgrund der BAG-Rechtsprechung aus dem Jahre 1999 | 25 | ||
C. Aktualität des Themas aufgrund der Entwicklung der Wirtschaft und des Arbeitsmarktes in Deutschland | 26 | ||
D. Bedürfnis nach größerer Rechtssicherheit | 32 | ||
§ 2 Ziele und Vorgehensweise der Untersuchung | 35 | ||
A. Historische Entwicklung | 35 | ||
B. Rechtsprechung | 35 | ||
C. Die Unternehmerentscheidung | 36 | ||
D. Gründe der Unüberprüfbarkeit der Unternehmerentscheidung | 37 | ||
E. Das Merkmal der „dringenden betrieblichen Erfordernisse“ | 37 | ||
F. Die Missbrauchskontrolle | 38 | ||
G. Darlegungs- und Beweislast | 39 | ||
§ 3 Sedes materiae | 40 | ||
Zweiter Teil: Untersuchung | 41 | ||
§ 4 Historischer Überblick | 41 | ||
A. Kündigungsrecht bis zum Ende des Ersten Weltkrieges | 42 | ||
B. Kündigungsrecht nach dem Ersten Weltkrieg | 43 | ||
I. Betriebsrätegesetz vom 4.2.1920 | 43 | ||
II. Die Vorschriften der §§ 84 und 85 BRG | 44 | ||
III. Justitiabilität der Unternehmerentscheidung | 45 | ||
1. Rechtsprechung | 45 | ||
2. Literatur | 47 | ||
IV. Darlegungs- und Beweislast | 49 | ||
V. Demobilmachungsverordnung vom 12.2.1920 und Stillegungsverordnung vom 15.10.1923 | 51 | ||
C. Kündigungsschutz in der Zeit des Nationalsozialismus | 52 | ||
I. Gesetz zur Ordnung der nationalen Arbeit vom 20.1.1934 | 52 | ||
II. Die Vorschrift des § 56 AOG | 53 | ||
III. Anfälligkeit der Generalklauseln für politische Wertungen | 54 | ||
IV. Justitiabilität der Unternehmerentscheidung | 56 | ||
1. Rechtsprechung | 56 | ||
2. Literatur | 57 | ||
V. Darlegungs- und Beweislast | 58 | ||
VI. ArbeitsplatzwechselVO vom 1.9.1939 | 59 | ||
D. Kündigungsschutz in der Nachkriegszeit bis 1951 | 60 | ||
I. Aufhebung des AOG durch das Kontrollratsgesetz zum 1.1.1947 | 60 | ||
II. Unterschiedlicher Kündigungsschutz in den einzelnen Ländern | 60 | ||
III. Frankfurter Gesetz vom 20.7.1949 | 61 | ||
IV. Hattenheimer Entwurf vom 13.1.1950 | 62 | ||
E. Kündigungsschutzgesetz vom 10.8.1951 | 63 | ||
F. Wesentliche Änderungen und Ergänzungen des KSchG | 65 | ||
§ 5 Rechtsprechung | 70 | ||
A. Die Rechtsprechung der Instanzgerichte aus den frühen fünfziger Jahren | 71 | ||
B. Rechtsprechung des BAG bis 1978 | 79 | ||
C. Rechtsprechung des BAG seit dem grundlegenden Urteil vom 7.12.1978 | 85 | ||
D. Urteile des BAG vom 9.5.1996 und 26.9.1996 | 94 | ||
E. Urteil des BAG vom 24.4.1997 | 97 | ||
F. Urteile des BAG vom 17.6.1999 | 98 | ||
G. Urteile des BAG seit dem Jahr 2000 | 101 | ||
§ 6 Der Schlüsselbegriff der „Unternehmerentscheidung“ | 104 | ||
A. Unternehmerisches Handeln in der Marktwirtschaft | 104 | ||
B. Die Unternehmerentscheidung als erste Prüfungsvoraussetzung der betriebsbedingten Kündigung | 106 | ||
C. Der Begriff der Unternehmerentscheidung in der älteren Rechtsprechung | 107 | ||
D. Systematisierung der Unternehmerentscheidung nach außer- und innerbetrieblichen Gründen | 109 | ||
I. Außerbetriebliche Gründe | 110 | ||
1. Unmittelbare Auswirkung | 111 | ||
2. Mittelbare Auswirkung | 113 | ||
II. Innerbetriebliche Gründe | 115 | ||
III. Mischformen | 118 | ||
IV. Sinn und Zweck sowie Kritik der Unterscheidung | 119 | ||
V. Differenzierung unternehmerischer Entscheidungen nach der Reaktion | 122 | ||
1. Selbstbindende Unternehmerentscheidung | 123 | ||
2. Gestaltende Unternehmerentscheidung | 127 | ||
3. Stillschweigende bzw. verdeckte Unternehmerentscheidung | 129 | ||
4. Belassende Unternehmerentscheidung | 130 | ||
5. Unternehmerische Fehlentscheidung | 130 | ||
6. Nachgeschobene Unternehmerentscheidung | 131 | ||
VI. Zwischenergebnis | 132 | ||
E. Die weitere Entwicklung des Begriffs der Unternehmerentscheidung | 132 | ||
I. Rechtsprechung | 132 | ||
II. Literatur | 134 | ||
III. Differenzierung nach der unternehmerischen und der betrieblichen Ebene | 135 | ||
1. Der Wortlaut des § 1 Abs. 2 S. 1 KSchG als Ausgangspunkt der Abgrenzung | 135 | ||
2. Uneinheitlicher Gebrauch der Begriffe „Betrieb“ und „Unternehmen“ | 136 | ||
3. Verhältnis zur Weiterbeschäftigungspflicht | 139 | ||
4. Unzulässige und unzweckmäßige Verkürzung des Begriffs der Unternehmerentscheidung | 139 | ||
5. Fazit | 140 | ||
F. Keine Eingrenzung der Unternehmerentscheidung auf der materiellen Ebene | 141 | ||
I. Weite Auslegung des Begriffs der Unternehmerentscheidung in der neueren Rechtsprechung des BAG | 141 | ||
II. Reaktionen im Schrifttum | 143 | ||
1. Kritische Stimmen gegenüber der neueren Rechtsprechung des BAG | 144 | ||
2. Im Wesentlichen mit der Rechtsprechung des BAG konform gehende Stimmen | 148 | ||
3. Stellungnahme | 150 | ||
III. Die Kündigung selbst als Unternehmerentscheidung | 154 | ||
IV. Die Freiheit der Unternehmerentscheidung | 156 | ||
V. Ergebnis | 158 | ||
§ 7 Eingeschränkte gerichtliche Überprüfbarkeit unternehmerischer Entscheidungen | 160 | ||
A. Einführung | 160 | ||
B. Verfassungsrechtlicher Ausgangspunkt | 161 | ||
I. Grundrechte im Zivil- und Arbeitsrecht | 163 | ||
1. Traditionelle Auffassung | 164 | ||
2. „Unmittelbare“ Drittwirkung der Grundrechte | 164 | ||
3. „Mittelbare“ Drittwirkung der Grundrechte | 166 | ||
4. Lehre von den grundrechtlichen Schutzpflichten | 168 | ||
a) Schutzpflichten des Gesetzgebers | 172 | ||
b) Schutzpflichten des Richters | 172 | ||
II. Bedeutung der grundrechtlichen Schutzpflichten für das Recht der betriebsbedingten Kündigung | 174 | ||
1. Erfüllung der grundrechtlichen Schutzpflicht durch den Gesetzgeber | 174 | ||
a) Grundrechtsschutz des Arbeitnehmers | 175 | ||
(1) Generelle Entwicklung und Verständnis des Art. 12 Abs. 1 GG | 175 | ||
(2) Warteschleifen-Entscheidung des BVerfG vom 24.4.1991 | 175 | ||
(3) Inhalt der Arbeitsplatzwahlfreiheit und Auswirkungen auf den arbeitsrechtlichen Bestandsschutz | 177 | ||
b) Grundrechtsschutz des Unternehmers | 177 | ||
(1) Die grundrechtliche Verankerung der Unternehmerfreiheit | 178 | ||
(a) Unternehmerfreiheit als Ausprägung der Berufsfreiheit gemäß Art. 12 Abs. 1 GG | 178 | ||
(b) Schutz der Unternehmerfreiheit durch das Eigentumsgrundrecht nach Art. 14 Abs. 1 GG | 179 | ||
(c) Unternehmerfreiheit als Bestandteil der allgemeinen Handlungsfreiheit gemäß Art. 2 Abs. 1 GG | 181 | ||
(d) Zwischenergebnis | 182 | ||
(2) Die grundrechtliche Verankerung der Berufsaufgabe, der Unternehmens- und der Betriebsstilllegung | 182 | ||
(3) Die grundrechtliche Verankerung der Kündigungsfreiheit | 184 | ||
(4) Berufsfreiheit von juristischen Personen | 186 | ||
(5) Berufsfreiheit von Arbeitgebern des öffentlichen Rechts | 188 | ||
(6) Der Grundrechtsschutz von Ausländern | 189 | ||
c) Ausgleich zwischen den widerstreitenden Interessen der Arbeitnehmer und Arbeitgeber | 189 | ||
d) Sozialstaatlicher Regelungsauftrag des Gesetzgebers | 195 | ||
e) Die Wirtschaftsordnung der Verfassung | 197 | ||
f) Zwischenergebnis | 200 | ||
2. Beachtung der grundrechtlichen Schutzpflichten durch den Richter bei Anwendung und Auslegung des § 1 Abs. 2 KSchG | 201 | ||
3. Ergebnis | 206 | ||
C. Wertungen aus einfachgesetzlichen Regelungen | 207 | ||
I. Herleitung der nur eingeschränkten gerichtlichen Kontrolle der Unternehmerentscheidung aus § 1 Abs. 2 S. 1 KSchG | 207 | ||
II. Wertungen des Betriebsverfassungsgesetzes | 208 | ||
III. Die Verantwortung des Arbeitgebers gemäß § 2 Abs. 2 SGB III | 211 | ||
D. Weitere Gesichtspunkte | 220 | ||
I. Überforderung der Gerichte | 220 | ||
II. Argument des Wirtschaftsrisikos | 221 | ||
III. Keine justitiablen Maßstäbe | 221 | ||
E. Ergebnis | 222 | ||
§ 8 Dringende betriebliche Erfordernisse, die einer Weiterbeschäftigung des Arbeitnehmers entgegenstehen | 224 | ||
A. Kausaler Wegfall des Arbeitsplatzes | 224 | ||
I. Wegfall des Arbeitsplatzes | 224 | ||
II. Berücksichtigung der Vertrags- und Betriebsfaktoren | 227 | ||
1. Vertragsfaktoren | 227 | ||
2. Betriebsfaktoren | 229 | ||
III. Kausalität | 229 | ||
B. Dringende betriebliche Erfordernisse | 230 | ||
I. Unbestimmte Rechtsbegriffe und Generalklauseln | 231 | ||
II. Bestimmtheitsgrundsatz | 233 | ||
III. Abhängigkeit von weltanschaulich geprägten Vorverständnissen | 237 | ||
IV. Das Merkmal der „Dringlichkeit“ | 239 | ||
1. Rechtsprechung | 240 | ||
2. Literatur | 241 | ||
a) Befürworter einer strengen Dringlichkeitsprüfung | 242 | ||
b) Befürworter einer zurückhaltenden Dringlichkeitsprüfung | 244 | ||
3. Stellungnahme | 245 | ||
V. Prinzipien bei der Anwendung des Rechts der betriebsbedingten Kündigung | 247 | ||
1. Interessenabwägung | 247 | ||
a) Rechtsprechung | 247 | ||
b) Literatur | 250 | ||
c) Stellungnahme | 253 | ||
2. Grundsatz der Verhältnismäßigkeit | 254 | ||
a) Rechtsprechung | 254 | ||
b) Das Verhältnismäßigkeitsprinzip im Privatrecht | 255 | ||
c) Verankerung des Verhältnismäßigkeitsgrundsatzes im Kündigungsschutzgesetz | 257 | ||
d) Der Grundsatz der Verhältnismäßigkeit und das ultima-ratio-Prinzip | 261 | ||
3. Prognoseprinzip | 263 | ||
VI. Ergebnis | 265 | ||
C. Mildere Mittel zur Vermeidung einer Beendigungskündigung | 266 | ||
I. Im Gesetz konkretisierte mildere Mittel | 267 | ||
1. Weiterbeschäftigung auf einem anderen Arbeitsplatz in demselben Betrieb | 268 | ||
2. Weiterbeschäftigung auf einem gleichwertigen Arbeitsplatz in einem anderen Betrieb des Unternehmens | 270 | ||
3. Weiterbeschäftigung in einem anderen Unternehmen des Konzerns | 271 | ||
4. Weiterbeschäftigung zu geänderten Bedingungen | 271 | ||
5. Weiterbeschäftigung nach Umschulungs- und Fortbildungsmaßnahmen | 275 | ||
II. Weitere aus dem ultima-ratio-Prinzip resultierende mildere Mittel | 277 | ||
1. Kurzarbeit vor Kündigung | 278 | ||
2. Allgemeine Arbeitszeitkürzung | 282 | ||
3. Arbeitsstreckung | 282 | ||
4. Arbeiten auf Lager | 283 | ||
5. Überstundenabbau | 284 | ||
6. Abbau von Leiharbeitsverhältnissen | 284 | ||
7. Flexible Arbeitszeitmodelle | 285 | ||
8. Teilzeitarbeit | 286 | ||
9. Urlaubsregelungen, Winterausfallgeld, Kündigungen mit Wiedereinstellungszusage | 287 | ||
10. Kürzung von Leistungszulagen, Gratifikationen etc. | 288 | ||
§ 9 Die Missbrauchskontrolle | 289 | ||
A. Manipulationsgefahr | 289 | ||
B. Bedeutung der Missbrauchskontrolle in der Praxis | 290 | ||
I. Urteil des Arbeitsgerichts Gelsenkirchen vom 28.10.1997 | 290 | ||
II. Urteile des Bundesarbeitsgerichts vom 17.6.1999 | 293 | ||
III. Urteil des Arbeitsgerichts Berlin vom 17.2.2000 | 295 | ||
IV. Urteil des Bundesarbeitsgerichts vom 26.9.2002 | 296 | ||
C. Die Merkmale der „offensichtlichen Unsachlichkeit“, „Unvernunft“ und „Willkür“ | 301 | ||
I. Offensichtliche Unsachlichkeit | 301 | ||
1. Gesetzeswidrige Unternehmerentscheidungen | 302 | ||
2. Tarifwidrige Unternehmerentscheidungen | 302 | ||
3. Vertragswidrige Unternehmerentscheidungen | 303 | ||
4. Verstoß gegen Satzungen | 303 | ||
II. Unvernunft | 303 | ||
III. Willkür | 304 | ||
IV. Missbrauch | 305 | ||
D. Ergebnis | 306 | ||
§ 10 Darlegungs- und Beweislast | 307 | ||
A. Darlegungs- und Beweislast für die die Kündigung bedingenden Tatsachen | 307 | ||
I. Einleitung | 307 | ||
II. Beweislastzuweisung des § 1 Abs. 2 S. 4 KSchG | 308 | ||
III. Umfang und Inhalt der Darlegungs- und Beweislast | 309 | ||
1. Umfang | 309 | ||
2. Inhalt | 309 | ||
a) Unternehmerentscheidung | 309 | ||
b) Inner- und außerbetriebliche Gründe | 310 | ||
c) Kausaler Wegfall des Arbeitsplatzes | 311 | ||
d) Fehlen milderer Mittel | 312 | ||
IV. Abgestufte Darlegungs- und Beweislast | 313 | ||
B. Darlegungs- und Beweislast für die offensichtliche Unsachlichkeit, Unvernunft und Willkür | 314 | ||
Dritter Teil: Ergebnisse | 317 | ||
§ 11 Zusammenfassende Thesen | 317 | ||
§ 12 Vorschlag einer neuen Regelung | 323 | ||
§ 13 Schlussbemerkung | 324 | ||
Literaturverzeichnis | 325 | ||
Sachwortverzeichnis | 349 |