Mass Toxic Torts: Zum Problem der kausalen Unaufklärbarkeit toxischer Massenschäden
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Mass Toxic Torts: Zum Problem der kausalen Unaufklärbarkeit toxischer Massenschäden
Eine rechtsvergleichende und interdisziplinäre Studie
Schriften zum Internationalen Recht, Vol. 143
(2004)
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Abstract
Toxische Massenschäden sind ein Phänomen unserer Zeit. Elektrosmog, Asbest, der Nitratgehalt des Trinkwassers, Lebensmittelzusätze, Nebenwirkungen von Arzneimitteln, Silikonimplantate, die Smogbelastung einer Großstadt sowie die schwindende Ozonschicht rufen neben zahlreichen anderen - teilweise in ihren Auswirkungen noch wenig untersuchten - Risikofaktoren beim Einzelnen die berechtigte Angst hervor, eines Tages selbst das Opfer eines unbestimmten Massenrisikos zu werden.Christian Seyfert arbeitet sorgfältig und detailgenau die tatsächlichen und rechtlichen Vorgegebenheiten dieses Phänomens sowohl in den USA als auch in Deutschland auf. Der rechtsvergleichende Ansatz ermöglicht es dabei im Weiteren, neuere Haftungsvorstellungen aus den USA (Proportionalhaftung entsprechend der Schädigungswahrscheinlichkeit des einzelnen Risikofaktors; Marktanteilshaftung) auch für das deutsche Haftungsrecht fruchtbar zu machen. Vorgeschlagen werden eine Ergänzung des - auch für Gefährdungshaftungen analogiefähigen - § 830 Abs. 1 BGB um die neu einzufügenden Sätze 3 bis 5 sowie die Etablierung eines zivilrechtlichen Anspruchs auf Ersatz regelmäßiger ärztlicher Vorsorgeuntersuchungen (Medical Monitoring) zur Überwindung der Latenzzeit bis zum Ausbruch der Krankheit.
Table of Contents
Section Title | Page | Action | Price |
---|---|---|---|
Geleitwort | 9 | ||
Vorwort | 11 | ||
Inhaltsverzeichnis | 13 | ||
Abkürzungsverzeichnis | 17 | ||
A. Einführung | 27 | ||
I. Kollektive Unaufklärbarkeit toxischer Massenschäden | 27 | ||
II. Zu Notwendigkeit und Grenzen einer zivilrechtlichen Lösung | 54 | ||
III. Weitgehendes Schweigen deutscher Zivilrechtsdogmatik auf ein drängendes gesellschaftliches Problem | 58 | ||
IV. Gang der Darstellung | 60 | ||
B. Zum Problem der Medical Causation (Indeterminate Plaintiff) | 62 | ||
I. Rechtliche Ausgangslage bei Unaufklärbarkeit der medizinischen Schadensursache | 62 | ||
1. Vorgegebenheiten | 62 | ||
2. Rechtsethische Betrachtung | 64 | ||
a) Corrective Justice: Das Postulat ausgleichender Gerechtigkeit als Grundpfeiler des Deliktsrechts | 64 | ||
b) Rechtsethisches Versagen der rechtlichen Ausgangslage bei Unermittelbarkeit einer conditio sine qua non | 66 | ||
3. Ökonomische Analyse der rechtlichen Ausgangslage | 68 | ||
a) Learned Hand als allgemeine Basis für ein Modell ökonomischer Effizienz | 68 | ||
b) Auswirkungen des ökonomischen Grundmodells auf die deliktsrechtliche Zweckanalyse | 70 | ||
aa) Schadensprävention | 70 | ||
bb) Kosteninternalisierung | 73 | ||
cc) Kostenstreuung und Verbesserung der gesamtwirtschaftlichen Produktsicherheit | 74 | ||
c) Ökonomische Ineffizienz der rechtlichen Ausgangslage bei Unermittelbarkeit einer conditio sine qua non | 75 | ||
II. Beweiserleichterungen | 78 | ||
1. Ursachenvermutung | 79 | ||
a) §§ 6, 7 UmweltHG | 79 | ||
b) Tatsächliche Vermutung nach Anscheinsbeweis | 83 | ||
2. Umkehr der Beweislast | 85 | ||
a) Beweisvereitelung | 85 | ||
b) Umkehr der Beweislast bei besserem Zugang zu Informationen | 90 | ||
c) Umkehr der Beweislast nach dem Überschreiten immissionsschutzrechtlicher Grenzwerte | 94 | ||
d) Sliding Scale Burden of Proof | 96 | ||
3. Grundsätzliche Kritik | 97 | ||
III. Most Likely Victim Approach | 99 | ||
IV. Maximum Likelihood Rule | 102 | ||
V. Proportionalhaftung entsprechend der Verursachungswahrscheinlichkeit | 105 | ||
1. Inhalt | 105 | ||
2. Ökonomische Betrachtung | 106 | ||
3. Gerechter Schadensausgleich und Gleichbehandlung (sog. Windfall-Problem) | 108 | ||
4. Verankerung der Proportionalhaftung im deutschen Recht | 110 | ||
VI. Zwischenergebnis | 115 | ||
VII. Beweismethode zur Aufklärung kausaler Wahrscheinlichkeiten | 115 | ||
1. Schwierigkeiten und Unsicherheiten bei der Beweisermittlung | 115 | ||
2. Die statistische Assoziation epidemiologischer Studien als Ausgangspunkt | 119 | ||
a) Typen epidemiologischer Studien | 121 | ||
aa) Prospektive Kohortenstudien | 123 | ||
bb) Kohortenstudien mit zurückversetztem Anfangspunkt | 131 | ||
cc) Fall-Kontroll-Studien | 132 | ||
dd) Querschnittsstudien | 135 | ||
b) Biases und Konfounder | 136 | ||
c) Meta-Analyse verschiedener epidemiologischer Studien | 140 | ||
3. Ergänzende Funktion toxikologischer Beweismittel | 141 | ||
a) Sog. toxikologische Beweismittel | 141 | ||
aa) Studien über Tierversuche | 141 | ||
bb) In-vitro Studien | 144 | ||
cc) Structure Activity Tests | 145 | ||
b) Nur ergänzende Funktion | 146 | ||
4. Aussonderung von "junk science" | 148 | ||
5. Interne Validität der vorhandenen Beweismittel | 150 | ||
6. Methode zum Beweis kausaler Wahrscheinlichkeiten | 151 | ||
a) Generelle kausale Eignung des jeweiligen Risikofaktors zur Verursachung der betreffenden Krankheit | 152 | ||
aa) Stärke der statistischen Assoziation | 154 | ||
bb) Konsistenz mehrerer epidemiologischer Studien | 154 | ||
cc) Biologische und medizinische Plausibilität epidemiologischer Studien (Kohärenz) | 155 | ||
dd) Dosis-Wirkung-Beziehung | 156 | ||
b) Bestimmung der kausalen Schädigungswahrscheinlichkeit des jeweiligen Risikofaktors im Einzelfall | 157 | ||
aa) Externe Validität epidemiologischer Beweismittel | 157 | ||
bb) Anpassungen der beweislichen Risikoergebnisse gemäß den Risikobedingungen des individuellen Einzelfalles | 159 | ||
(1) Expositionsbezogene Anpassungen | 160 | ||
(2) Anpassungen auf Grund des vom Risikodurchschnitt abweichenden Hintergrundrisikos des Klägers | 161 | ||
VIII. Schließung verbliebener Wahrscheinlichkeitsmargen | 164 | ||
IX. Vorschläge zur Überwindung der Latenzzeit | 166 | ||
1. Risikohaftung ex ante | 167 | ||
2. Kausalitätsverzicht bei Verschulden des Schädigers | 171 | ||
3. Bewegliches System der Haftungsvoraussetzungen | 172 | ||
4. Medical Monitoring | 174 | ||
X. Rechtliche Handhabung synergistischer und progressiver Effekte | 182 | ||
XI. Endergebnis | 183 | ||
C. Zum Problem der Legal Causation (Indeterminate Defendant) | 184 | ||
I. Rechtszustand und Rechtsentwicklung in den USA | 185 | ||
1. Herkömmliches Recht | 185 | ||
a) Ausgangslage | 185 | ||
b) Concert of Action | 186 | ||
c) Alternative Liability | 191 | ||
d) Industry-wide Liability | 196 | ||
e) Lösungen im Arbeitsrecht | 201 | ||
aa) Last Injurious Exposure | 201 | ||
bb) Duration and Intensity of Exposure | 202 | ||
f) Zusammenfassung und Ergebnis | 203 | ||
2. Neuere Rechtsentwicklungen | 204 | ||
a) Market Share Liability | 204 | ||
aa) Sindell v. Abbott Laboratories | 206 | ||
bb) Diskussion einzelner Merkmale in der Folgezeit | 207 | ||
(1) Haftungsumfang | 208 | ||
(2) Substantial Share | 210 | ||
(3) Definition des "Marktes" | 212 | ||
(4) Ausschluß der Entlastungsmöglichkeit des Marktteilnehmers (Hymowitz) | 215 | ||
cc) Anwendungsbereich der Market Share Liability jenseits der DES-Fälle | 218 | ||
dd) Kritische Würdigung | 223 | ||
b) Risk Contribution Liability (Collins) | 225 | ||
c) Market Share Alternate Liability (Martin) | 228 | ||
3. Ergebnis | 230 | ||
II. Verankerung der Marktanteilshaftung im deutschen Recht | 231 | ||
1. Anwendbarkeit des § 830 I 2 BGB auf Gefährdungshaftungen? | 232 | ||
2. Eingrenzungsversuche beim Begriff der "Beteiligten" | 233 | ||
3. Anwendbarkeit der §§ 830 I 2, 840 I BGB auf toxische Massenschäden im Falle des Indeterminate Defendant? | 236 | ||
4. Ergebnis | 239 | ||
III. Schlußbetrachtung: Summers und Sindell revisited | 240 | ||
D. Gleichzeitige Unaufklärbarkeit von Medical und Legal Causation | 243 | ||
Entscheidungsregister (Table of Cases) | 245 | ||
URLs | 254 | ||
I. Auswahl datenreicher Web-Sites zur Krebsforschung | 254 | ||
II. Verzeichnis der zitierten URLs | 255 | ||
Literaturverzeichnis | 259 | ||
Stichwortverzeichnis | 301 |