Entstehungsschwäche und Bestandsstärke des verfassungsrechtlichen Eigentums
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Entstehungsschwäche und Bestandsstärke des verfassungsrechtlichen Eigentums
Eine Untersuchung des Spannungsverhältnisses zwischen Art. 14 Abs. 1 Satz 1 GG und Art. 14 Abs. 1 Satz 2 GG auf Basis der Eigentumsrechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts
Schriften zum Öffentlichen Recht, Vol. 968
(2004)
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Abstract
Die auf Basis der Eigentumsrechtsprechung des BVerfG gefertigte Untersuchung widmet sich der bis heute kontrovers diskutierten Frage, wie das in Art. 14 GG angelegte Spannungsverhältnis zwischen verfassungsunmittelbarer Eigentumsgewährleistung (Art. 14 I 1 GG) und Inhalts- und Schrankenbestimmungskompetenz des Gesetzgebers (Art. 14 I 2 GG) zu lösen ist. Der Verfasser stellt dar, daß das BVerfG den Widerstreit nicht im Wege eines Vorrangs einer der Bestimmungen regelt, sondern durch ein Wechselspiel.Im 1. Teil der Arbeit untersucht der Verfasser den Konflikt anhand der Frage, wie das BVerfG die Schutzobjekte ermittelt, die unter die Bestandsgarantie des Art. 14 I 1 GG fallen. Er kommt zu einer zweistufigen Prüfungsfolge des BVerfG: Im ersten Schritt wird, ausgehend von Art. 14 I 2 GG, das Vorliegen einer einfachgesetzlichen Rechtsposition geprüft. Im zweiten Schritt unterzieht das BVerfG diese Position einer Qualifikationsprüfung unter Zuhilfenahme fünf eigentumsgrundrechtlicher Strukturmerkmale, die das Gericht im Wege teleologischer Verfassungsauslegung unmittelbar aus Art. 14 I 1 GG zieht.Im 2. Teil der Arbeit wird das Spannungsverhältnis vom Blickwinkel der gesetzgeberischen Befugnis beleuchtet, gemäß Art. 14 I 2 GG Inhalt und Schranken des Eigentums zu bestimmen. In Abgrenzung zu Art. 14 III GG legt Markus Appel dar, daß das BVerfG nach neuerer Rspr. den Enteignungsbegriff wohl auf die Fälle der klassischen Güterbeschaffung beschränkt. Anschließend stellt er an der Rspr. des BVerfG zwei verschiedene Arten von Regelungen im Sinne des Art. 14 I 2 GG dar: zum einen sog. Ausgestaltungen, bei denen es aufgrund der Entstehungsschwäche der Bestandsgarantie niemals zu Eingriffen in bereits existente Eigentumsbestandsrechte kommen kann; zum anderen sog. Umgestaltungen, bei denen ein Eingriff in solche Rechte möglich ist. Schließlich untersucht er die Bindungen, denen der Gesetzgeber bei derartigen Regelungen unterliegt.
Table of Contents
Section Title | Page | Action | Price |
---|---|---|---|
Vorwort | 7 | ||
Inhaltsverzeichnis | 9 | ||
Abkürzungsverzeichnis | 15 | ||
Einleitung | 19 | ||
1. Teil: Die Bestandsgarantie des Art. 14 I 1 GG | 22 | ||
A. Gewährleistungsinhalte des Art. 14 I 1 GG | 22 | ||
B. Schutzobjekte der Bestandsgarantie – Prüfungsfolge des BVerfG | 25 | ||
I. Übersicht | 25 | ||
II. Niederschlag im Schrifttum | 26 | ||
1. Erste Stellungnahmen | 26 | ||
2. Neuere Literatur | 28 | ||
C. Verfassungsunmittelbare Vorgaben (Art. 14 I 1 GG) | 31 | ||
I. Selbständiger Eigentumsbegriff des BVerfG? | 32 | ||
II. Konturen des bundesverfassungsgerichtlichen Eigentumsbegriffs | 38 | ||
1. Ausgangspunkt: Auslegung des Art. 14 I 1 GG | 38 | ||
a) Eigentumsbegriff durch Verfassungsauslegung | 39 | ||
b) Teleologische Auslegung der Eigentumsgarantie | 40 | ||
2. Die einzelnen Strukturmerkmale des verfassungsrechtlichen Eigentums | 41 | ||
a) Privatnützigkeit und grundsätzliche Verfügungsbefugnis | 41 | ||
(1) Begriffsdefinitionen | 42 | ||
(2) Herleitung durch teleologische oder historische Auslegung der Eigentumsgarantie? | 46 | ||
b) Eigenleistung und Existenzsicherung | 50 | ||
(1) Der „Wandel“ der Eigentumsgarantie | 50 | ||
(2) Strukturmerkmale „Privatnützigkeit und Verfügungsbefugnis“ bei öffentlich-rechtlichen Rechtspositionen? | 53 | ||
(3) Bedeutung des Strukturmerkmals „Eigenleistung“ | 56 | ||
(4) Bedeutung des Strukturmerkmals „Existenzsicherung“ | 60 | ||
c) Vermögenswert einer Rechtsposition | 62 | ||
3. Die unterschiedlichen Funktionen der eigentumsgrundrechtlichen Strukturmerkmale | 64 | ||
a) Doppelbedeutung im Rahmen der Bestandsgarantie | 64 | ||
(1) Qualifikationsmerkmale im Rahmen des Schutzbereichs | 64 | ||
(2) Rechtmäßigkeitskriterien im Rahmen der Eingriffsrechtfertigung | 70 | ||
b) Rechtmäßigkeitskriterien im Zusammenhang mit der Institutsgarantie | 76 | ||
III. Die Funktion des verfassungsrechtlichen Eigentumsbegriffs | 77 | ||
1. Qualifikationsfunktion des bundesverfassungsgerichtlichen Eigentumsbegriffs | 77 | ||
2. Der verfassungsrechtliche Eigentumsbegriff im Schrifttum | 80 | ||
a) Qualifikationsfunktion in der Literatur | 80 | ||
b) Institutsgarantie als Element des Eigentumsbegriffs? | 82 | ||
c) Art. 14 I 1 und 14 I 2 GG als Elemente des Eigentumsbegriffs | 84 | ||
d) Art. 14 I GG als „Transformationsnorm“ | 85 | ||
e) Wandlungen des Eigentumsbegriffs? | 86 | ||
D. Das Erfordernis einer einfachgesetzlichen Rechtsposition (Art. 14 I 2 GG) | 88 | ||
I. Die Gesetzesabhängigkeit des Eigentums gemäß Art. 14 I 2 GG | 88 | ||
II. Die Voraussetzungen einer einfachgesetzlichen Rechtsposition | 96 | ||
1. Bestehen eines subjektiven Rechts | 96 | ||
2. Die Bestandsgarantie als „Bündel von Befugnissen“ | 101 | ||
3. Reichweite der Bestandsgarantie bei mehrdimensionalen Zuordnungsverhältnissen | 102 | ||
a) Zusammenschau des Privat- und öffentlichen Rechts | 103 | ||
b) Die Eigentumsgewährleistung des Art. 153 WRV als Bürde des Art. 14 GG | 106 | ||
(1) Die Stellung der Grundrechte unter der WRV | 106 | ||
(2) Die Eigentumsgarantie des Art. 153 WRV | 108 | ||
(a) Der Vorrang des Privatrechts vor öffentlich-rechtlichen Eigentumsbeschränkungen | 109 | ||
(b) Die Notwendigkeit der „Schwellentheorien“ als Korrektiv | 111 | ||
(3) Die Übertragung des Weimarer Eigentumsmodells auf die Eigentumsgarantie des GG | 112 | ||
III. Das subjektive Recht als Qualifikationsgegenstand | 120 | ||
1. Unterscheidung zwischen dem Zuordnungsverhältnis als solchem und der hieraus folgenden Gesamtrechtsstellung sowie den einzelnen Befugnissen | 120 | ||
2. Das Zuordnungsverhältnis als solches als vorrangiger Anknüpfungspunkt der Qualifikationsprüfung | 122 | ||
3. Folgen der Anknüpfung an das Zuordnungsverhältnis | 125 | ||
a) Qualifizierung der aus dem Zuordnungsverhältnis folgenden Gesamtrechtsstellung | 125 | ||
b) Abhängigkeit der Qualifikationsprüfung von der Verwurzelung des Zuordnungsverhältnisses | 127 | ||
(1) BVerfGE 95, 64 ff. – Wohnungsbindungsgesetz | 128 | ||
(2) BVerfGE 58, 300 ff. – Naßauskiesung | 129 | ||
(3) Eigentumsschutz der Baubefugnis | 131 | ||
IV. Vermeintlicher Sonderfall: Eigentumsschutz von „Nutzungsmöglichkeiten“ | 139 | ||
E. Qualifizierung der einfachgesetzlichen Rechtsposition zu Eigentum im Sinne der Bestandsgarantie (Art. 14 I 1 i.V. m. 14 I 2 GG) | 151 | ||
2. Teil: Inhalts- und Schrankenbestimmungen gemäß Art. 14 I 2 GG | 154 | ||
A. Bundesverfassungsgerichtliche Definitionen der Begriffe Inhalts- und Schrankenbestimmung (Art. 14 I 2 GG)/Enteignung (Art. 14 III GG) | 154 | ||
I. Bisherige Ausgangslage | 155 | ||
II. BVerfGE 100, 226 ff. – Rheinland-pfälzisches Denkmalschutzgesetz | 158 | ||
III. BVerfGE 104, 1 ff. – Städtebauliche Umlegung | 161 | ||
1. Regelungen zum Ausgleich divergierender Privatinteressen: Art. 14 I 2 GG | 162 | ||
a) Kein unmittelbarer staatlicher Zugriff bei Eigentumsentziehungen im horizontalen Verhältnis | 162 | ||
b) Kriterien für die Einstufung auf die horizontale bzw. vertikale Ebene | 163 | ||
c) Verhältnis zur Allgemeinwohlklausel des Art. 14 II GG | 165 | ||
2. Eigentumsentzug in erster Linie zur Erfüllung öffentlicher Aufgaben | 165 | ||
a) Öffentlicher Aufgabenbezug als Element des Enteignungsbegriffs | 166 | ||
b) Abgrenzung zwischen Art. 14 I 2 und 14 III GG bei vertikalen Hoheitsakten | 168 | ||
(1) Der Verweis auf BVerfGE 38, 175 ff. | 169 | ||
(2) Die Aufrechterhaltung des Teilentzuges | 170 | ||
(a) Rechtsvernichtung | 171 | ||
(b) Rechtsübertragung | 172 | ||
B. Zwei Arten von Regelungen im Sinne des Art. 14 I 2 GG | 176 | ||
I. Ausgestaltung | 177 | ||
1. Begriff | 177 | ||
2. Die (Entstehungs-)Schwäche des Eigentums | 178 | ||
3. Fallgruppen der Ausgestaltung | 180 | ||
a) Die Einführung neuer Rechte | 181 | ||
b) Ausschluß des Entstehens von bisherigen Rechten für die Zukunft | 185 | ||
II. Umgestaltung | 189 | ||
1. Begriff | 189 | ||
2. Differenzierung zwischen Alt- und Neueigentümern | 191 | ||
3. Fallgruppen der Umgestaltung | 195 | ||
a) Umgestaltung durch Einschränkung des Zuordnungsverhältnisses | 196 | ||
b) Umgestaltung durch Aufhebung des Zuordnungsverhältnisses | 197 | ||
C. Anforderungen an die Verfassungsmäßigkeit von Regelungen im Sinne des Art. 14 I 2 GG | 199 | ||
I. Allgemein: Verwirklichung des Sozialmodells des Art. 14 GG | 199 | ||
II. Speziell: Anforderungen an Ausgestaltungen | 201 | ||
1. Materiell-rechtliche Anforderungen | 202 | ||
a) Kein Eingreifen der Individualrechtsgarantie | 202 | ||
b) Schutz durch Institutsgarantie oder sog. objektives Abwägungsgebot? | 205 | ||
(1) Die Institutsgarantie des Art. 14 I 1 GG | 206 | ||
(2) Die Konzeption des sog. objektiven Abwägungsgebotes | 207 | ||
(a) Der positive Grundansatz des objektiven Abwägungsgebotes | 208 | ||
(b) Fehlende Verankerung des objektiven Abwägungsgebotes in der Rspr. des BVerfG | 210 | ||
(c) Kein Bedürfnis für das objektive Abwägungsgebot aufgrund Eingreifens der Institutsgarantie | 212 | ||
(3) Zwei verschiedene Schutzwirkungen der Institutsgarantie | 216 | ||
(a) Schutz der originären „Eigentumserwerbsfreiheit | 217 | ||
(b) Schutz vor einem „Auslaufenlassen“ bestehender Eigentumserwerbsmöglichkeiten | 218 | ||
2. Prozessuale Geltendmachung der Einrichtungsgarantie | 220 | ||
III. Speziell: Anforderungen an Umgestaltungen | 222 | ||
1. Abwägung mit der Bestandsgarantie aufgrund Grundrechtseingriffs | 223 | ||
a) H. M.: Annahme eines Grundrechtseingriffs | 223 | ||
b) Die Leugnung eines Grundrechtseingriffs | 226 | ||
(1) Kein Eigentumseingriff aufgrund Total-Dispositionsvorbehalts? | 226 | ||
(a) Ausdehnung der Schwächeformel auf Altrechte | 226 | ||
(b) Kein Eigentumseingriff aufgrund Schutzbereichsgestaltung? | 229 | ||
(c) Sonderfall: Rückwirkendes Inkrafttreten einer Neuregelung | 231 | ||
(2) Kein Eigentumseingriff aufgrund immanenter Sozialbindung gemäß Art. 14 II GG? | 232 | ||
c) Feststellung der Existenz von Altrechten durch Anwendung des Vorgängerrechts | 239 | ||
(1) Exkurs: Kein Eingriff in die Bestandsgarantie durch rechtmäßige Anwendungsmaßnahmen | 240 | ||
(2) Ermittlung der Bestandsgarantie durch Rechtsanwendung – Verstoß gegen Art. 14 I 2 GG? | 245 | ||
2. Anforderungen an die Eingriffsrechtfertigung | 248 | ||
a) Das Erfordernis eines „besonderen öffentlichen Interesses“ | 248 | ||
(1) Bisherige Ausgangslage | 248 | ||
(2) Verhältnis zum rechtsstaatlichen Vertrauensschutz | 250 | ||
(a) Echte und unechte Rückwirkung | 250 | ||
(b) Eigentumsgrundrechtlicher Bestands- oder rechtsstaatlicher Vertrauensschutz? | 251 | ||
b) Die Erhaltung der Substanz und des Zuordnungsverhältnisses | 258 | ||
(1) Keine Beeinträchtigung der Substanz des Eigentums | 259 | ||
(a) Vorliegen einer Substanzbeeinträchtigung | 259 | ||
(b) Rechtsfolgen einer Substanzbeeinträchtigung | 260 | ||
(2) Keine Aufhebung des Zuordnungsverhältnisses? | 261 | ||
c) Abfederung des Eigentumseingriffs durch Übergangsregelungen | 263 | ||
3. Vorgehen eines Newcomers gegen eine Umgestaltung | 264 | ||
D. Unterscheidung zwischen Inhalts- und Schrankenbestimmung im Sinne des Art. 14 I 2 GG | 269 | ||
3. Teil: Zusammenfassung | 273 | ||
Literaturverzeichnis | 282 | ||
Senatsentscheidungen aus der amtlichen Sammlung des BVerfG mit Bezug zu Art. 14 GG | 299 | ||
Sachwortverzeichnis | 306 |