Konvergenz- und Stabilisierungswirkungen einer europäischen Arbeitslosenversicherung
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Konvergenz- und Stabilisierungswirkungen einer europäischen Arbeitslosenversicherung
Beiträge zum Europäischen Wirtschaftsrecht, Vol. 29
(2004)
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Abstract
Unter dem Eindruck der aktuellen Debatte um die Aufweichung des Stabilitäts- und Wachstumspaktes und der übermäßigen Staatsverschuldung in mehreren EU-Staaten beschäftigt sich Roland Deinzer mit folgender Fragestellung: Kann die Wirtschafts- und Währungsunion ohne zusätzliche Elemente einer Sozialunion langfristig überleben? Der Autor macht einen fundierten Vorschlag für eine europäische (Grund-)Arbeitslosenversicherung als ein Teil einer Europäischen Sozialunion, die nicht ideologisch motiviert, sondern wirtschaftlich begründet und notwendig ist. Deinzer untersucht empirisch die Stabilisierungs- und Umverteilungswirkungen des bundesdeutschen Systems der Arbeitslosenversicherung. Er berechnet, dass zwischen 1991 und 2003 über die BA 186,3 Mrd. umverteilt wurden. Darauf aufbauend, fordert der Autor als Stabilisierungsmechanismus eine europäische (Teil-)Arbeitslosenversicherung, da Euroland auf Grund fehlender Ausgleichsmechanismen sowie der relativen Immobilität der EU-Bürger keinen optimalen Währungsraum darstellt. In diesem System wäre Deutschland augenblicklich Nettoempfänger, die wenig erfolgreiche Regional- und Strukturpolitik der EU würde weitgehend obsolet, der bargaining process um neue Fördergelder würde entfallen. Eine europäische Arbeitslosenversicherung könnte damit doppelt integrationsfördernd wirken: Sie liefert den fehlenden Anpassungsmechanismus für das Überleben der Währungsunion und fördert die Solidarität zwischen den Bürgern der EU.Ausgezeichnet mit dem Fürther-Ludwig-Erhard-Preis 2004 und dem Promotionspreis der WiSo der Universität Erlangen-Nürnberg.
Table of Contents
Section Title | Page | Action | Price |
---|---|---|---|
Vorwort | 5 | ||
Inhaltsübersicht | 7 | ||
Inhaltsverzeichnis | 9 | ||
Abbildungsverzeichnis | 16 | ||
Tabellenverzeichnis | 18 | ||
Abkürzungsverzeichnis | 20 | ||
Problemstellung und Aufbau der Arbeit | 21 | ||
Erster Teil: Die EU auf dem Weg zur Europäischen Sozialunion? | 28 | ||
Kapitel 1: Die Wirtschaftsordnung der Europäischen Union: Eine soziale Marktwirtschaft? | 28 | ||
A. Zur Theorie der Wirtschaftsverfassung | 29 | ||
B. Die Prinzipien der Wirtschaftsverfassung der EU | 30 | ||
I. Die Systementscheidung | 30 | ||
II. Die Funktionsgarantien | 32 | ||
1. Rechtsstaatlichkeit | 32 | ||
a) Gewaltenteilung | 33 | ||
b) Die Grundrechte | 33 | ||
2. Die Grundfreiheiten des EWG-Vertrages | 35 | ||
3. Die Wettbewerbsordnung | 37 | ||
III. Schlussfolgerung | 42 | ||
C. Das Sozialprinzip in der Union | 43 | ||
D. Entwicklung der Sozial-, Beschäftigungs- und Kohäsionsordnungen und -politiken in der EU | 44 | ||
I. Phase 1: EWG-Vertrag und erstes soziales Aktionsprogramm 1974 | 44 | ||
II. Phase 2: Einheitliche Europäische Akte 1987 und Reform der Strukturfonds | 48 | ||
III. Phase 3: Gemeinschaftscharta der sozialen Grundrechte der Arbeitnehmer und der Vertrag von Maastricht | 51 | ||
IV. Phase 4: Vertrag von Amsterdam und Europäische Beschäftigungsstrategie | 58 | ||
V. Phase 5: Lissabon-Strategie und Vertrag von Nizza | 61 | ||
VI. Fazit: Bewertung der Sozial- und Arbeitsmarktordnung und -politik der EU | 68 | ||
Kapitel 2: Föderalismustheorie und Systemwettbewerb | 72 | ||
A. Zuständigkeit der staatlichen Ebene für sozialpolitische Aufgaben | 72 | ||
B. Föderalismustheorie | 73 | ||
I. Bereitstellungskostenansatz | 73 | ||
1. Präferenzverzerrungen | 73 | ||
2. Regionale Externalitäten | 74 | ||
3. Größenvorteile | 76 | ||
4. Transaktionskosten | 77 | ||
5. Entscheidungsfindungskosten und polit-ökonomische Gründe | 77 | ||
II. Systemwettbewerb | 78 | ||
1. Grundsätzliches zum Systemwettbewerb | 78 | ||
a) Exkurs: Paradigmen der Wettbewerbstheorie | 79 | ||
aa) Erstes Paradigma der Wettbewerbstheorie: Klassische Theorie | 80 | ||
bb) Zweites Paradigma: Neoklassik | 80 | ||
cc) Renaissance des klassischen Paradigmas: Evolutionstheoretischer Ansatz, österreichische Tradition und Systemtheorie des Wettbewerbs | 82 | ||
2. Neoklassische Modelle des Systemwettbewerbs | 86 | ||
a) Tiebout’sches Wanderungsmodell | 86 | ||
b) Neoklassisches Standardmodell des Steuerwettbewerbs nach Sinn | 88 | ||
3. Evolutionstheoretisch basierter Ansatz des Systemwettbewerbs | 92 | ||
a) Wirkungen des Systemwettbewerbs | 93 | ||
b) Voraussetzungen für Systemwettbewerb | 94 | ||
4. Bewertung der Wirkungen des Systemwettbewerbs | 95 | ||
a) Race to the Bottom-Hypothese | 95 | ||
b) Grenzen des Systemwettbewerbs | 103 | ||
III. Abschließende Darstellung | 110 | ||
Kapitel 3: Europäische Sozialpolitik im Lichte der Systemwettbewerbsdiskussion | 111 | ||
A. Sinnvolle Koordination | 111 | ||
B. Risikoreiche Koordination? – Niveau der Grundsicherung | 112 | ||
C. Schädliche Koordination – Sozialdumping? | 115 | ||
D. Kritisches Fazit an der Sichtweise des Systemwettbewerbs | 119 | ||
Zweiter Teil: EWWU: Optimaler Währungsraum oder Notwendigkeit föderaler Anpassungsmechanismen? | 123 | ||
Kapitel 4: Theorie und Praxis der Optimalen Währungsräume | 123 | ||
A. Systematik der EU-Kommission über asymmetrische Schocks | 124 | ||
I. Temporäre und permanente Schocks | 124 | ||
II. Länderspezifische und sektorspezifische Schocks | 125 | ||
III. Reale und finanzielle Schocks | 126 | ||
IV. Exogene und politikbedingte Schocks | 127 | ||
B. Theorie der Optimalen Währungsräume | 127 | ||
I. Frühe Kriterien für Optimale Währungsräume | 129 | ||
1. Mundells Kriterium der Faktormobilität | 129 | ||
2. McKinnons Kriterium der Offenheit | 132 | ||
3. Kenens Kriterium der Diversifikation | 134 | ||
4. Weitere Kriterien für die Optimalität von Währungsräumen | 136 | ||
5. Aschheims Ansatz der Functional Currency Areas | 137 | ||
II. Ein formales Modell für Optimale Währungsräume | 138 | ||
III. Neuere Theorie der Optimalen Währungsräume | 152 | ||
1. Lucas-Kritik | 152 | ||
2. Vertikale Phillips-Kurve | 152 | ||
3. Zeit-Inkonsistenz-Problem | 153 | ||
4. Endogenität der OWR-Kriterien | 153 | ||
5. Internationale Risiko-Verteilung | 154 | ||
C. Die Europäische Wirtschafts- und Währungsunion als optimaler Währungsraum? | 155 | ||
I. Messung und Bewertung von asymmetrischen Schocks | 155 | ||
II. Empirische Untersuchungen | 156 | ||
III. Anpassungsmechanismen | 161 | ||
1. Lohn- und Preisflexibilität | 161 | ||
2. Mobilität der Arbeitskräfte | 163 | ||
3. Mobilität des Faktors Kapital | 169 | ||
4. Offenheitsgrad und Diversifikation – Krugman specialization hypothesis vs. Endogenitäts-Hypothese | 171 | ||
5. Transfermechanismen | 179 | ||
D. Fazit | 184 | ||
Kapitel 5: Die langsame Abkehr innerhalb der EU von der Idee einer Europäischen Fiskalföderation von MacDougall bis heute | 189 | ||
Kapitel 6: Erforderlichkeit eines fiskalischen Föderalismus in der EWWU | 196 | ||
A. Notwendigkeit der Kohäsion – unzureichende Regionalpolitik der EU | 199 | ||
B. Notwendigkeit der Stabilisierungsfunktion | 210 | ||
Kapitel 7: Kritik an der aktuellen Konstruktion der Währungsunion – Wiederbelebung der Idee einer gemeinschaftlichen Stabilisierungsfunktion | 212 | ||
A. Neue Empirie | 212 | ||
B. Aktuelle Verstöße gegen den Stabilitäts- und Wachstumspakt | 216 | ||
C. Versuch der Aufweichung der Kriterien des Stabilitäts- und Wachstumspaktes durch Kommission und Eurogruppe | 221 | ||
Dritter Teil: Theorie, Ausgestaltung und Wirkungen einer europäischen Arbeitslosenversicherung | 226 | ||
Kapitel 8: Theorie und Empirie der europäischen Arbeitslosigkeit und deren Versicherung | 226 | ||
A. Arbeitslosigkeit und institutionelle Aspekte der Arbeitslosenversicherung | 226 | ||
B. Formen der Arbeitslosigkeit | 228 | ||
C. Entwicklung der Arbeitslosigkeit in Europa | 231 | ||
D. Ursachen der Arbeitslosigkeit in Europa | 234 | ||
E. Begründungsansätze für eine staatliche Arbeitslosenversicherung | 241 | ||
I. Marktversagen bei der Versicherung von Einkommensrisiken | 241 | ||
II. Polit-ökonomischer Ansatz | 242 | ||
F. Individuelles Moral hazard – Anreizeffekte einer staatlichen Arbeitslosenversicherung | 243 | ||
I. Arbeitslosenversicherung und statische Effizienz | 243 | ||
II. Arbeitslosenversicherung und dynamische Effizienz | 244 | ||
III. Höhe und Dauer der Lohnersatzleistung | 245 | ||
G. Überblick über die Arbeitslosenversicherungssysteme in der EU | 248 | ||
I. Grundprinzipien | 249 | ||
II. Anwendungsbereich | 251 | ||
III. Grundbedingungen, Anwartschaftszeit und Karenzfrist | 254 | ||
IV. Leistungshöhe und -dauer | 257 | ||
V. Finanzierung der Arbeitslosenversicherung | 262 | ||
H. Quantitative Erfassung der Transferwirkungen der bundesdeutschen Arbeitslosenversicherung | 264 | ||
I. Einfache Einnahmen – Ausgabensaldierung der BA-Statistik | 265 | ||
II. Beitragsberechnung Methode I: Pauschalierte Mikroebenenberechnung | 268 | ||
III. Beitragsberechnung Methode II: Differenzierte Mikroebenenberechnung | 271 | ||
IV. Beitragsberechnung Methode III: Makroebenenberechnung | 273 | ||
V. Ergebnisse der berechneten Beitragsanteile für die deutschen Länder von 1991–1999 | 277 | ||
VI. Regionale Umverteilung, Aufschlüsselung der Bundesmittel nach Beschäftigtenanteil | 279 | ||
VII. Regionale Umverteilung, Aufschlüsselung der Bundesmittel nach dem Landesanteil am Bundessteueraufkommen | 281 | ||
1. Methode am Beispielsjahr 1999 | 281 | ||
2. Ergebnisse von 1991 bis 2001 | 283 | ||
3. Vergleich mit Berechnungen der Deutschen Bundesbank | 285 | ||
4. Pro-Kopf-Analyse | 287 | ||
5. Relative Umverteilungswirkungen zum Bruttoinlandsprodukt | 288 | ||
VIII. Vergleich der Umverteilungswirkungen mit dem System des horizontalen Finanzausgleichs in der Bundesrepublik | 290 | ||
Kapitel 9: Vorschlag einer europäischen Arbeitslosenversicherung | 293 | ||
A. Ursprüngliche Vorschläge des MacDougall-Berichts von 1977 | 293 | ||
B. Grundüberlegungen | 294 | ||
C. Anspruchsberechtigte, Beitragssatz, Leistungshöhe | 296 | ||
D. Szenario-Rechnungen einer europäischen Arbeitslosenversicherung | 299 | ||
I. Methode der Berechnung | 299 | ||
II. Rechnerische Umverteilungswirkungen der EALV im Jahr 2000 | 301 | ||
III. Umverteilungswirkungen der EALV 1995 und 2000 im Vergleich | 304 | ||
IV. Vergleich von Strukturpolitik und europäischer Arbeitslosenversicherung | 307 | ||
V. Stabilisierungswirkungen der europäischen Arbeitslosenversicherung | 309 | ||
E. Wichtige Gestaltungsmerkmale einer europäischen Arbeitslosenversicherung | 311 | ||
Abschließende Argumentation für eine europäische Arbeitslosenversicherung | 314 | ||
Anhang 1: Berechnung der regionalen Beitragseinnahmen der BA über die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten (Methode II), 1993–2001 | 322 | ||
Anhang 2: Berechnung der regionalen Beitragseinnahmen der BA über die Bruttolohn- und -gehaltssumme (Methode III, 1991–1999) | 331 | ||
Anhang 3: Berechnung des regionalen Nettosaldos der Einnahmen und Ausgaben der BA, 1991–2001 | 340 | ||
Anhang 4: Berechnung der Bezugsgröße für den Beitragssatz und des Bedarfs an Versicherungsleistung der EALV | 351 | ||
Literaturverzeichnis | 355 | ||
Rechtsquellenverzeichnis | 391 | ||
Sachverzeichnis | 393 |