Mitgliedstaatliche Handlungspflichten bei Beeinträchtigungen des freien Warenverkehrs durch Private
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Mitgliedstaatliche Handlungspflichten bei Beeinträchtigungen des freien Warenverkehrs durch Private
Veröffentlichungen des Walther-Schücking-Instituts für Internationales Recht an der Universität Kiel, Vol. 163
(2006)
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Abstract
Privatpersonen haben weitreichende Möglichkeiten, den freien Warenverkehr und damit die Errichtung des Binnenmarktes zu gefährden. Zu denken ist dabei vor allem an Streik- und Blockademaßnahmen im Import- und Exportgewerbe, Demonstrationen und sogenannte "Buy-national"-Kampagnen.Iris-Carola Keun widmet sich der Frage, ob den Mitgliedstaaten als Garanten für den freien Warenverkehr eine Handlungspflicht obliegt, derartige privatautonome Maßnahmen zu unterbinden. Nach Erörterung der dogmatischen Rechtsgrundlage einer solchen Handlungspflicht untersucht die Autorin umfassend die Folgeprobleme dieser Rechtsfigur. Sie geht den praktisch bedeutsamen Fragen nach, unter welchen konkreten Voraussetzungen eine mitgliedstaatliche Handlungspflicht entsteht, welchen Inhalt sie hat und welche Rechtfertigungsgründe für die Untätigkeit eines Mitgliedstaates bestehen. Abgerundet wird die Untersuchung durch eine Analyse der primär- und sekundärrechtlichen Reaktionsmöglichkeiten auf die Verletzung einer Handlungspflicht.
Table of Contents
Section Title | Page | Action | Price |
---|---|---|---|
Vorwort | 5 | ||
Inhaltsverzeichnis | 7 | ||
Einleitung | 13 | ||
A. Einführung und Problemstellung | 13 | ||
B. Ziel und Gang der Untersuchung | 16 | ||
Erstes Kapitel: Grundlagen | 17 | ||
A. Der freie Warenverkehr im Sinne der Art. 28, 29 EGV | 17 | ||
I. Anwendungsvoraussetzungen des Art. 28 EGV | 17 | ||
1. Der Begriff der Ware | 17 | ||
2. Grenzüberschreitender Bezug | 18 | ||
3. Mengenmäßige Beschränkungen | 18 | ||
4. Maßnahmen gleicher Wirkung | 18 | ||
5. Schranken | 20 | ||
a) Rechtfertigungsgründe des Art. 30 EGV | 20 | ||
b) Ungeschriebene Schranken nach Cassis de Dijon | 21 | ||
c) Verhältnismäßigkeit | 22 | ||
II. Anwendungsvoraussetzungen des Art. 29 EGV | 23 | ||
B. Unmittelbare Erfassung privater Beschränkungen gem. Art. 28 EGV | 23 | ||
I. Die unmittelbare Drittwirkung | 24 | ||
1. Terminologie | 24 | ||
2. Die Entwicklung der Rechtsprechung des EuGH | 25 | ||
3. Das Meinungsbild in der Literatur | 29 | ||
4. Wesentliche Kritikpunkte an dem Verantwortungsmodell einer unmittelbaren Drittwirkung | 30 | ||
5. Fazit | 32 | ||
II. Zurechnung privater Handlungen als staatseigenes Verhalten | 32 | ||
1. Terminologie | 32 | ||
2. Rechtsprechung des EuGH | 32 | ||
III. Fazit | 35 | ||
Zweites Kapitel: Die rechtliche Existenz mitgliedstaatlicher Handlungspflichten zur Gewährleistung der Warenverkehrsfreiheit | 36 | ||
A. Begründung des EuGH und der Literatur | 37 | ||
B. Dogmatische Grundlage einer mitgliedstaatlichen Handlungspflicht | 38 | ||
I. Der Wortlaut der Art. 28–31 EGV | 38 | ||
II. Art. 10 EGV | 39 | ||
1. Bedeutung | 39 | ||
2. Grundlage einer Handlungsverpflichtung | 40 | ||
III. Art. 10 Abs. 1 S. 1 i. V. m. Art. 28 EGV | 41 | ||
1. Der Schutz des freien Warenverkehrs als bestehende gemeinschaftsrechtliche Verpflichtung der Mitgliedstaaten | 41 | ||
a) Übertragbarkeit des Schutzpflichtgedankens des deutschen Verfassungsrechts | 42 | ||
b) Gemeinschaftsrechtsspezifische Herleitung | 45 | ||
aa) Wortlautauslegung | 45 | ||
bb) Systematische Auslegung | 45 | ||
cc) Historische Auslegung | 46 | ||
dd) Teleologische Auslegung | 47 | ||
(1) Wirkungsgleichheit zwischen einer Handlung und einem Unterlassen | 47 | ||
(2) Der Grundsatz des „effet utile“ | 47 | ||
2. Fazit | 49 | ||
Drittes Kapitel: Entstehung, Verletzung und Schranken mitgliedstaatlicher Handlungspflichten | 50 | ||
A. Entstehung mitgliedstaatlicher Handlungspflichten | 50 | ||
I. Der Ausgangspunkt: Die Dassonville-Formel | 50 | ||
II. Tatbestandliche Begrenzung: Strafbare beziehungsweise rechtswidrige Beeinträchtigungen, gemessen am nationalen Recht | 53 | ||
III. Tatbestandliche Begrenzung: Gemeinschaftsrechtsspezifische Einschränkungen | 53 | ||
1. Die Keck-Rechtsprechung | 53 | ||
a) Die Intention der Keck-Rechtsprechung | 54 | ||
b) Übertragung auf eine mitgliedstaatliche Handlungspflicht | 55 | ||
c) Zwischenfazit | 56 | ||
2. Aufhebung der Privatautonomie | 56 | ||
3. Spürbarkeitskriterium | 57 | ||
a) Der Grund des Spürbarkeitskriteriums innerhalb der Art. 81 f. EGV | 58 | ||
b) Übertragbarkeit auf die Entstehung einer mitgliedstaatlichen Handlungspflicht | 59 | ||
4. Konkurrenz: Handlungspflicht gem. Art. 28 i. V. m. Art. 10 Abs. 1 S. 1 EGV/Art. 81 EGV | 60 | ||
IV. Fazit | 62 | ||
B. Verletzung mitgliedstaatlicher Handlungspflichten | 63 | ||
I. Inhalt der Handlungspflicht | 63 | ||
1. Art. 10 Abs. 1 S. 1 EGV | 63 | ||
2. Der Interessenskonflikt: Gewährleistung des freien Warenverkehrs vs. mitgliedstaatliche Kompetenzen im Bereich der Gefahrenabwehr | 64 | ||
a) Auswirkungen auf das Entschließungsermessen | 66 | ||
b) Auswirkungen auf das Auswahlermessen | 66 | ||
II. Kontrollintensität des EuGH | 68 | ||
III. Fazit | 69 | ||
C. Schranken mitgliedstaatlicher Handlungspflichten | 69 | ||
I. Rechtfertigungsgründe des Art. 30 S. 1 EGV und zwingende Erfordernisse nach Cassis de Dijon | 70 | ||
II. Anwendbarkeit der Rechtfertigungsinstitute für die mitgliedstaatliche Handlungspflicht gem. Art. 28 i. V. m. Art. 10 Abs. 1 S. 1 EGV | 71 | ||
III. Inhaltliche Abgrenzung von Art. 30 EGV und den „Cassis-Rechtfertigungsgründen“ | 71 | ||
1. Die Entscheidung Cassis de Dijon und die Folgerechtsprechung des EuGH | 72 | ||
a) Die Entscheidung Cassis de Dijon | 72 | ||
b) Folgerechtsprechung | 73 | ||
c) Fazit | 74 | ||
2. Literaturansichten | 75 | ||
a) Option 1: Unterscheidung nach formaler Diskriminierung | 75 | ||
b) Option 2: Unterscheidung nach materieller Diskriminierung | 75 | ||
c) Option 3: Konvergenz der Schranken | 76 | ||
IV. Übertragungsmöglichkeiten der Optionen auf ein Unterlassen eines Mitgliedstaates | 76 | ||
1. Option 1: Unterscheidung nach formaler Diskriminierung | 76 | ||
2. Option 2: Unterscheidung nach materieller Diskriminierung | 77 | ||
3. Option 3: Konvergenz der Schranken | 78 | ||
V. Relevante Schranken im einzelnen | 78 | ||
1. Störungen der öffentlichen Ordnung | 78 | ||
2. Grundrechte | 81 | ||
a) Grundrechte als zwingende Erfordernisse | 83 | ||
aa) Nationale Grundrechte als „gemeinschaftsrechtlich anerkannte Ziele“? | 84 | ||
(1) Gemeinschaftsgrundrechte als Auslegungsstütze und -schranke | 84 | ||
(2) Ausschließliche Geltung der Gemeinschaftsgrundrechte | 85 | ||
bb) Nationales Grundrecht vs. Gemeinschaftsgrundrecht | 86 | ||
(1) Bedeutung und Inhalt der Gemeinschaftsgrundrechte | 86 | ||
(2) Bindung der Mitgliedstaaten an die Gemeinschaftsgrundrechte | 90 | ||
(3) Zwischenergebnis | 90 | ||
cc) Der Wirkungsmechanismus der Gemeinschaftsgrundrechte | 91 | ||
dd) Fazit | 93 | ||
b) Relevante Gemeinschaftsgrundrechte als Auslegungsschranke | 94 | ||
aa) Die Meinungsfreiheit | 94 | ||
bb) Die Versammlungsfreiheit | 96 | ||
cc) Das Streikrecht | 97 | ||
dd) Die Allgemeine Handlungsfreiheit | 98 | ||
c) Auflösung der Kollision zwischen dem Grundsatz des freien Warenverkehrs und dem zwingenden Erfordernis der nationalen Grundrechtsverbürgungen | 99 | ||
VI. Fazit | 101 | ||
Viertes Kapitel: Reaktionsmöglichkeiten der Kommission und der Mitgliedstaaten auf ein vertragswidriges Unterlassen eines Mitgliedstaates nach dem EG-Vertrag | 103 | ||
A. Vertragsverletzungsverfahren der Kommission gem. Art. 226 EGV | 103 | ||
B. Vertragsverletzungsverfahren der Mitgliedstaaten gem. Art. 227 EGV | 105 | ||
C. Einstweilige Anordnung gem. Art. 243 EGV | 105 | ||
I. Beachtung des Auswahlermessens der Mitgliedstaaten im Rahmen des Art. 28 i. V. m. Art. 10 Abs. 1 S. 1 EGV | 106 | ||
II. Generelle Möglichkeit einer einstweiligen Anordnung im Vertragsverletzungsverfahren | 106 | ||
III. Verbot der Vorwegnahme der Hauptsache | 108 | ||
IV. Praktische Erwägungen | 108 | ||
V. Fazit | 109 | ||
D. Vorbeugender Rechtsschutz | 109 | ||
E. Beschleunigtes Verfahren gem. Art. 62 a VerfO-EuGH | 110 | ||
F. Fazit | 110 | ||
Fünftes Kapitel: Die Verordnung Nr. 2679/98 des Rates über das Funktionieren des Binnenmarktes im Zusammenhang mit dem freien Warenverkehr zwischen den Mitgliedstaaten | 111 | ||
A. Hintergründe des Verordnungserlasses | 112 | ||
B. Der Verordnungsvorschlag der Kommission | 112 | ||
C. Endgültige Fassung der Verordnung des Rates | 114 | ||
I. Systematischer Überblick | 114 | ||
II. Anwendungsvoraussetzungen und Begriffsbestimmungen gem. Art. 1 und 2 | 114 | ||
1. Behinderung gem. Art. 1 | 114 | ||
a) Verstoß eines Mitgliedstaates gegen Art. 28 f. EGV | 115 | ||
aa) Beschränkung der Verordnung auf den Bereich des freien Warenverkehrs | 115 | ||
bb) „Möglicherweise“ gegen Art. 30 bis 36 verstoßende Behinderung des freien Warenverkehrs | 116 | ||
cc) Ursache der Behinderung: Handeln oder Nichteinschreiten eines Mitgliedstaates | 116 | ||
(1) Aktives Handeln: Verstöße gegen Art. 28 EGV | 116 | ||
(2) Nichteinschreiten eines Mitgliedstaates: Verstöße gegen Art. 28 i. V. m. Art. 10 Abs. 1 S. 1 EGV | 117 | ||
(a) Die Definition des „Nichteinschreitens“ gem. Art. 1 Abs. 2 | 117 | ||
(aa) Handlungen von Personen | 118 | ||
(bb) Auslegung des Tatbestandsmerkmals „Behinderung“ | 118 | ||
(b) Konkretisierung des Merkmals „Nichteinschreiten“ | 120 | ||
(aa) Entstehung der Handlungspflicht | 120 | ||
(bb) Inhalt der Handlungspflicht: Erforderliche und angemessene Maßnahmen | 121 | ||
(cc) Schranken | 121 | ||
b) Qualität der Beeinträchtigung gem. Art. 1 Abs. 1 lit. a)–c) | 122 | ||
aa) „Schwerwiegende Beeinträchtigung“ | 123 | ||
bb) „Ernsthafter Schaden“ | 123 | ||
cc) „Unmittelbares Handeln“ | 124 | ||
2. Zwischenfazit | 124 | ||
III. Das Warnsystem der Art. 3–5 | 125 | ||
1. Informationssystem gem. Art. 3 | 125 | ||
a) Inhaltlicher Überblick | 125 | ||
b) Inhaltliche Konkretisierung | 125 | ||
aa) Informationsverpflichtung jedes Mitgliedstaates | 125 | ||
bb) „Unverzügliche Weiterleitung“ | 126 | ||
cc) „So bald wie möglich“ | 126 | ||
dd) Geltung des Art. 2 | 127 | ||
(1) Wortlaut | 127 | ||
(2) Systematik | 128 | ||
(3) Sinn und Zweck | 128 | ||
(4) Fazit | 128 | ||
2. Handlungspflicht der Mitgliedstaaten gem. Art. 4 | 128 | ||
3. Mitteilung der Kommission gem. Art. 5 | 129 | ||
a) Inhaltlicher Überblick | 129 | ||
b) Die Rechtsnatur der Mitteilung | 130 | ||
c) Die Mitteilung als „Mahnschreiben“ gem. Art. 226 EGV | 131 | ||
IV. Rechtsgrundlage der Verordnung | 133 | ||
1. Bedeutung des Art. 308 EGV | 133 | ||
2. Anwendungsvoraussetzungen | 134 | ||
V. Anwendungsfälle der Verordnung in der Praxis | 135 | ||
VI. Fazit | 137 | ||
Zusammenfassung und Ausblick | 138 | ||
I. | 138 | ||
II. | 140 | ||
Literaturverzeichnis | 142 | ||
Sachwortverzeichnis | 151 |