Befreiende Konzernabschlüsse nach US-GAAP (§ 292a HGB)
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Befreiende Konzernabschlüsse nach US-GAAP (§ 292a HGB)
Verstoß gegen Verfassungs- und Europarecht?
Beiträge zum Europäischen Wirtschaftsrecht, Vol. 30
(2005)
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Abstract
Nach § 292a HGB können deutsche Konzerne ihre Rechnungslegungspflicht durch Vorlage eines nach international anerkannten Vorschriften erstellten Konzernabschlusses erfüllen, soweit dieser mit der 7. EG-Richtlinie im Einklang steht. Der Autor befasst sich schwerpunktmäßig mit der verfassungsrechtlichen Zulässigkeit der Bezugnahme auf die Vorschriften fremder Normgeber und dem Einklang zwischen US-GAAP und 7. EG-Richtlinie.Der Verfasser beginnt mit einer Analyse des Begriffs der "international anerkannten Rechnungslegungsgrundsätze" und kommt zu dem Ergebnis, dass jedes Regelwerk international anerkannt ist, das von einem überwiegenden Teil der Abschlussadressaten einer Gesellschaft gewünscht wird. Im Anschluss befasst sich Andreas Erdbrügger mit der Frage, inwieweit die Bezugnahme auf Vorschriften fremder Normgeber mit dem Verfassungsrecht vereinbar ist. Nach Darstellung verschiedener Möglichkeiten der Bezugnahme auf fremde Normen, werden diesen verfassungsrechtliche Anforderungen zugeordnet und § 292a HGB entsprechend eingeordnet. Der Verfasser kommt zu dem Ergebnis, dass es sich um eine verfassungsrechtlich unbedenkliche Substitutionsnorm handelt.Im europarechtlichen Teil wendet sich der Autor zunächst der Frage zu, inwieweit der deutsche Gesetzgeber an die Umsetzungspflicht für EG-Richtlinien gemäß Art. 249 EG-Vertrag gebunden ist. Es zeigt sich, dass der Gesetzgeber seine formelle Umsetzungspflicht mit dem Einklangerfordernis des § 292a HGB auf die bilanzierenden Unternehmen übertragen hat und dass diese Übertragung die Umsetzungspflicht verletzt. Aus der Übertragung der Umsetzungspflicht auf die Rechtsanwender leitet der Verfasser her, dass diese in gleicher Weise an die 7. Richtlinie gebunden sind wie der Gesetzgeber selbst und dass damit keine Lockerung der Bindungswirkung einhergeht.Sodann geht Andreas Erdbrügger zu der Untersuchung über, inwieweit die US-GAAP mit der 7. Richtlinie im Einklang stehen. Die Prüfung wird anhand ausgewählter Bilanzierungsprobleme vorgenommen und zeigt, dass bis zum Inkrafttreten der Modernisierungs-Richtlinie 2003 die US-GAAP in zahlreichen Fällen nicht im Einklang mit der 7. EG-Richtlinie standen. Daraus folgt, dass jedenfalls zum Zeitpunkt des Erlasses des § 292a HGB keine befreienden Konzernabschlüsse nach US-GAAP aufgestellt werden konnten.
Table of Contents
Section Title | Page | Action | Price |
---|---|---|---|
Vorwort | 3 | ||
Inhaltsverzeichnis | 5 | ||
Abkürzungsverzeichnis | 12 | ||
Einleitung | 17 | ||
Erster Teil: GAAP als international anerkannte Rechnungslegungsgrundsätze | 24 | ||
A. Kein Verstoß gegen das Bestimmtheitsgebot | 24 | ||
B. Auslegungsbedürftige Punkte | 25 | ||
C. Bedeutung des Begriffs der international anerkannten Rechnungslegungsgrundsätze | 27 | ||
I. Beschreibung von GAAP und IAS | 27 | ||
1. Anhaltspunkte für eine Beschreibung von GAAP und IAS | 28 | ||
2. Entgegenstehende Umstände | 29 | ||
II. Verweisung auf die IAS im Sinne der IAS-Verordnung der EG | 29 | ||
III. Internationale Anerkennung im Sinne des Art. 38 IGH-Statut | 30 | ||
IV. Allgemein anerkannte Regeln der Technik | 32 | ||
V. Rechnungslegungsgrundsätze, die international anerkannt sind | 33 | ||
1. Rechnungslegungsgrundsätze | 35 | ||
a) Einzelne Bilanzierungsprinzipien | 36 | ||
b) Beschränkung auf zwingendes staatliches Recht und die kaufmännische Übung | 36 | ||
c) Regelwerke im weitesten Sinne | 36 | ||
2. Internationale Anerkennung | 38 | ||
a) Erstellung auf internationaler Ebene | 38 | ||
b) Internationale Anerkennung nur eines Regelwerks | 39 | ||
c) Anerkennung durch ein internationales Gremium | 39 | ||
d) Nachweisprobleme einer Anerkennung durch die Kapitalmarktteilnehmer | 40 | ||
e) Staatliche Anerkennung | 41 | ||
f) Anerkennung durch Börsen und Börsenaufsichtsbehörden | 42 | ||
g) Internationale Anerkennung als Willkürschranke bei der Auswahl des Regelwerks | 43 | ||
aa) Bindung an den Befreiungszweck | 44 | ||
bb) Abstrakte Akzeptanz an den Kapitalmärkten als ungeeignetes Kriterium | 45 | ||
cc) Erforderlichkeit der konkreten Akzeptanz bei den Adressaten | 45 | ||
dd) Bedenken | 47 | ||
(1) Weiter Ermessenspielraum für die Rechtsanwender | 47 | ||
(2) Internationaler Aspekt der Anerkennung | 48 | ||
(3) Entgegenstehen der Gesetzesbegründung | 49 | ||
VI. Anwendbarkeit der „GAAP“ | 49 | ||
D. GAAP als Bezugsobjekt des § 292a HGB | 50 | ||
I. Umfang der GAAP | 51 | ||
1. GAAP nach dem Verständnis des Wirtschaftsprüferverbands AICPA | 51 | ||
2. GAAP nach dem Verständnis der Börsenaufsichtbehörde SEC | 53 | ||
3. GAAP als Bezugsobjekt des § 292a HGB | 54 | ||
II. Anzuwendende Fassung der GAAP | 55 | ||
III. Kombination der GAAP mit anderen Regelwerken | 55 | ||
1. Generelle Kombinationsmöglichkeit | 56 | ||
2. Kombination bei Regelungslücken in den GAAP | 57 | ||
3. Ergänzung der GAAP zur Herstellung von Einklang und Gleichwertigkeit | 58 | ||
4. Abweichen von den GAAP in Konfliktfällen | 58 | ||
E. Verfassungsmäßigkeit der Bezugnahme auf die GAAP | 59 | ||
I. Formen der Bezugnahme auf Regeln anderer Normgeber | 62 | ||
1. Dynamische Verweisung | 62 | ||
2. Kollisionsnormen | 64 | ||
3. Substitution | 67 | ||
II. Verfassungsrechtliche Anforderungen an Bezugnahmen auf fremde Regelwerke | 69 | ||
1. Demokratieprinzip | 69 | ||
a) Herleitung des Demokratieprinzips | 69 | ||
b) Demokratieprinzip und dynamische Verweisung | 70 | ||
aa) Keine generelle Unzulässigkeit | 70 | ||
bb) Keine Rechtfertigung durch jederzeitige Rücknahmemöglichkeit | 71 | ||
cc) Begrenzung der Verweisung | 71 | ||
dd) Dynamische Verweisungen auf private Normen als Sonderfall? | 73 | ||
c) Legitimation von Kollisionsnormen | 73 | ||
d) Unbedenklichkeit der Substitution | 74 | ||
2. Gewaltenteilungsgrundsatz | 75 | ||
a) Ausformung im Grundgesetz | 75 | ||
b) Gewaltenteilungsgrundsatz und dynamische Verweisung | 75 | ||
aa) Ähnlichkeit zur Delegation nach Art. 80 GG | 76 | ||
bb) Kein Ausschluss dynamischer Verweisungen durch Art. 80 GG | 76 | ||
cc) Fremdverweisungen und Gewaltenteilung in Deutschland | 76 | ||
c) Unbedenklichkeit von Kollisionsnormen | 77 | ||
d) Unbedenklichkeit der Substitution | 77 | ||
3. Wesentlichkeitstheorie | 77 | ||
a) Herleitung der Wesentlichkeitstheorie aus dem Grundgesetz | 77 | ||
b) Wesentlichkeitstheorie und dynamische Verweisung | 78 | ||
c) Unbedenklichkeit von Kollisionsnormen | 79 | ||
d) Substitution als Auslegung des eigenen Rechts | 79 | ||
4. Gebot der ordnungsgemäßen Normverkündung | 79 | ||
a) Ordnungsgemäße Normverkündung bei dynamischen Verweisungen | 80 | ||
b) Keine Verkündungspflicht bei Kollisionsnormen und Substitution | 80 | ||
III. Art der Bezugnahme auf fremdes Recht in § 292a HGB | 81 | ||
1. § 292a HGB als dynamische Verweisung | 81 | ||
a) Kein typisches Erscheinungsbild | 81 | ||
b) Keine Umgehungsabsicht des Gesetzgebers | 82 | ||
c) Wahlrecht und Inkorporation | 83 | ||
aa) § 292a HGB als Wahlrecht | 83 | ||
bb) Inkorporation als Folge eines Wahlrechts | 85 | ||
cc) Inkorporation durch dynamische Verweisung | 85 | ||
dd) Wahlrecht und Tolerierung | 86 | ||
ee) Fehlende Gestaltungsmöglichkeit | 88 | ||
ff) Inkorporation keine zwangsläufige Konsequenz eines Wahlrechts | 90 | ||
gg) Keine Inkorporation | 90 | ||
2. § 292a HGB als Kollisionsnorm | 91 | ||
a) Kollisionsrechtlicher Rechtswahltatbestand | 91 | ||
b) Kein Anknüpfungspunkt oder Regelungsverzicht | 92 | ||
c) Unzulässigkeit einer Rechtswahl | 94 | ||
d) Einbindung in deutsches Normumfeld | 94 | ||
e) Beschränkung auf bestimmte Regelwerke | 94 | ||
3. § 292a HGB als Substitutionsnorm | 95 | ||
a) Befreiende Konzernabschlüsse als Fall einer gesetzlich geregelten Substitution | 95 | ||
b) Fehlender Auslandsbezug | 97 | ||
c) Berücksichtigung ökonomischer Zwänge | 98 | ||
d) Beschränkung auf international anerkannte Regelwerke | 98 | ||
IV. Konsequenzen | 98 | ||
1. Demokratieprinzip | 98 | ||
2. Gewaltenteilungsgrundsatz | 99 | ||
3. Wesentlichkeitstheorie | 100 | ||
4. Normverkündung | 100 | ||
F. Ergebnisse des ersten Teils | 100 | ||
Zweiter Teil: Einklang der GAAP mit der 7. Richtlinie | 103 | ||
A. Verstoß gegen die formelle Umsetzungspflicht aus Art. 249 Abs. 3 EG | 104 | ||
I. Inhalt und Umfang der formellen Umsetzungspflicht | 104 | ||
II. Umsetzungspflicht und befreiende Konzernabschlüsse | 106 | ||
1. Rücknahme der gesetzlichen Umsetzung | 106 | ||
2. Erforderlichkeit eines Umsetzungsgesetzes | 106 | ||
3. Keine Rechtfertigung durch eine Befreiungsklausel in der 7. Richtlinie | 107 | ||
III. Konsequenzen | 109 | ||
B. Verstoß gegen das Bestimmtheitsgebot nach dem GG | 109 | ||
C. Einklang als Maßstab für den Vergleich von GAAP und 7. Richtlinie | 110 | ||
I. Inhalt und Umfang der materiellen Umsetzungspflicht aus Art. 249 Abs. 3 EG | 111 | ||
II. Umsetzungspflicht und Einklangerfordernis | 112 | ||
III. Versuche, die Bindung an die 7. Richtlinie zu lockern | 113 | ||
1. Bindung an ein Gesamtkonzept der 7. Richtlinie (Gesamtkonzepttheorie) | 113 | ||
a) Herleitung | 114 | ||
b) Gründe gegen die Gesamtkonzepttheorie | 115 | ||
2. Bedeutung des Einklangverständnisses des Kontaktausschusses | 117 | ||
3. Zulässigkeit unwesentlicher Abweichungen | 118 | ||
4. Missachtung der 7. Richtlinie, um die Funktionsfähigkeit des § 292a HGB zu gewährleisten | 119 | ||
D. Grundlagen für eine Auslegung der 7. Richtlinie | 120 | ||
I. Auslegungsmethodik für EG-Richtlinien | 120 | ||
1. Ermittlung des Wortlauts | 121 | ||
2. Systematik | 122 | ||
3. Zweck | 122 | ||
4. Entstehungsgeschichte | 122 | ||
5. Umsetzungspraxis in den Mitgliedstaaten | 123 | ||
6. Dynamische Auslegung | 125 | ||
II. Verhältnis der 7. zur 4. Richtlinie | 127 | ||
1. Verweisungsanalogie | 128 | ||
2. Einfluss der Generalnorm auf die Verweisung | 130 | ||
3. Auslegung der Vorschriften der 4. Richtlinie | 131 | ||
a) Ursprung der Generalnorm im englischen Recht | 131 | ||
b) Gemeinschaftsrechtliche Bedeutung der Generalnorm | 132 | ||
c) Rechnungslegungsziele | 133 | ||
aa) Schutz von Gesellschaftern und Dritten | 133 | ||
bb) Information | 134 | ||
cc) Kapitalerhaltung | 135 | ||
dd) Besteuerung | 137 | ||
ee) Kapitalmarkt | 138 | ||
ff) Zusammenfassung | 138 | ||
E. Vergleich von GAAP und 7. Richtlinie | 139 | ||
I. Einklang der GAAP mit der 7. Richtlinie bei Einführung des § 292a HGB | 140 | ||
1. Gliederungsschema für die Bilanz | 140 | ||
2. Unterteilung in Anlage- und Umlaufvermögen | 143 | ||
3. Gliederungsschema für die Gewinn- und Verlustrechnung | 145 | ||
4. Behandlung der Aufgabe oder Veräußerung von Geschäftsfeldern in der Gewinn- und Verlustrechnung | 146 | ||
5. Aktivierung der Vorteile aus steuerlichen Verlustvorträgen | 147 | ||
6. Langfristige Auftragsfertigung | 149 | ||
a) GAAP | 149 | ||
b) 7. Richtlinie | 150 | ||
c) Ergebnis | 152 | ||
7. Bewertung von Wertpapieren und Derivaten | 153 | ||
8. Fremdwährungsumrechnung | 154 | ||
a) GAAP | 154 | ||
b) 7. Richtlinie | 154 | ||
aa) Kein „implizites“ Wahlrecht | 154 | ||
bb) Auslegung anhand der Bewertungsvorschriften der 4. Richtlinie | 156 | ||
(1) Bewertung zum Stichtagskurs | 156 | ||
(2) Bewertung zum historischen Kurs | 158 | ||
c) Ergebnis | 159 | ||
9. Wertaufholung im Anlagevermögen | 160 | ||
10. Bewertung von Pensionsrückstellungen | 160 | ||
11. Rückstellungen für Restrukturierungen | 161 | ||
12. Bewertung von sonstigen Rückstellungen | 161 | ||
13. Negativer Konsolidierungsunterschied | 162 | ||
14. Exkurs: Konsolidierung von Tochterunternehmen | 164 | ||
15. Zusammenfassung | 165 | ||
II. Spätere Änderungen | 165 | ||
1. SFAS 133 (16. Juni 2000) | 165 | ||
2. SFAS 141 (1. Juli 2001) | 166 | ||
3. Fair-Value-Richtlinie (16. November 2001) | 166 | ||
a) Wertpapiere und Derivate | 166 | ||
b) Fremdwährungsumrechnung | 167 | ||
c) Zusammenfassung | 168 | ||
4. SFAS 144 (16. Dezember 2001) | 168 | ||
5. SFAS 142 (1. Januar 2002) | 168 | ||
6. IAS-Verordnung (14. September 2002) | 171 | ||
7. SFAS 146 (1. Januar 2003) | 172 | ||
8. Modernisierungs-Richtlinie (17. Juli 2003) | 172 | ||
a) Gliederungsschema für die Bilanz | 172 | ||
b) Unterteilung in Anlage- und Umlaufvermögen | 173 | ||
c) Gliederungsschema für die Gewinn- und Verlustrechnung | 174 | ||
d) Behandlung der Aufgabe oder Veräußerung von Geschäftsfeldern in der Gewinn- und Verlustrechnung | 174 | ||
e) Langfristige Auftragsfertigung | 175 | ||
f) Fremdwährungsumrechnung | 176 | ||
g) Wertaufholung im Anlagevermögen | 176 | ||
h) Abschreibung des Geschäfts- oder Firmenwerts | 177 | ||
i) Bewertung von sonstigen Rückstellungen | 177 | ||
j) Negativer Konsolidierungsunterschied | 177 | ||
k) Exkurs: Konsolidierung von Tochterunternehmen | 178 | ||
9. Zusammenfassung | 178 | ||
a) Fair-Value-Richtlinie | 178 | ||
b) SFAS 142 | 178 | ||
c) SFAS 146 | 179 | ||
d) Modernisierungs-Richtlinie | 179 | ||
e) Konsequenzen | 179 | ||
F. Vorgehen in Konfliktfällen | 180 | ||
I. Ausgleich eines Verstoßes gegen die 7. Richtlinie im Anhang | 180 | ||
II. Ausgleich eines Verstoßes gegen die GAAP im Anhang | 181 | ||
III. Unanwendbarkeit des § 292a HGB | 181 | ||
G. Ergebnisse des zweiten Teils | 182 | ||
Zusammenfassung der Thesen | 184 | ||
Konsequenzen und Ausblick | 185 | ||
Literaturverzeichnis | 187 | ||
Stichwortverzeichnis | 200 |