Die innerstaatliche Verteilung gemeinschaftsrechtlicher Zahlungspflichten
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Die innerstaatliche Verteilung gemeinschaftsrechtlicher Zahlungspflichten
Anlastungen und Haushaltsdisziplin
Schriften zum Öffentlichen Recht, Vol. 1018
(2006)
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Abstract
Bund und Länder streiten schon länger darüber, wer Zahlungspflichten des Mitgliedstaates Bundesrepublik Deutschland erfüllen muss, die sich aus dem europäischen Gemeinschaftsrecht ergeben. Zwei Bereiche standen in den letzten Jahren besonders im Mittelpunkt: Anlastungen im Agrarbereich und Sanktionen wegen eines übermäßigen staatlichen Finanzierungsdefizits. Für Auszahlungen (z. B. von Stilllegungsprämien) im Rahmen der gemeinsamen Agrarpolitik sind normalerweise die Behörden der Länder zuständig. Im Regelfall erstattet die EG diese Ausgaben. Sie lehnt das jedoch ab, wenn die für die Ausführung zuständigen nationalen Behörden gegen das Gemeinschaftsrecht verstoßen haben. Wer trägt dann innerstaatlich solche Anlastungen? Früher fand man pragmatische Lösungen. Seit einiger Zeit wächst aber die Konfliktbereitschaft. Nun liegt die Streitfrage dem Bundesverfassungsgericht zur Entscheidung vor.Art. 104 EGV verpflichtet die Mitgliedstaaten zur Haushaltsdisziplin. Sollte es Deutschland nicht gelingen, sein übermäßiges öffentliches Defizit bis 2007 in den Griff zu bekommen, drohen Geldbußen bis zur Höhe von etwa 10 Mrd. Euro jährlich. Wer muss dafür einstehen, der Bund oder die Länder? Das Grundgesetz enthält bisher keine ausdrücklichen Regelungen. Bemühungen um eine politische Einigung führten lange nicht zum Erfolg. Nun plant die Große Koalition zwar entsprechende Verfassungsänderungen, bis sie aber umgesetzt sind, besteht nach wie vor Unsicherheit über die Rechtslage.Vor diesem Hintergrund untersucht Ulrich Häde, ob das geltende Recht nicht doch Vorgaben für die innerstaatliche Verteilung solcher gemeinschaftsrechtlichen Zahlungspflichten enthält. Und einmal mehr erweist sich, dass die allgemeine Ausgabenverteilungsregel des Art. 104a Abs. 1 GG unterschätzt wird. Sie bildet nämlich den Schlüssel für eine gerechte Verteilung und dürfte auch in Bereichen, für die keine verfassungsrechtliche Klärung vorgesehen ist, helfen, eine angemessene Lösung zu finden.
Table of Contents
Section Title | Page | Action | Price |
---|---|---|---|
Vorwort | 5 | ||
Inhaltsverzeichnis | 7 | ||
A. Einführung | 11 | ||
B. Gemeinschaftsrechtliche Pflichten und innerstaatliches Recht | 13 | ||
I. Außen- und Innenverhältnis | 13 | ||
II. Grundsätze der innerstaatlichen Umsetzung des Gemeinschaftsrechts | 15 | ||
1. Anwendbare Vorschriften | 15 | ||
a) Außenkompetenz des Bundes | 16 | ||
b) Durchführung des Gemeinschaftsrechts als innerstaatliche Aufgabe | 16 | ||
2. Gesetzgebung | 17 | ||
3. Ausführung | 17 | ||
4. Finanzierung | 19 | ||
a) Gemeinschaftsrechtliche Finanzierungspflichten | 19 | ||
b) Art. 104a Abs. 1 GG als allgemeine Verteilungsregel | 19 | ||
c) Anwendbarkeit von Art. 104a Abs. 2 und 3 GG? | 21 | ||
d) Umfang der Finanzierungslast | 21 | ||
5. Zusammenfassung | 22 | ||
C. Umsetzung des Gemeinschaftsrechts und Anlastungen | 23 | ||
I. Konkretisierung der allgemeinen Grundsätze im Bereich der gemeinsamen Agrarpolitik | 23 | ||
1. Gemeinschaftsrechtliche Regelungen | 23 | ||
a) Vollzug durch die Mitgliedstaaten | 23 | ||
b) Rechnungsabschluss und Anlastungen | 24 | ||
c) Zweck des Verfahrens | 26 | ||
2. Verwaltungszuständigkeit | 27 | ||
3. Finanzierungszuständigkeit | 29 | ||
a) Anknüpfung an Vollzugszuständigkeit | 29 | ||
b) Abwicklung des Zahlungsverkehrs über den Bund | 29 | ||
c) Konsequenzen der Vorfinanzierung durch den Bund | 30 | ||
d) Finanzierungslasten wegen der Verletzung von Gemeinschaftsrecht | 32 | ||
aa) Innerstaatliche Verpflichtung | 32 | ||
bb) Anwendbarkeit von Art. 104a Abs. 5 Satz 1 Halbs. 2 GG? | 33 | ||
(1) Art. 104a Abs. 5 Satz 1 Halbs. 2 GG als speziellere Regelung | 33 | ||
(2) Keine direkte Anwendbarkeit | 34 | ||
(3) Analoge Anwendung? | 34 | ||
(4) Anwendungsbereich der Vorschrift | 35 | ||
(5) Schaden als Voraussetzung | 37 | ||
(6) Haftung im Außenverhältnis | 37 | ||
(7) Regelung durch Art. 104a Abs. 1 GG | 38 | ||
4. Ergebnis | 38 | ||
II. Prozessuale Durchsetzung | 39 | ||
III. Alternativlösung bei Anwendbarkeit des Art. 104a Abs. 5 Satz 1 Halbs. 2 GG | 39 | ||
1. Art. 104a Abs. 5 Satz 1 Halbs. 2 GG als Anspruchsgrundlage? | 39 | ||
2. Gemeinschaftsrechtskonforme Auslegung | 40 | ||
3. Ergebnis | 42 | ||
D. Umsetzung des Gemeinschaftsrechts und Haushaltsdisziplin | 43 | ||
I. Die gemeinschaftsrechtliche Haushaltsdisziplin | 44 | ||
1. Art. 104 EGV | 44 | ||
a) Hintergrund der Regelung | 44 | ||
b) Kriterien der Haushaltsdisziplin | 44 | ||
c) Verfahren | 45 | ||
2. Der Stabilitäts- und Wachstumspakt | 46 | ||
a) Entschließung des Europäischen Rates von Amsterdam | 46 | ||
b) Verordnungen des Rates | 46 | ||
aa) Die Verordnung 1466/97 | 46 | ||
bb) Die Verordnung 1467/97 | 47 | ||
3. Gemeinschaftsrechtliche Umsetzungspflicht | 48 | ||
a) Verantwortlichkeit des Mitgliedstaates | 48 | ||
b) Vorgaben für die innerstaatliche Umsetzung | 49 | ||
aa) Defizitaufteilung und -beschränkung | 49 | ||
bb) Sanktionsverteilung | 50 | ||
II. Innerstaatliche Umsetzung der gemeinschaftsrechtlichen Haushaltsdisziplin | 51 | ||
1. Pflichten von Bund und Ländern | 51 | ||
2. Umsetzung auf der Grundlage von Art. 109 GG? | 52 | ||
a) Systematik | 52 | ||
b) Umsetzung der Haushaltsdisziplin auf der Basis von Art. 109 Abs. 3 GG? | 53 | ||
aa) Innerstaatliche Auslegung im Normalfall | 53 | ||
bb) Auslegung im Falle einer extremen Haushaltsnotlage | 54 | ||
cc) Gemeinschaftsrechtskonforme Auslegung | 56 | ||
c) Umsetzung der Haushaltsdisziplin auf der Basis von Art. 109 Abs. 4 GG? | 58 | ||
d) Bisherige einfachgesetzliche Regelungen | 60 | ||
aa) Art. 2 EUVG | 60 | ||
bb) § 51a HGrG und § 4 Abs. 3 MaßStG | 61 | ||
cc) §§ 19, 20 StWG | 62 | ||
dd) Fazit | 63 | ||
e) Aufteilung von Sanktionen auf der Basis von Art. 109 GG? | 63 | ||
aa) Art. 109 Abs. 3 GG | 63 | ||
bb) Art. 109 Abs. 4 GG | 64 | ||
f) Zwischenergebnis | 65 | ||
3. Aufteilung von Sanktionen nach Art. 104a GG | 65 | ||
a) Geldbußen als Ausgaben i.S.v. Art. 104a Abs. 1 GG | 65 | ||
b) Art. 104a Abs. 5 Satz 1 GG als Spezialvorschrift | 67 | ||
aa) Halbsatz 1 | 67 | ||
bb) Halbsatz 2 | 67 | ||
cc) Sperrwirkung aus Art. 104a Abs. 5 Satz 1 Hs. 2 GG? | 69 | ||
c) Konkrete Anwendung von Art. 104a Abs. 1 GG | 70 | ||
aa) Auswärtige Beziehungen als Aufgabe des Bundes | 70 | ||
bb) Kreditpolitik als Aufgabe von Bund und Ländern | 70 | ||
cc) Zuordnung der Sanktionen | 71 | ||
(1) Verursacherprinzip | 71 | ||
(2) Anteilige Zuordnung | 72 | ||
III. Prozessuale Durchsetzung der Mitwirkungspflichten der Länder | 76 | ||
1. Pflicht der Länder zur Haushaltsdisziplin | 76 | ||
2. Schaffung innerstaatlicher Verfahren | 77 | ||
a) Regelung als Aufgabe des Bundes | 77 | ||
b) Der Bundesrat als Bundesorgan | 77 | ||
c) Der Grundsatz der Verfassungsorgantreue | 78 | ||
d) Vorgehen gegen die Länder | 79 | ||
3. Durchsetzbarkeit der Mitfinanzierungsverantwortung | 80 | ||
E. Zusammenfassung | 81 | ||
Literaturverzeichnis | 83 |