Die Erstreikbarkeit von Firmentarifverträgen mit verbandsangehörigen Arbeitgebern
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Die Erstreikbarkeit von Firmentarifverträgen mit verbandsangehörigen Arbeitgebern
Schriften zum Sozial- und Arbeitsrecht, Vol. 236
(2005)
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Abstract
Im Tarifrecht unterscheidet man Verbandstarifverträge, die die Gewerkschaft mit einem Arbeitgeberverband schließt, und Firmentarifverträge, die mit einem einzelnen Arbeitgeber geschlossen werden. Manchmal haben Gewerkschaften auch dann ein Interesse an einem Firmentarifvertrag, wenn der betroffene Arbeitgeber Mitglied in einem Arbeitgeberverband ist. Wenn Arbeitgeber einen Tarifvertrag nicht schließen wollen, steht der Gewerkschaft im Allgemeinen der Streik als Druckmittel zur Verfügung. Die Frage ist, ob das auch gegenüber verbandsangehörigen Arbeitgebern gilt. Der Arbeitgeberverband könnte hier einen Schutz entfalten, der den Streik verbietet und die Gewerkschaft auf den Verband als Verhandlungspartner verweist.Ein solcher Ausschluss wurde schon Anfang der 1970-er Jahre gefordert. Die Diskussion blieb dann Jahrzehnte lang im Rahmen von Aufsätzen, Kommentarbeiträgen und Rechtsprechung der Arbeits- und Landesarbeitsgerichte. Mit der vorliegenden Dissertation wird die Argumentation beider Seiten genau untersucht. Nach Ansicht des Verfassers verlangt die Koalitionsfreiheit des Arbeitgebers, Streiks für Firmentarifverträge mit verbandsangehörigen Arbeitgebern generell auszuschließen.
Table of Contents
Section Title | Page | Action | Price |
---|---|---|---|
Inhaltsverzeichnis | 5 | ||
1. Teil: Einleitung | 13 | ||
I. Das Problem und der Gang der Untersuchung | 13 | ||
II. Stand von Rechtsprechung und Wissenschaft | 16 | ||
1. Bundesarbeitsgericht | 16 | ||
2. Landesarbeitsgerichte, Arbeitsgerichte und Wissenschaft | 18 | ||
2. Teil: Die Tariffähigkeit und die Tarifzuständigkeit des verbandsangehörigen Arbeitgebers | 24 | ||
I. Tariffähigkeit | 24 | ||
1. Stand von Rechtsprechung und Wissenschaft | 24 | ||
2. Auslegung und teleologische Reduktion des § 2 I TVG | 27 | ||
a) Wortlaut | 27 | ||
b) Systematik | 29 | ||
aa) Vorüberlegung: Auslegung oder teleologische Reduktion? | 29 | ||
bb) Deutung der Systematik | 30 | ||
c) Gesetzesgeschichte | 31 | ||
d) Sinn und Zweck | 34 | ||
aa) Einleitung | 34 | ||
bb) Koalitionsfreiheit der Arbeitgeberseite – Beeinträchtigung durch Arbeitgeber | 35 | ||
(1) Koalitionsfreiheit des Arbeitgeberverbandes (kollektive Koalitionsfreiheit) | 36 | ||
(a) Mögliche Arten der Interessenbeeinträchtigung | 36 | ||
(aa) Bei Widerspruch zum Verbandstarifvertrag | 36 | ||
(bb) Ohne Widerspruch zum Verbandstarifvertrag | 38 | ||
(b) Betroffenheit der kollektiven Koalitionsfreiheit | 39 | ||
(aa) Schutzbereich | 39 | ||
α) Überblick | 39 | ||
β) Betroffenheit durch Firmentarifvertragsschlüsse – Bestandsschutz | 42 | ||
γ) Betroffenheit durch Firmentarifvertragsschlüsse – Betätigungsschutz | 44 | ||
(bb) Schutz gegenüber den eigenen Mitgliedern | 45 | ||
(cc) Wirkung des Art. 9 III 1 nur i. R. d. Art. 9 III 2 GG (Eingriff erforderlich)? | 50 | ||
(dd) Exkurs: Eingriff in den Schutzbereich (Art. 9 III 2 GG) | 52 | ||
α) Abrede oder Maßnahme | 52 | ||
β) Rechtsfolge Nichtigkeit des Firmentarifvertrags? | 53 | ||
γ) Zwischenergebnis (Ende des Exkurses) | 56 | ||
(c) Gegenläufige Rechte und Prinzipien | 56 | ||
(aa) Positive (individuelle) Koalitionsfreiheit des Arbeitgebers | 57 | ||
(bb) Günstigkeit | 58 | ||
(cc) Privatautonomie | 61 | ||
α) Gewährleistung und Abwägbarkeit | 61 | ||
β) Vorrang der (individuellen) Privatautonomie? | 62 | ||
γ) Möglichkeit der freiwilligen Selbstbindung (Grundrechtsverzicht) | 64 | ||
δ) Verbandsbeitritt als Verzicht auf Firmentarifverträge | 66 | ||
(dd) Zwischenergebnis | 69 | ||
(d) Gebotenheit einer teleologischen Reduktion | 69 | ||
(aa) Firmentarifverträge, die die Koalitionsfreiheit nicht beeinträchtigen | 69 | ||
(bb) Rechtlicher Schutz gegen einzelne Firmentarifvertragsschlüsse | 70 | ||
(cc) Interessenwidrigkeit eines gesetzlichen Totalausschlusses des Firmentarifvertrages | 71 | ||
(e) Zusammenfassung | 72 | ||
(2) Koalitionsfreiheit der übrigen Arbeitgeberverbands-Mitglieder (individuelle Koalitionsfreiheit) | 73 | ||
cc) Koalitionsfreiheit der Arbeitgeberseite – Beeinträchtigung durch Gewerkschaft | 75 | ||
dd) Erfordernis sozialer Mächtigkeit | 76 | ||
ee) Ordnungsfunktion der Tarifpartner und des Tarifvertrages | 78 | ||
ff) Weitere mögliche Gründe für eine teleologische Reduktion | 80 | ||
gg) Gegen die Reduktion: negative Koalitionsfreiheit des einzelnen Arbeitgebers | 81 | ||
hh) Gegen die Reduktion: Koalitionsfreiheit der Gewerkschaft (Recht auf Wahl des Tarifpartners) | 83 | ||
(1) Koalitionsfreiheit vorrangig Grundrecht der Arbeitnehmer | 83 | ||
(2) Bedürfnis nach betriebsnahen Regelungen | 84 | ||
(a) Firmenbezogener Verbandstarifvertrag als zulässige Alternative | 86 | ||
(aa) Koalitionsfreiheit der betroffenen Arbeitgeber | 86 | ||
(bb) Ordnungsfunktion der Tarifpartner und des Tarifvertrages | 87 | ||
(cc) Betriebsverfassungsrechtliches Arbeitskampfverbot | 88 | ||
(dd) Individualnormcharakter | 89 | ||
(ee) Art. 3 I GG | 89 | ||
(ff) Verbandsrechtlicher Gleichbehandlungsgrundsatz | 91 | ||
α) Inhalt | 91 | ||
β) Verletzung | 92 | ||
γ) Außenwirkung einer Verletzung | 92 | ||
δ) Keine Verletzung bei Verzicht | 93 | ||
ε) Zweckentsprechende Bestimmung des Gleichbehandlungsgrundsatzes | 97 | ||
ζ) Zwischenergebnis | 99 | ||
(gg) Fehlende Legitimation des Arbeitgeberverbandes | 99 | ||
(b) Firmenbezogener Verbandstarifvertrag als ausreichende Alternative | 101 | ||
(aa) Erstreikbarkeit | 101 | ||
(bb) Beschränkung auf den normativen Teil | 104 | ||
(3) Zwischenergebnis | 105 | ||
ii) Gegen die Reduktion: Bedürfnis nach Rechtssicherheit | 106 | ||
e) Zwischenergebnis | 108 | ||
3. Exkurs: Mitgliedschaft in einer tariffähigen Handwerksinnung | 108 | ||
II. Tarifzuständigkeit | 108 | ||
III. Ergebnis | 112 | ||
3. Teil: Ausschluss von Firmentarifverträgen durch die Verbandssatzung oder einen Verbandstarifvertrag | 113 | ||
I. Verbandssatzung | 113 | ||
1. Tariffähigkeit des Arbeitgebers unberührt | 113 | ||
2. Keine unmittelbare Bindung der Gewerkschaft | 113 | ||
3. Zwang zur Verletzung des Firmentarifvertragsverbots | 114 | ||
a) Verstoß gegen das Firmentarifvertragsverbot | 114 | ||
b) Rechtmäßigkeit des Firmentarifvertragsverbots | 114 | ||
c) Außenwirkung des Firmentarifvertragsverbots | 116 | ||
4. Ergebnis | 119 | ||
II. Verbandstarifvertrag | 120 | ||
4. Teil: Einschränkung des Rechts zum Streik | 122 | ||
I. Unterscheidung von Tariffähigkeit und Arbeitskampffähigkeit | 122 | ||
II. Herkunft und grundsätzliche Reichweite des Rechts zum Streik | 125 | ||
III. Einschränkung des Rechts zum Streik | 126 | ||
1. Überblick über Rechtsprechung und Wissenschaft | 126 | ||
a) Autoren für eine Einschränkung des Rechts zum Streik | 126 | ||
b) Autoren gegen eine Einschränkung des Rechts zum Streik | 128 | ||
c) Rechtsprechung | 130 | ||
2. Methodische Vorüberlegung | 131 | ||
a) Keine Auslegung bei Fehlen von Gesetzesrecht | 131 | ||
b) Richterrecht als Hindernis für eine Rechtsfortbildung? | 133 | ||
aa) Bestehendes Richterrecht zur Erstreikbarkeitsfrage | 133 | ||
bb) Bestehendes Richterrecht als Gewohnheitsrecht | 135 | ||
cc) Rechtsprechung des BVerfG | 136 | ||
c) Regelungspflicht als Hindernis für eine Rechtsfortbildung? | 136 | ||
d) Kriterien der Rechtsfortbildung | 137 | ||
3. Einschränkung aufgrund eines Gestaltungsspielraums des Gesetzgebers (TVG) – Gleichwertigkeit der Tarifvertragsarten | 139 | ||
4. Einschränkung aufgrund mangelnder Erforderlichkeit für das Tarifsystem | 140 | ||
5. Einschränkung aufgrund der Koalitionsfreiheit | 142 | ||
a) Einschränkung aufgrund der individuellen (positiven) Koalitionsfreiheit des Arbeitgebers | 143 | ||
aa) Schutzbereichs-Betroffenheit der individuellen Koalitionsfreiheit des Arbeitgebers | 143 | ||
(1) Problem der Betätigungsfreiheit | 143 | ||
(2) Strukturelle Andersartigkeit der Arbeitgeberkoalition – keine soziale Entmündigung | 144 | ||
(3) Tatsächliches Machtgleichgewicht | 146 | ||
(a) Ausgangspunkt: Parität im Arbeitskampf | 146 | ||
(b) Ungleichgewicht trotz verbandlicher Unterstützung? | 148 | ||
(aa) Unterstützungsmöglichkeiten | 148 | ||
(bb) Insbesondere: die solidarische Aussperrung | 149 | ||
α) Rechtliche Zulässigkeit | 150 | ||
β) Effektivität | 152 | ||
(c) Eigene Abwehrmöglichkeiten | 153 | ||
(d) Zwischenergebnis | 155 | ||
(4) Gleichbehandlung beider Seiten wegen Machtgleichgewichts und Funktionengleichheit | 155 | ||
(a) Machtgleichgewicht und Funktionengleichheit fordern formale Gleichbehandlung | 155 | ||
(b) Gleichsetzung der Schutzfunktionen | 156 | ||
(5) Bei Arbeitgeber keine weiter reichenden Vorteile durch Koalierung als bei Arbeitnehmer – erst tarifliche Ordnung schützt | 160 | ||
(6) Arbeitgeberverband soll nicht nur Erleichterung für Gewerkschaften sein | 164 | ||
(7) Verweis auf Selbstschutz der Arbeitgeberseite | 165 | ||
(8) „Bündelungstheorie“ | 166 | ||
(9) Zwischenergebnis | 169 | ||
(10) Schutzbereichseinschränkung aufgrund praktischer Konkordanz? | 169 | ||
bb) Exkurs: Eingriff in den Schutzbereich (Art. 9 III 2 GG) | 170 | ||
(1) Einleitung | 170 | ||
(2) Maßnahme, die auf Einschränkung oder Behinderung „gerichtet“ ist | 171 | ||
(a) Funktion als subjektives Merkmal | 171 | ||
(b) Definition der „Gerichtetheit“ als subjektiven Merkmals | 173 | ||
(c) Anwendung des Merkmals und Ergebnis (Ende des Exkurses) | 177 | ||
cc) Kollektive Koalitionsfreiheit der Gewerkschaft als Beschränkung der Arbeitgeber-Koalitionsfreiheit (Interessenabwägung) | 177 | ||
dd) Zwischenergebnis | 185 | ||
b) Einschränkung aufgrund der kollektiven (positiven) Koalitionsfreiheit des Arbeitgeberverbandes | 185 | ||
aa) Schutzbereichs-Betroffenheit der kollektiven Koalitionsfreiheit des Arbeitgeberverbandes | 185 | ||
bb) Eingriff in den Schutzbereich (Art. 9 III 2 GG) | 189 | ||
cc) Kollektive Koalitionsfreiheit der Gewerkschaft als Beschränkung der Arbeitgeberverbands-Koalitionsfreiheit (Interessenabwägung) | 190 | ||
c) Zwischenergebnis | 192 | ||
d) Einschränkung aufgrund der negativen Koalitionsfreiheit der nicht gewerkschaftsangehörigen Arbeitnehmer des bestreikten Arbeitgebers | 193 | ||
6. Einschränkung aufgrund mangelnder Systemkonformität | 194 | ||
a) Verfolgung eines gemeinsamen Interesses | 194 | ||
b) Sympathie- und Angriffsaussperrung, Ultima-ratio-Grundsatz | 195 | ||
c) Firmenarbeitskampf einer Zweitgewerkschaft | 196 | ||
d) Verhandlungsanspruch | 198 | ||
e) Flucht in den Arbeitgeberverband | 199 | ||
7. Einschränkung aufgrund des Grundsatzes der Arbeitskampfparität | 201 | ||
8. Einschränkung aufgrund der Ordnungsfunktion der Tarifpartner und des Tarifvertrages | 202 | ||
IV. Ergebnis | 203 | ||
5. Teil: Friedenspflicht und Öffnungsklauseln | 204 | ||
I. Auswirkungen und Reichweite der Friedenspflicht | 204 | ||
1. Überblick | 204 | ||
2. Absolute Friedenspflicht | 205 | ||
3. Relative Friedenspflicht | 205 | ||
a) Relative Friedenspflicht aus Firmentarifvertrag | 205 | ||
b) Relative Friedenspflicht aus Verbandstarifvertrag | 206 | ||
aa) Reichweite nach Wiedemann/Stumpf | 206 | ||
bb) Reichweite nach Kempen/Zachert | 208 | ||
cc) Zwischenergebnis | 210 | ||
4. Ergebnis | 211 | ||
II. Öffnungsklauseln für abweichende Firmentarifverträge | 212 | ||
1. Begriff, Stand der Diskussion | 212 | ||
2. Zulässigkeit von Öffnungsklauseln, die den Streik erlauben | 213 | ||
a) Bedenken aus der grundsätzlichen Nichterstreikbarkeit von Firmentarifverträgen mit verbandsangehörigen Arbeitgebern | 213 | ||
b) Bedenken aus Friedenspflicht, Gleichbehandlungsgrundsatz und Gesichtspunkt der Selbstentmachtung | 216 | ||
3. Aussage der Öffnungsklauseln | 219 | ||
4. Ergebnis | 220 | ||
6. Teil: Gesamtergebnis und Zusammenfassung | 221 | ||
I. Gesamtergebnis | 221 | ||
II. Zusammenfassung | 222 | ||
Literatur | 227 | ||
Sachverzeichnis | 239 |