Ausländerklauseln im organisierten Freizeitsport
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Ausländerklauseln im organisierten Freizeitsport
Beiträge zum Sportrecht, Vol. 25
(2006)
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Abstract
Marc Seymer nimmt eine Reihe von Fällen aus der Praxis zum Anlass, die im Freizeitsport - vor allem in Mannschaftssportarten - immer noch weit verbreiteten, von Sportverbänden aufgestellten Zugangsbeschränkungen für ausländische Sportler (sog. Ausländerklauseln) auf den rechtlichen Prüfstand zu stellen. Im Mittelpunkt stehen dabei Sportler, die neben ihrer beruflichen Tätigkeit einer sportlichen Betätigung ohne Erwerbsinteresse nachgehen.Der Autor gibt zunächst einen Überblick über die Rechtsbeziehungen des Sportlers zum Verein und Spitzenfachverband. Als charakteristisches Strukturmerkmal erweist sich hier das im deutschen Sportverbandswesen anzutreffende Ein-Platz-Prinzip, das auch im weiteren Verlauf der Untersuchung immer wieder eine zentrale Rolle spielt. Im zweiten Teil untersucht Seymer (einschlägige) verfassungs-, gemeinschafts- und völkerrechtliche Gleichbehandlungsgebote sowie Freiheitsrechte näher und zeigt die Grenzen einer möglichen Rechtfertigung auf.Im dritten Teil der Untersuchung setzt sich Seymer schließlich mit den im Wesentlichen zur Rechtfertigung von Ausländerklauseln im Berufssport vorgebrachten Argumenten auseinander und untersucht diese auf ihre Berechtigung im Freizeitsport. Im Ergebnis hält der Verfasser Ausländerklauseln im Freizeitsport für rechtswidrig, soweit hiervon Unionsbürger oder Angehörige von Drittstaaten betroffen sind, zu denen die Europäische Gemeinschaft vertragliche Beziehungen unterhält und das entsprechende Abkommen eine Regelung enthält, die ihrem Inhalt und ihrer Zielsetzung nach den Personenverkehrsfreiheiten des EGV vergleichbar ist. Die bisher von Sportverbänden vorgebrachten Argumente fördern letztlich keinen hinreichenden sachlichen Grund zu Tage, der den Eingriff in die individuelle Rechtsposition des Sportlers rechtfertigen könnte.
Table of Contents
Section Title | Page | Action | Price |
---|---|---|---|
Vorwort | 5 | ||
Inhaltsverzeichnis | 7 | ||
Abkürzungsverzeichnis | 14 | ||
Verzeichnis zitierter Vereinssatzungen und -ordnungen | 19 | ||
Einleitung | 21 | ||
I. Grundlagen | 23 | ||
1. Begriffsbestimmungen und Gegenstand der Untersuchung | 23 | ||
a) Zur Abgrenzung des Berufs- vom Freizeitsport | 23 | ||
b) Rechtstatsächliche Probleme einer Abgrenzung | 24 | ||
c) Eingrenzung des Untersuchungsgegenstandes und Gang der Darstellung | 26 | ||
2. Zur sozial-integrativen Funktion des Sports | 28 | ||
3. Das Rechtsverhältnis des Spielers zum Verein | 31 | ||
a) Der Erwerb der Mitgliedschaft im Verein | 32 | ||
b) Rechte und Pflichten des Spielers als aktives Vereinsmitglied | 32 | ||
c) Regelungsebenen bei vereinsautonomer Normsetzung | 35 | ||
aa) Vereinssatzung und Verfassung | 35 | ||
bb) Vereinsordnung und Geschäftsordnung | 36 | ||
d) Die Bindung des Mitgliedes an vereinseigene Regelwerke | 37 | ||
aa) Normtheorie und Vertragstheorie | 38 | ||
bb) Stellungnahme | 38 | ||
4. Das Rechtsverhältnis des Spielers zum Sportverband | 40 | ||
a) Der Begriff des Sportverbandes | 40 | ||
b) Die Organisation als Vereinsverband | 41 | ||
c) Aufbau und Organisation des deutschen Sportverbandswesens | 41 | ||
d) Der Begriff der „mittelbaren“ Mitgliedschaft | 42 | ||
e) Die Bindung des Sportlers an Regelwerke des Dachverbandes auf Grundlage unmittelbarer Rechtsbeziehung | 43 | ||
aa) Die Bindung des Sportlers durch Meldung zum Wettkampf | 43 | ||
bb) Anerkennung des Regelwerkes durch Beantragung eines Spielerpasses bzw. einer Lizenz | 45 | ||
cc) Die faktische Anerkennung durch Integration in Verbandsabläufe | 46 | ||
dd) Das „mitgliedschaftsähnliche“ Verhältnis des Sportlers zum Verband, begründet durch gemeinsame Zweckverfolgung | 47 | ||
f) Die Bindung des Sportlers an Regelwerke des Dachverbandes auf satzungsrechtlicher Grundlage | 48 | ||
aa) Allgemeines | 48 | ||
bb) Einseitige Geltungsanordnung durch die Satzung des Verbandes | 49 | ||
cc) Geltungsvorrang der Verbandssatzung als höherrangige Rechtsquelle | 49 | ||
dd) Die Einbeziehung fremder Regelwerke durch den Verein mit Bindungswirkung für das Vereinsmitglied durch Doppelverankerung | 51 | ||
(1) Begriff der Doppelverankerung | 51 | ||
(2) Inhaltliche Anforderungen an die Bestimmtheit der Verweisung auf fremde Regelwerke | 52 | ||
(3) Die Unzulässigkeit dynamischer Verweisungen | 52 | ||
ee) Die Übernahme von Vereinsordnungen | 54 | ||
ff) Ausländerklauseln als zwingende Bestandteile der Verbandssatzung | 54 | ||
(1) Problemstellung | 55 | ||
(2) Notwendigkeit und Grenzen der Statuierung verbandsautonomer Regelungen | 55 | ||
(a) Der weite Verfassungsbegriff der Rechtsprechung | 56 | ||
(b) Auffassung und Kritik der Literatur | 56 | ||
(c) Stellungnahme | 58 | ||
(3) Satzungszwang auch gegenüber mittelbaren Mitgliedern | 60 | ||
(4) Ergebnis | 61 | ||
g) Schwierigkeiten der Praxis bei Umsetzung der rechtlichen Vorgaben | 62 | ||
5. Sportler, Verein und Verband – Verfassungsrechtliche Eckpunkte | 63 | ||
a) Ausgangspunkt | 63 | ||
b) Die mittelbare Drittwirkung der Grundrechte | 64 | ||
c) Gerichtliche Kontrolle und Kontrolldichte verbandsautonom gesetzten Rechts | 66 | ||
aa) Die richterliche Inhaltskontrolle im Spannungsfeld zwischen Vereinsautonomie und Mitgliederschutz | 66 | ||
bb) Monopolstellung der Sportverbände – das sog. Ein-Platz-Prinzip | 67 | ||
cc) Die Inhaltskontrolle verbandsautonomer Regelwerke anhand der §§ 307 ff. BGB | 68 | ||
dd) Die Inhaltskontrolle verbandsautonomer Regelwerke anhand des § 242 BGB | 70 | ||
d) Rechtstatsächliche Ursachen bestehender Kollisionslagen | 70 | ||
e) Verfassungsrechtliche Grundprinzipien im Sport und Freiheitsrechte des Einzelnen | 73 | ||
II. Ausländerklauseln im Lichte der geltenden Rechtsordnung | 77 | ||
1. Vorgaben des Grundgesetzes | 77 | ||
a) Das Diskriminierungsverbot des Art. 3 Abs. 3 GG | 77 | ||
aa) Die Staatsangehörigkeit als Differenzierungsmerkmal im Sinne von Art. 3 Abs. 3 S. 1 GG? | 78 | ||
bb) Die Staatsangehörigkeit als immanenter Bestandteil der Differenzierungskriterien des Art. 3 Abs. 3 GG? | 79 | ||
cc) Der Staatsangehörigkeitsbegriff der Sportverbände – teilweise Überschneidung mit unzulässigen Anknüpfungskriterien des Art. 3 Abs. 3 S. 1 GG | 82 | ||
b) Ungleichbehandlung nach Art. 3 Abs. 1 GG und Einordnung im System einer abgestuften Rechtfertigungsprüfung | 86 | ||
c) Die allgemeine Handlungsfreiheit nach Art. 2 Abs. 1 GG | 88 | ||
aa) Die sportliche Betätigung als Form der Persönlichkeitsentfaltung | 88 | ||
bb) Die verfassungsmäßige Ordnung als Schranke der allgemeinen Handlungsfreiheit | 92 | ||
2. Europarechtliche Vorgaben | 93 | ||
a) Vorbemerkung | 93 | ||
b) Diskriminierungsverbot und Grundfreiheiten innerhalb der Europäischen Union | 93 | ||
aa) Anwendungsbereich des EGV | 94 | ||
(1) Die primär wirtschaftliche Zielsetzung des Gemeinschaftsrechts nach Art. 2 EGV | 94 | ||
(2) Freizeitsport als Annex der Personenverkehrsfreiheiten | 95 | ||
(a) Art. 2 EGV als besondere Tatbestandsvoraussetzung der Personenfreizügigkeit? | 96 | ||
(b) Stellungnahme unter Berücksichtigung der Rechtsprechung des EuGH | 98 | ||
(3) Generelle Bereichsausnahme „Sport“ | 101 | ||
(4) Ausländische Freizeitsportler ohne entgeltliches Beschäftigungsverhältnis | 108 | ||
(a) Freizeitsport im Anwendungsbereich des EGV – zu den Auffassungen des Gerichtshofes und der Europäischen Kommission | 109 | ||
(b) Die Gemeinschaftskompetenzen auf sozialem Gebiet unter Berücksichtigung der Integrationsfunktion des Freizeitsportes | 110 | ||
(c) Freizeitsport als Bestandteil gemeinschaftlicher Kompetenzen auf kulturellem Gebiet | 115 | ||
bb) Reichweite und Grenzen des Schutzbereiches der Grundfreiheiten in Bezug auf außerhalb des Dienst- oder Arbeitsverhältnisses liegende Freizeitaktivitäten | 117 | ||
(1) Die unmittelbare Drittwirkung der Grundfreiheiten | 118 | ||
(2) Freizeitbetätigung im Anwendungsbereich des Art. 39 Abs. 2 EGV | 121 | ||
(a) Primär- und sekundärrechtliche Ausgangslage | 121 | ||
(b) Reichweitenbestimmung unter Heranziehung sekundärrechtlicher Vorschriften insbesondere der VO 1612/68 | 123 | ||
(c) Auslegungsgrundsätze und Begriffsverständnis des EuGH | 124 | ||
(d) Bestimmung des sachlichen Anwendungsbereiches von Art. 39 Abs. 2 EGV unter Rückgriff auf allgemeine Auslegungsmethoden | 126 | ||
(e) Freizeitsport als „Arbeitsbedingung“ – Kompetenzerweiterung auf Grundlage von „effet utile“ und „implied powers“ | 133 | ||
(f) Zur grundsätzlichen Reichweite des allgemeinen Diskriminierungsverbotes nach Art. 12 EGV | 134 | ||
(g) Freizeitsport im Anwendungsbereich von Art. 12 EGV | 138 | ||
(3) Zur Bereichsausnahme für Beschäftigungen in der öffentlichen Verwaltung nach Art. 39 Abs. 4 EGV | 140 | ||
cc) Die Mobilitätsgewährleistungen des Art. 18 Abs. 1 EGV – Instrument zur Vollintegration des Unionsbürgers im Aufnahmeland? | 142 | ||
(1) Die Bedeutung des Aufenthaltsrechts nach Art. 18 Abs. 1 EGV für den persönlichen Anwendungsbereich des allgemeinen Diskriminierungsverbotes | 143 | ||
(2) Zu den Grenzen des Aufenthaltsrechtes nach Art. 18 Abs. 1 EGV im Anwendungsbereich von Art. 12 Abs. 1 EGV | 144 | ||
dd) Die Grenzen wirtschaftlicher Freizügigkeit auf europäischer Ebene | 148 | ||
(1) Der ordre-public-Vorbehalt | 148 | ||
(a) Zur Geltendmachung durch Privatrechtssubjekte | 149 | ||
(b) Zur Beschränkung des ordre-public-Vorbehaltes im Rahmen der Arbeitnehmerfreizügigkeit auf die in Art. 39 Abs. 3 EGV genannten Rechte | 151 | ||
(c) Zum Begriff der öffentlichen Sicherheit und Ordnung | 153 | ||
(2) Ungeschriebene Rechtfertigungsgründe | 156 | ||
(a) Ungeschriebene Rechtfertigungsgründe im Schrankensystem der Grundfreiheiten | 157 | ||
(b) Rechtfertigung direkt diskriminierender Regelungen außerhalb vertraglich normierter Gründe | 157 | ||
(c) Berücksichtigung besonderer Wettkampfmodi | 159 | ||
(3) Gemeinschaftsgrundrechte als immanente Schranken der Grundfreiheiten? | 161 | ||
(a) Zur europäischen Grundrechtssituation | 162 | ||
(b) Inhalt und Umfang der Vereinigungsfreiheit auf europäischer Ebene | 163 | ||
(c) Zum Abwägungsmaßstab zwischen Grundfreiheit und Gemeinschaftsgrundrecht | 166 | ||
ee) Ausblick auf Änderungen im Rahmen einer europäischen Verfassung | 168 | ||
3. Vorgaben aus Verträgen mit Drittstaaten | 170 | ||
a) Arbeitnehmerfreizügigkeit, Niederlassungsfreiheit und Dienstleistungsfreiheit für Freizeitsportler aus Staaten des Europäischen Wirtschaftsraumes (EWR) | 171 | ||
aa) Die Reichweite der Freizügigkeit im Europäischen Wirtschaftsraum | 171 | ||
bb) Das EWR-Abkommen als unmittelbar anwendbare Rechtsquelle | 174 | ||
b) Das sektorielle Freizügigkeitsabkommen mit der Schweiz | 177 | ||
aa) Rechtsnatur und Inhalt des Abkommens über die Freizügigkeit | 177 | ||
bb) Die unmittelbare Anwendbarkeit des sektoriellen Freizügigkeitsabkommens | 181 | ||
cc) Zur Drittwirkung der Bestimmungen des Freizügigkeitsabkommens | 183 | ||
c) Das Assoziierungsabkommen mit der Türkei | 185 | ||
aa) Der Assoziationsratsbeschluss Nr. 1/80 vom 19.09.1980 | 186 | ||
(1) Zur Rechtsnatur der Assoziationsratsbeschlüsse | 186 | ||
(2) Reichweitenbestimmung des Diskriminierungsverbotes in Art. 10 Abs. 1 ARB 1/80 unter Berücksichtigung der Besonderheiten im Assoziationsrecht mit der Türkei | 188 | ||
(3) Zur unmittelbaren Anwendung von Art. 10 Abs. 1 ARB 1/80 im Privatrechtsverhältnis | 191 | ||
bb) Zur Niederlassungs- und Dienstleistungsfreiheit türkischer Staatsangehöriger | 196 | ||
d) Die sog. Europa-Abkommen mit den ehemaligen Ostblockstaaten | 196 | ||
aa) Unmittelbare Anwendung und Drittwirkung | 197 | ||
bb) Zur inhaltlichen Reichweite des Diskriminierungsverbotes | 202 | ||
cc) Die Stabilisierungs- und Assoziierungsabkommen mit Mazedonien und Kroatien | 204 | ||
dd) Übergangsregelungen für die zum 01.05.2004 der EU beigetretenen Staaten | 205 | ||
e) Das AKP-EG-Partnerschaftsabkommen vom 23.06.2000 | 207 | ||
aa) Unmittelbare Anwendbarkeit und Drittwirkung | 208 | ||
bb) Zum Anwendungsbereich des Diskriminierungsverbotes | 211 | ||
f) Die Abkommen mit Tunesien, Algerien und Marokko (sog. Maghreb-Staaten) | 213 | ||
g) Die Abkommen über Partnerschaft und Zusammenarbeit (APZ) mit den Staaten der ehemaligen UdSSR | 215 | ||
h) Die Rechtsstellung der Staatsangehörigen anderer Drittstaaten | 219 | ||
III. Sachliche Gründe für Ausländerklauseln | 220 | ||
1. Vorbemerkung | 220 | ||
2. Ermittlung des „deutschen Meisters“ und Repräsentationsfunktion | 223 | ||
3. Drohender Verlust des Zuschauerinteresses | 226 | ||
4. Schutz des sportlichen Wettbewerbs | 230 | ||
5. Das Nationalmannschaftsargument | 233 | ||
6. Das Argument der Nachwuchsförderung | 236 | ||
7. Das Problem des sog. „Sporttourismus“ | 249 | ||
Zusammenfassung | 253 | ||
Literaturverzeichnis | 257 | ||
Sachverzeichnis | 272 |