Staatlich angeordnete Abzüge von privaten Liquidationen der Krankenhaus-Chefärzte
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Staatlich angeordnete Abzüge von privaten Liquidationen der Krankenhaus-Chefärzte
Tübinger Schriften zum Staats- und Verwaltungsrecht, Vol. 70
(2004)
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Prof. Dr. Ferdinand Kirchhof wurde 2010 vom Wahlausschuss des Deutschen Bundestags zum neuen Vizepräsidenten des Bundesverfassungsgerichts und zum Vorsitzenden des ersten Senats des Bundesverfassungsgerichts gewählt. Seit 1986 ist er Inhaber des Lehrstuhls für Öffentliches Recht, Finanz- und Steuerrecht an der Eberhard Karls Universität Tübingen und seit 1993 Inhaber des Jean-Monnet-Chair der EU »European Fiscal Law«.Von 1999 bis 2001 Prorektor der Universität Tübingen; 2003 bis 2007 Mitglied des Staatsgerichtshofs Baden-Württemberg; 2006 bis 2007 Vorstand der Vereinigung der Deutschen Staatsrechtslehrer und seit 2007 Richter des Bundesverfassungsgerichts.Abstract
Die Privathonorare von Krankenhaus-Chefärzten für wahlärztliche Leistungen sind etlichen Abzugspositionen ausgesetzt: Die GOÄ verlangt eine Reduzierung des Honorars um 25%. Die Krankenhäuser fordern Kostenerstattung und Vorteilsausgleich. Ein Mitarbeiterpool muss ebenfalls aus diesen Privathonoraren gespeist werden.Der monetäre Zugriff auf die durch eigene Leistung erworbenen Ansprüche der Chefärzte bedarf vor den Grundrechten einer Legitimation. Die verfassungsrechtliche Prüfung des Abzugssystems, die auf der Auswertung von etwa 100 Chefarztverträgen beruht, erweist sich als problematisch, weil mehrere Abzugspositionen sich auf identische, bereits ausgeschöpfte Rechtfertigungsgründe berufen, manche Zugriffsargumente sich als materiell fragwürdig erweisen und das Gesamtsystem von fiskalischen Interessen Dritter beherrscht wird. Letztlich dienen Honorare des Chefarztes als Arbeitnehmer für seinen Arbeitgeber Krankenhaus als lukrative Finanzquelle.Ferdinand Kirchhof versucht, das System der Abzugspositionen empirisch darzustellen, nach sachlichen Gesichtspunkten zu gliedern und seine verfassungsrechtliche Basis darzustellen.
Table of Contents
Section Title | Page | Action | Price |
---|---|---|---|
Vorwort | 5 | ||
Inhaltsverzeichnis | 7 | ||
A. Tatsächliche Ausgangssituation und Rechtsfrage | 15 | ||
B. Zusammenfassung | 16 | ||
I. Thesen | 16 | ||
II. Übersichten | 19 | ||
1. Übersichten zu den Abzügen von Privatliquidationen angestellter Chefärzte | 19 | ||
a) Stationäre, wahlärztliche Leistungen angestellter Chefärzte | 19 | ||
b) Ambulante, wahlärztliche Leistungen angestellter Chefärzte | 20 | ||
c) Von angestellten Chefärzten für alle wahlärztlichen Leistungen zu tragende Kosten | 20 | ||
2. Übersichten zu den Abzügen von Privatliquidationen beamteter Chefärzte | 21 | ||
a) Stationäre, wahlärztliche Leistungen beamteter Chefärzte | 21 | ||
b) Ambulante, wahlärztliche Leistungen beamteter Chefärzte | 22 | ||
c) Von beamteten Chefärzten zu tragende Verwaltungskosten | 22 | ||
3. Übersichten zur Mitarbeiterbeteiligung der Chefärzte | 23 | ||
a) Abzugstarife und Bemessungsgrundlagen | 23 | ||
b) Gesetzliche Regelungen in den Bundesländern mit Mitarbeiterbeteiligung | 24 | ||
C. Das Abzugsystem | 25 | ||
I. Das System der gesetzlichen und arbeitsvertraglichen Abzüge | 25 | ||
1. Die Rechtsgrundlagen der Abzüge und die Unterscheidung zwischen beamteten und angestellten Chefärzten | 25 | ||
2. Arten und Bemessungsgrundlagen der Abzüge | 25 | ||
II. Die festen Bezüge der Chefärzte | 26 | ||
1. Die Besoldung der beamteten Chefärzte | 27 | ||
2. Das Gehalt der angestellten Chefärzte | 27 | ||
III. Typische Ausgestaltung der Rechtsbeziehungen zwischen Patient, Krankenhaus und Arzt bei der Vereinbarung von Wahlleistungen | 28 | ||
IV. Das System der Abzüge für angestellte Chefärzte | 29 | ||
1. Die Gesamtdarstellung und der einzelne Chefarztvertrag | 29 | ||
2. Die rechtliche Aufteilung in Dienst- und Nutzungsverträge | 30 | ||
3. Die Abzüge für stationäre Leistungen | 31 | ||
a) Die Reduzierung der Gebühren nach GOÄ | 31 | ||
b) Die gesetzlich angelegte, vertraglich vereinbarte Kostenerstattung an das Krankenhaus | 31 | ||
c) Der vertragliche Vorteilsausgleich | 33 | ||
d) Der Vorteilsausgleich als Entgelt für die Einräumung des Liquidationsrechtes | 34 | ||
4. Die Abzüge für ambulante Leistungen | 34 | ||
a) Die Pflichten zur Bereitstellung und zum Einsatz von Krankenhausmitteln | 34 | ||
b) Die vertragliche Kostenerstattung für die Krankenhausmittel | 34 | ||
c) Der vertragliche Vorteilsausgleich | 35 | ||
d) Die Kosten der Vertretung des Chefarztes | 36 | ||
5. Der vertragliche Einbehalt von Verwaltungskosten | 36 | ||
6. Die Verpflichtung zur Mitarbeiterbeteiligung | 36 | ||
7. Die Belastung mit Versicherungsprämien | 37 | ||
8. Das Liquidationsrecht als Entgelt für höheren Arbeitseinsatz des Chefarztes | 37 | ||
9. Die Begrenzung der Privatliquidationserlöse durch den Arbeitgeber | 38 | ||
10. Sonstige einschränkende Faktoren | 38 | ||
11. Die Regelungen bei Ausschluss der Privatliquidation | 38 | ||
V. Das System der Abzüge für beamtete Chefärzte | 39 | ||
1. Die Gesamtdarstellung und die Vielfalt der Rechtsgrundlagen | 39 | ||
2. Die Ausübung des Liquidationsrechtes als Nebentätigkeit | 40 | ||
3. Die Abzüge für stationäre Leistungen | 41 | ||
a) Die Reduzierung der Gebühren nach GOÄ | 41 | ||
b) Die gesetzliche Kostenerstattung | 41 | ||
c) Der gesetzliche Vorteilsausgleich | 42 | ||
aa) Die Regelungen der Nebentätigkeitsverordnungen | 43 | ||
bb) Die Regelungen der Hochschulnebentätigkeitsverordnungen | 43 | ||
4. Die Abzüge für ambulante Leistungen | 44 | ||
a) Die ambulante Leistungserbringung als Nebentätigkeit | 44 | ||
b) Die gesetzliche Kostenerstattung für die Krankenhausmittel | 44 | ||
c) Der gesetzliche Vorteilsausgleich | 45 | ||
5. Die Erhebungstechnik des Nutzungsentgelts nach den gesetzlichen Bestimmungen | 46 | ||
6. Die Belastung mit Versicherungsprämien | 46 | ||
VI. Die Beteiligung ärztlicher Mitarbeiter am Aufkommen aus privater Liquidation | 46 | ||
1. Die gesetzliche Mitarbeiterbeteiligung | 46 | ||
2. Mitarbeiterbeteiligung aufgrund Standesrechts | 47 | ||
D. Rechtsmaßstäbe für die Abzüge | 49 | ||
I. Die einschlägigen Grundrechte | 49 | ||
II. Verfassungsposition für angestellte Chefärzte | 49 | ||
1. Arbeitsverträge zwischen Privatpersonen | 49 | ||
2. Staatliche und kommunale Krankenhäuser als Arbeitgeber | 50 | ||
3. Private und kirchliche Krankenhäuser als Arbeitgeber | 50 | ||
4. Grundrechtsbindung wegen unmittelbarer Wirkung, Schutzpflicht oder wegen staatlichen Geltungsbefehls | 51 | ||
a) Die mittelbare Drittwirkung | 51 | ||
b) Die Schutzpflicht des Staates | 52 | ||
c) Der staatliche Geltungsbefehl für private Regeln | 53 | ||
d) Materielle Grenzziehungen in der Rechtsprechung | 53 | ||
e) Der besondere, arbeitsrechtliche Gleichheitssatz | 55 | ||
5. Zusammenfassung | 55 | ||
III. Die einschlägigen Grundrechte und ihre Aussagen | 56 | ||
1. Das Grundrecht der Berufsfreiheit (Art. 12 Abs. 1 GG) | 56 | ||
2. Das Grundrecht auf Eigentum (Art. 14 GG) | 58 | ||
a) Unmittelbarer Eingriff durch § 6 a GOÄ | 58 | ||
b) Der Streit über die Auferlegung von Geldleistungspflichten und die Besonderheit auf Einzelforderungen gerichteter Abzüge | 59 | ||
c) Kostengerechte oder vorteilsausgleichende Abzüge als zulässige Eigentumsausgestaltung | 60 | ||
d) Grenze der Abzüge im Halbteilungsgrundsatz? | 62 | ||
3. Die allgemeine Handlungsfreiheit (Art. 2 Abs. 1 GG) | 63 | ||
4. Das Gleichheitsgrundrecht (Art. 3 Abs. 1 GG) | 64 | ||
a) Gleichbehandlung als Belastungsgleichheit im Abgabenrecht | 64 | ||
aa) Notwendigkeit eines besonderen Sachgrunds zur Belastung der Chefärzte | 64 | ||
bb) Grundsätzliche Rechtfertigung nach dem Äquivalenz- und dem Kostendeckungsprinzip | 64 | ||
cc) Rechtfertigung der Gesamtbelastung trotz unterschiedlicher Herkunft der Rechtsnormen | 65 | ||
dd) Anwendbarkeit des Gleichheitssatzes auf alle Abzugspositionen | 67 | ||
b) Das Gebot der sachlichen Legitimation von Sonderlasten | 68 | ||
c) Die Zulässigkeit von Typisierung und Pauschalierung | 68 | ||
d) Die Pflicht zur sorgfältigen Sachverhaltsermittlung | 69 | ||
5. Art. 33 GG | 70 | ||
a) Sonderregelung für beamtete Chefärzte | 70 | ||
b) Besondere Ausprägung des Gleichheitssatzes mit identischen Rechtsfolgen | 71 | ||
c) Die hergebrachten Grundsätze des Berufsbeamtentums | 71 | ||
6. Zusammenfassung der Vorgaben der Grundrechte in ein Prüfungsraster zur Kontrolle der Honorarabzüge | 73 | ||
E. Die Rechtmäßigkeit der einzelnen Abzugspositionen | 75 | ||
I. Der Abzug von den GOÄ-Gebühren bei stationären Wahlleistungen nach § 6 a Abs. 1 S. 1 GOÄ | 75 | ||
1. Technik und Ziel der Gebührenminderung | 75 | ||
2. Grundsätzliche Rechtmäßigkeit der Gebührenminderung | 76 | ||
3. Die fragliche Rechtfertigung der Höhe der Minderung | 77 | ||
a) Mangelhafte Sachverhaltsaufklärung durch den Gesetzgeber | 77 | ||
b) Grenzen der Pauschalierung | 78 | ||
c) Gezielte Überhöhung des Abzugs zur Quersubventionierung | 80 | ||
4. Gebührenminderung aus anderen Gründen | 82 | ||
II. Kostenerstattung nach § 24 Abs. 2 BPflV | 82 | ||
1. Das System der Kostenerstattung nach der BPflV | 82 | ||
a) Anwendungsbereich | 82 | ||
b) Kostenerstattung und Pflegesatzrecht | 83 | ||
c) Prüfungsmaßstäbe | 84 | ||
2. Kostenerstattung und Gleichheitssatz | 84 | ||
a) Der Bruttorechnungsbetrag als Bemessungsgrundlage | 85 | ||
b) Die Rechtfertigung dem Grunde nach | 85 | ||
c) Die tatsächlich höhere Kostenerstattung | 86 | ||
d) Die fehlende Ermittlung der tatsächlichen Kosten | 86 | ||
e) Maßstäbe für eine verfassungsmäßige Kostenerstattungsregelung | 88 | ||
f) Anleihe im Kommunalabgabenrecht | 89 | ||
g) Grenzen zulässiger Pauschalierungen | 90 | ||
h) Das Zusammenspiel von Gebührenminderung und Kostenerstattung nach der BPflV | 90 | ||
i) Weitergehende Regelungen in Dienstverträgen | 91 | ||
3. Kostenerstattung und Berufsfreiheit | 91 | ||
4. Kostenerstattung und Eigentumsgarantie | 92 | ||
III. Vorteilsausgleich | 92 | ||
1. Das Verhältnis von Kostenerstattung und Vorteilsausgleich | 93 | ||
2. Legitimation des Vorteilsausgleichs? | 93 | ||
a) Vorteilsausgleich als Gegenleistung für die Liquidationsberechtigung? | 94 | ||
aa) Keine Legitimation dem Grunde nach | 94 | ||
α) Vorrangige vertragliche Bindung des Chefarztes gegenüber dem Krankenhaus und Konsequenzen für Nutzungsentgelte | 94 | ||
β) Fehlen eines entgeltfähigen Vorteils | 94 | ||
γ) Verfehltes Modell der Verleihung des Liquidationsrechts durch den Arbeitgeber | 95 | ||
δ) Unzulässigkeit eines Grundrechtsverzichts | 96 | ||
ε) Liquidationsrecht als Entgelt für ärztliche Mehrleistungen | 96 | ||
bb) Überhöhte Quantifizierung des Vorteilsausgleichs | 97 | ||
b) Vorteilsausgleich für den Wegfall des unternehmerischen Risikos | 98 | ||
c) Vorteilsausgleich für die Übernahme des Haftungsrisikos | 99 | ||
d) Vorteilsausgleich für generelle Vorhaltekosten | 99 | ||
e) Gehaltsfortzahlung als Vorteil? | 101 | ||
f) Mehrere Rechtfertigungsgründe als Basis des Vorteilsausgleichs | 102 | ||
g) Vorteilsausgleich als weitere Erstattung konkret angefallener Kosten? | 103 | ||
3. Die Bemessungsgrundlage des Vorteilsausgleichs und die Umsatzsteuer | 103 | ||
IV. Besonderheiten für beamtete Chefärzte | 105 | ||
1. Besondere Prüfungsmaßstäbe der Verfassung für das Beamtenrecht | 105 | ||
a) Amt und Art. 33 GG – Privattätigkeit und allgemeine Grundrechte | 105 | ||
b) Übergreifender Charakter des Art. 33 Abs. 5 GG bei Nebentätigkeit | 107 | ||
c) Die gegensätzliche Tendenz in der Verwaltungsgerichtsbarkeit | 108 | ||
2. Gründe des Beamtenrechts zur Rechtfertigung von Abzügen | 108 | ||
a) Verbot der Doppelalimentation | 109 | ||
b) Anreiz zur Eindämmung der Nebentätigkeit | 109 | ||
3. Die Gebührenminderung nach § 6 a GOÄ | 110 | ||
4. Die Kostenerstattung | 110 | ||
5. Der Vorteilsausgleich | 112 | ||
a) Rechtfertigung nach Grund und Volumen | 112 | ||
b) Die ausufernde verwaltungsgerichtliche Rechtsprechung | 114 | ||
V. Einbehalt von Verwaltungskosten | 116 | ||
VI. Belastung mit Versicherungsprämien | 117 | ||
VII. Entlohnung des ärztlichen Vertreters bei Abwesenheit | 117 | ||
VIII. Die Verpflichtung zur Mitarbeiterbeteiligung | 117 | ||
1. Die grundsätzliche Zulässigkeit der gesetzlich angeordneten Mitarbeiterbeteiligung | 118 | ||
a) Freistellung des Chefarztes | 118 | ||
b) Anreiz zur Gewinnung kompetenter Mitarbeiter | 119 | ||
2. Entgelt für andere Mitglieder des Therapeutenteams | 120 | ||
a) Teamarbeit als Legitimation | 120 | ||
b) Sonderleistungen der Mitarbeiter? | 120 | ||
3. Notwendigkeit eines Strukturwandels | 121 | ||
a) Außervertragliche Mitarbeit der nachgeordneten Ärzte | 121 | ||
b) Verteilung der Poolmittel | 122 | ||
4. Verfassungsrechtliche Grenzen der Zulässigkeit | 122 | ||
5. Ergebnis | 123 | ||
IX. Die Abzüge von Privathonoraren bei ambulanten wahlärztlichen Leistungen | 123 | ||
1. Fehlende Honorarminderung nach § 6 a GOÄ | 123 | ||
2. Die Sachkostenerstattung nach DKG-NT I | 124 | ||
a) Die Gefahr doppelter Kostenerstattung | 124 | ||
b) Die dynamische Verweisung auf interessengesteuerte Regelwerte | 124 | ||
aa) Anwendung der Verweisungstechnik | 124 | ||
bb) Verfassungsrechtliche Grenzen einer dynamischen Verweisung | 125 | ||
cc) Rechtsstaats- und demokratiewidrige Überlassung der Kostenfestsetzung an einen Interessenverband | 127 | ||
dd) Gebot eigener, realitätsgerechter Kostenermittlung | 128 | ||
3. Die gesonderte Erstattung von Investitionskosten | 128 | ||
4. Der Vorteilsausgleich | 128 | ||
F. Gesamtbeurteilung | 130 | ||
I. Zulässige Kostenerstattung | 130 | ||
II. Defizite der verwaltungsgerichtlichen Rechtsprechung | 130 | ||
III. Rolle des Gleichheitssatzes | 131 | ||
IV. Ermittlungs- und Belegpflichten | 131 | ||
Stichwortverzeichnis | 133 |