Ordnungsökonomische Analyse des arbeitsrechtlichen Bestandsschutzes
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Ordnungsökonomische Analyse des arbeitsrechtlichen Bestandsschutzes
Eine Untersuchung richterlicher Regelsetzung
Schriften zum Sozial- und Arbeitsrecht, Vol. 229
(2004)
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Abstract
Der Autor analysiert die Rechtsprechung zum arbeitsrechtlichen Bestandsschutz als Teil des Regelrahmens, der das Geschehen auf dem Arbeitsmarkt mitbestimmt. Die ordnungsökonomische Analyse ergibt zunächst, dass die Regelsetzung der Rechtsprechung eine eigene Tendenz zur Verstärkung der Rechte des einzelnen Arbeitnehmers hat, die in den gesetzlichen Regelungen so nicht angelegt ist. Folge der Rechtsprechung ist eine erhebliche Kostenbelastung der Arbeitgeber. Es zeigt sich ein trade off zwischen sozialer Sicherheit für den einzelnen Arbeitnehmer und der Anzahl der Arbeitsplätze insgesamt. Daneben wird eine zunehmende Umgehung der geltenden Regeln konstatiert, die zur Erosion des Normalarbeitsverhältnisses beiträgt. Insgesamt ist ein Bumerangeffekt festzustellen, der eine Benachteiligung gerade der Problemgruppen bewirkt, die geschützt werden sollen.Im Hinblick auf diese Folgen wird die Regelsetzung der Rechtsprechung als ordnungsökonomisch irrational eingestuft. Als Gründe für die festgestellten Defizite werden einerseits Mängel des richterlichen Verfahrens hinsichtlich der Setzung abstrakt-genereller Regeln ausgemacht, andererseits Tendenzen der Rechtsprechung aus dem Prozessrecht, der juristischen Ausbildung und dem Rollenverständnis der Richter sowie aufgrund der in der Verfassung niedergelegten Prinzipien hergeleitet.
Table of Contents
Section Title | Page | Action | Price |
---|---|---|---|
Vorwort | 5 | ||
Inhaltsverzeichnis | 9 | ||
Abkürzungsverzeichnis | 17 | ||
Einleitung | 21 | ||
1. Kapitel: Überblick | 23 | ||
A. Arbeitsmarkt | 24 | ||
I. Aufgaben des Arbeitsmarktes und Folgen einer mangelnden Aufgabenerfüllung | 24 | ||
1. Aufgaben des Arbeitsmarktes | 24 | ||
2. Folgen einer mangelnden Aufgabenerfüllung | 25 | ||
a) Folgen für den Einzelnen | 25 | ||
b) Folgen für die Gesellschaft | 25 | ||
II. Daten zum Arbeitsmarkt | 27 | ||
III. Funktionsweise des Arbeitsmarktes und Arbeitsmarkttheorien | 31 | ||
1. Funktionsweise generell | 31 | ||
2. Neoklassische Arbeitsmarkttheorien | 32 | ||
3. Keynsianische Arbeitsmarkttheorien | 33 | ||
4. Theorie von der natürlichen Arbeitslosenrate | 34 | ||
5. Humankapitaltheorie | 35 | ||
6. Kapitalknappheitstheorie | 36 | ||
7. Insider-Outsider Theorie | 37 | ||
8. Effizienzlohntheorie | 38 | ||
9. Segmentationstheorie | 40 | ||
10. Vertragstheoretischer Ansatz | 41 | ||
IV. Einflussfaktoren auf den Arbeitsmarkt | 42 | ||
B. Ordnungsökonomisches Konzept | 43 | ||
I. Regelerstellungsordnung, Regelordnung und Handelnsordnung | 48 | ||
II. Constitutional Political Economy | 51 | ||
III. Konkrete Prüfungsschritte | 53 | ||
1. Rechtfertigungsgründe für bestehende Regeln | 54 | ||
2. Referenzsystem für Folgen bestehender Regeln | 55 | ||
a) Marktmäßigkeit | 56 | ||
aa) Vertragsfreiheit | 60 | ||
bb) Verfügungsrechte | 62 | ||
cc) Preismechanismus | 63 | ||
dd) Offenheit von Märkten | 63 | ||
b) Sozialstaatsprinzip | 64 | ||
aa) Schutz der Persönlichkeitsgüter | 65 | ||
bb) Schutz vor existentiellen Risiken im Vermögensbereich | 66 | ||
cc) Schaffung der Voraussetzungen für eine gute Versorgung der Arbeitswilligen und -fähigen mit Arbeitsplätzen | 66 | ||
dd) Schutz besonderer Problemgruppen | 67 | ||
c) Rechtsstaatlichkeit | 68 | ||
aa) Grundrechte als Abwehrrechte gegen den Staat | 69 | ||
bb) Gewaltenteilung und effektiver Rechtsschutz | 70 | ||
cc) Rechtssicherheit | 70 | ||
3. Folgenbewertung | 71 | ||
C. Arbeitsrechtlicher Bestandsschutz als Teil der Arbeitsmarktordnung | 74 | ||
I. Bedeutung des Arbeitsrechts | 74 | ||
II. Normsetzende Akteure | 76 | ||
1. Politiker und ihr Handlungsraum | 78 | ||
a) Handlungsraum der Politiker | 78 | ||
b) Annahmen zum Verhalten von Politikern | 79 | ||
2. Richter und ihr Handlungsraum | 79 | ||
a) Handlungsraum der Richter | 79 | ||
b) Annahmen zum Verhalten von Richtern | 82 | ||
aa) Higgins/Rubin | 85 | ||
bb) Cooter | 86 | ||
cc) Posner | 86 | ||
dd) Rechtssoziologische Ansätze | 87 | ||
c) Annahmen zu Ergebnissen der richterlichen Regelbildung | 88 | ||
III. Verfassungsrechtlicher Rahmen und Grundstruktur des heutigen Arbeitsrechts | 89 | ||
1. Verfassungsrechtlicher Rahmen | 89 | ||
2. Grundstruktur des Arbeitsrechts | 92 | ||
2. Kapitel: Darstellung und Analyse der Regeln des Bestandsschutzes | 95 | ||
A. Grundstruktur und Regeln des BGB | 96 | ||
B. Allgemeiner Kündigungsschutz | 98 | ||
I. Gesetzliche Regelungen | 98 | ||
II. Richterliche Ausgestaltung | 102 | ||
1. Personenbedingte Kündigungsgründe | 102 | ||
2. Verhaltensbedingte Kündigungsgründe | 108 | ||
3. Betriebsbedingte Kündigungsgründe | 112 | ||
4. Negative Gründe | 116 | ||
5. Verhältnismäßigkeitsprinzip und Ultima-ratio Prinzip, Prognoseprinzip, Interessenabwägung | 119 | ||
6. Rechtsprechung zu sonstigen Regelungen | 126 | ||
C. Besonderer Kündigungsschutz | 128 | ||
I. Gesetzliche Regelungen | 128 | ||
1. Kündigungsschutz für besondere Gruppen von Arbeitnehmern | 128 | ||
2. Massenentlassungen | 129 | ||
3. Sozialplan | 130 | ||
II. Richterliche Ausgestaltung | 131 | ||
1. Kündigungsschutz für besondere Gruppen von Arbeitnehmern | 131 | ||
2. Massenentlassungen | 131 | ||
3. Sozialplan | 132 | ||
D. Sonstige Bestandsschutzregelungen | 133 | ||
I. Gesetzliche Regelungen | 133 | ||
1. Änderungskündigung | 133 | ||
2. Befristete Arbeitsverhältnisse | 133 | ||
3. Arbeitnehmerüberlassung | 135 | ||
4. Schutz bei Betriebsübergang | 137 | ||
II. Richterliche Ausgestaltung | 137 | ||
1. Änderungskündigung | 137 | ||
2. Befristete Arbeitsverhältnisse | 140 | ||
3. Arbeitnehmerüberlassung | 143 | ||
4. Schutz bei Betriebsübergang | 144 | ||
E. Zusammenfassende Würdigung des Anteils der Rechtsprechung an der Rechtslage | 147 | ||
3. Kapitel: Ordnungsökonomische Analyse des Bestandsschutzes | 151 | ||
A. Rechtfertigungsgründe für staatliche Eingriffe mittels des Bestandsschutzes | 152 | ||
I. Unnatürliche Reaktion des Arbeitsangebotes auf Preisschwankungen | 153 | ||
II. Schutzbedürftigkeit des einzelnen Arbeitnehmers | 156 | ||
1. Abhängigkeitsargument | 157 | ||
2. Übermacht des Arbeitgebers | 158 | ||
3. Arbeitsvertrag als unvollständiger Vertrag und Direktionsrecht des Arbeitgebers | 160 | ||
4. Zusammenfassende Bewertung des Arguments der Schutzbedürftigkeit des Arbeitnehmers | 162 | ||
III. Transaktionskostentheoretische Argumente | 163 | ||
IV. Unvollständige Information der Marktteilnehmer | 164 | ||
V. Produktivitätsvorteile stabiler Arbeitsbeziehungen | 165 | ||
VI. Sonstige Argumente | 168 | ||
VII. Ergebnis zu den Rechtfertigungsgründen | 172 | ||
B. Ordnungsökonomische Folgen der Regeln des Bestandsschutzes | 173 | ||
I. Marktmäßigkeit | 173 | ||
1. Vertragsfreiheit | 173 | ||
a) Wirkungen der Beschränkung der Beendigungsfreiheit | 174 | ||
aa) Kostenbelastung | 174 | ||
bb) Beeinträchtigung von Selektionsmechanismen | 178 | ||
cc) Beeinträchtigung der Sicherheit als ökonomisches Gut | 179 | ||
b) Rückwirkungen auf das Verhalten der Arbeitgeber und gesamtwirtschaftliche Folgen | 182 | ||
aa) Veränderungen des Einstellungsverhaltens | 183 | ||
bb) Umgehungen des Bestandsschutzes | 190 | ||
cc) Veränderungen der Selektionsmechanismen bei Einstellungen | 200 | ||
c) Zusammenfassung und Bewertung | 200 | ||
2. Verfügungsrechte | 202 | ||
3. Preissystem | 204 | ||
4. Offenheit von Märkten | 205 | ||
5. Weitere Beeinträchtigungen der Marktmäßigkeit | 207 | ||
a) Beschränkung des exit | 207 | ||
b) Beeinträchtigung der Auswahlentscheidung zwischen Selbständigkeit und Arbeitnehmerschaft | 208 | ||
II. Sozialstaatlichkeit | 211 | ||
1. Schutz der Persönlichkeitsgüter des Arbeitnehmers | 211 | ||
2. Absicherung gegen existentielle Risiken im Vermögensbereich | 211 | ||
3. Versorgung der Erwerbsbevölkerung mit Arbeitsplätzen | 213 | ||
4. Schutz besonderer Problemgruppen | 213 | ||
III. Rechtsstaatlichkeit | 217 | ||
1. Grundrechte als Abwehrrechte gegen den Staat | 217 | ||
2. Gewaltenteilung und effektiver Rechtsschutz | 220 | ||
3. Rechtssicherheit | 224 | ||
C. Zusammenfassung und Bewertung der geltenden Bestandsschutzregeln | 226 | ||
4. Kapitel: Einzelwirkungen richterlicher Regelbildungen (TOP 10) | 238 | ||
A. Verhältnismäßigkeits- und ultima-ratio Prinzip | 238 | ||
I. Bildung interner Arbeitsmärkte/Insider-Outsider Theorie | 239 | ||
II. Kostenfaktor | 241 | ||
III. Formale contra materiale Gerechtigkeit | 242 | ||
IV. Bewertung | 244 | ||
B. Umfassende Interessenabwägung | 245 | ||
C. Prognoseprinzip und Abmahnung bei verhaltensbedingter Kündigung | 247 | ||
D. Wiederbeschäftigungsanspruch | 249 | ||
E. Änderungskündigungsrechtsprechung | 251 | ||
F. Abfindungsmechanismen | 254 | ||
G. Arbeitnehmerüberlassung | 258 | ||
H. Befristete Arbeitsverträge | 261 | ||
I. Sozialauswahl | 262 | ||
J. Sozialplan | 265 | ||
5. Kapitel: Gründe für die mangelnde ordnungspolitische Rationalität der Rechtsprechung – eigener Erklärungsansatz | 269 | ||
A. Gründe für die ordnungspolitische Irrationalität der Rechtsprechung | 269 | ||
I. Bisherige These: Effizienz der Rechtsprechung | 270 | ||
1. Ordnungsökonomische Rationalität versus Effizienz im Sinne der Ökonomischen Analyse des Rechts | 271 | ||
2. Gründe für die bisherige These | 272 | ||
3. Untersuchung des angeblichen Effizienz-Mechanismus | 275 | ||
II. Vor- und Nachteile des Richterrechts gegenüber Gesetzesrecht | 278 | ||
1. Vorteile des Richterrechts | 279 | ||
a) Flexibilität | 279 | ||
b) Keine Lobby-Arbeit („no spezial interest legislation“) | 281 | ||
2. Nachteile des Richterrechts | 283 | ||
a) Schlechteres Verfahren | 283 | ||
aa) Mängel bei der Entscheidungsgrundlage | 284 | ||
bb) Mängel bei der Entscheidungsfindung | 285 | ||
cc) Mängel bei der Folgenbewertung | 286 | ||
b) Rechtsunsicherheit | 288 | ||
c) Demokratie- bzw. Legitimationsproblem | 289 | ||
3. Zusammenfassende Würdigung | 290 | ||
B. Gründe für Tendenz der Rechtsprechung Arbeitnehmerrechte zu verstärken | 291 | ||
I. Eigenständigkeit der Arbeitsrechtsprechung | 291 | ||
II. Eigener Erklärungsansatz | 296 | ||
1. Tätigkeit des Richters und die auf ihn einwirkenden drifts | 296 | ||
2. Analyse der einzelnen drifts | 308 | ||
a) Proceeding drift | 309 | ||
aa) Auftreten | 309 | ||
bb) Wirkungen | 309 | ||
cc) Beispiele | 310 | ||
b) Social drift | 313 | ||
aa) Auftreten | 313 | ||
bb) Wirkungen | 314 | ||
cc) Beispiele | 314 | ||
c) Constitutional drift | 316 | ||
aa) Auftreten | 317 | ||
bb) Wirkungen | 318 | ||
cc) Beispiele | 319 | ||
3. Gesamtwirkung der drifts | 321 | ||
C. Möglichkeiten zur Verbesserung der Rechtsprechungsergebnisse | 324 | ||
I. Beseitigung/Ausgleich der Irrationalitäten bei der Regelsetzung | 325 | ||
1. Notwendigkeit des Ausgleichs | 326 | ||
2. Mittel zum Ausgleich | 326 | ||
3. Schlussfolgerungen | 330 | ||
II. Beseitigung/Ausgleich der richterlichen Tendenzen | 331 | ||
1. Notwendigkeit des Ausgleichs | 331 | ||
2. Mittel zum Ausgleich | 332 | ||
a) Appelle | 333 | ||
b) Einzelgesetzgebung | 334 | ||
c) Veränderungen der Regelerstellungsordnung | 335 | ||
3. Konkrete Ansätze zum Ausgleich der einzelnen drifts | 337 | ||
a) Ausgleich der proceeding drift | 337 | ||
b) Ausgleich der social drift | 338 | ||
c) Ausgleich der constitutional drift | 340 | ||
Zusammenfassung und Schlussbemerkungen | 345 | ||
Literaturverzeichnis | 351 | ||
Sachverzeichnis | 369 |