Haftungsbeschränkungen bei Personenschäden nach dem Unfallversicherungsrecht
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Haftungsbeschränkungen bei Personenschäden nach dem Unfallversicherungsrecht
Eine kritische Analyse der Neuregelung in §§ 104 ff. SGB VII
Schriften zum Sozial- und Arbeitsrecht, Vol. 228
(2004)
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Abstract
Ziel der Untersuchung ist es, die mit dem Inkrafttreten des SGB VII verbundenen Neuerungen im Bereich der unfallversicherungsrechtlichen Haftungsbeschränkungen einer kritischen Analyse zu unterziehen.Die Verfasserin behandelt die praxisrelevanten Probleme der Auslegung der neuen Vorschriften. Dabei finden nicht nur die Auslegungsprobleme des Haftungsausschlusses bei Tätigkeiten mehrerer Unternehmen auf einer gemeinsamen Betriebsstätte (§ 106 Abs. 3 Alt. 3 SGB VII) eingehende Berücksichtigung. Untersucht werden - neben zahlreichen Detailfragen etwa im Bereich der Schulunfälle - beispielsweise auch die Unstimmigkeiten, die sich durch die Neuregelung des Ausnahmetatbestandes bei Wegeunfällen ergeben. Meike Lepa macht zudem auf die bislang nahezu unbemerkt gebliebenen Auswirkungen der neuen Konkurrenzregelung in § 135 SGB VII für den Haftungsausschluß aufmerksam, die zum Fortfall des Problemkreises des "doppelten Versicherungsschutzes" führt. Die Untersuchung erstreckt sich auch auf die Frage der inneren Rechtfertigung der Neuregelung.Es zeigt sich, daß die Ausweitung der Haftungsbeschränkungen im SGB VII beträchtliche Legitimationsprobleme aufwirft und einen Wandel im gesetzgeberischen Konzept erkennen läßt. Die bisherigen Gründe der Haftungsprivilegierung müssen um den neuen Rechtfertigungsgrund des besonderen Schutzbedürfnisses des Arbeitsnehmers als Schädiger ergänzt werden. Eine verfassungsrechtliche Überprüfung führt zu dem Ergebnis, daß einzelne Neuregelungen durchgreifenden verfassungsrechtlichen Bedenken unterliegen.
Table of Contents
Section Title | Page | Action | Price |
---|---|---|---|
Vorwort | 7 | ||
Inhaltsverzeichnis | 9 | ||
Abkürzungen | 15 | ||
A. Einführung | 17 | ||
B. Die historische Entwicklung der Haftungsersetzung bis zum SGB VII | 19 | ||
I. Die Ausgangssituation im 19. Jahrhundert | 19 | ||
II. Das Reichshaftpflichtgesetz vom 7.6.1871 | 20 | ||
III. Von § 95 UVG zu §§ 898, 899 RVO | 23 | ||
IV. Das ErwZulG vom 7.12.1943 | 26 | ||
V. Die Entwicklung bis zum UVNG vom 30.4.1963 | 29 | ||
1. Die Haftungsfreistellung wegen „gefahrgeneigter Arbeit“ | 29 | ||
2. Konflikt der Grundsätze zur gefahrgeneigten Arbeit mit der Regelung zur Haftungsersetzung nach der RVO | 30 | ||
3. Das UVNG vom 30.4.1963 | 32 | ||
VI. Die Diskussion um die Verfassungsgemäßheit der Haftungsprivilegierung im UVNG | 34 | ||
VII. Die Ausweitung der §§ 636, 637 RVO in Bereichen der sog. unechten Unfallversicherung | 38 | ||
VIII. Die Weiterentwicklung der Haftungsbefreiung durch §§ 104 ff. SGB VII | 39 | ||
1. Die Haftungsfreistellung des Unternehmers gemäß § 104 SGB VII | 39 | ||
a) Fortentwicklung des Grundtatbestandes | 39 | ||
b) Neue Ausnahmeregelung | 40 | ||
2. Die Haftungsfreistellung anderer im Betrieb tätiger Personen gemäß § 105 SGB VII | 40 | ||
a) Die von der Haftung freigestellten Schädiger | 40 | ||
b) Die von der Haftungsfreistellung betroffenen Geschädigten | 40 | ||
3. Die Haftungsfreistellung anderer Personen gemäß § 106 SGB VII | 41 | ||
a) Haftungsfreistellungen im Bereich der sog. unechten Unfallversicherung | 41 | ||
b) Die Haftungsfreistellung bei Tätigkeiten mehrerer Unternehmen auf einer gemeinsamen Betriebsstätte | 42 | ||
C. Die einzelnen Problemfelder der Neuregelung in §§ 104 ff. SGB VII | 43 | ||
I. Die Erweiterung des Kreises der nach § 105 Abs. 1 S. 1 SGB VII von der Haftung freigestellten Schädiger | 43 | ||
1. Die Rechtfertigungsgründe für die Haftungsfreistellung | 43 | ||
a) Die bisherigen Rechtfertigungsgründe | 43 | ||
b) Die Rechtfertigungsgründe für die Erweiterung des Schädigerkreises | 44 | ||
aa) Betriebsfrieden | 44 | ||
bb) Absicherung des Unternehmerprivilegs | 45 | ||
cc) Liquiditätsargument | 47 | ||
dd) Betriebs- und Gefahrengemeinschaft | 48 | ||
ee) Besonderes Schutzbedürfnis des Schädigers vor Haftungsrisiken | 49 | ||
2. Die Systemgerechtigkeit der Erweiterung des Schädigerkreises in § 105 Abs. 1 S. 1 SGB VII | 52 | ||
a) Diskussionsstand zu § 637 RVO | 52 | ||
b) Divergenzen von betrieblicher und versicherter Tätigkeit und deren rechtliche Relevanz | 54 | ||
aa) Harmonisierung der Normanwendungsvoraussetzungen im Bereich der „Wie“-Beschäftigung | 55 | ||
bb) Verbleibende Divergenzen ohne rechtliche Relevanz | 56 | ||
c) Neue Interpretationsprobleme | 57 | ||
3. Die Auswirkungen der neuen Konzeption der Haftungsfreistellung auf die Bestimmung der Grenzen der betrieblichen Tätigkeit | 59 | ||
a) Betriebliche Gemeinschaftsveranstaltungen und Betriebssport | 59 | ||
b) Beschaffung von Erfrischungen | 61 | ||
c) Trunkenheit | 61 | ||
4. Unabhängigkeit des § 105 Abs. 1 S. 1 SGB VII von den Grundsätzen der Haftungsbeschränkung im Arbeitsverhältnis | 62 | ||
II. Die von §§ 104, 105 Abs. 1 S. 1 SGB VII betroffenen Geschädigten | 63 | ||
1. Die Rechtsstellung der nach § 2 Abs. 2 S. 1 SGB VII versicherten „Wie“-Beschäftigten | 64 | ||
a) Der Haftungsausschluß zu Lasten kurzfristig Hilfeleistender nach §§ 636, 637 RVO durch „doppelten Versicherungsschutz“ | 65 | ||
b) Behandlung der Fälle des „doppelten Versicherungsschutzes“ nach §§ 104, 105 SGB VII | 67 | ||
aa) Regelung des § 135 Abs. 1 Nr. 7 SGB VII | 69 | ||
bb) Auswirkungen des § 135 Abs. 1 Nr. 7 SGB VII auf den Haftungsausschluß in den Fällen des „doppelten Versicherungsschutzes“ | 70 | ||
(1) Geltung des § 135 Abs. 1 Nr. 7 SGB VII im Bereich der §§ 104, 105 SGB VII | 71 | ||
(2) Konsequenzen des Wegfalls „doppelten Versicherungsschutzes“ | 73 | ||
2. Versicherte, die „zu ihren Unternehmen in einer sonstigen die Versicherung begründenden Beziehung stehen“ (§ 104 Abs. 1 S. 1 Alt. 2 SGB VII) | 74 | ||
III. Der Betriebsbegriff im Sinne von § 105 Abs. 1 S. 1 SGB VII | 78 | ||
1. Meinungsstand | 79 | ||
2. Eigener Standpunkt | 80 | ||
IV. Unfälle unter Beteiligung von Beamten | 83 | ||
1. Das Ziel des § 105 Abs. 1 S. 2 SGB VII | 83 | ||
2. Der Regreß des Dienstherrn in analoger Anwendung des § 110 SGB VII | 85 | ||
3. Die Anwendung des Ausnahmetatbestandes bei Wegeunfällen | 86 | ||
4. Der Normenkonflikt zwischen § 105 Abs. 1 S. 2 SGB VII und § 46 Abs. 2 BeamtVG | 87 | ||
a) Arbeitnehmer verletzt Beamten | 87 | ||
b) Beamter verletzt Beamten | 91 | ||
V. Der Haftungsausschluß zu Lasten des Unternehmers | 92 | ||
1. Probleme der Einbeziehung des geschädigten Unternehmers in die Haftungsfreistellung | 92 | ||
a) Kreis der von der Erstreckung der Haftungsfreistellung betroffenen Unternehmer | 92 | ||
b) Innere Rechtfertigung der Haftungsfreistellung zu Lasten des Unternehmers | 95 | ||
2. Die Ausgestaltung der Rechtsposition des von der Haftungsfreistellung betroffenen Unternehmers | 97 | ||
a) Die Leistungsansprüche des nicht versicherten Unternehmers | 97 | ||
aa) Berücksichtigung der Grundsätze der beschränkten Arbeitnehmerhaftung | 99 | ||
bb) Berücksichtigung des Mitverschuldens des Geschädigten | 103 | ||
b) Probleme der Verfassungsmäßigkeit der in § 105 Abs. 2 S. 2 bis 4 SGB VII getroffenen Regelung | 103 | ||
aa) Prüfung am Maßstab des Art. 3 Abs. 1 GG | 104 | ||
bb) Prüfung am Maßstab des Art. 14 Abs. 1 GG | 108 | ||
cc) Prüfung am Maßstab des Art. 2 Abs. 2 S. 1 GG | 110 | ||
3. Analoge Anwendung der Vorschrift auf andere Unversicherte? | 111 | ||
VI. Der Haftungsausschluß nach § 106 Abs. 1 SGB VII – insbesondere: der Haftungsausschluß für Schulunfälle | 112 | ||
1. Die Reichweite des Haftungsausschlusses gemäß § 106 Abs. 1 Nr. 1 SGB VII | 112 | ||
a) Meinungsstand | 112 | ||
b) Eigene Ansicht | 113 | ||
2. Der Begriff „desselben Unternehmens“ im Sinne von § 106 Abs. 1 Nr. 2 und 3 SGB VII | 116 | ||
3. Die Systemgerechtigkeit der Anknüpfung an die Betriebsangehörigkeit auf der Verletztenseite in § 106 Abs. 1 Nr. 2 SGB VII | 118 | ||
VII. Der Haftungsausschluß zu Lasten Pflegebedürftiger gemäß § 106 Abs. 2 Nr. 2 SGB VII | 119 | ||
1. Verfassungsrechtliche Überprüfung der Vorschrift | 120 | ||
2. Verfassungskonforme Auslegung | 122 | ||
VIII. Die Tatbestände des § 106 Abs. 3 SGB VII | 122 | ||
1. Das Haftungsprivileg bei Unfällen auf einer gemeinsamen Betriebsstätte | 122 | ||
a) Der Begriff der gemeinsamen Betriebsstätte im Sinne von § 106 Abs. 3 Alt. 3 SGB VII | 123 | ||
aa) Meinungsstand zum Begriff der gemeinsamen Betriebsstätte vor der Entscheidung des BGH | 124 | ||
bb) Auslegung des Begriffs durch den BGH | 127 | ||
cc) Eigener Standpunkt | 129 | ||
dd) Die noch offenen Fragen zum Begriff der gemeinsamen Betriebsstätte | 132 | ||
(1) Verknüpfung durch räumliche Enge und das Erfordernis gegenseitiger Rücksichtnahme | 132 | ||
(2) Rechtliche Relevanz von Absprachen | 133 | ||
(3) Länger andauernde Zusammenarbeit zweier Unternehmen | 134 | ||
(4) Zeitlich aufeinanderfolgendes Handeln zweier Unternehmen | 135 | ||
(5) Gemeinsame Betriebsstätte im Straßenverkehr | 137 | ||
b) Einbeziehung des Unternehmers als Schädiger in den Schutzbereich des § 106 Abs. 3 Alt. 3 SGB VII | 138 | ||
aa) Meinungsstand | 138 | ||
bb) Eigene Ansicht | 141 | ||
(1) Erfordernis der Tätigkeit vor Ort | 141 | ||
(2) Erfordernis der Versicherteneigenschaft | 142 | ||
(3) Systemkonformität des Auslegungsergebnisses | 143 | ||
(4) Keine Korrekturbedürftigkeit der Norm | 143 | ||
cc) Komplikationen im Fall des gestörten Gesamtschuldverhältnisses und praktische Konsequenzen für die Haftung | 144 | ||
(1) Grundlagen zum gestörten Gesamtschuldnerausgleich | 144 | ||
(2) Wirkung des § 106 Abs. 3 Alt. 3 SGB VII im Rahmen der gestörten Gesamtschuld | 146 | ||
c) Kreis der einbezogenen Geschädigten | 151 | ||
d) Auffangfunktion des § 106 Abs. 3 Alt. 3 SGB VII | 153 | ||
aa) Haftungsbefreiung bei Leiharbeitsverhältnissen | 154 | ||
bb) Haftungsbefreiung in der ARGE | 157 | ||
2. Der Haftungsausschluß bei Rettungs- und Zivilschutzunternehmen | 159 | ||
IX. Der Haftungsausschluß Betriebsangehöriger gegenüber Unternehmensbesuchern gemäß § 106 Abs. 4 SGB VII | 160 | ||
X. Der Wegfall der Haftungsfreistellung | 161 | ||
1. Der Wegfall der Haftungsfreistellung bei vorsätzlicher Herbeiführung des Versicherungsfalls | 161 | ||
2. Der Wegfall der Haftungsfreistellung bei Wegeunfällen | 165 | ||
a) Der frühere Ausnahmetatbestand der „Teilnahme am allgemeinen Verkehr“ – Befund der Rechtslage vor dem Inkrafttreten des SGB VII | 166 | ||
b) Der Zusammenhang von § 8 Abs. 1 SGB VII und § 8 Abs. 2 SGB VII nach bisherigem Verständnis | 170 | ||
c) Der jetzige Ausnahmetatbestand des § 8 Abs. 2 Nr. 1 bis 4 SGB VII | 172 | ||
aa) Der betrieblich organisierte Weg zur Arbeit und zurück (insbes. Werkverkehr) | 172 | ||
(1) Auslegung des § 8 Abs. 2 Nr. 1 bis 4 SGB VII im Lichte des alten Rechts | 172 | ||
(2) Unfallversicherungsrechtliche Betrachtungsweise | 173 | ||
(3) Kritik an der Gesetzesfassung | 174 | ||
(4) Versuch einer Lösung de lege lata | 176 | ||
bb) Aufhebung des relativen Verständnisses des Ausnahmetatbestandes | 180 | ||
cc) Fortbestand der beamtenrechtlichen Sonderregelung | 182 | ||
dd) Wegeunfälle im Schulbereich | 182 | ||
ee) Einschränkende Interpretation des Begriffs des Unternehmers in § 104 SGB VII | 184 | ||
ff) Erweiterung der Haftungsbefreiung für Betriebswege | 186 | ||
D. Zusammenfassung der wesentlichen Ergebnisse | 188 | ||
Literaturverzeichnis | 193 | ||
Sachverzeichnis | 210 |