Kriterien für ein gutes Urteil
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Kriterien für ein gutes Urteil
Schriften zur Rechtstheorie, Vol. 219
(2004)
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Abstract
Der Positivismus ist tot - dem würde heutzutage niemand widersprechen, soweit es um einen Gesetzespositivismus geht, der meint, das konkrete Urteil aus den allgemeinen Gesetzen deduzieren zu können. Allerdings ist die Bindung des Richters an das Gesetz weiterhin in Art. 20 III GG festgeschrieben. Die Meinung, Urteile nur durch ihre Rückbindung an vom demokratisch gewählten Gesetzgeber erlassene Normen legitimieren zu können, ist in der Rechtstheorie weit verbreitet. Sie mag Grund dafür sein, dass dezisionistische Elemente in der richterlichen Entscheidung als notwendiges Übel angesehen werden, welches so gering wie möglich gehalten werden muss. Die meisten Ansätze in der Rechtstheorie sind deshalb darum bemüht, dezisionistische Elemente zu beseitigen.Anusheh Rafi stellt in seiner Promotionsarbeit mit dem "gebundenen Dezisionismus" einen neuen Ansatz für die Rechtstheorie dar. Nachdem aufgezeigt wird, dass dezisionistische Elemente nicht zu vermeiden sind (1. Kapitel), werden dem Richter Kriterien an die Hand gegeben, mit denen er seine Dezisionsmacht verantwortungsbewusst ausüben kann. Anhand des Zweckes, den der Richter mit der Entscheidung zu verfolgen hat, wenn er ein gutes - d. h. zweckgerichtetes - Urteil fällen möchte (2. Kapitel), werden neun Kriterien aufgestellt, die er bei seiner Entscheidung zu beachten hat (3. Kapitel). Diese Kriterien stellen Topoi der juristischen Argumentation dar, die gegeneinander so abzuwägen sind, dass sie dem Rechtsfrieden - dem Zweck des Urteils - am wahrscheinlichsten dienen.
Table of Contents
Section Title | Page | Action | Price |
---|---|---|---|
Danksagung | 5 | ||
Inhaltsverzeichnis | 7 | ||
Einleitung | 11 | ||
1. Kapitel: Die Ausgangslage | 15 | ||
1. Problemdarstellung | 15 | ||
a) Beginn des Methodenproblems als Legitimationsproblem | 15 | ||
b) Ausweitung des Methodenproblems | 17 | ||
2. Bisherige Lösungsansätze | 19 | ||
a) Hierarchiebildung unter den Auslegungskanones | 19 | ||
b) Materiale Wertethik | 24 | ||
c) Aus dem Recht gewonnene Werte | 25 | ||
d) Eine aus Prinzipien gewonnene Wertehierarchie | 26 | ||
e) Konsens | 29 | ||
aa) Wann besteht Konsens? | 30 | ||
bb) Zwischen wem muss der Konsens bestehen? | 32 | ||
cc) Wie wird der Konsens ermittelt? | 33 | ||
dd) Kommt immer ein Konsens zustande? | 34 | ||
ee) Worüber muss Konsens bestehen? | 35 | ||
f) Ökonomische Theorie des Rechts (ÖTR) | 36 | ||
3. Gebundener Dezisionismus | 41 | ||
2. Kapitel: Das Ziel des Urteils | 43 | ||
1. Das Urteil als Rechtsentscheidung | 43 | ||
2. Wann ist ein Urteil gut? | 44 | ||
3. Ziel des Urteils | 48 | ||
a) Gerechtigkeit als Ziel des Urteils | 49 | ||
b) Wahrheit als Ziel des Urteils | 53 | ||
c) Rechtssicherheit als Ziel des Urteils | 55 | ||
aa) Vorhersehbarkeit des Rechts | 56 | ||
bb) Beständigkeit des Rechts | 57 | ||
d) Schutz subjektiver Rechte/Bewährung objektiven Rechts/Rechtsfortbildung als Ziel des Urteils | 58 | ||
e) Effizienz als Ziel des Urteils | 59 | ||
f) Rechtsfrieden als Ziel des Urteils | 62 | ||
aa) Kritik am Rechtsfrieden als Ziel des Urteils | 62 | ||
α) Rechtsfrieden ist als Urteilsfunktion anachronistisch | 62 | ||
β) Rechtsfrieden erklärt nur den Ausnahmefall | 67 | ||
γ) Rechtsfrieden ist kein isolierbarer Zweck | 67 | ||
δ) Rechtsfrieden kann die Möglichkeit der Selbsthilfe nicht erklären | 68 | ||
bb) Argumente für den Rechtsfrieden als Ziel des Urteils | 69 | ||
α) Rechtskraft | 69 | ||
β) Durchbrechung der Rechtskraft | 70 | ||
γ) Einlassungszwang | 71 | ||
δ) Vorprozessuales Recht | 72 | ||
ε) Soziologisches Argument | 73 | ||
ζ) Historisches Argument | 76 | ||
4. Zusammenfassung | 78 | ||
3. Kapitel: Die Kriterien | 79 | ||
1. Bindung an den Wortlaut | 79 | ||
a) Was ist der Wortlaut? | 79 | ||
b) Inwieweit ist der Richter an den Wortlaut gebunden? | 82 | ||
c) Warum ist der Richter nicht nur an den Gesetzeswortlaut gebunden? | 85 | ||
aa) Die Wahl zwischen konkurrierenden Gesetzesinterpretationen | 85 | ||
bb) Warum andere Topoi zu berücksichtigen sind | 86 | ||
α) Fachsprache und Umgangssprache | 87 | ||
β) Generalklauseln | 89 | ||
2. Bindung an Folgeerwägungen | 91 | ||
a) Transitivität | 95 | ||
b) Sure-thing principle | 96 | ||
c) Newcombs Paradoxie | 97 | ||
3. Bindung an Dogmatik | 99 | ||
a) Die „herrschende Meinung“ | 103 | ||
b) Präjudizien | 105 | ||
4. Bindung an die gesellschaftlichen Moralvorstellungen | 107 | ||
a) Warum „Moral“ und nicht „Gerechtigkeit“? | 109 | ||
b) Warum „gesellschaftliche Moralvorstellungen“ und nicht „Moral“? | 109 | ||
c) Warum muss das Urteil den gesellschaftlichen Moralvorstellungen nicht entsprechen? | 111 | ||
d) 1. Problem: Minderheitenschutz | 112 | ||
e) 2. Problem: Messbarkeit der Moral | 115 | ||
5. Bindung an Zeit | 117 | ||
6. Bindung an die Erzählung der Parteien | 118 | ||
a) Bindung an den Sachverhalt? | 119 | ||
aa) Sachverhaltskonstruktion hinsichtlich der Normen | 119 | ||
bb) Sachverhaltskonstruktion hinsichtlich des gewünschten Ergebnisses | 119 | ||
b) Bindung an die Erzählungen der Parteien | 120 | ||
7. Bindung an die gesellschaftliche Praxis | 125 | ||
a) Die Einbeziehung der gesellschaftlichen Praxis | 126 | ||
aa) Gesetzespositivismus | 126 | ||
bb) Systemtheorie | 128 | ||
b) Die langjährige Tradition der Einbeziehung von gesellschaftlichen Praktiken | 129 | ||
aa) Wertneutralität der gesellschaftlichen Praxis | 129 | ||
bb) Offenheit des Rechtsbegriffs | 131 | ||
8. Bindung an Logik | 132 | ||
9. Bindung an Verständlichkeit | 135 | ||
a) Verständlichkeit des Gesetzestextes | 136 | ||
b) Verständlichkeit der gerichtlichen Kommunikation | 136 | ||
c) Verständlichkeit des Urteils | 137 | ||
d) Das Problem | 140 | ||
e) Verringerung des Problems | 141 | ||
aa) Stilistische Möglichkeiten | 141 | ||
bb) Gesellschaftliche Möglichkeiten | 142 | ||
10. Bindung an die Verfassung? | 143 | ||
a) Die Verfassung als Gesetz | 143 | ||
b) Die Verfassung als besonderes „Gesetz“ | 144 | ||
aa) Verfassungsinterpretation | 145 | ||
bb) Verfassung als Werteordnung | 146 | ||
c) Verfassung als Zustand | 147 | ||
Schlussbetrachtungen | 149 | ||
Literaturverzeichnis | 152 | ||
Anhang | 169 | ||
Sachwortverzeichnis | 170 |