»Richtiges Recht« zwischen Entwicklungs- und Kulturgedanken
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»Richtiges Recht« zwischen Entwicklungs- und Kulturgedanken
Prinzipien der Rechtsgestaltung in der Rechtstheorie um 1900
Schriften zur Rechtstheorie, Vol. 227
(2006)
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Abstract
Das von Rudolf Stammler formulierte "richtige Recht" war der Versuch, die nach Hegels Tod unter dem Druck des naturwissenschaftlichen Paradigmas in Mißkredit geratene Rechtsphilosophie neu zu konstruieren, ohne sich dem Vorwurf der metaphysischen Spekulation auszusetzen. Die Kontroverse um Stammlers erkenntniskritische Auflösung der Richtigkeitsfrage führte zu materialen Ansätzen, mit denen gegenüber Stammlers formaler Rechtsidee bedingte und inhaltsvolle Maßstäbe als richtiges Recht formuliert wurden.Aus dem Spektrum der um 1900 vorliegenden Konzepte werden jene untersucht, die auf den Entwicklungsgedanken und den Kulturbegriff rekurrieren. Neben naturwissenschaftlich geprägten Ansätzen Merkels und Liszts findet insbesondere das idealistisch-neuhegelianische Denken Kohlers und Berolzheimers Berücksichtigung. Die Orientierung am entwicklungsgeschichtlichen und kulturellen Kontext führt zu einer Öffnung des Rechts gegenüber vermeintlich voraussetzungslos der Wirklichkeit entnehmbaren Strukturen und Inhalten, ohne daß die Gefahr einer ideologischen Vereinnahmung reflektiert wird.
Table of Contents
Section Title | Page | Action | Price |
---|---|---|---|
Vorwort | 5 | ||
Inhaltsverzeichnis | 7 | ||
Einleitung | 11 | ||
Kapitel I: Recht, Wirtschaft und Rechtsidee – Das „richtige Recht“ bei Stammler | 19 | ||
I. Die zunehmende Bedeutung der Wirtschaft und das Problem der sozialen Frage | 19 | ||
II. Rechts- und Wirtschaftsphilosophie – Die Bedeutung von Sozialethik und Humanitätsidee (Berolzheimer) | 23 | ||
1. Sozialer Wandel und politische Ordnung – Die Forderung nach einem „neuständischen Klassenstaat“ | 23 | ||
2. Wechselwirkungsverhältnis zwischen Wirtschaft und Recht – Die juristisch-ökonomische Methode | 27 | ||
3. Gerechtigkeit und wirtschaftlicher Wandel | 28 | ||
III. Der Einfluß der wirtschaftlichen Veränderungen auf die juristische Methode und das Selbstverständnis der Rechtswissenschaften (Exkurs) | 30 | ||
IV. Die logische Priorität des Rechts – Das Verhältnis von Recht und Wirtschaft als Form und Materie (Stammler) | 37 | ||
1. Eine „allgemeine Gesetzmäßigkeit des sozialen Lebens“ im Gegensatz zur Gesetzmäßigkeit der Natur | 37 | ||
2. Der einheitliche Gegenstand des sozialen Lebens und die Unterscheidung von Form und Materie | 40 | ||
3. Die zentrale Position der Rechtswissenschaft | 42 | ||
4. Rezeption und Kritik | 44 | ||
a) Form und Materie als sinnbildliche Umschreibung – Recht und Wirtschaft als Wechselwirkungsverhältnis (Berolzheimer) | 44 | ||
b) Das Recht als Rahmen (Diehl und die „sozialrechtliche Richtung“) | 46 | ||
c) Das Recht als Bedingung rationalen Wirtschaftens (Max Weber) | 47 | ||
V. Der „Kreislauf des sozialen Lebens“ – Stammlers Modell gesellschaftlicher Entwicklung | 50 | ||
VI. Die Idee des Rechts – Erkenntniskritischer Ansatz vs. Entwicklungsdenken | 53 | ||
1. Die Möglichkeit einer „Politik als Wissenschaft“ | 53 | ||
2. Die teleologische Betrachtungsweise und der Gedanke der Wahl | 54 | ||
3. Das „soziale Ideal“ als regulative Idee | 57 | ||
4. „Richtiges Recht“ | 60 | ||
Kapitel II: Der Entwicklungsgedanke | 63 | ||
I. Der Stellenwert der Rechtsvergleichung, Universalrechtsgeschichte und ethnologischen Jurisprudenz | 63 | ||
1. Vergleichende ethnologische Jurisprudenz | 64 | ||
2. Vergleichende Rechtsgeschichte der Kulturvölker | 69 | ||
II. Zum Begriff der Entwicklung | 71 | ||
III. Der Entwicklungsbegriff in der Rechtswissenschaft im 19. Jahrhundert | 72 | ||
1. Kontinuität und organisches Wachstum (Historische Schule) | 73 | ||
2. Die Entwicklung als Bewährungsprobe (Jhering) | 74 | ||
3. Der Einfluß der Biologie auf das Entwicklungsdenken – Entwicklung als voraussetzungsloses Veränderungsprinzip | 78 | ||
IV. Der Entwicklungsgedanke in der Rechtsphilosophie und Rechtstheorie um die Jahrhundertwende | 80 | ||
1. Naturalistische Theorien | 80 | ||
a) Die Entwicklungsgesetze des Rechts (Merkel) | 81 | ||
aa) Elemente, Grundmotive und Charakteristika der sozialen Entwicklung | 83 | ||
bb) Der neutrale Maßstab der gesellschaftlichen Entwicklung | 87 | ||
cc) Die Bildung „idealer Formen“ | 90 | ||
b) Der Entwicklungsbegriff als Synthese kausaler und wertender Betrachtung (Liszt) | 94 | ||
2. Idealistische Theorien – Sinndeutung auf empirischer Grundlage | 99 | ||
a) Die „Modernisierung der Hegelschen Philosophie“ | 101 | ||
b) „Realidealismus“ (Berolzheimer) | 106 | ||
aa) Die erkenntniskritische Betrachtung des Rechts | 106 | ||
(1) Das Wesen des Rechts | 108 | ||
(2) Die Idee des Rechts | 109 | ||
bb) Die idealistische Weltanschauung | 110 | ||
cc) Das „Entwicklungsgesetz der Rechtsidee“ – „Relatives Kulturrecht“ anstelle „absoluten Naturrechts“ | 113 | ||
dd) Die Idee der Freiheit als Ergebnis der Kulturentwicklung | 114 | ||
ee) Die Bedeutung der Rechtsidee | 115 | ||
c) Die Entwicklung als das „geschichtlich Übergeschichtliche“ und der „Pantheismus der Geschichte“ (Kohler) | 121 | ||
aa) Die Bedeutung der Kultur für den Weltprozeß | 121 | ||
bb) Entwicklung – „Das Ewige in seiner Bewegung“ | 123 | ||
cc) Das Recht als Instrument der Kulturbeförderung und die Bedeutung von Individualrechten | 126 | ||
V. Zeitgenössische Kritik an der Entwicklungsbetrachtung | 130 | ||
1. Soziale und historische Gesetze entsprechend den Gesetzen der Natur? | 131 | ||
2. Alternative Entwicklungsvorstellungen – Zeitgenössische Kritik an einem tatsächlichen Entwicklungsbegriff aus erkenntnistheoretischer Perspektive | 132 | ||
a) Geschichtswissenschaft: Entwicklung und „teleologisches Prinzip“ (Rickert) | 133 | ||
b) Sozialwissenschaften: Entwicklung als „Wertbegriff“ (Jellinek) | 135 | ||
c) Rechtsphilosophie: Entwicklung als „heuristische Maxime“ (Stammler) | 137 | ||
VI. Entwicklung und richtiges Recht – Zusammenfassung zur Bedeutung des Entwicklungsbegriffs | 139 | ||
1. Entwicklung und Normativität | 139 | ||
2. Die besondere Interpretation der Wirklichkeit | 141 | ||
a) Übertragung naturalistischer Vorstellungen | 141 | ||
b) Idealistischer Bezugsrahmen – Rechtsidee und Zweckursache | 142 | ||
3. Veränderung des Richtigkeitsverständnisses | 143 | ||
Kapitel III: Die Bedeutung des Rechtsbewußtseins und der allgemeinen Kulturanschauungen für das Recht | 146 | ||
I. Der Volksgeist der Historischen Schule und die hervortretende Bedeutung des Rechtsgefühls | 147 | ||
II. Kulturstufe und allgemeines Rechtsbewußtsein (Berolzheimer und Kohler) | 152 | ||
1. „Kulturrecht“ statt Naturrecht | 152 | ||
2. Die Dynamisierung des positiven Rechts im Sinne der herrschenden Kulturanschauung | 158 | ||
a) Kulturanschauung und objektive Auslegungsmethode (Kohler) | 158 | ||
b) Das Rechtsgefühl als „begrenzte Rechtsquelle“ – „Relatives Kulturrecht“ (Berolzheimer) | 160 | ||
3. Kulturanschauung und Bestimmungskompetenz | 161 | ||
III. Die Forderungen der Kultur – M. E. Mayers Kulturnormentheorie | 167 | ||
1. Die Anerkennung von Kulturnormen und ihre Bedeutung für das Recht | 168 | ||
2. Kultur als Wertbegriff | 172 | ||
3. Kulturnorm und richtiges Recht | 174 | ||
IV. Die Bedeutung der allgemeinen Rechts- und Gerechtigkeitsanschauungen für eine soziale Betrachtungsweise (Merkel und Jellinek) | 177 | ||
1. Die moralische Natur des Menschen (Merkel) | 180 | ||
a) Die „herrschenden Vorstellungen des Gerechten“ – Ethische Verbindlichkeit des Rechts durch Anerkennung | 180 | ||
b) Die ethischen Ideale – Individuelles Wertempfinden | 182 | ||
c) Die Annäherung der allgemeinen Grundgedanken des Gerechten | 183 | ||
2. Die „normative Kraft des Faktischen“ und die Vorstellung eines überpositiven richtigen Rechts als Bestandteile der psychischen Ausstattung des Menschen (Jellinek) | 185 | ||
a) Recht als Bewußtseinsphänomen | 185 | ||
b) Die Rechtsüberzeugung – Psychologische Wirksamkeit des Rechts | 188 | ||
c) Psychologische Quellen des Rechts – Die „normative Kraft des Faktischen“ und das menschliche Bedürfnis nach Gerechtigkeit (Naturrecht) | 190 | ||
d) Die Maßgeblichkeit der durchschnittlichen Rechtsüberzeugung | 194 | ||
e) Die Rechtsüberzeugung der Kulturvölker | 195 | ||
V. Allgemeine Kulturanschauungen und die Entwicklung historischer Standards | 197 | ||
Schlußbetrachtung | 199 | ||
Literaturverzeichnis | 203 | ||
Personenverzeichnis | 227 | ||
Sachverzeichnis | 229 |